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  1. #1

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    Auf die Idee käme niemand...

    Auf die Idee käme niemand...
    (was wir indirekt alles zu uns nehmen.)


    Tierfutter aus Klärschlamm und giftigen Kadavern wird zur Gefahr für
    die menschliche Ernährung. Unter dem Preisdruck auf dem Fleischmarkt
    setzen Landwirte auf Massenhaltung mit Billigstfutter und Antibiotika. Die
    Brüsseler Verbraucherschützer lassen die Geschäftemacher gewähren.

    Im Minutentakt donnern Lastwagen mit Containern durch die malerische Dorfstraße
    im niederbayerischen Plattling. Ihre Fracht kippen sie am Ortsrand in
    Fallschächte, die Schlünde führen ins Innere einer Tierkörperbeseitigungsanlage.
    'Stinkfabrik' nennen die Einheimischen das Unternehmen, das Abfälle aus
    Schlachthöfen, Tierarztpraxen und Tierversuchslabors in Viehfutter verwandelt.
    Neuerdings erst wird der penetrante süßsäuerliche Geruch, der jahrelang über
    dem Ort waberte, durch eine dicke Schicht Heidegras gemildert, das die Abluftkanäle bedeckt.

    Ab und zu verliert ein Lkw unterwegs etwas von seiner Ladung, 'fällt
    schon mal ein Fetzen auf die Straße', wie die Wirtin vom Imbiss nahe der
    Autobahnabfahrt berichtet. Manchem ihrer Kunden 'vergeht da die Lust aufs Schnitzel'.
    Die Menschen in Plattling haben vor Augen und in der Nase, was letzten
    Endes auf deutschen Tellern landet. Dem durchschnittlichen Esser hingegen
    ist es kaum bewusst: Am Anfang der Nahrungskette, die zum Menschen führt, stehen
    Tierkadaver. Schweinen und Hühnern ihre toten Artgenossen in Form von
    Tier- und Blutmehl vorzusetzen - das ist für Landwirte eine bequeme Möglichkeit,
    die Ausgaben für Aufzucht und Mast zu senken. Nur Wiederkäuer dürfen nicht mit Tiermehl gefüttert werden.

    Unter dem Preisdruck, dem die Bauern auf dem Fleischmarkt ausgesetzt
    sind, macht manch ein Landwirt die Sauerei mit: Damit Fleisch und Wurst
    immer billiger angeboten werden können, pferchen Agrarunternehmer immer mehr
    Vieh in immer größere Ställe - da können Tierschützer noch so laut wettern.

    So sind Nahrungsmittel vom Bauernhof immer seltener 'ein schönes Stück
    Natur', wie einst ein Werbespruch verhieß. Seit langem schon greifen Landwirte
    zu Chemikalien und Zusatzstoffen, um ihre Kosten zu drosseln. Weil die
    Massentierhaltung die Ausbreitung von Seuchen begünstigt, werden dem
    Futter vorsorglich Antibiotika beigemengt. Die so genannten Leistungsförderer
    sorgen dafür, dass das Schlachtgewicht schneller erreicht wird.

    Der 'größte Posten in der Kalkulation der Mäster' aber, weiß der
    Lebensmittelchemiker Udo Pollmer, Leiter des Europäischen Instituts
    für Lebensmittel- und Ernährungswissenschaften, ist das Tierfutter.
    Deshalb schlage 'Kreativität bei der Auswahl der Rohstoffe' stark zu Buche.
    Schon die übliche Prozedur, Tiermehl zu produzieren, ist geeignet, den
    Genuss von Steaks und Schinken zu vergällen.

    Es knackt und kracht in der Knochenmühle, wenn ein ausgedienter
    Zuchtstierdurch das Mahlwerk gedreht wird. Mit einem gewaltigen Blubb platzen
    die gegorenen Gedärme einer Kuh. Die aufgedunsenen Leiber von Ziegen und
    Schafen werden in dem Riesentrichter zerschreddert.

