Inside Nintendo 120: Inside Nintendo – die Iwata-fragt-Interviews

Als Präsident eines Weltkonzerns war Satoru Iwata schon häufig interviewt worden, doch 2006 drehte der Nintendo-Boss den Spieß um und führte Interviews mit seinen Angestellten, die auf der Nintendo-Homepage veröffentlicht wurden. Bis zu seinem Tod 2015 hat der ehemalige Spieleentwickler etwa 120 dieser nach ihm benannten Gespräche geführt. Dadurch hat Iwata uns Nintendo-Fans unzählige wertvolle Informationen aus dem ansonsten so verschlossenen Konzern beschafft, an die wir ansonsten wohl nie gelangt wären. Interessante und lustige Anekdoten aus der Spieleentwicklung sowie ein lebendiger Blick in Nintendos Arbeitskultur – nicht von ungefähr sind die „Iwata fragt“-Interviews wichtige Quellen für zahlreiche Veröffentlichungen über die Interna von Nintendo, einschließlich unserer „Inside Nintendo“-Berichte! Dank der lockeren Atmosphäre und der häufigen „(lacht)“-Einlagen sind Iwatas Interviews für jeden Nintendo-Fan die Lektüre wert – nicht umsonst bezeichnete die TIME sie als „wahrgewordenen Traum eines Nintendophilen“.

In der 120. Ausgabe unserer Reportagereihe nehmen wir die Entstehung, die Geschichte und die Bedeutung von „Iwata fragt“ unter die Lupe, blicken aber auch kritisch auf ihre marketingtechnische Relevanz.

Die Anfänge

„Guten Tag, meine Damen und Herren. Ich bin Satoru Iwata von Nintendo.“ Mit diesen Worten eröffnete der Nintendo-Präsident im September 2006 sein erstes Entwickler-Interview. „Ich möchte Ihnen ab heute in einer außergewöhnlichen Serie von Beiträgen Stück für Stück Einblick in die Entstehungsgeschichte der Wii-Konsole geben […]. Dass ich selbst Mitarbeiter meiner Firma befrage, ist vielleicht etwas ungewöhnlich, aber es ist mir ein persönliches Anliegen, den Hintergrund und die Geschichte der Entwicklung der Wii-Konsole anhand der Antworten der Mitglieder des Entwicklungsteams nachzuvollziehen und für die Zukunft festzuhalten. Ich denke, dass es einige Fragen gibt, die nur diejenigen beantworten können, die direkt an der Entwicklung beteiligt waren. Ich hoffe daher, dass Ihnen die Serie gefallen wird.“

Iwata sprach mit einigen ausgewählten Teammitgliedern ausführlich über die Entstehung von Wii-Konsole, Wii-Fernbedienung und Launchspielen wie „Wii Sports“ und „Twilight Princess“ und mehr. Nintendo-Mastermind und Interview-Dauergast Shigeru Miyamoto war dabei nur in einem einzigen Teil des Interviews zu Gast, denn überwiegend sprach Iwata mit weitaus weniger bekannten Entwicklern. Dadurch wollte er die größtenteils unbekannten Köpfe hinter den vielen Nintendo-Produkten der Öffentlichkeit näher bringen.

Iwatas Interviews werden zur Institution

Was zunächst noch den Titel „The President Asks“ trug und entsprechend in den ersten Übersetzungen „Präsident Iwata fragt nach“ hieß, war wohl ursprünglich bloß als einmalige Aktion anlässlich der Veröffentlichung der Wii geplant. Denn erst ein Jahr später, Ende 2007, folgte ein weiteres Interview; diesmal ging es um „Super Mario Galaxy“. Von da an schien festzustehen, dass aus „Iwata fragt“ eine umfangreiche Reihe werden sollte, denn in den folgenden Wochen erschienen auch zu „Wii Fit“, „Super Smash Bros. Brawl“, „Metroid Prime 3: Corruption“ und „Mario Kart Wii“ eigene Interviews. Jede große Spieleneuheit aus dem Hause Nintendo wurde nun von einem neuen „Iwata fragt“-Teil begleitet, sodass die Reihe alle paar Wochen Zuwachs erhielt. Bereits 2008 gab es 27 Interviews, bei denen insgesamt über 120 Nintendo-Entwickler zu Gast waren (Inoue, Nintendo Magic, 2010, 85).

Das allererste Foto zu „Iwata fragt“ – größer sind die damals veröffentlichten Bilder nicht!

