Inside Nintendo 112: Der Nintendo-DS-Report, Teil 5: Der Erfolg, der Ertrag, der Einfluss

Nachdem wir bislang die Entwicklung der einzelnen DS-Geräte betrachtet haben, möchten wir jetzt im abschließenden Teil unseres großen Reports die gesamte DS-Familie in den Blick nehmen. Wie oft verkaufte sich die Touch-Konsole und wie erfolgreich war sie? Welche Spiele erschienen für den Handheld? Wie sah das Ende des Marktzyklus aus und welche Rolle spielte dabei der Smartphone-Markt? Und wie ist es zuletzt um den Einfluss und die Bedeutung des Nintendo DS bestellt?


Diese unwesentlich nachbearbeitete Fotografie zeugt vom gewaltigen Erfolg des DS und dessen Einfluss auf Nintendos Geschäftszahlen.

Butter bei die Fische

Beginnen wir mit den unumstößlichen Fakten: Mit 154,02 Millionen Verkäufen bis September 2016 handelt es sich bei dem Nintendo DS um die mit Abstand erfolgreichste Nintendo-Konsole. Herstellerübergreifend ist der DS die zweitmeistverkaufte Spieleplattform überhaupt; bloß die PlayStation 2 ging noch ein bisschen häufiger über die Ladentheken. 948,44 Millionen DS-Spiele sind bis September 2016 verkauft worden, womit der durchschnittliche DS-Besitzer sechs Spiele sein Eigen nennt. Zum Vergleich die Hardware- und Softwareabsätze der Nintendo-Konsolen auf Platz zwei und drei des Siegertreppchens: Der Game Boy einschließlich Game Boy Color mit 119 Millionen Konsolen und einer halbe Milliarde Spiele sowie die Wii mit 102 Millionen Konsolen und 916 Millionen Spielen.

Nintendo hat die Absatzzahlen des Nintendo DS fein säuberlich nach Geschäftsjahren, Weltregionen und Modellen aufgeschlüsselt veröffentlicht. Die ganzen Zahlen können wir in diesem Bericht natürlich nicht wiedergeben; für die Diagrammaffinen unter euch haben wir aber die offiziellen Angaben in Grafiken verarbeitet, die ihr über den Bericht verteilt findet. Hier sollen die wichtigsten Angaben genügen: In Japan wurden 33 Millionen Exemplare der DS-Familie abgesetzt, in Amerika 60 Millionen und in Europa und Australien 61 Millionen. Vom Ur-DS verkaufte Nintendo weltweit ungefähr 19 Millionen Einheiten, vom DS Lite knapp 94 Millionen, vom DSi 28,5 Millionen und vom DSi XL circa 13 Millionen.

Revue passieren lassen

Und was sehen wir daran? Einerseits war der DS besonders im Westen ein enormer Erfolg, andererseits war er in Gestalt der Lite-Version mit Abstand am beliebtesten. Doch erst langsam entwickelte sich das Gerät zu einem solchen Erfolg, wie wir im zweiten und dritten Teil der Reportage festgestellt haben. Die Spieleveröffentlichungen des Jahres 2005 und die Markteinführung des DS Lite im Jahr darauf waren es, die den enormen DS-Hype begründeten. In Japan erreichten die DS-Verkaufszahlen dabei früher ihren Gipfelpunkt als im Westen. 2008 und 2009 befand sich der DS auf seinem Höhepunkt, und 2011 brachen die Verkaufszahlen mit der Veröffentlichung des 3DS ein.

Anders als seinerzeit der Game Boy Advance sah sich der DS aber durchaus ernstzunehmender Konkurrenz ausgesetzt. Gemeint ist die PlayStation Portable (PSP), von der Sony etwa 82 Millionen Exemplare absetzte. Das bleibt zwar weit hinter dem DS zurück, ist aber natürlich trotzdem eine große Hausnummer. Die erheblich leistungsstärkere PSP konnte sich außerdem deutlich vom DS abgrenzen, da diesem ein gewisses Kinder-/Casual-Image anhaftete. Auf diesen Aspekt werden wir natürlich nachher noch näher eingehen.


