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  1. #1
    Avatar von Shiek
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    Eine Gesellschaft von Egoisten

    Wir haben zur Zeit in PB (Politische Bildung) das Thema Gesellschaften. Im Kurs der aktuellen 13 sind wir nur 7 Personen und jeder hat eine Gesellschaft, die er in einem Vortrag vorstellen muss. Und gestern war es besonders interessant und ich dachte, das wäre doch einen Thread wert, da das Thema guten Diskussionstoff bietet.

    Und zwar ging es um die Egoistengesellschaft. Wir leben in einer solchen Form der Gesellschaft. Jeder, und das ist auch beabsichtigt so, ist nur um sein eigens Wohl bedacht. Man muss sich durchboxen, die anderen zur Seite schubsen, wenn man Erfolg haben will. Dies beginnt schon in der Schule, der Ausbildung und wird im Berufsleben fortgesetzt. Wer nett ist, bleibt auf der Strecke. Materielle Werte werden über menschliche Bedürfnisse gestellt und der Einzelne wird zum bezahlbaren Objekt. Soziale Kälte ist die Folge. Es kommt zur Entsolidarisierung, weder der Gemeinsinn noch die Mitmenschlichkeit kommen noch zum Tragen. Weiterhin ist diese Gesellschaft sehr kinderfeindlich. Die Singlehaushalte nehmen immer mehr zu, richtige Familien werden heutzutage nur noch selten gegründet. Wer sich ein bis zwei Kinder anschafft, gehört schon zur Minderheit. Wichtige Werte verfallen, verschwinden beinahe gänzlich. In der DDR war man darauf bedacht, alles für das Gemeinwohl zu tun. Nach der Wende wurde der Trend zur Gegenseite eingeleitet, dessen Folge dieser Gesellschaftstyp ist.

    Das Ganze klingt, finde ich, fast wie ein kleiner Alptraum. Und doch ist es unsere heutige Realtität. Unsere Lehrerin erzählte, dass sie mal eine ihrer Berufsschulklassen gefragt hatte, was denn für sie inmaterielle Werte seien. Die gesamte Klasse wusste nicht, was sie antworten sollte. Dann haben wir auch mal in unseren Köpfen gekramt und es ist doch einiges zusammen gekommen: Freundschaft, Liebe, Vertrauen, Zuverlässigkeit, Respekt, Toleranz, Hilfsbereitschaft...man könnte einiges ergänzen.

    Auch hat sie uns dann alle mal gefragt, ob wir denken, dass wir selbst egoistisch sind. Einige meinten klar, Ja. Ich meinte, dass es selbstverständlich ist, dass ein jeder Mensch irgendwo auf sein Wohl bedacht ist. Aber weiterhin, habe ich ausgeführt, habe ich absolut kein Problem damit, Freunden einen Gefallen zu tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Selbst wenn ich in der Nacht aufstehen müsste oder so. Wenn jemand meine Hilfe braucht und ich das bewerkstelligen kann, mache ich das auch. Das ist für mich vollkommen natürlich. So ist einfach meine Mentalität.

    Wie sieht es bei euch aus. Haltet ihr euch für egoistisch? Ja, nein, inwiefern?

    Auch waren wir uns einig, dass egoistisch ein Mensch wird, der in einem egoistischen Umfeld lebt. Wenn die Eltern einem nicht die richtigen Werte vermitteln, dies möglicherweise sogar selbst nie erlebt haben und es deshalb gar nicht können, wer soll dies dann noch tun? Der Schule ist der Erziehungsauftrag vor einiger Zeit schon entzogen worden, nur der Bildungsauftrag blieb. Obgleich der Trend langsam wieder dorthin geht, dass es eben doch nötig ist, dass diese sich einmischt, da es die Eltern allein oft nicht bringen.
    Abschweifend kamen wir auch auf das Thema mit der Eröffnung des Media Markts in Berlin. Dort wurden ja auch einigem Menschen verletzt, nur weil Hunderte wie bescheuert auf Schnäppchen aus waren. Da fragt man sich doch manchmal, gehts noch? Man stelle sich nur mal vor, was passiert, wenn diese Entwicklung, so wie es im Moment aussieht, sich auf diese Weise fortsetzt. An Unfallopfern wird vorbeigefahren, keine Hilfe gerufen. Ignoranz und Abweisung regieren in den Köpfen. Hauptsache man selbst hat es gut.

    Was haltet ihr von dieser Form des Zusammenlebens, dem aktuellen Trend zum Einzelgänger auf Lebenszeit?

