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New Super Mario Bros.

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Inside Nintendo 122: Wie New Super Mario Bros. die Renaissance der 2D-Hüpfspiele einleitete

Wenn Nintendo heute ein neues „New Super Mario Bros.“ ankündigen würde, gäbe es bei den Fans vermutlich hauptsächlich gelangweiltes Augenrollen. Doch vor relativ genau elf Jahren sah das noch ganz anders aus. Denn am 30. Juni 2006 erschien „New Super Mario Bros.“ – des Klempners erster 2D-Ausflug seit fast 14 Jahren – für den Nintendo DS. Drei einander doch sehr ähnliche Nachfolger später vergessen wir allerdings oft, welch große Revolution das DS-Jump’n’Run damals darstellte. Nicht umsonst ist „New Super Mario Bros.“ mit sagenhaften 30 Millionen verkauften Exemplaren das erfolgreichste Spiel für den Klapp-Handheld. Wie Nintendo diese Wiedergeburt des 2D-Jump'n'Runs entwickelt hat, damit möchten wir uns in unserer heutigen „Inside Nintendo“-Reportage beschäftigen.

Ohne Satoru Iwata kein New Super Mario Bros.?

Zunächst einmal eine Richtigstellung: Natürlich sind zwischen „Super Mario Land 2: 6 Golden Coins“ von 1992 und „New Super Mario Bros.“ von 2006 noch andere 2D-Jump'n'Runs rund um den weltbekannten Klempner erschienen. Doch in „Yoshi's Island“ (SNES, 1995) spielt Mario nicht die Hauptrolle, und Titel wie „Super Mario Bros. Deluxe“ (GBC, 1999) und die vier „Super Mario Advance“-Spiele (GBA, 2001–2003) sind Neuauflagen älterer „Mario“-Abenteuer. Insofern stimmt es also – 14 Jahre lang ist kein völlig neues 2D-Jump'n'Run mit Mario in der Hauptrolle erschienen.

Doch ohne die erwähnten „Mario Advance“-Remakes wäre „New Super Mario Bros.“ wohl nie entstanden – und den Anstoß für diese wiederum hat offenbar niemand Geringeres als der 2015 verstorbene Nintendo-Präsident Satoru Iwata gegeben. „[I]ch betrachtete eine Liste von Titeln, die für den Game Boy Advance entwickelt wurden“, erzählte er. „Mir fiel auf, dass die Liste keine Mario-Titel enthielt, daher sagte ich: ‚Mr. Miyamoto, lassen Sie uns doch auch ein Mario-Spiel machen.‘ Und so begann die ‚Mario Advance‘-Serie.“

Die insgesamt vier GBA-Neuauflagen zu alten „Mario“-Klassikern waren überaus erfolgreich; zusammen verkauften sie sich fast 20 Millionen Mal. Hinzu kam 2004 eine direkte Portierung des ersten „Super Mario Bros.“ für den GBA. Durch die sehr positiven Verkaufszahlen erkannte Nintendo, dass trotz der bis dahin zum Standard avancierten 3D-Spiele immer noch ein großes Interesse an den klassischen alten „Mario“-Sidescrollern bestand. Diese Feststellung ebnete schließlich einem völlig neuen 2D-Ableger den Weg.

Projektbeginn als Super Mario Advance 5

Das spätere „New Super Mario Bros.“ begann als fünftes „Super Mario Advance“-Spiel. Daher übernahm der Director der „Mario Advance“-Spiele, Hiroyuki Kimura, mit seiner Unterabteilung von Nintendo EAD wieder die Arbeiten. Kimura, der bereits an „Super Mario Bros. 3“ mitgewirkt hatte, fungierte diesmal jedoch als Produzent und setzte den deutlich jüngeren Shigeyuki Asuke als Director des neuen Projektes ein. Die Programmierung übernahm wie seit jeher bei den 2D-„Mario“-Spielen das Unternehmen Systems Research & Development.