Links: die Gesamtverkaufszahlen aller DS-Geräte weltweit und nach den drei Regionen aufgeschlüsselt; rechts: die Jahresverkäufe aller DS-Geräte weltweit und nach den drei Regionen aufgeschlüsselt; alle Angaben in Mio. und nach Geschäftsjahr (Fiscal Year, FY). Deutlich ist zu sehen, dass sich der DS erst ein paar Jahre nach seiner Veröffentlichung am schnellsten verkaufte und wie unterschiedlich der Verlauf der Verkaufszahlen in den einzelnen Regionen ausfällt.

Superbes Superlativ-Sammelsurium

Nicht nur war der DS die erfolgreichste Hardware des japanischen Konzerns, auch im Hinblick auf die Spiele war keine andere Plattform aus dem Hause Nintendo profitabler. Immerhin sind ja fast eine Milliarde DS-Spiele abgesetzt worden – da reicht keine andere Nintendo-Konsole heran. Das meistverkaufte DS-Spiel war dabei „New Super Mario Bros.“ mit knapp 31 Millionen Einheiten, gefolgt von „Nintendogs“ und „Mario Kart DS“ mit je circa 24 Millionen Absätzen, „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“ mit 19 Millionen Exemplaren und „Pokémon Diamant und Perl“ mit aufgerundet 18 Millionen Verkäufen.

Auch die Menge an Software, die im Lebenszyklus des Handhelds auf den Markt kam, ist rekordverdächtig. Exakt 2.139 Spiele, davon 117 von Nintendo selbst, erschienen laut offiziellen Angaben in Europa für den DS – Download-Software für den DSi ist in dieser Angabe nicht berücksichtigt. Für keine andere Nintendo-Plattform waren derart viele Spiele erhältlich, und auch diese Leistung sichert sich der DS mit gehörigem Abstand. Angesichts all der Superlative scheint es angebracht, den DS als Nintendos erfolgreichste Konsole überhaupt zu betiteln.

Die Spielebibliothek im Kurzüberblick

Lassen wir uns einen genaueren Blick auf die Spiele werfen, die dem DS diesen Erfolg beschert haben. Insbesondere der Touchscreen ermöglichte Spieleentwicklern völlig neue Ideen, und Nintendo ging selbst mit gutem Beispiel voran, die Zielgruppe zu erweitern – in erster Linie „Big Brain Academy“, „Dr. Kawashimas Gehirn-Jogging“, „Nintendogs“ und andere Spiele aus Nintendos „Touch Generations!“-Label erwiesen sich als äußerst bedeutsam. Die große DS-Zielgruppe wiederum lockte eine Vielzahl an Studios an, von denen allerdings nicht wenige für den schnellen Profit unzählige Lizenz- und Kinderspiele von eher bescheidener Qualität hervorbrachten. Nicht selten ist im Zusammenhang mit der Spielebibliothek des DS auch von „Shovelware“ die Rede.

Inmitten des Dickichts von Titeln wie „Babysitting Mania“ oder „Scooby-Doo! First Frights”, nur um wahllos zwei Beispiele zu nennen, befinden sich aber natürlich auch zahlreiche Spieleperlen für den DS. Wir müssen uns hier aus Platzgründen mit der bloßen Namensnennung der wichtigsten Beispiele begnügen – wohlwissend, dem Softwarerepertoire des DS damit in keinster Weise gerecht zu werden. Aus dem Hause Nintendo seien genannt die zwei „Advance Wars“-Teile, „Animal Crossing: Wild World“, „Fire Emblem: Shadow Dragon“, mehrere „Kirby“-Spiele, „Mario Kart DS“, „Mario Party DS“, „Metroid Prime Hunters“, die „Pokémon“-Spiele der vierten und fünften Generation inklusive zahlreicher Spin-offs, die „Professor Layton“-Spiele, „Super Mario 64 DS“ und die „The Legend of Zelda“-Teile „Phantom Hourglass“ und „Spirit Tracks“.