Iwata: (lacht) – alle: (lachen)

In lockeren Gesprächsrunden plauderte der Präsident mit seinen Entwicklern, und dabei kam es oft zu Lachern – die überaus häufigen „(lacht)“-Bemerkungen in den Interviewtexten dürften der bekannteste Aspekt von „Iwata fragt“ sein. Da nur wenige Chefs großer Videospielhersteller ihre Wurzeln so tief in der Spieleentwicklung haben wie Satoru Iwata – mehr über seine Karriere in „Inside Nintendo 71“ –, war er der ideale Gesprächsführer für aufschlussreiche Interviews mit seinen Angestellten, denn er konnte sich wegen seiner Vergangenheit gut in deren Situationen hineinversetzen.

Schon in seiner Zeit als Präsident des „Kirby“-Studios HAL hatte Iwata gerne mit seinen Mitarbeitern Interviews geführt (Inoue, Nintendo Magic, 2010, 84), nur waren diese eben nicht für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen. Er suchte den direkten Draht zu seinen Angestellten und schien fürs Interviewen ein gewisses Faible zu haben. So zeigte er in „Iwata fragt“ abgesehen von einer umfangreichen Expertise auch wahre Menschenkenntnis auf und stellte bei den Vorstellungsrunden zu Interviewbeginn häufig sein umfangreiches Wissen über seine Mitarbeiter unter Beweis.

Ein Fest für Nintendo-Nerds

Bei alledem gelangten überaus interessante Inside-Informationen über die Entstehung der jeweiligen Videospiele ans Tageslicht. Außerdem erhält der Leser einen sehr lebendigen Blick hinter die Kulissen von Nintendo. Besonders faszinierend wurde es dann, wenn Iwata mit weniger bekannten oder älteren Nintendo-Entwicklern plauderte, die für die unabhängige Presse ansonsten so gut wie unzugänglich sind. So kamen in Gesprächen mit den Entwicklern von Game & Watch und NES völlig unbekannte Informationen zur Entstehung dieser Produkte aus erster Hand an die Öffentlichkeit. Auch davon abgesehen wissen wir zahllose Fakten über die Prozesse innerhalb Nintendos nur dank „Iwata fragt“, und auch Bildmaterial von Prototypen zu Spielen und Konsolen, mit dem sich Nintendo sonst extrem verdeckt hält, wäre uns ansonsten vorenthalten geblieben.

Ideen für seine Interviews sammelte der Konzernchef gerne bei den traditionellen gemeinsamen Montags-Mittagessen von Shigeru Miyamoto, Takashi Tezuka und Toshihiko Nakago, die er in einem Interview einmal als das „Goldene Dreieck“ bezeichnet hat. An Montagen kehrten die Entwickler nämlich meist mit den frischesten Ideen aus ihren Wochenenden zum Arbeitsplatz zurück und hatten entsprechend viel Inspirierendes auszutauschen.

Der Herr ganz rechts ist der Spielejournalist Yasuhiro Nagata, der wenigstens die allerersten „Iwata fragt“-Interviews bearbeitet hat. Das Foto zeigt ihn 2013 im Gespräch mit Satoru Iwata und Shigesato Itoi, mit denen er schon seit langer Zeit befreundet war.

Iwatas Ghostwriter

Doch wie hat Iwata bei seinem Job als Präsident eines riesigen Weltkonzerns noch die Zeit für regelmäßige Interviewsitzungen finden können? Das Geheimnis liegt darin, dass er natürlich nicht die ganze Arbeit allein geleistet hat. Auch wenn er seine Reden üblicherweise selbst verfasste – die Transkription, Zusammenstellung und Bearbeitung der von ihm geführten Interviews konnte er nicht auch noch übernehmen. „Bei dieser Interviewreihe jedoch hatte ich absolut keine Zeit, die Texte selbst zu bearbeiten“, schilderte Iwata 2006. „Außerdem fehlt mir und den anderen Interviewteilnehmern die Fähigkeit, uns immer klar und einfach auszudrücken. Deshalb reifte in mir der Entschluss, mir professionelle Hilfe für diese Interviews zu holen.“

Diese professionelle Hilfe war für die ersten „Iwata fragt“-Ausgaben von 2006 der ehemalige Famitsu-Redakteur Yasuhiro Nagata. Iwata und Nagata kannten einander schon seit langem und blieben über ihren gemeinsamen Freund, den „EarthBound“-Entwickler Shigesato Itoi, in Kontakt. In ein paar Sonderausgaben wurde der Spieß umgedreht und Iwata selbst musste als Gesprächspartner herhalten und wurde dann von Nagata interviewt. Ein weiterer Helfer war der ehemalige Nintendo-Dream-Chefredakteur Akinori Sao, den Iwata zu Beginn des „Iwata fragt“-Teil zu „Super Mario Galaxy“ als Unterstützung vorstellte.

