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[Ralf]

Birdman

Mich wundert es, dass durch den Oscar-Hype noch fast keiner hier was dazu geschrieben hat.
Ich hatte den Film schon seit ein paar Wochen auf meinem Zettel und wurde nicht enttäuscht (auch unabhängig vom Oscar gehype - Der Film war mal wirklich wieder das Geld wert!).

Faszinierende Dialoge, eine schöne Kulisse, fließende Kameraübergänge und herausragende schauspielerische Leistungen (ich mag Edward Norton ja sowieso) machen den Film für mich jetzt schon zu einem der Filme des Jahres.
Es wird viel Interpretationsspielraum gelassen und man muss sich sehr konzentrieren, was gewiss nicht schlimm ist - eher im Gegenteil.
Gerade die Tatsache, dass man die Rolle eines abgehalfterten, gefallenen Schauspielers eben genau mit dem abgehalfterten, gefallenen Schauspieler Michael Keaton besetzt, passt wie die Faust aufs Auge. (Batman <-> Birdman)
Zach Galifianakis bringt seinen gewohnten Charme ein - wenn auch nicht so albern wie gewohnt.
Emma Stone als problematische Tochter macht ihre Sache ebenfalls gut.

Von mir eine klare Filmempfehlung, auch wenn er wohl nicht jedermanns Sache ist.
Er unterhält eben nicht einfach plätschernd vor sich hin, sondern fordert den Zuschauer schon etwas mehr.

10/10

Den Spoiler bitte wirklich nur lesen, wenn ihr den Film schon gesehen habt!

Spoiler

Während man anfangs noch davon ausgeht, Riggan Thomson besitze wirklich Superkräfte, wird im Laufe des Filmes immer klarer, dass er sich in Tagträume und haluzinationen flüchtet - gerade als der Taxifahrer nach seinem Flug noch das Geld für die Fahrt verlangt.

Auch am Anfang des Filmes wird im Stück-Dialog davon gesprochen, dass jemand versucht habe, sich mit einem Kopfschuss zu töten, dies aber überlebt habe. Ein sich ideal schließender Kreis, dass dies am Ende der Zeitpunkt ist, der den Film abrundet.
Anschließend entsteht wieder viel Raum zur Interpretation. Ist Birdman wirklich tot und die letzte Szene ist nur Träumerei? Hat er es überlebt? Was sieht die Tochter, als sie ganz am Ende aus dem Fenster blickt?

Metaphorisch "Birdman fliegt wieder" - also alles hat sich zum guten gewendet?

Wie habt ihr das interpretiert?

[Louis CK]

Naja, das könnte daran liegen, dass der bei uns erst seit letzter Woche im Kino läuft.

Der Film gehörte übrigens mit drei Trophäen auch zu den größeren Abräumern bei der Oscar-Verleihung am Sonntag.

Peinlich

Ich dachte wohl irgendwie, dass die Sony Classics direkt als Video on Demand oder eben Blu-ray veröffentlicht werden. Zusammen mit dem Datum (2014) bin ich fest davon ausgegangen, dass der schon überall erhältlich ist.

Habe den bei den Nominierungen gar nicht gesehen. Habe die Oscars aber auch nicht intensiv verfolgt, muss ich sagen.

[BlackMage]

Der ist auch bisher irgendwie ganz seltsam unter dem Radar geblieben. Man liest und hört relativ wenig darüber. Ist auch eigentlich absolut kein typischer Oscar-Kandidat mit seinem "Mini"-Budget und ohne richtige Superstars vor der Kamera. Ich bin auch erst drauf gestoßen, weil diverse Menschen sehr überrascht waren, dass der unter den Nominierten für "Bester Film" ist.

Und dann guckt man in die IMDb und sieht, dass der mal eben auf Platz 38 der besten Filme aller Zeiten eingestiegen ist. Ganz komische Geschichte.

[Louis CK]

Der ist auch bisher irgendwie ganz seltsam unter dem Radar geblieben. Man liest und hört relativ wenig darüber. Ist auch eigentlich absolut kein typischer Oscar-Kandidat mit seinem "Mini"-Budget und ohne richtige Superstars vor der Kamera.

Und dann guckt man in die IMDb und sieht, dass der mal eben auf Platz 38 der besten Filme aller Zeiten eingestiegen ist. Ganz komische Geschichte.

Das dachte ich mir auch, als ich dann mal eben vorbeigeschaut habe. 8.6...Holy Maccaroni! Und das schon von rund 130k Usern. Der Trailer hat mich aber auch schon extrem in seinen Bann gezogen.

Sony Classics verschwinden gerne mal unter dem Radar. War mit Take Shelter genau so!

[Alex]

Whiplash muss ich auch noch unbedingt sehen. Könnte aber schwer werden, da die Kinos lieber bis zu 10 Mal am Tag Shades of Grey zeigen und Whiplash gerade zwei Mal in einer Woche und dann jeweils um 14 Uhr... Aber Hauptsache einen Banner mit "3 Oscars" drüber setzen.

[Louis CK]

@Ralf: Aus Angst, deinen Spoiler zu lesen, wenn ich dich zitiere, wende ich mich mal so an dich.

Ich habe Birdman leider noch nicht gesehen. Kann mir aber vorstellen, dass kaum einer diesen Film auf der Liste hatte. Seit dem ersten Trailer will ich ihn unbedingt gucken, weil ich unter anderem ein Fan von Iñárritu's Babel bin und überdies hinaus auch das Konzept total gelungen fand. Es war total herrlich zu sehen, wie sie diesen Birdman konstruiert haben. Dann noch Michael Keaton...fantastisch.