    Die 'Karkassen' und die 'Konfiskate', wie Schlachtabfälle im
    Fachjargon heißen, werden bei einem Druck von 3 bar auf 133 Grad erhitzt und mindestens
    20 Minuten lang im Sterilisator verkocht. Anschließend wird der braune Brei in
    einem Vakuumtrockner bei über 100 Grad vier Stunden lang gedörrt, die
    Trockenschmelzmasse schließlich durch eine Schneckenpresse gedreht und zu Futterpellets gepresst.
    was früher der Schinder oder Abdecker war, ist heute der Betreiber
    einer Tierkörperbeseitigungsanstalt, abgekürzt TBA, amtlich ein 'Verarbeitungsbetrieb
    nach Artikel 4 Abs. 1 der Richtlinie 90/667/EWG'. 43 solcher Fabriken,
    die Tierleichen zu Tierfutter recyceln, gibt es in Deutschland. Moderne
    Anlagen wie die vergangenes Jahr eröffnete TBA im mecklenburgischen Malchin sind
    dieAusnahme.

    Ursprünglich waren Abdeckereien 'mal sehr vernünftige Einrichtungen',
    wie der ehemalige 'Herta'-Wurstfabrikant und heutige Biobauer Karl Ludwig
    Schweisfurth urteilt: Es sollte 'eben nichts verkommen'. Ethische und ästhetische
    Bedenken gegen die Wiederverwertung toter Tiere wurden hingenommen: 'Man kann
    das meinetwegen unappetitlich finden', räumt der Plattlinger TBA-Betriebsleiter
    Bernd Schillinger ein.

    Mittlerweile ist das Tiermehl jedoch zum Gesundheitsrisiko für den
    menschlichen Fleischesser geworden. Denn die in den Bottichen verkochten Kadaver
    sind nicht nur reich an nahrhaften Proteinen, sondern auch an Giften: Die
    Laborratten der Pharma-Industrie, denen Krebs erzeugende Chemikalien gespritzt wurden,
    enden ebenso in der Tierkörperverwertung wie überfahrene Hasen und tote Zootiere.

    Bisweilen wird der Brei aus zerschredderten Tierleichen verbotenerweise mit
    Abwässern aus dem Schlachthof oder aus Toiletten gestreckt. Blut,
    Federn, Borsten, Sägespäne, Bodenbakterien, Pilze, Rübenschnitzel, Kartoffelabfälle,
    Kakaoschalen und stinkende Molke dürfen hingegen völlig legal untergerührt
    werden. Zur Deklaration der Inhaltsstoffe ist kein Tiermehlhersteller verpflichtet.

    In die Fleischmühle kommen auch Küken aus dem so genannten Muser: Die Maschine
    dient eigentlich der Obstverarbeitung, wird aber auch zum Zerquetschen
    der frisch geschlüpften männlichen Küken verwendet, die sich naturgemäß
    nicht zum Eierlegen eignen, mithin keinen Gewinn abwerfen.

    Den TBA-Betreibern, weiß die bei Kiel lebende Tierärztin Anita Idel,
    sei'ziemlich egal, was reinkommt'. Entscheidend sei, 'dass nichts
    Infektiöses herauskommt'. Das Tierkörperbeseitigungsgesetz schreibt in dieser
    Hinsicht lediglich vor, dass 'die Gesundheit von Mensch und Tier nicht durch
    Erreger übertragbarer Krankheiten oder toxische Stoffe gefährdet' werden darf.
    Sicher ist das allerdings nicht. Zu Viehfutter verarbeitet werden auch Haustiere,
    die zu Lebzeiten mit Medikamenten gepäppelt worden waren und in deren Leichen die Gifte
    'Eutha 77'und 'T 61' gespeichert sind, mit denen sie eingeschläfert wurden.
    Hersteller Hoechst schließt nicht aus, dass ein Großteil der T-61-Jahresproduktion von
    5000 Litern im Tiermehl landet. Auch an der Schweinepest verendete oder zwecks
    Seuchenprophylaxe getötete Tiere finden via TBA zurück in den Nahrungskreislauf.

