Am Abend davor:
„Heute Abend ist es endlich soweit, meine Zeit ist gekommen, genug gewartet. Bald schon werden die Geschenke mir gehören. Dann werde ich sie auf ebay verkaufen und reich werden. Die Frauen werden nur so auf mich fliegen, wenn ich Kohle habe wie Heu.“, murmelte Monoton leise während er auf seinem Bett lag und an die Decke schaute. Er stand vom Bett auf, ging durch den Raum zur Tür und öffnete sie langsam und noch langsamer. Durch den geöffneten Spalt blickte er auf den Flur hinaus, es war alles dunkel und kein Zeichen von Leben mehr erkennbar. Auf Zehenspitzen schlich er sich leise und vorsichtig durch den dunklen Gang und öffnete die Tür zur großen Weihnachtsstube. Seine Augen gewöhnten sich langsam an die Dunkelheit und er konnte schemenhafte Umrisse in der Werkstatt erkennen. Für ihn war es ein leichtes durch das Chaos zu finden, wo er nun schon seit Jahren die Qual erlitt, hier zur Zwangsarbeit verpflichtet sein zu müssen. Schon geriet der große Sack mit den Geschenken in sein Sichtfeld und so schnell wie möglich, aber sorgsam wie nötig näherte er sich diesem. Als er schon vor der Leiter stand und diese gerade ergreifen und hochklettern wollte merkte er, wie eine Hand seine Schulter berührte. Schockiert drehte Monoton sich langsam um und entdeckte den Weihnachtsmann Phil, welcher ihn seltsam anlächelte. Ertappt, doch wie konnte sich ein derartig beleibter Mann so leise an ihn heranschleichen? „Was machst du denn noch hier Monoton?“, fragte der Weihnachtsmann. Doch Monoton hatte immer eine Ausrede parat und erwiderte mit großen Augen: „Ich wollte mir noch einen Glühwein aus der Küche holen, weil ich so schlecht schlafen kann, du weißt ja, der große Tag naht und ich bin etwas nervös.“ Der Weihnachtsmann wirkte verblüfft, schien es aber zu glauben und antwortete: „Na dann komm mal mit, sehen wir mal was wir für dich tun können.“ In der Küche angekommen schenkte der Weihnachtsmann ihnen zwei Becher Glühwein aus. Monoton war die Nervosität deutlich anzumerken, Phil dagegen war die Ruhe selbst und lächelte nur. Doch plötzlich zeigte der Weihnachtsmann auf etwas hinter Monoton und schrie: „Ach du heiliges Arceus! Ein Shiny Galoppa mit Flügeln! Schnell, wirf den Meisterball!“ Verwirrt drehte Monoton sich um und blickte gegen die Wand. Mit gerunzelter Stirn wandte er sich nun wieder in Richtung des Weihnachtsmanns, der ihm nun mit leicht vor Scham gerötetem Gesicht den Becher Glühwein reichte: „Scheine mich wohl geirrt zu haben… Ist das peinlich.“ Misstrauisch trank Monoton aus seinem Becher und der heiße Glühwein erwärmte seine Glieder und machte ihn schläfrig. Das Letzte woran er sich erinnerte war, dass der Weihnachtsmann etwas sagte, was er nicht verstand und dabei sein fröhliches Lachen von sich gab: „ […] Ho ho ho!“
Zurück in der Gegenwart:
Mit mürrischem Blick standen Alex, Citronat und Heldengeist vor Monoton und funkelten ihn böse an. „Ich schwöre es, ich weiß nicht wie ich in diesen Sack gekommen bin. An gestern fehlt mir jegliche Erinnerung! Ich habe den totalen Filmriss, das ist wie in diesem Film, Hangover oder so… Bitte so glaubt mir doch!“, sagte Monoton und pure Verzweiflung zeigten nicht nur seine Worte, denn sogleich standen ihm die Tränen in den Augen. Sein ganzer Plan war ruiniert worden und nun war er auch noch der Dumme für jeden hier. „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das mal sagen würde aber… wir glauben dir. Wenn dir noch etwas einfällt komm sofort zu uns.