Doch über die weiteren Mitwirkenden an den „Iwata fragt“-Interviews lässt sich nur wenig ausfindig machen, sie arbeiteten schließlich im Hintergrund. Festzuhalten ist auf jeden Fall, dass die Interviews mit Blick auf die Zielgruppe bearbeitet worden sind. Das wiederum bedeutet, dass die veröffentlichten Texte nicht immer exakt den tatsächlich geführten Gesprächen entsprechen müssen. Doch dass offenbar nicht etwa die PR-Abteilung für diese Bearbeitungen verantwortlich zeichnete, sondern ehemalige Spieleredakteure zu Rate gezogen wurden, ist unerwartet.

Iwata fragt weltweit

Die japanischen Interviews übersetzte Nintendo of America ins Englische, und ausgehend von diesen englischen Fassungen hat dann Nintendo of Europe Übersetzungen in die verschiedenen Sprachen des europäischen Raums angefertigt. Was die Qualität der deutschen Übersetzungen betrifft, so schwankt diese sehr stark. Manche Interviews weisen in der deutschen Übersetzung sogar sprachliche und inhaltliche Mängel auf! Mitunter ist es daher besser, auf die englische Fassung oder – bei entsprechenden Kenntnissen – auf den japanischen Originaltext zurückzugreifen.

Bei Abweichungen zwischen dem japanischen und westlichen Veröffentlichungstermin eines Spiel ließ natürlich auch die entsprechende Interviewübersetzung auf sich warten. „Iwata fragt“-Interviews zu Japan-exklusiven Spielen sind hingegen niemals offiziell übersetzt worden. Diese Aufgabe haben glücklicherweise engagierte Fans übernommen. Sie haben auch das Entwicklergespräch zu „Metroid Prime 3: Corruption“ übersetzt, dessen sich Nintendo aus unerfindlichen Gründen nicht angenommen hatte. Auch warum das „Iwata fragt“ zu „Majora's Mask 3D“ auf Englisch, aber nicht auf Deutsch verfügbar ist, wissen wir nicht.

In diesem Videointerview spricht Iwata mit seinem langjährigen Freund und Kollegen Masahiro Sakurai.

Third-Partys, Videointerviews und Reggie fragt

Nach diesen zugegebenermaßen eher trockenen Hintergrundinformationen aber wieder zurück zur Geschichte von „Iwata fragt“. Nachdem sich die Gespräche in den ersten anderthalb Jahren stets nur um Wii-Spiele gedreht hatten, folgten 2008 auch Interviews rund um den DSi und dazugehörige Spiele. Bald hatte Iwata auch Third-Party-Entwickler zu Gast, etwa die Macher von „Monster Hunter Tri“. Zur Präsentation des Nintendo 3DS auf der E3 2010 publizierte Nintendo erstmals Videointerviews zu „Iwata fragt“. In den folgenden Jahren gab es zu besonderen Anlässen immer mal wieder Videointerviews von und mit Iwata, die jedoch im Vergleich zu den transkribierten Gesprächen immer etwas steril daherkamen und auf die fast zum Markenzeichen avancierten Lacher verzichteten.

Als der 3DS im März 2011 auf den Markt kam, führte Iwata eine ganze Reihe an Gesprächen mit Drittherstellern sowie ein sehr umfangreiches Interview mit den internen Entwicklern. Ende des Jahres folgte mit dem achtteiligen Gespräch zu „Zelda: Skyward Sword“ das umfangreichste „Iwata fragt“-Interview, bei dem es nur um ein einziges Spiel ging. Ende 2011 rief Iwata außerdem die „Nintendo Direct“-Webpräsentationen ins Leben, als deren Moderator er sich direkt an die Spielerschaft wandte. Doch das ist erst einmal eine andere Geschichte.

Im Laufe der Jahre entstanden auch ein paar Sonderausgaben von „Iwata fragt“, bei denen nicht direkt ein Spiel oder eine Konsole im Mittelpunkt stand. So führte der Nintendo-Präsident anlässlich des 25. Jubiläums von „Super Mario Bros.“ ein umfangreiches Interview mit den Entwicklern der alten Jump'n'Run-Spiele, das unzählige bis dahin unbekannte Informationen parat hielt. Anfang 2011 unterhielt sich Iwata mit den bekannten Rollenspielentwicklern Hironobu Sakaguchi und Tetsuya Takahashi, und mit PlatinumGames und Nintendo European Research & Development waren sogar auch zwei Mal ganze Entwicklerstudios das Thema bei „Iwata fragt“. Ende 2012 erschien zum hierzulande nie an den Start gegangenen Nintendo TVii für die Wii U ein „Reggie fragt“, bei dem NoA-Präsident Reginald Fils-Aime das Gespräch führte. Dieses Experiment scheint aber nicht ganz gelungen zu sein, denn das bekannte amerikanische Firmengesicht hat keine weiteren Interviews mehr geführt.