    Medikamentenrückstände, behauptet der Futtermittelexperte Uwe Petersen
    vom Bundeslandwirtschaftsministerium, würden 'durch die Hitzebehandlung zerstört
    oder in jedem Falle sehr stark verdünnt'. Was freilich passiert, wenn aus
    Kostengründen die Pampe nicht ausreichend erhitzt wird, zeigte sich in
    Großbritannien an der Ausbreitung von BSE: Die schwammartige Gehirnschädigung
    der Rinder konnte um sich greifen, weil britische Tierfutterhersteller seit
    Anfang der achtziger Jahre bei der Verarbeitung der Kadaver von Scrapie-kranken Schafen die
    Prozesstemperatur auf 80 Grad gesenkt hatten.

    Was dort zunächst profitabler Pfusch war, wurde nun EU-weit legalisiert. Die
    Agrarminister beschlossen vergangenes Jahr, die strengen Vorschriften zu
    lockern: Schlachtabfälle und Tierkadaver müssen nun nur noch auf 80 Grad
    erhitzt werden. Dieses Verfahren hilft der Futtermittelbranche zwar, Energiekosten zu
    sparen.Sie verbessert aber auch die Überlebenschancen von Salmonellen und
    Kolibakterien; selbst den gefährlichen Botulismus- und Tetanustoxinen
    machen erst höhere Temperaturen den Garaus.

    Die neue Vorschrift passt sich geschmeidig der laxen Praxis an. In
    mehreren EU-Mitgliedsstaaten, kritisiert Oskar Riedinger, Lehrbeauftragter für
    Tierkörperverwertung an der Universität Stuttgart- Hohenheim,
    'produzieren immer noch Anlagen, von denen man seit 20 Jahren weiß, dass sie nicht
    ordnungsgemäß sterilisieren können'.

    Zu Tiermehl verkocht werden auch Pottwale, die bisweilen in der Nordsee
    stranden. Die Kadaver der Meeressäuger sind teilweise voller Schadstoffe wie
    DDT, Chlorparaffine und PCB. Sie müssten deshalb als Sondermüll entsorgt
    werden, forderte Greenpeace-Chemieexperte Manfred Krautter: 'Niemand
    käme auf die Idee, hoch belasteten Klärschlamm als Futtermittelrohstoff
    einzusetzen.' Da irrte der Kritiker: Den Einfall hatten windige Unternehmer schon
    lange. Französische Tierfutterhersteller haben, wie im vergangenen Sommer
    bekannt wurde, jahrelang Fleischmehl mit Klärschlamm aus den werkseigenen
    Anlagen vermischt. Durch die Enthüllung im Nachbarland kam auch die
    Plattlinger Stinkfabrik ins Gerede.

    Dort war ebenfalls Klärschlamm in die Abkochmaschinen geleitet worden
    - bakterielle Biomasse', wie der Gewässerschutzbeauftragte des Betriebs
    die Zutat verharmloste. Der Vorfall zeigt, dass sich gleichsam aus Scheiße
    Gold machen lässt: Seit das Werk vor ein paar Jahren privatisiert wurde,
    wirft es Millionengewinne ab.

    Der Schlamm-Mix war jahrelang von der zuständigen Aufsichtsbehörde
    geduldet worden. Die Bezirksregierung in Landshut hatte 1992 die Genehmigung
    erteilt und dabei ein kurz zuvor erlassenes EU-Verbot 'wohl übersehen', so die
    amtliche Erklärung.

    Der Leiter des Instituts für Umweltmedizin an der Universität
    Freiburg,Professor Franz Daschner, warnt vor möglichen Schadstoffbelastungen
    des Fleisches von Tieren, die mit Klärschlamm-Fleischmehl gefüttert
    wurden: Schwermetalle, Bakterien oder Dioxine könnten sich darin befinden.
    'Klärschlamm-Rückstände', so Daschner, 'können praktisch jedes
    organische System vom Gehirn bis zum Herzen, bis zum Muskel, bis zu
    den Nerven schädigen'.

    Schon heute befürchtet jeder zweite Deutsche, dass Fleisch krank
    macht. Besorgt ist auch der Deutsche Bauernverband (DBV) - vor allem ums eigene
    Image: 'DasVertrauen der Verbraucher in die deutsche Landwirtschaft', erklärt das
    DBV-Präsidium, sei durch die Affären um verunreinigtes Futter 'in
    Mitleidenschaft gezogen' worden. Die Hersteller von Tiernahrung müssten ihre 'Kontrollen verstärken'.

