Der Wunsch nach Selbstverwirklichung

[Tiago]

Moin, moin.

Der Titel ist wahrscheinlich etwas hochtrabend. Ich hab mir die Tage aber mal ein paar Gedanken gemacht, da ja mein kleines YouTube-Projekt erstmal auf Eis gelegt ist... was macht ihr so, um euch ein wenig selbst zu verwirklichen? Worin werdet ihr selbst aktiv? Lebt ihr euch in eurem Job aus? Im Hobby? Seid ihr vielleicht kreativ? Was erfüllt euch, in eurem Leben?

Ich denke schon länger immer wieder mal darüber nach, dass ich irgendwie nur noch konsumiere und so gar nicht mehr selbst aktiv werde. Das ist sicherlich meinem relativ engen Korsett im Alltag geschuldet, aber Fernsehen, lesen, Videospiele spielen... dort beschäftige ich mich letztlich immer mit Sachen, die JEMAND ANDERES aktiv gemacht hat. Selbst wenn ich Musik mache, covere ich letztendlich meist eher Musik von anderen, anstatt selbst mal krativ zu werden. Bilder zu malen, zu komponieren oder den Garten zu gestalten. Quasi SICH SELBST zu entfalten, Output zu generieren und zu geben, anstatt immer nur zu nehmen.

Tut mir leid, wenn der Thread vielleicht etwas abstrakt ist, aber vielleicht könnt ihr den Gedankengang ein wenig nachvollziehen. Ist irgendwie nicht ganz leicht, das in Worte zu fassen. Habt ihr euch da auch schon einmal Gedanken darüber gemacht?

[Garo]

Ja, kann verstehen, dass man selbst etwas "Schaffen" möchte.
Aber du bist doch auch Developer. Füllt dich das auf Arbeit nicht genug aus?
Mein Arbeitgeber gibt mir genug Freiheiten, dass ich mich da sehr schön ausleben und wachsen kann.

Ansonsten lebe ich mich hier im Forum ein wenig aus in Form der kleinen laienhaften Kurz-Reviews, die ich nach dem Durchspielen eines jeden Spiels im "Durchgezockt"-Thread schreibe und des metacritic-Orakels, das ich seit Ende vorletzten Jahres betreue. Mehr brauche ich mittlerweile nicht und ich bin froh, andere Verantwortlichkeiten hier abgegeben zu haben.

[Tiago]

Aber du bist doch auch Developer. Füllt dich das auf Arbeit nicht genug aus?

Tatsächlich bin ich Supporter. Wir haben zwar auch einige Gestaltungsmöglichkeiten bei denen wir uns auch ganz bewusst vom Konzern abheben, aber ich würde die Arbeit jetzt nicht als besonders gestalterisch bezeichnen.

[Karltoffel]

Ich finde es interessant, dass du dich hier quasi nur über den Konsum definiert. Dein Lösungsansatz ist dann etwas zu schaffen, das andere konsumieren.

Wieso?

Ich finde, dass es genügend andere Möglichkeiten gibt, sich gesellschaftlich einzubringen. Sei es in einem Verein, in einem Ehrenamt oder indem man für die eigenen Kinder da ist. Oder Menschen in irgendeinem Forum bei IT-Problemrn hilft.

[Tiago]

Sowas sind natürlich absolut valide Sachen. Keine Frage - ein Stück weit nehme ich das auch im Job so mit, wenn denn mal Dankbarkeit geäußert wird. Viele nehmen das leider ein bisschen zu selbstverständlich.