Iwata fragt ein Jahr auf Eis gelegt

Die Beliebtheit von „Iwata fragt“ nahm immer weiter zu und erreichte 2013 mit über 23 neuen Ausgaben innerhalb eines Jahres ihren Höhepunkt. Danach brach die Reihe jedoch abrupt ab, denn das ganze Jahr 2014 über warteten Nintendo-Fans vergebens auf ein neues Interview. Wichtige Titel wie „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“, „Mario Kart 8“ und „Super Smash Bros. for Nintendo 3DS and Wii U“ erhielten so nie ein von Iwata geführtes Entwicklerinterview.

Die lange Pause von „Iwata fragt“ hatte – auch – gesundheitliche Gründe. Dem beliebten Nintendo-Präsidenten war nämlich in jenem Jahr ein Tumor im Gallengang diagnostiziert worden, dessentwegen er sich operieren ließ und beruflich etwas kürzer treten musste. Später erklärte er, dass seine Krankheit nicht der einzige Grund für die lange und plötzliche Pause gewesen sei. Demnach hatte er schon vor seiner Erkrankung darüber nachgedacht, die Reihe vorübergehend zu pausieren. Ähnliches hatte auch Miyamoto Mitte 2014 auf einer Investorenkonferenz geäußert.

Ende 2014 schließlich hatte Iwata wieder genügend Kräfte gesammelt und meldete sich wenige Wochen später zur Veröffentlichung von „Majora's Mask 3D“ mit einem neuen Interview zurück. Die Pause war überwunden, die Reihe sollte wieder regelmäßig weitergeführt werden. Und tatsächlich folgten 2015 noch Interviews zu „Xenoblade Chronicles 3D“, „Xenoblade X“, „Splatoon“ und „Fire Emblem Fates“.

Ein letztes Foto von Iwata am Ende des letzten Interviews

Der Interviewer verstummt

Satoru Iwatas plötzlicher Tod am 11. Juli 2015 setzte auch seiner Interviewreihe ein jähes Ende. Das letzte Gespräch, jenes zu „Fire Emblem Fates“, hatte er nur wenige Wochen vorher geführt. Nach etwa 120 Ausgaben ist „Iwata fragt“ also am durch die unausweichlichen Grenzen des Lebens verursachten Ende angelangt. Dem im Alter von 55 Jahren verstorbenen Konzernchef zu Ehren versah Nintendo die englische „Iwata fragt“-Website mit einem Banner: „These installments of Iwata Asks remind us of our dear colleague, friend and mentor, Mr. Satoru Iwata, upon his passing.“

Nintendo-Interviews nach Iwata fragt

Auf dem 76. jährlichen Treffen der Nintendo-Investoren Ende Juni 2016 sprach ein Aktionär das aus, was auch manch Leser der „Iwata fragt“-Reihe im Stillen gedacht haben mag: Iwatas Interviews seien „eine sehr gute Gelegenheit gewesen, etwas über die Schwierigkeiten zu erfahren, die jene in der Spieleentwicklung erleben“. Der Investor bat den Konzern darum, „diese Sektion wiederzubeleben“. Darauf gab Tatsumi Kimishima, Iwatas Nachfolger als Nintendo-Präsident, zur Antwort, dass er selber wegen seiner fehlenden Erfahrung in der Spieleentwicklung keine interessanten Fragen würde stellen können. Man werde aber „Möglichkeiten schaffen, Informationen über den Hintergrund unserer Spieleentwicklung und interessante Aspekte daran in einem angemessenen Format bereitzustellen.“

So war bereits im Mai 2016 ein dreiteiliges Interview zu „Star Fox Zero“ herausgekommen. Geführt hatte es Akinori Sao, der wie erwähnt bei einigen der „Iwata fragt“-Interviews hinter den Kulissen mitgewirkt hatte. Er war außerdem Ende desselben Jahres anlässlich der Veröffentlichung des begehrten Nintendo Classic Mini: NES federführend bei fünf Interviews mit den Entwicklern berühmter NES-Klassiker wie „Donkey Kong“ oder „Metroid“. Zur Markteinführung von „Zelda: Breath of the Wild“ im März 2017 publizierte der Konzern schließlich sogar eine dreiteilige Videodokumentation zur Entstehung des Spiels.