    Die Attackierten weisen den Vorwurf zurück und reichen die Schuld
    weiter: 'Die Zulieferer sind unsere Achillesferse', klagt Alexander Döring vom
    EU-Dachverband der Mischfutterindustrie. Als eine Schwachstelle im System haben sich die Fettschmelzer
    erwiesen, die diverse Grundsubstanzen für kalorienreiche Kost liefern, wie sie vor
    allem das Federvieh braucht. 'Im Geflügelfutter steckt besonders viel Fett, weil
    für die schnelle Mast reichlich Energie nötig ist', erläutert Peter Radewahn,
    Geschäftsführer des Bundesverbandes der Mischfutterhersteller.

    Als billige Energiespender bieten sich die Abfälle aus Frittenbuden an. 100 000
    Tonnen Altfette aus deutschen Großküchen und Backstuben fallen jährlich auf
    diese Weise an. Ein Teil wandert nach Holland und Belgien, wo die größten
    europäischen Fettschmelzen stehen. Fett ist Fett, sagt sich manch ein Panscher, und auch Hydraulik-Öl
    sättigt Hühnermägen. Der Fettschmelzer Jean Thill von der belgischen Firma Fogra soll
    seine Fettlieferungen mit Schmiermitteln aus Automotoren gestreckt haben.
    Die Fetthändler haben sich nicht von ungefähr in der Nähe des Hafens vonRotterdam angesiedelt.
    Abfall- und Reinigungsfirmen, die Containerschiffe und Frachter ausfegen, verkaufen das
    ölhaltige Spülwasser an die Fettsammler, die damit ihre ranzige Ware verlängern.
    Der Einfachheit halber verkochen manche Fettschmelzer Plastikbehälter gleich mit.

    Die EU lässt die Futtermittelhersteller weitgehend unbehelligt gewähren.
    Die amtlichen Kontrolleure schaffen pro Jahr gerade mal 18 000 Stichproben.
    Dabei werden in der EU von 3700 Unternehmen jährlich 120 Millionen Tonnen
    Mischfutter hergestellt; allein die 526 deutschen Produzenten bringen 19
    Millionen Tonnen auf den Markt. Mit chemischen Analysen lassen sich zudem nur Schadstoffe aufspüren,
    nach denen gezielt gesucht wird - und Transformatorenöl war bisher im Tierfutter
    nicht vermutet worden. 'Man kann ja nicht auf alle scheußlichen Substanzen untersuchen', sagt die Tiermedizinerin Idel.

    Deutsche Lobbyisten verweisen gern darauf, dass sich Agrarskandaledurchweg im
    Ausland ereigneten. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Auch in Deutschland
    haben sich Tierärzte immer wieder zu Komplizen von Kälbermästern gemacht und
    die Fleischproduktion durch Hormon-Missbrauch kräftig gesteigert. Auch dioxinverseuchtes Hühnerfutter
    ist in der Bundesrepublik in den Handel gekommen: Zwei brandenburgische Trockenwerke
    wurden im vergangenen Herbst vorübergehend geschlossen, weil sie zur
    Herstellung von Grünmehl giftigen Bauschutt und Plastikmüll verbrannt
    hatten; mit dem Rauch waren Dioxine ins Futter gelangt.
    Und: Auf kriminellen Umwegen importierte Billigware wird auch in Deutschland
    verarbeitet. Im vorigen Sommer, auf dem Höhepunkt des belgischen
    Dioxinskandals, wurden in Gießen 3000 Schweine aus dem Nachbarland
    geschlachtet. So wurden Tiere, für die in Belgien ein Schlacht- und in
    Deutschland ein Handelsverbot bestand, die mithin legal nicht
    zu vermarkten waren, durch einen Stempel vom Schlachthof zu deutschen
    Koteletts.

    'Radikale Änderungen' bei der Überwachung der Lebensmittelsicherheit in Europa
    hat der seit September 1999 amtierende EU-Kommissar für Gesundheit und
    Verbraucherschutz, der Ire David Byrne, angekündigt. 60 Prozent der
    Unionsbürger, besagt eine EU-Statistik, machen sich Sorgen, ob
    Agrarprodukte ohne Risiken verzehrt werden können.