Auch fast alles, was bei den Drittherstellern Rang und Namen hatte, wurde mit wenigstens einer DS-Umsetzung versehen. „Assassin's Creed“, „Call of Duty“, „Die Sims“, „Dragon Quest“, „Fifa“, „Final Fantasy“, „Grand Theft Auto“, „Guitar Hero“, „Mega Man“, „Resident Evil“, „Shin Megami Tensei“, „Sonic“, und, und, und: Wo die Musik spielt und die Kasse klingelt, da sind auch die Dritthersteller mit ihren Flaggschiff-Serien. Sehr praktisch war, dass Nintendo den DS nicht mit einer Regionalsperre versehen hatte. Deswegen konnten selbst Geheimtipps wie „Nine Hours, Nine Persons, Nine Doors“, die nie in Europa erschienen sind, auf europäischen DS-Geräten gespielt werden.


Dieses Diagramm stellt die Absatzzahl der DS-Spiele weltweit und getrennt nach Regionen pro Geschäftsjahr dar; Angaben in Mio. Auf dem Höhepunkt seines Erfolgs konnte der DS unfassbare 200 Millionen Spieleverkäufe innerhalb eines Jahres generieren. Im letzten bislang von Nintendo erfassten Geschäftsjahr wurden immerhin noch 1,26 Millionen Spiele für den alten Handheld verkauft.

Hiroshi Yamauchis Urteil

Es ist kein Geheimnis, dass es der sogenannte Casual-Markt war, der den DS und zur gleichen Zeit auch die Wii in jene ungeahnte Höhen katapultiert hat. Mit innovativer und intuitiver Software völlig neue Zielgruppen anzuziehen, entsprach auch genau der Aufgabe, die Hiroshi Yamauchi dem Konzern bei seinem Rücktritt hinterlassen hatte. Wir erinnern uns an Yamauchis Aussage vor der DS-Markteinführung: Der Handheld werde über Nintendos Schicksal, über Aufstieg in den Himmel oder Abstieg in die Hölle entscheiden. Glücklicherweise hat sich die letzte Amtshandlung der Konzern-Koryphäe, die ja den entscheidenden Anstoß zur Entwicklung des DS gab, als absolut richtig erwiesen.

Und was dachte Yamauchi über Nintendos Erfolg mit dem DS? „Ein neues Genre von Spielen […] erschien und trug dazu bei, dass der DS eine breite Annahme fand“, äußerte er in einem der seltenen Interviews nach seinem Rücktritt. „Dass diese neue Art von Software neue Nutzer mit sich brachte, war günstig und bedeutsam für Nintendo. Denn es wäre komisch zu behaupten, dass wir das von Anfang an geplant hätten. Niemand ist so schlau.“ Auch Yamauchis Präsidenten-Nachfolger Satoru Iwata, der intensiv an der Entstehung des DS beteiligt war, hütete sich davor, von einem im Voraus durchbuchstabierten Plan zu sprechen: „Man könnte sagen, wir haben ungewöhnlich viel Glück gehabt“, äußerte er Ende 2008 in einem Iwata-fragt-Interview.

Der DSi – hat er sich gelohnt?

Wir wir gesehen haben, war der DSi entwickelt worden, um auf die ab 2007 in Japan einsetzende Marktsättigung zu reagieren. Die zweite Revision verursachte natürlich einen deutlichen Aufschwung der DS-Verkaufszahlen, aber der Hype der vergangenen Jahre blieb unerreicht – besonders in Japan. Das mag zum Teil am Fehlen neuer innovativer Spiele gelegen haben: In der Spätphase der DS-Ära gelang es Nintendo nicht, ein weiteres Spiel mit der Verkaufskraft und Innovation eines „Dr. Kawashima“ hervorzubringen. Internetfunktionen und nutzergenerierte Inhalte sollten die großen Verkaufsargumente des DSi sein, konnten sich aber in der Praxis nicht so stark wie erhofft durchsetzen. Auch die Foto- und Soundfunktionen des DSi erwiesen sich nicht wirklich als Systemseller.