Buitiful und 21 Gramm habe ich leider nicht gesehen. Das sind ja auch recht bekannte Filme von Iñárritu. Bei Biutiful bin ich mir auch nicht sicher, ob ich den sehen will.

[BlackMage]

Birdman hab ich mittlerweile zweimal im Kino gesehen und ich würde mir auch noch ein drittes oder viertes Mal Tickets dafür kaufen, wenn mich wieder jemand bitten würde mitzugehen.

Großartiger Film, besonders da ich ein großer Fan davon bin, wenn so viel Liebe und Kreativität in den technischen Aspekten eines Films stecken. Lubezki hat schon bei Gravity (und natürlich auch zuvor bereits) gezeigt, dass er seine Kamera beherrscht wie kaum ein zweiter und wurde nun völlig zurecht mit dem zweiten Oscar in Folge belohnt. Und auch sonst ist Birdman einfach ein unterhaltsames Fest voller kreativer Regie-Ideen und toller Performances.
Einzig das Ende bzw. die Tatsache, dass man mehrere Augenblicke verpasst hat, in denen man den Film perfekt hätte beenden können, stört mich ein wenig und verhindert, dass Birdman auf meinem 2014-Treppchen steht.

Für mich hätte immer noch Boyhood den Oscar verdient.

[Herr Riebmann]

Mal so allgemein was mir jedes Jahr etwas bitter aufstößt: Der Großteil der wirklich relevanten Filme bei der Oscarverleihung, die im Endeffekt auch wirklich sehenswert sind, kommen immer erst kurz vor oder kurz nach der Verleihung in die Bundesdeutschen Kinos. Statt eines zeitnahen Erscheinens werden wir hierzulande mit Filmen wie solchen "Skandalfilmchen" wie zB 50 Shades of Grey, Animationsgeschichten die quasi alle gleich sind, Comic-Verfilmungen, weichgespülte Action-Reboots, Schweighöfer/M'baruk/Schweiger-Komödien bombardiert.

Ist das deutsche Publikum zu anspruchslos für Filme wie Dallas Buyers Club, Grand Budapest Hotel oder Monuments Men (gibt noch andere tolle Beispiele aus den letzten Jahren) oder werden die bewusst wegen ihres Oscar-Potentials zurückgehalten um hinterher größere Gewinne einzuspielen (Nominiert für 5 Oscars - u.a. bester Film aber keine einzige erhaltene Auszeichnung. Der Hit aus den USA - The Wolf of Wall Street) ?

Gibt natürlich auch positive Beispiele für die o.a. Genres. Guardians of the Galaxy fand ich erfrischend gut und The Lego Movie war wohl so ziemlich das lustigste was ich im letzten Jahr gesehen habe. Warum war der eigentlich nicht für den Oscar nominiert? Doch wohl nicht etwa wegen dem fünf minütigen Realfilm-Einschub?

@BlackMage
Da stimme ich zu. Allein der zeitliche Aufwand dieses Films und wie er erzählt wird ist mMn absolut Oscarwürdig. Auch wenn ich Birdman besser finde.

[Louis CK]

Mal so allgemein was mir jedes Jahr etwas bitter aufstößt: Der Großteil der wirklich relevanten Filme bei der Oscarverleihung, die im Endeffekt auch wirklich sehenswert sind, kommen immer erst kurz vor oder kurz nach der Verleihung in die Bundesdeutschen Kinos. Statt eines zeitnahen Erscheinens werden wir hierzulande mit Filmen wie solchen "Skandalfilmchen" wie zB 50 Shades of Grey, Animationsgeschichten die quasi alle gleich sind, Comic-Verfilmungen, weichgespülte Action-Reboots, Schweighöfer/M'baruk/Schweiger-Komödien bombardiert.

Ist das deutsche Publikum zu anspruchslos für Filme wie Dallas Buyers Club, Grand Budapest Hotel oder Monuments Men (gibt noch andere tolle Beispiele aus den letzten Jahren) oder werden die bewusst wegen ihres Oscar-Potentials zurückgehalten um hinterher größere Gewinne einzuspielen (Nominiert für 5 Oscars - u.a. bester Film aber keine einzige erhaltene Auszeichnung. Der Hit aus den USA - The Wolf of Wall Street) ?

Gibt natürlich auch positive Beispiele für die o.a. Genres. Guardians of the Galaxy fand ich erfrischend gut und The Lego Movie war wohl so ziemlich das lustigste was ich im letzten Jahr gesehen habe. Warum war der eigentlich nicht für den Oscar nominiert? Doch wohl nicht etwa wegen dem fünf minütigen Realfilm-Einschub?

Stimme dir in absolut allem zu, was du geschrieben hast! Es könnte tatsächlich mit dem Publikum zu tun haben. Wenn ich mich mal ganz weit umsehe, dann merke ich, dass ich aus meinem Bekannten- und Freundeskreis einer der ganz wenigen bin, die sich wirklich für Filme interessieren. Und ich meine damit ja nicht gleich artsy fartsy Müll, sondern eben einfach mal anspruchsvolle Filmkunst, eben Oscar-Würdiges.

[BlackMage]

und The Lego Movie war wohl so ziemlich das lustigste was ich im letzten Jahr gesehen habe. Warum war der eigentlich nicht für den Oscar nominiert? Doch wohl nicht etwa wegen dem fünf minütigen Realfilm-Einschub?

Die Academy besteht zum großen Teil aus alten, relativ konservativen Männern. Was glaubst du, wie viele von denen für Lego Movie stimmen?


Ansonsten: Dass die ganzen Oscar-Bait-Filme ganz bewusst genau dann bei uns veröffentlicht werden, wenn sie im Rahmen der Oscarverleihung ohnehin in den Medien rauf und runter erwähnt werden, ist ja ganz klar. So spart man sich ne Menge Promotion.