    Ich denke, dass es so auf Dauer nicht gut gehen kann. Man kann nicht nur für das Gemeinwohl da sein, die Bedürfnisse anderer ständig vor die eigene stellen (Beispiel DDR), jedoch ist das genaue Gegenteil, das wir gerade erleben, auch nicht von Vorteil. Man müsste etwas mehr einen Mittelweg einschlagen, für mehr Ausgeglichenheit zwischen Wettbewerb und Sozialgefühl sorgen.

    Oder klingt das wie eine Utopie?

  2. #2
    Avatar von Hakahori
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    Ich denke jeder Mensch ist auf seine Art und Weise egoistisch. Die einen mehr, die anderen weniger. Wenn ich jetzt von mir behaupten würde, nicht egoistisch zu sein, würde ich ganz klar lügen. Das was Du hier ansprichst ist die Ellenbogengesellschaft, wo man nur mit Egoismus „überleben“ kann. Das ist in anderen Ländern, wie beispielsweise Japan, ein größeres Problem als hier in Deutschland. Heutzutage, wo es viele Arbeitslose aber wenige Arbeitsplätze zu vergeben gibt (oder genügend Arbeitsplätze und zu wenig gebildete Azubis) ist ein gewisser Grad an Egoismus eben wichtig, um irgendwie an Geld zu kommen. Das ist aber schon länger der Fall und ich denke, dass sich das mit der wirtschaftlichen Lage auch wieder ändern wird.

    Die immateriellen Werte werden klar durch Familie (also Erziehung) und Umfeld geformt. Das sieht jeder Anders. Ich für meinen Teil muss sagen, dass ich in Sachen Vertrauen, respekt und Toleranz schon öfters enttäuscht wurde. Teilweise heute noch; fast täglich. Deswegen wird es für mich beispielsweise immer schwerer fremden Menschen zu vertrauen. Und da beginnt der Teufelskreis. Wenn man Abstand nimmt, ist es ja praktisch schon eine Art von „Egoismus“. Oder es sieht zumindest von Außen so aus. Und dass man guten Freunden wirklich in jeder Situation (ohne Gegenleistung) hilft, halte ich ebenfalls für selbstverständlich.

    Und der Mangel an Courage in der Gesellschaft ist schon länger ein Problem. Da geht es nicht unbedingt immer um Egoismus. Vielleicht spielt auch der Faktor Angst eine große Rolle. Ich war in so einer Situation zum Glück noch nicht, aber man hört ja öfters in den Nachrichten von solchen Fällen. Wo junge Frauen in einer Einkaufspassage am Tage vergewaltigt werden und niemand hilft. Ich muss aber auch sagen, dass wenn jemand beispielsweise mit einer Pistole bedroht, dass ich mir zwei mal überlege, ob ich da aktive eingreife oder nicht. Die Polizei rufen ist jedenfalls das Mindeste, was man tun sollte. Aber Du hast schon Recht. Die Meisten denken sich wohl: „Ist nicht mein Bier…. Ich habe andere Sorgen…“ Und da fängt das Unheil an.

    Vielleicht ist die ganze Sache auch ein Generationen-Problem. Es fängt mit dem schlechten Arbeitsmarkt an und zieht sich dann weiter durch. Aus einem Schneeball wird eine Lawine.... Eine Kettenreaktion sozusagen.

  3. #3
    Avatar von Shiek
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    Das was Du hier ansprichst ist die Ellenbogengesellschaft, wo man nur mit Egoismus „überleben“ kann.
    Genau das meine ich.

    Wenn sich das tatsächlich mit der Wirtschaftslage verändert, kann man wohl nur hoffen, dass wir unseren Aufschwung weiter beibehalten. Da bin ich mal gespannt. Und schlechte Erfahrungen sind eine Sache. Prinzipielle Ablehnung und Ignoranz wohl die andere. Das Ganze ein Problem unserer Generation? Möglich. Dann wird es bald Zeit für die New Generation, dass der Schnee endlich schmilzt. Die Frage ist nur, wann? Denke zunächst einmal ist ein Umdenken in den Köpfen nötig.

    Wer weiß. Womöglich würde ich mich auch nicht mit jemanden anlegen, der eine Waffe im Anschlag hat. Wer tut das schon. Aber wie du sagst, authorisierte Hilfe holen ist das Mindeste. Und selbst das passiert nicht immer.

    Zum Schluss bleibt noch zu sagen, dass ich die Gesellschaft hier nicht für so diskussionsfaul gehalten hätte Einige Personen zumindest nicht.