    Doch bis vor kurzem haben Politiker die Warnungen vor
    Gesundheitsgefahren als hysterisch verketzert und die regelmäßig wiederkehrenden
    Nahrungsmittelskandale verharmlost. Dioxin im Hühnerschenkel, wiegelte der deutsche
    Landwirtschaftsminister Karl-Heinz Funke ab, sei doch nur ein 'Betriebsunfall'.
    Die Ignoranz gegenüber möglichen Spätfolgen erklärt sich Angelika
    Michel-Drees, Referentin bei der Arbeitsgemeinschaft der Verbraucherverbände (AgV)
    in Bonn, mit der simplen Logik, dass nicht schade, wovon 'man nicht auf der
    Stelle tot umfällt'.

    Erst in jüngster Zeit beginnen Politiker, das Thema Lebensmittelqualität ernst
    zu nehmen. EU-Verbraucherschützer Byrne jedenfalls kündigt die Schaffung einer
    neuen Lebensmittelbehörde an, der die Kontrolle der Nahrungsmittelkette 'vom
    Acker bis zum Teller' obliegen soll. Was am dringlichsten geboten wäre, eine
    Positivliste der für Tierfutter zugelassenen Inhaltsstoffe, kann Byrne indes nicht durchsetzen.
    Auch sonst darf er an Symptomen herumdoktern, aber das Übel nicht an der Wurzel
    packen. Denn die Risiken, die der Verbraucherkommissar eindämmen will, haben
    ihre Ursachen nicht zuletzt in der EU-Agrarpolitik. Die Schockerserie von BSE
    bis Dioxin sei deshalb nur 'die Spitze eines Eisbergs', fürchtet Lutz Ribbe von
    der Stiftung Euronatur. Derlei Gefahren werde es geben, 'solange die industrielle
    Fleischproduktion nicht gestoppt wird'.

    Die Produktionsbedingungen führen auch dazu, dass immer mehr Pharma-Produkte
    ins Tierfutter gemischt werden - als so genannte Wachstumsförderer. Früher
    brauchten Schweine etwa ein Jahr, bis sie ihr Schlachtgewicht erreicht
    hatten. Spezialfutter bringt sie heute in etwa drei Monaten auf 80 Kilo.

    Gebräuchliche Wachstumsförderer sind Carbadox und Olaquindox - Mittel,
    die im Verdacht stehen, Krebs zu erregen beziehungsweise das Erbgut zu
    schädigen. Jedes Jahr werden in der EU rund 1600 Tonnen Antibiotika
    prophylaktisch an Schlachttiere verfüttert, etwa ein Fünftel der gesamten
    Antibiotikaproduktion.

    Auch im Fleisch, das der Mensch verzehrt, sind noch 'Reste von
    Antibiotika', weiß der Mikrobiologe Wolfgang Witte vom Robert-Koch- Institut in
    Wernigerode.

    Als so genannte Leistungsförderer sollen Antibiotika die Mikroflora
    des Darms für eine bessere Futter- und vor allem Eiweißverwertung stabilisieren.
    So können die Futtermengen reduziert und Kosten gesenkt werden.

    Die verschwenderischen Antibiotika-Gaben rotten die Bakterien jedoch
    nicht völlig aus, sondern machen sie nur widerstandsfähiger gegen die
    Arzneien - mit gefährlichen Folgen auch für die Menschen. In Hongkong starb im
    vergangenen Jahr eine Frau an einer Bakterieninfektion, weil die resistenten
    Erreger mit Antibiotika nicht zu behandeln waren.

    Immerhin: Seit vergangenem Jahr dürfen auf Grund einer EU-Verordnung
    zwei der vielen gebräuchlichen Antibiotika, Virginiamycin und Zink-Bacitracin,
    nicht mehr als Tierfutterzusatz verwendet werden. Die beiden Hersteller
    klagten, erfolglos, vor dem Europäischen Gerichtshof.