Obwohl der DSi die Leistung des Handhelds beachtlich erhöhte und viele neue Funktionen mit sich brachte, markiert er keine neue Konsolengeneration. Entsprechend dieser Beobachtung sind kaum Exklusivspiele für den DSi auf den Markt gekommen. Von den sechs DS-Spielen, die nur auf dem DSi laufen und mit den älteren Modellen nicht kompatibel sind, ist Nintendos „Face Training“ bereits das bedeutendste.

Interessantere Exklusivinhalte gab es im DSi Shop, in dem der Nutzer Spiele digital erwerben konnte. So sind zahlreiche kleine Spiele und Programme in Form von sogenannter DSiWare erhältlich, etwa von Nintendo „WarioWare: Snapped!“, kleine Ableger der „Art Academy“- und „Dr. Kawashima“-Reihen oder Umsetzungen der alten Game-&-Watch-Spiele. Außerdem erschienen von unabhängigen Entwicklern Titel wie „Cave Story“, „Cut the Rope“, „Shantae: Risky's Revenge“ oder „SteamWorld Tower Defense“ als DSiWare. An sonstigen DSiWare-Programmen kamen unspektakuläre Anwendungen wie die „Mario-Uhr“ oder der „Animal Crossing-Taschenrechner“. Viel interessanter war da die kostenlose Animations-Anwendung „Flipnote Studio“.


Dieses Diagramm gibt Aufschluss über die Verkaufszahlen der einzelnen DS-Varianten; Angaben wie immer in Mio. Deutlich ist der enorme Erfolg des DS Lite abzulesen. Außerdem erkennt man gut, wie die späteren Revisionen verkaufstechnisch nicht an die Glanzzeiten anknüpfen konnten.

Die Smartphone-Bedrohung

Der aufsteigende Smartphone-Markt gilt seit dem DSi als ernste Bedrohung für den dedizierten Handheld-Bereich und damit für Nintendos aktuell wichtigsten Pfeiler. Denn wenige Monate nach der Eröffnung von Apples App Store im Jahr 2008 waren bereits tausende an Programmen für Smartphones erhältlich – nicht wenige davon Videospiele. Innerhalb kürzester Zeit entwickelten sich Smartphones und Tablets zu einer ernstzunehmenden Spieleplattform. Die winzigen Alleskönner umfassen viele verschiedene Funktionen auf einmal – machen sie damit Spielekonsolen überflüssig? Zu allem Überfluss richtete sich der Großteil der Spiele-Apps an exakt dieselbe Zielgruppe wie Nintendos DS. Außerdem waren die Smartphones schon damals dem DS technisch deutlich überlegen: Höhere Auflösung, größere Bildschirme, besserer Touchscreen und weitaus günstigere Preise. Ja, ein Großteil der Smartphone-Spiele ist sogar kostenfrei erhältlich, wohingegen Nintendo bis zuletzt uralte DS-Schinken noch zum Vollpreis verkauft hat!

Das Resultat war absehbar: Mit dem Smartphone-Boom verließen die Gelegenheitsspieler zu einem großen Teil wieder den DS, die Nutzerbasis des Nintendo-Handhelds sank rapide ab. Das geschah natürlich nicht von jetzt auf gleich, und immerhin wurden von März 2008 bis März 2009 ja noch 15 Millionen DSi verkauft. Aber solche Verkaufsrekorde wie mit dem DS Lite konnten nicht mehr aufgestellt werden. Der DS war zu seinem Höhepunkt ein riesiges gesellschaftliches Phänomen gewesen, wovon etwa die Errichtung der Nintendo Zones zeugte, und die Features des DSi sollten das noch verstärken. Doch wegen der Smartphone-Konkurrenz fanden sie kaum noch Anklang. Langfristig machte die Entwicklung des Smartphone-Marktes also einen großen Strich durch Nintendos erfolgreiche Strategie.

Nintendo und Apple – eine Hassliebe?