“, sagte Citronat vertraulich, um dem armen Monoton wieder auf die Beine zu helfen. „Diese Angelegenheit ist von größter Dringlichkeit. Der Weihnachtsmann ist verschwunden und die Geschenke auch! Was für ein Desaster! Das hat es ja noch nie gegeben. Was sollen wir nur tun?“, fragte Heldengeist und blickte verzweifelt in eine Runde von noch mehr verzweifelten Gesichtern. Alex und Citronat schienen auch keinen Plan zu haben, bis Alex plötzlich sagte: „Wir könnten zu Nintendo-Nerd gehen. Der weiß doch über alles hier genauestens Bescheid. Vielleicht kann er uns sagen wo der Weihnachtsmann hingegangen ist und wer in Frage kommt die Geschenke geklaut zu haben.“ Diesen Vorschlag befanden Heldengeist und Citronat für gut. Was sollten sie auch sonst tun, sie hatten schließlich keine weiteren Anhaltspunkte, wo sich Monoton doch an nichts erinnerte? Sogleich eilten sie zu Nintendo-Nerd, der wie immer vor seinem unaufgeräumten Schreibtisch saß und irgendwelche Berichte für den Weihnachtsmann an seinem Laptop zu schreiben schien. Als dieser sie bei ihrem Eintreten nicht beachtete und sehr in seine Arbeit vertieft zu sein schien, näherten sich die drei Wichtel neugierig. Bei einem Blick auf den Bildschirm des Laptops enthüllte sich die Wahrheit über Nintendo-Nerds heimliche Beschäftigung, er war auf ebay unterwegs. „So verbringt unser IT-Experte also seine Nachmittage!“, rief Heldengeist laut in Nintendo-Nerds Ohr. Erschreckt zuckte er zusammen, aber dann drehte er sich um und sagte zu den Anderen: „Gut, dass ihr hier seid. Ich habe hier etwas Interessantes für euch. Ich habe hier einen ebayer gefunden mit Namen Phil_A_Santa, der unheimlich viele Dinge versteigert, die auch wir hier herstellen. Ich vermute hierbei handelt es sich um den Geschenkedieb. Woher ich von dem Raub der Geschenke weiß? Monoton war gerade eben hier und hat sich bei mir ausgeheult, helfen konnte ich ihm aber nicht.“ Verwundert über den langen Vortrag bei dem der Nerd nicht einmal Luft geholt hat standen die drei Wichtel nun da, als plötzlich zwei andere Wichtel ins Zimmer gestürzt kamen. Es waren Burak und Tropicallo, welche sich stritten wer denn nun das neue Spielzeug von japsi als Erstes ausprobieren dürfe, da dieser sich für keinen von beiden entscheiden könne. „Für so einen Kinderkram haben wir jetzt keine Zeit, klärt eure Probleme woanders!“, rief Heldengeist genervt und stürmte mit Alex und Citronat aus dem Raum, wobei er fast in Garo gerannt wäre, welcher zwei andere Wichtel am Ohr gepackt hinter sich her zog. „Diese beiden hier wollten sich vor der Arbeit drücken, haben sich unerlaubt hinten beim alten Schuppen rumgetrieben und jetzt haben sie nichts als billige Ausreden vorzubringen.“, sagte Garo empört. „Aber… Aber wir haben das Geräusch wirklich gehört, da war so eine seltsame Musik, die in dem alten Schuppen neben der Werkstatt gespielt hat.“, sagte Ottaromeister verzweifelt und Shiek nickte zustimmend, worauf er wegen des Schmerzes an seinem Ohr leicht aufschrie. „Das könnt ihr dem Osterhasen erzählen, ihr Knalltüten! Von dem wissen wir ja, dass es ihn nicht gibt. Ich bringe euch jetzt zum Weihnachtsmann.“, sagte Garo autoritär. „Der Weihnachtsmann? Garo, weißt du etwa noch nichts davon? Der Weihnachtsmann ist verschwunden. Wir suchen ihn und die Geschenke sind auch weg.“, erklärte Citronat. Garo bekam einen roten Kopf vor Wut: „Und warum bin ich immer der Letzte, der so etwas erfährt!?“ „Aber dank diesen Beiden haben wir eine bedeutende Spur gefunden. Ich glaube, ich habe den Fall gerade gelöst“, sagte Heldengeist und lächelte allwissend.