[Shodan]

Ich lese es jetzt auch so, dass du "Selbstverwirklichung" mit kreativem Schöpfertum gleichsetzt - und dabei äußere Maßstäbe anlegst.
Dabei sehe ich den Begriff eher so, dass es darum geht, seinen Talenten und auch Neigungen weitgehend nachzukommen und seinen Wert eben nicht an äußeren Maßstäben festzulegen.
Klar, etwas zu erschaffen ist toll und bringt einen persönlich weiter, aber für mich wäre es dann egal, dass das Lied am Klavier gecovert ist - die meisten können gar kein Klavier spielen. Oder das selbstgebaute Vogelhaus ein fertiger Bausatz war - die meisten bauen gar kein Vogelhaus. Dass du etwas (gerne) tust, ist doch schon genügend Ausdruck von dir selbst und damit beeinflusst du in deiner Vorbildfunktion auch deine Kinder. Außerdem muss man die meisten Dinge schon wirklich gut können, um darin richtig kreativ zu sein und selbst dann ist das kein Selbstläufer. Also: Mach einfach dein Ding, frag dich, worauf du Lust hast und mach das dann! Zeit kommt auch wieder, wenn die Kinder zur Schule gehen und bis dahin kannst du kleinere Projekte verwirklichen.
Ich selbst habe das Glück, dass ich beruflich wirklich kreativ sein kann und das meinen Fähigkeiten und Interessen auch sehr entspricht. Ansonsten sehe ich meine Entfaltung eher in einem individuellen Lebensstil.

[Soren]

Kann das schon gut verstehen, dass man schöpferisch tätig sein will. Ich hab über sowas auch Ewigkeiten nachgedacht, aber weiß nicht, ob ich alles gut in Worte fassen könnte.

Es kommt auch darauf an, wie weit man so ein Hobby treiben möchte, da man ja doch nur begrenzt Zeit hat. Ist man zufrieden, wenn man es nur hin und wieder macht oder soll das was längerfristiges werden, bei dem sich dein Skill nach und nach so weit verbessert, dass du es vielleicht sogar für deinen Lebensunterhalt hernehmen kannst. Bei zweiteren ist schnell die Zeit ein Problem und man muss sich fragen, was man bereit ist zu opfern und ob es das wert ist. Will man seine 1-2h Freizeit am Ende des Tages wirklich in den neuen Skill investieren oder doch lieber im Bett liegen und noch ein wenig auf der Switch spielen, bevor man einschläft. Ersteres klingt natürlich erst mal cooler, wenn man es sich im Kopf vorstellt, aber in der Praxis ist man dann doch eher von der Arbeit und seinen Pflichten erledigt genug, um jetzt noch etwas großes anzugehen.

Natürlich kann man sagen, dass man es eben einfach durchziehen muss und von nichts auch nichts kommt oder was es alles für Sprüche gibt. Was auch stimmt, aber will man es am Ende wirklich so sehr, dass man sich zusätzliche Arbeit zu kosten der Freizeit aufbürdet? Klingt negativ, aber vllt. ist die Antwort "Ja", weil diese Arbeit irgendwann auch in Freizeit umschlagen kann, wenn man es gut genug kann und Spaß hat. Heutzutage macht mir programmieren auch mehr Spaß, aber vor gefühlt 2 Ewigkeiten, als ich es mir selber beibringen wollte, war es jetzt nicht gerade das, womit ich meine Freizeit auf lange Sicht verbringen mochte. Allerdings reicht mir programmieren auch auf der Arbeit und es landet eher wenig in meiner Freizeit.

Wenn man dann doch mal Zeit hat und mehrere Stunden ein Spiel spielt, kommen einen vllt. schon Gedanken, ob man nicht mehr aus seinem Leben machen möchte. Ich kann mir auch vorstellen, dass diese Gedanken bei manchen Menschen nie wirklich verschwinden und man einen Kompromiss suchen will. Wenn du wirklich den Drang hast, etwas erschaffen zu wollen, werden Kommentare wie "Versuch der Gesellschaft anders zu helfen" oder "Nimm deinen Job zur Selbstverwirklichung her" eher unbefriedigend sein.