Sind darum Nintendo und Apple Konkurrenten? Andererseits wurden gerade zur Hoch-Zeit des DS häufig Vergleiche zwischen Nintendo und Apple angestellt, die auf die prinzipielle Ähnlichkeit beider Konzerne abzielten. Außerdem darf man nicht aus den Augen verlieren, dass Nintendo damals auch ähnlich erfolgreich und beliebt wie Apple war. Iwata, der sich öffentlich als Fan des Apfel-Konzerns bekannte, hatte das Verhältnis zwischen seinem Unternehmen und dem Riesen-Konzern aus Kaliforniern klar vor Augen: „Apple ist […] ganz klar ein Hightech-Unternehmen, wohingegen Nintendo ein Unterhaltungsunternehmen ist, weshalb unsere Prioritäten anders ausgerichtet sind.“ Als Beispiel nannte Iwata, dass Nintendo es in Kauf nehme, wenn ein System zugunsten einer höheren Stabilität größer wird, wohingegen man bei Apple wohl nicht so großen Wert auf die Stablität lege. Dass sich Nintendo und Apple eben nicht spinnefeind sind, zeigte sich erst kürzlich durch die iOS-Zeitexklusivität von „Super Mario Run“.

Touchscreen, Kamera, Musikplayer und Download-Portal – diese Features teilte sich der DSi mit den Smartphones. Gegen Unkenrufe, denen zufolge der DSi zu sehr in Smartphone-Gewässer abdrifte, äußerte sich Iwata ungewöhnlich scharf: „Nintendo will nicht in direkte Konkurrenz zu vorhandenen Produkten treten, aber die Massenmedien haben die Tendenz, alles als Rivalität zwischen gegnerischen Firmen darzustellen. Anscheinend haben manche Leute den Eindruck, dass wir Handys oder dem iPod Konkurrenz machen wollen; dass es nicht zu uns passt, Kameras oder Musik-Funktionen in unsere Geräte einzubauen. Ich hoffe, dass diejenigen, die so einen Eindruck haben, sich auch dafür interessieren, was Nintendo für ein Produkt entwickeln kann, wenn das Ziel ist, so viele Leute wie möglich damit zu erfreuen. Ich hoffe, dass diese Leute sich selber mal einen DS zulegen.“

Was jedoch in der Debatte zum Verhältnis zwischen DSi und Smartphones wichtig zu beachten ist: Der DSi ist bekanntlich kein Smartphone – insbesondere da er keine Telefonie-Funktion umfasst. Warum eigentlich ist das so? „Wissen Sie was“, meinte Iwata einmal lachend dazu, „wenn unsere Kunden dann nicht monatliche Gebühren zahlen müssten, hätte ich gar nichts dagegen. So wie es jetzt aussieht, müssten sie das aber. Deshalb ist in den DS kein Telefon eingebaut.“


In diesem Diagramm ist die Anzahl der Spieleveröffentlichungen für den DS pro Geschäftsjahr dargestellt; diese Angaben beziehen sich auf den europäischen Raum. Alleine im Geschäftsjahr 03/2008–03/2009 ist etwa ein Viertel aller DS-Spiele erschienen. Insgesamt 5,5 Prozent aller veröffentlichten DS-Spiele hat Nintendo selbst auf den Markt gebracht.

Stirb langsam – die letzten Jahre des DS

Ein Jahr nach dem DSi XL erschien mit dem 3DS nach sieben Jahren die Ablösung der Erfolgs-Konsole, deren beste Tage inzwischen weit hinter ihr lagen. Auch wenn die Markteinführung des 3DS nicht reibungslos über die Bühne ging, wurde der alte DS doch recht bald fast komplett abgelöst. Der Ur-DS wird schon seit einigen Jahren nicht mehr produziert und 2011 endete auch die Herstellung des DS Lite. Die Wi-Fi-Connection, die für DS und auch Wii als Online-Dienst fungierte, stellte Nintendo im Mai 2014 ein. Am 31. März 2017 wird schließlich auch der DSi Shop seine Pforten schließen – schon seit September 2016 ist kein neues Guthaben für den Download-Kanal erhältlich – und damit endgültig das Ende des DS besiegeln. DSiWare wird aber nach wie vor über den eShop des 3DS erhältlich bleiben. Und keine Sorge, liebe DS-Liebhaber: Seit Mitte 2014 erscheinen DS-Spiele in der Virtual Console der Wii U, sodass Spieler erfolgreiche und beliebte Titel des Touch-Handhelds auf der mittlerweile auch bereits veralteten Heimkonsole neu oder erneut erleben können. Außerdem sind ja selbst die neuesten 3DS-Systeme noch abwärtskompatibel zu DS-Modulen.

