Jetzt aber zu einigen inhaltlichen Aspekten. Vorhin hab ich von einigen Charakteren gesprochen, welche sich nicht weiterentwickeln. Das betrifft vor allem Chie, aber auch Yosuke. Vor allem bei letzterem hätte ich mehr erwartet. Seine nicht erwiederte Schwärmerei für Saki Konishi hatte ja durchaus interessanten Charakter, zumal er sich ihrer Schattenseiten durchaus bewusst war. Allgemein halte ich Yosuke für einen interessanten Charakter, da er auf der einen Seite der sympathische, alberne Gaglieferant ist, aber gerade zu Beginn vor allem auch ein Antreiber dafür ist, die Lage zu durchdenken und aus verschiedenen Blickpunkten zu betrachten. Das macht ihn etwas runder. Leider wird ihm dieser Posten nachher vor allem von Naoto geklaut, was ihn deutlich in den Hintegrund treten lässt. Sicherlich ist auch das Social-Link-System nicht ganz ohne Schattenseiten. Denn, während Yukiko in ihren Link-Gesprächen ja eine durchaus interessante Wandlung vollzieht, so bleibt sie in den Gesprächen selbst recht oberflächlich. In den Gesprächen erfährt man, dass sie das Erbe des Amagi-Inn als Belastung empfindet und eigentlich die Stadt verlassen möchte, bis sie schließlich erkennt, dass sie eigentlich nur Angst vor der Verwantwortung hat und ihr eigentlich doch sehr viel an dem Inn und den Mitarbeitern liegt. Vor allem der Aspekt, dass sie glaubte die Sorgen in sich hineinzufressen, aber alle längst davon wussten, fand ich interessant. In den Story-Gesprächen bleibt sie aber - böse formuliert - eine sehr blasse Kicherliese. In meinem Falle war Yukiko am Ende die Freundin des Protagonisten und dies zeigte sich leider NULL in irgendwelchen Gesprächen. Da hätte ich mir irgendwelche Seitenhiebe, Verweise und andere Formulierungen erhofft. Vor allem, weil Rise ja doch sehr offensichtlich flirtet. Aus diesem Aspekt wäre Rise die einzig schlüssige Wahl für den Hauptcharakter. Allein die Tatsache, dass man theoretisch mit allen Mädchen eine Beziehung haben kann und sich dies lediglich auf ein paar, wenige Ereignisse auswirkt, ist doch sehr bezeichnend. Mir ist sehr wohl bewusst, dass das einfach schwer umzusetzen ist, aber so ganz von der Hand zu weisen ist es eben auch nicht.
Aber zu was ganz anderem: Ich habe das True Ending gesehen, in dem man am Ende gegen Izanami kämpft und ich bin immer noch ein wenig unschlüssig, was ich von Adachi als Mörder und Antagonisten halten soll. Eigentlich ist er eine brilliante Wahl, weil man ihn wirklich laaaaaaaaaaaaaaange überhaupt nicht auf dem Schirm hat. Ich wusste ja etwas unglücklicherweise schon vorher, dass er der Täter ist, aber SELBST DANN, macht Adachi so wenig Fehler, dass man fast keine Hinweise findet, die ihn verdächtig werden lassen. Hätte ich nicht gewusst, dass er der Täter ist, dann bin ich mir auch nicht so sicher, ob ich ihn tatsächlich gefunden hätte. Das Spiel macht es einem aber auch sehr leicht, Namatame zu verdächtigen, welchem ich zumindest eine gewisse Teilschuld eingeräumt hätte, auch wenn mir tatsächlich einiges zu verdächtig/widersprüchlich war. Der Moment, in dem ich mich aber entscheiden muss ihn quasi umzubringen oder leben zu lassen war aber hart. Wie gesagt, ich wusste, dass er es nicht ist, aber war er wirklich SO unschuldig, um ihn völlig ungeschoren davonkommen zu lassen? Die Stelle war übel.
Nanakos wundersame Heilung fand ich aber sehr inkonsequent. Zwar wird das im Spiel auch so dargestellt, dass sich das niemand so recht erklären kann, aber so ist das doch auch sehr merkwürdig.