All diese sporadischen und vom Konzept her unterschiedlichen Blicke hinter die Kulissen sind zwar ganz anders als „Iwata fragt“. Wir sind dennoch gespannt, über welche Spiele wir als nächstes aus erster Hand etwas erfahren dürfen!

Akinori Sao 2016 im Interview mit Shigeru Miyamoto und Yugo Hayashi. Sao hatte die „Iwata fragt“-Interviews redigiert.

Die Kehrseite der Medaille

Bevor wir „Iwata fragt“ jetzt allzu sehr glorifizieren, müssen wir auch auf die kritische Seite blicken. Denn man darf nicht vergessen, dass Iwatas Interviews nicht bloß Eigenzweck waren, denn sie dienten dem Konzern natürlich auch als gute PR. Glückliche Angestellte, die in fröhlicher Atmosphäre ihre aktuellen Spiele präsentieren; ein aufgeschlossener und sympathischer Konzernchef, der seine menschliche Seite zur Schau stellen kann; interessante und lustige Anekdoten, die einem die vorgestellten Produkte schmackhaft machen – das ist ausgezeichnetes Marketing für den Konzern.

Es handelte sich schließlich nicht um unabhängige Interviews von kritischen Journalisten. Das eröffnete einerseits Chancen – Iwata kannte seine Leute und seinen Konzern eben so wie seine eigene Westentasche –, birgt aber auch Risiken, wenn man die Texte allzu unkritisch liest. Mit der Schärfe eines kritischen Journalisten hat Iwata nämlich natürlich nicht gefragt. Außerdem sind die Interviews, wie wir festgestellt hatten, ja nicht unverändert transkribiert, sondern auch bearbeitet worden. Womöglich folgten die Gespräche auch geplanten Abläufen, groben Drehbüchern gewissermaßen, doch ist dies natürlich bloß eine Vermutung unsererseits. Der Beginn von „Iwata fragt – Die Geschichte der ‚Zelda‘-Spiele für die Handheld-Konsole“, bei dem sich Iwata verspätet und die Teilnehmer das Gespräch schon einmal allein beginnen, wirkt jedenfalls etwas künstlich, nur um ein deutliches Beispiel zu nennen.

Viel Spaß beim Lesen!

Dies ändert natürlich erst einmal kaum etwas am Wert jener Informationen, die in „Iwata fragt“ ans Tageslicht kamen. Es ändert aber den Umgang mit diesen Informationen. Darum sollte man sich, wenn man diese Interviews liest – und ganz besonders, wenn man ihre Informationen weiterverarbeitet –, ihrer PR-Funktion bewusst sein.

Bevor wir jetzt aber allzu negativ unsere heutige Reportage schließen: Wer „Iwata fragt“ bislang noch keines Blickes gewürdigt hat, dem können wir nur ans Herz legen, dies noch bald nachzuholen. Schaut doch einmal nach, ob zu einem eurer Lieblingsspiele aus den letzten Jahren ein Iwata-Interview vorliegt! Es wäre ohnehin an der Zeit, dass Nintendo zu Ehren seines zu früh verstorbenen vierten Präsidenten eine gedruckte Sammlung aller „Iwata fragt“-Interviews veröffentlichte – wir sind davon überzeugt, dass ein solches Buch genügend Käufer finden würde.

Es kommt ja nicht häufig vor, dass ich nur von Frauen umgeben bin“, lachte Iwata, als er für einen Teil des „Iwata fragt“-Interviews zu „Skyward Sword“ fünf weibliche Mitwirkende um sich versammelte.

Eine chronologische Übersicht aller auf Deutsch übersetzten „Iwata fragt“-Interviews findet sich bei Nintendo.de. Die englische Wikipedia bietet weiterführend eine „List of Iwata Asks interviews” mit vielen weiteren nützlichen Informationen zum Einstieg in „Iwata fragt”.

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Bisher gibt es einen Kommentar

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  • Avatar von virus34
    virus34 11.06.2017, 10:41
    Dankeschön für den tollen Bericht.
    Wirklich schade das Iwata verstorben ist. ich meine sicherlich ist es etwas undurchsichtig welche Erfolge wirklich von Ihm waren und was sein Vorgänger noch in die Wege geleitet hatte (siehe Nintendo DS), trotzdem hatte ich als Kunde immer das Gefühl abgeholt und fair behandelt worden zu sein.