    Ein Verbot von Antibiotika, hatte zuvor der Geschäftsführer des
    Bundesverbands für Tiergesundheit, Martin Schneidereit, getönt, 'wäre
    wissenschaftlich nicht gerechtfertigt'. Hinter der Organisation steckt nicht, wie der Name
    vermuten lässt, eine Tierschützergruppe, sondern der Wirtschaftsverband der
    veterinär-pharmazeutischen Industrie.

    Abhilfe verspricht sich 'Zeit'-Feinschmecker Wolfram Siebeck nur noch
    von einem Fleischboykott - das sei das einzige Mittel, 'um gewissenlose
    Geschäftemacher und gleichgültige Agrarier zur Räson zu bringen'.
    Siebeck setzt darauf, dass der Verbraucher 'endlich seine Illusionen
    aufgibt und sich klarmacht, dass das, was er täglich isst, ein ziemlicher
    Dreck ist'.Doch die Konsumenten geben sich in Meinungsumfragen zwar gesundheits-
    und qualitätsbewusst, im Supermarkt aber greifen sie zur Billigstware.

    Eier aus Legebatterien haben in Deutschland einen Marktanteil von 75
    Prozent, echte Bio-Eier bringen es gerade mal auf 0,7 Prozent. Fleisch aus
    kontrolliert art- und umweltgerechter Tierhaltung ist im Handel lediglich mit 2
    Prozent vertreten.

    Ob die neue Lebensmittelbehörde, die der Brüsseler Verbraucherkommissar Byrne
    einrichten will, die Gesundheit der Menschen in Europa besser schützen
    kann, ist zweifelhaft. Eingriffe in ihre Souveränität lassen sich die
    Mitgliedsstaaten kaum gefallen. Selbst die Kommission kann sich
    bisweilen kaum Respekt verschaffen.

    Unlängst verschickten die Brüsseler Aufseher einen Fragebogen an alle
    Mitgliedsländer, in dem detailliert Auskunft erbeten wurde über die
    Einhaltung des Verbots, Klärschlamm zu Tierfutter zu verarbeiten.

    Lediglich 4 der 15 EU-Staaten hielten es für angebracht, auch nur
    fristgerecht zu reagieren.

    NORBERT F. PÖTZL
    http://www.spiegel.de/

  2. #2

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    Das ist soo heftig

    Ich wusste ja das da gepanscht wird was das zeug hält ( Antibiotika etc) aber DAS
    das übertrifft wirklich alles das ist mal so derbe heftig

    Zum glück hab noch im letzten halben Jahr ne 180° Drehung gemacht was Ernährung angeht
    versuche va. tierische Erzeugnisse (Fleisch, Milchprodukte etc) nur noch als Bio zu mir zu nehmen is halt nur manchmal etwas schwierig vor allem weil meine Familie das zwar auch gut findet aber wie so oft nicht konsequent durchsetzt und dann gibts halt auch ma schön billige Schweinestaeks zu mittag

    Ist halt auch leider sauteuer va das Bio-Fleisch (aber wert ists wenn man sich das so durchliest )

    Wenn ich erst mal in nem Jahr oder so allein leb ( nachm Abi ) kommt nur noch ordentliches aufn Tisch

    Bei so nem Artikel würd man eigentlich am liebsten Veganer werden aber will nicht auf Fleisch verzichten und schon gar nicht auf Milch/Johguhrt/Käse ect
    erstens weil es schmeckt und zweitens weil Fleisch für den Menschen eigentliich auch notwendig ist (wegen Proteinen, bestimmte Mieralien, Creatin ect) solange es halt gescheites Fleisch ist und nich so gepansche

    Zum glück kann man sich heutzutage trotzdem noch halbwegs dagegen wehren da es ja lauter Bio-Läden und Produkte gibt undn eigener Garten schadet auch nie

  3. #3
    Avatar von Shiek
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    Aber wenn es danach geht, darf man doch gar nichts mehr essen.

    Das Fleisch ist doch nur die Spitze des Eisbergs.