[Heavydog]

Vielleicht noch ein anderer Blickwinkel:
Selbstverwirklichung steht ganz oben, an der Spitze der Bedürfnispyramide. Wenn du dich stärker damit beschäftigst, scheint es dir auf den anderen Ebenen darunter gut zu gehen - ein Luxus, den sehr viele Menschen auf dieser Welt nicht haben.

Von daher nicht zu verbissen an die Sache rangehen. Mach die Dinge, die dir Spaß machen. Und wenn du sie nicht zu Ende bringst, weil es doch zu viel Arbeit wird, dann ist das kein Weltuntergang. Schließlich hattest du bis zu einem bestimmten Zeitpunkt Spaß damit.

[matzesu]

Ich hatte schon eine Menge Pläne, Französisch lernen (wäre wichtig), Mundharmonika, Gitarre, und sogar schon mal Akustik Bass in Eigenregie lernen, ich wollte sogar vor ein paar Monaten ein Landwirtschaftsimulator Lets Play (nur mit Mercedes Fahrzeugen) starten, hat aber alles irgendwie daran gehangen das mir die Spontanität und das Communikative fehlt, ein Lets Play von mir wäre warscheinlich ziemlich langweilig geworden..

Statt Selbstverwirklichung vorranzutreiben bin ich eher froh wenn ich meine langzeit Projekte ohne Zwischenfälle beenden kann,

Selbst mein Youtube Kanal ist weniger daraus entstanden das ich gerne gestalterisch unterwegs bin sondern weil ich einer der ersten mit einem gewissen Handheld war und bis heute keiner sonnst.. Videos machen möchte

[Arcade]

Also da klingt im Startpost schon eine gewisse Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben durch, ob objektiv berechtigt oder nicht. Gerade im Internet trifft du sowieso meist nur auf Negativität, wie du z.B. heute morgen wieder auf NO nachlesen konntest.
Es erscheint allerdings so, also ob du selber das Problem bist und du vor allem die selben Pfade weiterläufst, obwohl du es besser wissen müsstest. Huh? Mal ein Beispiel:
Du solltest dich ernsthaft fragen, ob du in deiner Freizeit nicht wirklich lieber andere Sachen machen könntest, also z.B. hier auf NO nochmal(!) den Moderator zu geben, was nur eine Variante von Support ist. Es ist ja nicht so, als ob es irgendjemanden im RL interessieren würde, ob du Forummoderator bist oder nicht. Gelinde gesagt habe ich den Eindruck, dass du dir selber diese bequemen Rollen, wie Moderator auf NO für sonstwen zu spielen, suchst, die vollkommen unkreativ sind und unterm Strich nichts bringen, weder dir persönlich noch der Menschheit. Mehr also dämliche Posts von Leuten zu lesen, die hier ständig das Team beleidigen und/oder andere User stalken, wirst du dabei nicht erleben. Eine neue Erfahrung ist es auch nicht, weil du hier schon Mod warst.

Das sieht doch sehr danach aus, als ob du generell gerne auf den bekannten Trampelpfaden bleibst. Das ist nicht unbedingt schlecht, aber das scheint dich ja nicht glücklich zu machen. Ich kann daher schon irgendwo mit dir mitfühlen, aber du hast dich selber erst vor Wochen aktiv entschieden deine Freizeit in diesen Moderationsposten hier zu inverstieren, anstatt dich irgendwo zu kreativ zu engagieren. Denke mal darüber nach!
Von daher - mein Rat - würde ich an deiner Stelle erst einmal alles an ausgetrampelten Pfaden abschütteln, was nicht elementar ist. Wenn du eine Serie/Spiel nur ganz nett findest, aber nicht so 100% toll, dann konsumiere das nicht. Unnötige Tätigkeiten wie NO-Moderator am besten auch sein lassen. Mit der gewonnenen Freizeit suchst du dir dann etwas komplett Neues. Sobald du das hast und die Zeit dafür planen kannst, spricht ja nix dagegen parallel nochmal ein paar Trampelpfade wieder aufzunehmen.