Der letzte große DS-Blockbuster, „Pokémon Schwarz 2 und Weiß 2“, erschien noch 2012, also über ein Jahr nach der Veröffentlichung des 3DS. Danach versiegte die Spielequelle langsam, aber noch 2013 erhielten einige Lizenzspiele immer noch DS-Umsetzungen. Mit „Lego Marvel Super Heroes: Universe in Peril“ im Februar 2014 und „Big Hero 6: Battle in the Bay“ im Oktober 2014 erschienen die bislang letzten der weit über 2.000 DS-Titel.

Fazit: Nintendo auf dem Zenit seiner Zeit

Damit sind wir nach fünf langen Berichten am Ende der Geschichte des Nintendo DS angelangt. Das Experiment hat sich für Nintendo sehr gelohnt und dem Konzern zusammen mit der Wii seine bislang mit Abstand erfolgreichste Geschäftsphase beschert. Der Erfolg des Nintendo DS ist auf viele Weisen gigantisch gewesen und hat zu einer echten und nachhaltigen Bereicherung der Spielelandschaft beigetragen. Einen Großteil der neuen Kunden verlor Nintendo dann aber an die Smartphone-Branche. Die Jahre nach DS und Wii verliefen für den Traditions-Konzern aus Kyoto bekanntlich alles andere als reibungslos.

Inwieweit der DS der Eingabemethode Touchscreen zum Durchbruch verholfen und damit den Smartphones den Weg geebnet hat, konnten wir hier, wie so vieles andere, aus Gründen des Umfangs leider nicht erörtern. Doch auch für Nintendo war der DS ausschlaggebend, denn das Grund-Layout blieb mit der Nachfolgekonsole beibehalten. Außerdem weist die Annäherung des DSi an die Wii, die sich etwa in den ausgearbeiteten System-Features und den Download-Spielen manifestiert, bereits auf den Weg hin, der über die Wii U bis hin zur aktuellen Switch-Konsole führte. Doch ganz unabhängig von solchen Überlegungen – der DS hat Millionen von Spielern unzählbare unvergessliche Videospielmomente beschert. Nur zu gern erinnern wir uns daran zurück!


Für den GBA-Modulschacht an der Unterseite des DS erschienen im Laufe der Jahre einige interessante Erweiterungen, etwa ein Rumble Pak, zusätzlicher Arbeitsspeicher für den DS-Browser oder, wie hier abgebildet, Zubehör für „Guitar Hero“. Weil der zweite Cartridgeslot bei DSi und DSi XL entfernt wurde, sind diese Modelle mit jenem Zubehör nicht mehr kompatibel.

Welches sind eure liebsten Erinnerungen an die DS-Ära? Welche DS-Modelle habt ihr besessen, welche Spiele waren eure Favoriten? Seid ihr vielleicht auch stolzer Besitzer eines der zahlreichen limitierten DS-Designs? Wie denkt ihr über die Erfolgsgeschichte „Nintendo DS“?

Quellen: Osamu Inoue: Nintendo Magic, New York 2010, S. 169, 183–185; zitierte und den Diagrammen zugrunde liegende Daten entstammen Nintendos Investors-Relations-Datenbank. Weitere Quellen direkt im Text verlinkt.