  4. #4

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    muesst das mal so sehen...was einen nicht umbringt haertet ab XD
    ich mach mir da schon lang kein kopf mehr....gibt schon genug dinge die einen Stressen, da lass ich mir doch nicht auch noch mein essen vermiesen

  5. #5

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    Shiek
    Aber wenn es danach geht, darf man doch gar nichts mehr essen.
    Das ist natürlich die Uber Ausrede

    Klar darfste noch essen is "nur" teurer und du musst halt mehr aufpassen und is somit aufwändiger

    aber beim Preis und bei Mehraufwand härts natürlich bei den Menschen auf
    (jetzt nicht persönlich nehmen)

  6. #6
    Avatar von nintendopresident
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    Original von Diego
    Shiek
    Aber wenn es danach geht, darf man doch gar nichts mehr essen.
    Das ist natürlich die Uber Ausrede

    Klar darfste noch essen is "nur" teurer und du musst halt mehr aufpassen und is somit aufwändiger

    aber beim Preis und bei Mehraufwand härts natürlich bei den Menschen auf
    (jetzt nicht persönlich nehmen)
    habe mir mal im fernsehn eine reportage angeguckt wo ein prüfer in china gucken wollte ob die produkte auch wirklich bio sind, der hat nur die wassermlonen gezeigt bekommen aber noch für andere produkte ein biosiegel bekommen , das ist möglich weil die firmen diese prüfer bezahlen und sie somit nicht völlig unabhängig sind, daher bin ich auch da vorsichtig mit reden das bei bio alles gut ist.

  7. #7

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    hab ich auch gesehen. die ham so riesen farmen, dass uebrraschungskontrollen quasi unmoeglich sind und da sie einem nur zeigen was sie zeigen wollen macht das die sache auch nicht besser.
    Sagt ein unternehemn sie bekommen kein Siegel, holen die naechstes jahr ne andere Firma und schwupss sind sie BIO

  8. #8
    Avatar von Shiek
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    Aber wenn es danach geht, darf man doch gar nichts mehr essen.
    Klar darfste noch essen is "nur" teurer und du musst halt mehr aufpassen und is somit aufwändiger

    aber beim Preis und bei Mehraufwand härts natürlich bei den Menschen auf
    (jetzt nicht persönlich nehmen)
    habe mir mal im fernsehn eine reportage angeguckt wo ein prüfer in china gucken wollte ob die produkte auch wirklich bio sind, der hat nur die wassermlonen gezeigt bekommen aber noch für andere produkte ein biosiegel bekommen , das ist möglich weil die firmen diese prüfer bezahlen und sie somit nicht völlig unabhängig sind, daher bin ich auch da vorsichtig mit reden das bei bio alles gut ist.
    Eben. Ist eben auch nicht überall das drin, was draufsteht. Daher stehe ich durchaus zu meiner "Uber Ausrede".

  9. #9
    Avatar von greedy
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    Solche Reportagen und "Aufklärungsversuche" haben wohl ihre Daseinsberechtigung, bloss nützen sie genau nichts.
    greedy the planetarian

  10. #10

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    Hab ich gesagt dass Bio immer gesund is oder was? War auf jeden Fall nich so gemeint

    Nur is schonmal auf jeden fall die Wahrscheinlichkeit höher, dass es was gescheites ist

    Ausserdem schau ich doch nich nur aufs Produkt und sag "oh bio siegel? Rein in den Einkaufswagen!"
    Das oben genannte beispiel sagt alles " ... in China" was willste da bitte erwarten nich nur dass es schiessse is es wird such noch tausende von Kilometern hier hergekarrt von gesund kann da keiner mehr sprechen da die Inhaltstoffe etc umsolänger sie nach dem Pflücken (hier jetzt am Pflanzen-Beispiel) noch gelagert/transportiert ect werden immer mehr Inhaltsstoffe verlieren so dass ich gleich den dreck der gespritzt und behandelt ist essen kann (gleiches mit den Tieren -> stress für die Tiere beim Transport was die Qualität des Fleisches Maßgeblich beenflusst / fragwürdige kontrollen ect)

    Und genau das mein ich mit Mehraufwand: nich nur hohl auf die Verpackung schielen, so in der Art "grün und Bio Siegel = gesund" sondern halt auch mal genauer schauen wo kommts her, was ist drinnen ect.

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