Nachdem Alex, Citronat unter Heldengeists Führung zum Schuppen gestürmt waren, bemerkten sie, dass wirklich Musik daraus drang, ziemlich laut sogar. „Was ist das für ein seltsames Gedudel?“, fragte Alex. „Du lebst auch hinterm Mond oder? Es gibt auch noch andere Welten als Sony und Nintendo. Das ist die Halo Theme. Irgendwer spielt wohl dort drin mit einer Xbox ein Halospiel.“, erklärte Citronat den anderen beiden. „Nun lasst uns den Geschenkedieb fassen!“, sagte Heldengeist mutig und trat mit seinem Fuß das Tor zum Schuppen auf. Mit offenem Mund blickten sie nun auf den Täter, welcher vor zwei Bildschirmen saß und von Geschenken umringt war. Auf dem ersten Bildschirm war die Startseite von ebay zu sehen, wogegen auf dem zweiten kein geringeres Spiel als Halo 2 lief. „So, ihr habt mich also gefunden. Ganz schön schlau von euch mich hier zu suchen. Vermutlich hätte ich die Musik besser doch leiser gemacht, aber sie gefiel mir so gut.“, sagte der Täter und drehte sich in seinem Stuhl um. Es war der Weihnachtsmann Phil: „Ihr fragt euch jetzt sicher warum ich das getan habe oder? Um ehrlich zu sein, ich habe ein Burnout. Dieses ganze Weihnachten geht mir so auf die Nerven. Und dann immer nur dieses ganze Sony- und Nintendozeug. Ich will auch mal was anderes. Halo spielen und Frauen aufreißen! Was denkt ihr wie mich eine Frau beim Date ansieht, wenn ich sage, dass ich von Beruf Weihnachtsmann bin? Und wenn ich dann auch noch mit der schlechten Bezahlung von diesem Job anfange laufen sie ja gleich alle weg. Ich wollte mir auch mal was gönnen und habe deshalb alles bei ebay versteigert, sollen die Leute mal keine Almosen von uns bekommen, sondern dafür bezahlen. Ich will auch mal in den Urlaub!“ „Habe ich es mir doch gedacht, sein Verschwinden kam mir gleich so rätselhaft vor.“, sagte Heldengeist. Plötzlich sprang die Tür erneut auf und Monoton stürmte herein: „Er war es! Er hat all die Geschenke gestohlen und wollte es mir anhängen! Gestern Abend wollte ich nur einen Glühwein trinken um besser zu schlafen, da bin ich ihm begegnet. Er hat mir was in den Drink gemischt! Ich habe mich erinnert, als mich Tiago gerade eben fragte, ob ich wieder etwas Böses geplant hätte.“ „Sei doch froh, dass du nur in einem Sack aufgewacht bist und nicht gefesselt im Folterkeller eines Psychopaten wie die Reporterin in Heavy Rain.“, sagte Alex ironisch, worauf keiner lachte außer dem Weihnachtsmann. Nachdem er sich beruhigt hatte, sagte er: „Ach es tut mir so Leid Monoton, aber wir wissen beide wobei ich dich gestört habe! Strafe muss sein. Und jetzt haben wir noch eine Menge Arbeit vor uns, zumindest bekommen wir dieses Mal auch etwas dafür. Packt die Geschenke in den Sack, ich habe meinen ebay-Kunden eine Expresslieferung für den Heiligen Abend versprochen und wir wollen doch keine negativen Kundenbewertungen, oder?“
Und so gab es dieses Jahr doch noch ein Weihnachtsfest, auch wenn Garo seine Wut immer noch nicht losgeworden ist. Bei ebay gab es nur positive Resonanz für die unglaublich schnelle Lieferung an Heiligabend. Burak und Tropicallo haben von japsi ein genaues Gegenstück zum Spielzeug erhalten um das sie stritten und sind nun wieder Freunde. Tiago dagegen weiß immer noch nicht wen man als brav bezeichnen kann. Doch eins weiß er, der Weihnachtsmann war es dieses Jahr nicht.