Hardcore: Unser Bericht zum Action-Streifen

In der Kino-Welt gab es oft eher schlechte Filme, die basierend auf Videospielen produziert wurden. Eher seltener sind da Streifen, die sich anfühlen als wären sie ein Videopsiel aber folgen dabei ihrer ganz eigenen Geschichte. Genau in diese Kategorie fällt auch „Hardcore” des russischen Regisseurs Ilya Naischuller, der fast komplett mit GoPros aus der Sicht des Protagonisten geschossen wurde. Ich wurde eingeladen, mir den Film vorab anzuschauen und möchte euch nun verraten, wieso sich nicht nur als Videospiel-Fan ein Gang in das nächste Lichtspielhaus lohnen könnte.

Auferstanden von den Toten

Die Geschichte beginnt ganz klassisch mit dem Erwachen des Hauptcharakters Henry, der von den Toten durch die Wissenschaftlerin Estelle, die gleichzeitig auch seine Frau ist, als ein kybernetischer Soldat aufersteht. Kurz bevor das Sprach-Modul eingebaut werden kann, wodurch unser Held natürlich dann den gesamten Film über nicht sprechen kann, tritt der Bösewicht Akan auf. Total überspitzt gespielt und auch noch mit telekinetischen Kräften ausgerüstet, versprüht dieser Auftakt sofort den Charme einer Prolog-Szene aus einem Videospiel.

Achtung, Motion Sickness

Schon hier muss man als Zuschauer beweisen, dass man resistent gegen Motion Sickness ist. Denn die Action schüttelt Henry ordentlich durch, was auf der großen Leinwand durch die Perspektive auch schnell auf einen selbst mal übertragen werden kann. Dazu kommen viele kleine Schnitte, die die Action schneller machen sollen,jedoch führt es dazu, dass man sich eher fragt, ob die drei Sekunden Laufweg wirklich einen Schnitt wert waren. Am Ende bin ich eher der Meinung, dass ein paar Jump Cuts weniger der Orientierung gut getan hätten.

Multiple Persönlichkeiten und überdrehte Psychos

Ein Highlight des Films ist die Performance von Sharlto Copley, der durch „District 9” bekannt ist. In der Rolle von Jimmy, einem vermeintlichem Kumpanen mit britischem Akzent, beweist er wie divers er schauspielern kann. Egal ob als verrückter Penner, überdrehter Drogenabhängiger oder auch als rebellierender Punkrocker – Copley kann sich in dieser Rolle total entfalten und schafft es, sowohl in der Action zu überzeugen, aber auch die kurzen Verschnaufspausen nie langweilig zu gestalten.

Auch Akan, der von Danila Kozlovsky sehr überspitzt gespielt wird, kann durch seine Szenen total überzeugen. Man erfährt zwar nie seine Hintergrund-Geschichte – dafür gibt es den Comic „Hardcore Akan” – aber trotzdem hat der Charakter eine gewisse Faszination, die einen an Bösewichte wie Vaas aus „Far Cry 3” erinnert.

Ein großes Pixel-Gewitter

Wichtig bei „Hardcore” ist natürlich auch, wie sehr die Art des gedrehten Materials Einfluss auf das Sehvergnügen nimmt. Zu Beginn sind die ersten Action-Szenen noch sehr, sehr wild aber mit der Zeit kann man sich auch trotz der Schnitte an den Stil gewöhnen, der durch sehr überdrehte Action überzeugt. Durch die Sicht aus der GoPro wird das Geschehen viel näher an den Zuschauer gebracht, als es bei einem normalen Action-Streifen der Fall ist. Jedoch ziehen einen die zu häufig verwendeten Visual Effects aus dem Bann heraus. Während die Stunts größtenteils noch selbst gemacht wurden, sind viele der Blut-Fontänen und Explosionen ein großes Pixel-Gewitter, das den insgesamten Eindruck ein wenig trübt. Ein wenig mehr Mut zur handgemachten Action hätte sicherlich die ein oder andere Szene noch etwas intensiver gemacht.

Treibender Soundtrack

Ein Punkt, den man ganz besonders herausheben muss, ist der geniale Soundtrack. Fast jede der Action-Szenen ist perfekt durch einen sehr treibenden Soundtrack untermalt. Egal ob mal ein neuer Song von Serj Tankian über die Boxen abgespielt wird oder doch Queens Evergreen „Don't Stop Me Now”. Dabei werden wahrscheinlich einige beim ersten Schauen den Soundtrack gar nicht richtig wahrnehmen, sondern einfach im Hintergrund mithören und dann im Abspann darüber staunen, was für Lieder in den letzten 90 Minuten eigentlich gerade zu hören waren.

Etwas für die Zocker?

Natürlich müssen wir auch auf die Analogien zwischen Videospiel und Film eingehen. „Hardcore” kann, wenn man so möchte, in Level unterteilt werden. Jeder der Abschnitte ist immer nach dem gleichen Schema aufgebaut: Erst ein kurzer Einstiegs-Dialog, dann eine Action-Szene, vielleicht noch ein kurzer Stopp, noch einmal Action und am Ende wieder ein Halt, um den nächsten Abschnitt einzuleiten. Hier hören aber die Videospiel-Anleihen auch schon auf, denn Naishuller hat nicht versucht, einen Film zu machen, der mit Videospielen aufgrund von Cameos, Anekdoten oder mehr verbunden wird, sondern einzig und allein durch seine Machart sowie die gebotene Non-Stop-Action. Aber genau an diesem Punkt bin ich mir sicher, dass der Film nicht nur Fans von Videospielen sondern auch normale Kino-Zuschauer überzeugen kann.


Gesamteindruck

„Hardcore” ist eine wilde Action-Fahrt, die den Zuschauer auf eine Reise durch Moskau nimmt und am Ende des Tages voll gepumpt mit Adrenalin zurücklässt. Auch wenn die Geschichte größtenteils totaler Humbug ist, so sind es die Szenen, die Action und die Machart an sich, die einen über die 90 Minuten hinweg total begeistern und unterhalten. Nicht nur Fans von brachialen Videospielen werden hier ihre Freude haben.

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