  4. #4
    Avatar von dx1
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    Zum Schluss bleibt noch zu sagen, dass ich die Gesellschaft hier nicht für so diskussionsfaul gehalten hätte Einige Personen zumindest nicht.
    Mann, ich hab wenig Zeit. Donnerstag hab ich frei, da schau ich dann mal wieder länger rein.
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  5. #5
    Avatar von Dr. Rued
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    RE: Eine Gesellschaft von Egoisten

    Original von Shiek

    Auch hat sie uns dann alle mal gefragt, ob wir denken, dass wir selbst egoistisch sind. Einige meinten klar, Ja. Ich meinte, dass es selbstverständlich ist, dass ein jeder Mensch irgendwo auf sein Wohl bedacht ist. Aber weiterhin, habe ich ausgeführt, habe ich absolut kein Problem damit, Freunden einen Gefallen zu tun, ohne dafür eine Gegenleistung zu erhalten. Selbst wenn ich in der Nacht aufstehen müsste oder so. Wenn jemand meine Hilfe braucht und ich das bewerkstelligen kann, mache ich das auch. Das ist für mich vollkommen natürlich. So ist einfach meine Mentalität.

    Jaja, wer weiß

    Vielleicht ja auch einfach keinen Bock auf schlechtes Gewissen haben und deshalb helfen...

  6. #6
    Avatar von Shiek
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    Ähm, ja. Du kennst mich.

  7. #7
    Avatar von Hakahori
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    Das könnte natürlich auch ein Beweggrund sein, anderen Leuten zu helfen. Aber ich denke mal, dass das eher seltener der Fall ist. Wenn man schon egoistisch durch die Welt geht, kümmert einen auch nicht das schlechte Gewissen. Nur ist es natürlich sehr schwer zu unterscheiden ob nun jemand wegen dem schlechten Gewissen handelt oder einfach nur aus Überzeugung etc.

    Nehmen wir mal ein harmloses Beispiel: Ich kaufe ein Parkticket und bin gezwungen 3 € für 24 Stunden auszugeben. Letzten Endes bleibe ich nur 7 Stunden. Was mache ich also mit dem Parkticket? In den Müll schmeißen? Es vernichten? Oder gebe ich es jemanden, der gerade auf den Parkplatz fährt und sich ebenfalls ein Ticket ziehen will? Da ich diese Situation fast jede Woche erlebe, bin ich für den letzten Fall Meine Auffassung in dem Bezug ist einfach die, dass ich durch eine „gute Tat“ vielleicht eines Tages etwas „Gutes“ wiederbekomme. Das meine ich nicht im egoistischen Sinne. Nur wäre es doch nett, dass mal jemand auf mich zukommt und mir das Ticket anbietet. Geben und Nehmen eben. Ohne Hintergedanken oder so….

  8. #8
    Avatar von Crack0rn
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    Ich bin nicht ganz sicher, ob Rued das gleiche meint, aber der Gedanke den ich habe ist ähnlich, lediglich, dass es eher um die eigene Belohnung durch ein positives Gefühl geht: Dass man anderen vielleicht nicht deswegen hilft, weil man kein schlechtes Gewissen haben will, sondern, damit man sich selbst besser fühlt; man sagt sich praktisch: "Ich habe etwas gutes getan." und hat deswegen ein gutes Gefühl. Was Altruismus im Grunde auch nur zu einer anderen Form von Egoismus machen würde.
    Ob das jetzt tatsächlich der Fall ist, weiß ich auch nicht. Und wahrscheinlich wird sich der ein oder andere von so etwas sofort distanzieren wollen.

  9. #9
    Avatar von Dr. Rued
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    Original von Shiek
    Ähm, ja. Du kennst mich.
    ja, ausser vielleicht


    aber was hätte das damit zu tun, Diskussionsstarter ? Doch nich so Bock auf diskutieren ?

    @ undertaker ... wo is der unterschied?
    @ crackorn... wo is der unterschied.?



    naja ich hab gesagt was ich dachte, dass dedacht werden können sollte hätte vielleicht...

    den rest überlasse ich euch

  10. #10
    Avatar von Hakahori
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    Der Unterschied bei meinem Fall ist, dass ich kein schlechtes Gewissen habe, wenn ich nicht "helfen" würde. Jetzt im Bezug auf das Beispiel mit dem Parkticket. Ich mache es nicht wegen dem schlechten Gewissen, you know?

    Btw: Bist wohl der Weltmeister in Diskussionen fortführen, glückwunsch^^ Ich brauche immer Stunden, bis ich Deinen ganzen Text erst mal durchgelesen habe O.o

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