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Schock vorm EM-Finale: Bundestrainer Joachim Löw muss um den Einsatz von Kapitän Michael Ballack im Endspiel gegen Spanien bangen. Der 31 Jahre alte Mittelfeldspieler nahm am Samstagabend im Wiener Ernst-Happel-Stadion wegen muskulärer Probleme in der rechten Wade nicht am Abschlusstraining teil und rief mit der alarmierenden Botschaft sofort Erinnerungen an die WM 2006 wach. Damals hatte Ballack beim deutschen Fußball-Sommermärchen ebenfalls wegen einer Wadenblessur das Eröffnungsspiel gegen Costa Rica verpasst, dass auch ohne ihn mit 4:2 gewonnen wurde. Wie schlimm es um den Kapitän steht, der wegen einer Sperre schon das verlorene WM-Finale 2002 gegen Brasilien (0:2) verpasst hat, ließ die sportliche Leitung am Tag vor dem Endspiel nur erahnen, denn schon das Fehlen des Regisseurs am Freitagabend beim Geheimtraining noch in Tenero war der Öffentlichkeit verschwiegen worden.
"Wir geben die Hoffnung nicht auf", berichtete Teammanager Oliver Bierhoff am Samstagabend im ARD-Interview. Ballack werde im Teamhotel "ständig" von der medizinischen Abteilung behandelt. Der laufstärkste deutsche Akteur habe am Freitagvormittag plötzlich "einen Druck in der Wade verspürt", schilderte Bierhoff. Ballack dürfte es am Sonntag (20.45 Uhr/ARD) auf jeden Fall versuchen, wie Bierhoff zwischen den Zeilen erkennen ließ. Denn die Schonung beim letzten Training ist wohl in erster Linie eine Vorsichtsmaßnahme gewesen: "Wir wollten heute nicht das Risiko eingehen." Wie im WM-Eröffnungsspiel vor zwei Jahren stünde Tim Borowski als möglicher Ballack-Vertreter bereit.
Trotz der Zitterpartie um Ballack - Deutschland ist bereit zur größten Titelparty aller Zeiten. Als das Team am Samstag aus der fußballfreien Zone im malerischen Tessin direkt in den Trubel der EM- Metropole Wien eintauchte, war der Endspiel-Schwur längst gemacht. "Jetzt wollen wir auch den letzten Schritt gehen", verkündete "Bergführer" Joachim Löw vor dem sechsten Europameisterschafts-Endspiel einer deutschen Fußball-Nationalmannschaft. In der ARD gab der Chefcoach erneut den Wahrsager: "Wir gewinnen", versprach er.
Löw berichtete, er habe sich nach intensiven Beratungen mit Chefscout Urs Siegenthaler "einige Ideen" einfallen lassen, "damit wir die spanischen Stiere ins Leere laufen lassen". Trotz der Sorgen um seinen Kapitän versprühte der Bundestrainer große Vorfreude auf das bedeutendste Spiel in seiner Trainer-Laufbahn: "Ich freue mich wahnsinnig. Ganz Europa schaut auf dieses Spiel."
Franz Beckenbauer erwartet ein von der Taktik geprägtes Spiel: "Aber es ist ein absoluter Fußball-Klassiker, auf den wir uns sehr freuen können", sagte der ehemalige DFB-Teamchef wenige Stunden vor dem Anpfiff. Nach 42 gemeinsamen Tagen, vielen schweißtreibenden Trainingseinheiten und fünf aufwühlenden Turnier- Spielen kann sich die deutsche Mannschaft im Finale selbst krönen. "Wir wollen am Montag mit dem Pokal nach Berlin fliegen", verkündete Kämpfer Torsten Frings auch im Namen seiner 22 Kollegen.
Der 31 Jahre alte Bremer wird trotz eines Rippenanbruchs wieder von Beginn an spielen, wie Löw bestätigte: "Daraus braucht man kein Geheimnis zu machen." Frings habe die Zweifel, dass ihn die noch nicht ausgeheilte Verletzung zu stark beeinträchtigen könnte, im Training ausräumen können. Für Frings dürfte Simon Rolfes aus der Startelf fallen. Ansonsten schickt Löw wohl die Startelf vom 3:2-Halbfinal-Sieg gegen die Türkei auf den Rasen der Arena im Wiener Prater. "Es wird ein Geduldsspiel werden. Ein frühes Tor würde sehr helfen. Aber sie werden sich gegenseitig belauern und vielleicht auch neutralisieren", sagte Beckenbauer voraus. Löw fordert mehr als nur Kampf von seinen Spielern: "Wir brauchen auch die spielerische Komponente."
Am Samstagmittag hatte die Mannschaft ihr EM-Stammquartier im schweizerischen Ascona geräumt und die Reise in den Endspielort Wien angetreten. Beim herzlichen Abschied aus dem Hotel "Giardino", in dem der rund 60 Personen umfassende DFB-Tross seit dem 3. Juni logiert hatte, standen die Hotelangestellten nochmals mit schwarz-rot-goldenen Fähnchen Spalier. Am Sonntagabend wollen Millionen von deutschen Fans Glücksraketen in den Himmel schicken und einen Tag später auf der Berliner Fanmeile den Europameister 2008 feiern.
Krönung für Löw?
In dem Weltranglisten-Fünften Deutschland und dem -Vierten Spanien treffen vor 51.428 Zuschauern im Happel-Stadion zwei große Fußball- Nationen aufeinander - doch ein so bedeutendes Duell der beiden Mannschaften hat es noch nicht gegeben. Während das DFB-Team in Wien schon den siebten großen Titel gewinnen kann, liegt der bisher einzige Turniersieg der Iberer bei der EM 1964 schon 44 Jahre zurück.
Für Löw soll das 28. Länderspiel als Bundestrainer bereits die erste Krönung werden. Schon jetzt ist der 48-Jährige, der im Stadion auch die moralische Unterstützung seines einstigen Chefs Jürgen Klinsmann bekommt, rein nach Resultaten der beste aller bisherigen zehn DFB-Cheftrainer. "Man muss sehen, wo wir vor vier Jahren hergekommen sind nach einer enttäuschenden EM", erinnerte Bierhoff nochmals an die Vorrunden-Pleite in Portugal. Klinsmann und Löw haben die Nationalspieler wieder zu "Lieblingen der Nation" gemacht - dervierte EM-Titel wäre ein verdienter Lohn dafür.
Ballack blieb am Samstagabend zur Behandlung durch die medizinische Abteilung des DFB im Mannschaftshotel. Ballack verpasste bereits das WM-Finale 2002 wegen einer Gelbsperre. Deutschland verlor damals mit 0:2 gegen Brasilien. Bei der WM 2006 in Deutschland hatte er wegen einer Muskelverhärtung ebenfalls in der rechten Wade die Eröffnungspartie gegen Costa Rica verpasst. Der 31-Jährige hat bislang weder mit der Nationalmannschaft noch mit einem seiner Vereine einen internationalen Titel gewonnen.
Ich hoffe, er wird doch noch spielen können. Denn wenn er richtig loslegt, ist er fast unverzichtbar (wie im Portugalspiel).