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Bisher gibt es vier Kommentare

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  • Avatar von virus34
    virus34 20.02.2017, 05:02
    Zitat Zitat von Lebonix! Beitrag anzeigen
    Wenn du weiterhin in einem schlechten unübersichtlichen und langsamen eshop shoppen willst, und du auf grottigen Servern spielen willst, dann hoffe doch, dass Nintendo damit "auf die Nase fliegt". Ich glaube du bist wohlhabend genug, um 15-25€ im Jahr (nicht im Monat) zu zahlen, oder nicht?
    Zuerst mal, ich hatte weder mit den Spielen, noch mit dem Eshop der WiiU ein Problem.
    Ansonsten, wenn du jetzt schon weißt, dass alles perfekt laufen wird, dann könntest du mir ja mit deiner Glaskugel die nächsten Lottozahlen sagen.
    Ich glaube jedoch, das Nintendo nicht plötzlich auf dedicated Server setzen wird (an die die keine Ahnung haben was das ist bitte einfach mal selber googlen) sondern es weiterhin bei p2p Servern und somit lags bleiben wird.
    Um einen schnellen Eshop zu gewähren, sehe ich Nintendo sowieso in der Pflicht, immerhin sparen Sie sich damit Lagerkosten, Retailer, Produktionskosten, Shipping etc.
    Wie man also so verblendet sein kann und sogar noch verteidigt Gebühren für etwas zu zahlen, an dem der Hersteller eh schon rund 30 - 40 % pro Spiel mehr verdient ist für mich unbegreiflich. Ach übrigens... Ich habe noch nie onlinegebühren bezahlt und werde es auch definitiv nicht und ich spiele schon seit rund 24 Jahren Videospiele.
  • Avatar von MrAsano
    MrAsano 19.02.2017, 21:11
    Es gehört - gerade im Internet - nicht zum common sense, dass jedwede Art von Dienstleistung wie dieser After-Sale-Service einen Wert besitzt, den man in unserer güterorientierten Gesellschaft nun einmal mit einem Beitrag bezahlt.
    Ich persönlich zahle gerne für einen Service, der solide und funktionabel, weil zumindest teilweise wirtschaftlich gedeckt, ist, als kostenlose Dienste zu bekommen, die meine Anforderungen hinsichtlich Technik und Komfort nicht erfüllen. Es sei selbstredend jedem freigestellt eine andere Meinung zu haben - jedoch zu erwarten, dass sich eine Dienstleistung eines Unternehmens verbessert, ohne dass dafür eine wirtschaftliche Grundlage geschaffen wird, halte ich für naiv. Man selbst möchte schließlich auch für seine Arbeit entlohnt werden - meist mit Geld.
  • Avatar von Lebonix!
    Lebonix! 19.02.2017, 20:48
    Zitat Zitat von virus34 Beitrag anzeigen
    Zitat: "Wissen Sie was“, meinte Iwata einmal lachend dazu, "wenn unsere Kunden dann nicht monatliche Gebühren zahlen müssten, hätte ich gar nichts dagegen. So wie es jetzt aussieht, müssten sie das aber. Deshalb ist in den DS kein Telefon eingebaut.“

    Tja und jetzt gibt es die Switch mit monatlichen Gebühren XD
    gz
    ich hoffe wirklich das Nintendo damit auf die Nase fliegt....
    Wenn du weiterhin in einem schlechten unübersichtlichen und langsamen eshop shoppen willst, und du auf grottigen Servern spielen willst, dann hoffe doch, dass Nintendo damit "auf die Nase fliegt". Ich glaube du bist wohlhabend genug, um 15-25€ im Jahr (nicht im Monat) zu zahlen, oder nicht?
  • Avatar von virus34
    virus34 19.02.2017, 17:43
    Zitat: "Wissen Sie was“, meinte Iwata einmal lachend dazu, "wenn unsere Kunden dann nicht monatliche Gebühren zahlen müssten, hätte ich gar nichts dagegen. So wie es jetzt aussieht, müssten sie das aber. Deshalb ist in den DS kein Telefon eingebaut.“

    Tja und jetzt gibt es die Switch mit monatlichen Gebühren XD
    gz
    ich hoffe wirklich das Nintendo damit auf die Nase fliegt....