Doch damals stand mit dem Nintendo DS ein brandneuer Handheld vor der Tür. In Anbetracht dessen schien es angebrachter, ein völlig neues „Mario“-Spiel zu entwickeln, wofür der Markt ja großes Interesse bekundet hatte. „Zu dieser Zeit hat Mario bereits den Sprung auf 3D gemacht“, erklärte Nintendo-Legende Shigeru Miyamoto, „und wir haben uns über die zwei verschiedenen Zweige der Mario-Serie unterhalten: Der Mario, der mit der technischen Entwicklung der Konsole Schritt hält, und der gute alte Mario, den jeder spielen kann. Als ich mich darüber mit Mr. Tezuka unterhalten habe, sagte dieser: ‚Also, wenn wir noch einen Mario machen, dann den seitlich scrollenden.‘“


Vier Screenshots aus „New Super Mario Bros.“ (v.l.n.r.): Kein klassisches „Mario“-Spiel ohne Prinzessinnen-Entführung. – Eine Szene aus dem allerersten Level. Gumbas und Koopas werden übrigens nicht als Echtzeit-berechnete 3D-Modelle dargestellt, sondern als 2D-Sprites. In frühen Versionen des Spiels war das noch anders. – Die in „Super Mario Bros. 3“ eingeführte Weltkarte feiert ihr Comeback. – Auch 20 Jahre später hat Bowser nichts dazu gelernt und in seine Festung einen Selbstzerstörungsmechanismus eingebaut.

Als Alt mach Neu

So entstand mit Genehmigung der beiden „Mario“-Schöpfer Miyamoto und Takashi Tezuka ein völlig neues 2D-Jump'n'Run für den Nintendo DS, das eine größere Zielgruppe ansprechen sollte als die komplexeren 3D-Spiele. Natürlich blieben die neuen technischen Möglichkeiten des DS nicht gänzlich ungenutzt: Obwohl aus der Seitenperspektive gespielt, sollte das neue 2D-Hüpfspiel auf Polygongrafik basieren. Auch der Touchscreen und der zweite Bildschirm finden Verwendung, wobei sie keine weltbewegenden Innovationen einbringen. Entsprechend bezeichnete Miyamoto den Plan für das neue Spiel als ein Mario-Spiel, „das für frischen Wind sorgt, indem es zu seinen Wurzeln zurückkehrt. Dafür steht auch das ‚New‘ im Titel.“

Doch noch vor „New Super Mario Bros.“ erschien für den Nintendo DS ein „Mario“-Spiel, das alles andere als neu war. Die Rede ist von „Super Mario 64 DS“, einem Remake, das parallel zur Markteinführung des Handhelds herauskam. Es diente als Fundament für das spätere „New Super Mario Bros.“, denn anstatt völlig neue 3D-Modelle für Mario, Luigi und Co. zu gestalten, wurden die entsprechenden Grafikelemente einfach aus dem DS-Remake übernommen. Auch die spaßigen Minispiele, die dem Titel noch einen ganz besonderen Reiz verleihen, stammen zum Großteil direkt aus dem „Super Mario 64 DS“. Die großen Ähnlichkeiten zu jenem DS-Launchtitel sind in frühem Material zu „New Super Mario Bros.“ noch besser ersichtlich.

Der schlechteste Trailer aller Zeiten?

„Frühes Material“ ist ein sehr gutes Stichwort. Den ersten Trailer zu „New Super Mario Bros.“ hat Nintendo nämlich schon auf der E3 2004 veröffentlicht, zwei Jahre vor der Fertigstellung des Spiels. Jedoch ist „Trailer“ vielleicht nicht die richtige Bezeichnung: Dem dreißigsekündigen Video sieht man deutlich an, dass das Projekt damals erst seit sehr kurzer Zeit in der Mache war. Statt wie ein echter Trailer wirkt es wie Videomaterial aus einem Prototypen, das eigentlich nicht für die Öffentlichkeit bestimmt wäre. Doch seht selbst:

Der erste Trailer zu „New Super Mario Bros.“ von der E3 2004. Es gibt keine Musik, die Toneffekte sind alle noch Platzhalter, die Grafik ähnelt dem fertigen Spiel so gut wie gar nicht. Außerdem scheinen Marios Animationen fehlerhaft zu sein, der ?-Block ist offensichtlich noch nicht fertig programmiert worden und völlig aus dem Nichts verwandelt sich Mario in seine Mega-Form und besiegt Bowser einfach so.

Was geschah hinter den Kulissen?

Auf der genialen E3 2004 wollte Nintendo offensichtlich so viele Kracher wie nur möglich raushauen – schließlich wurden damals unter anderem auch der DS und „Zelda: Twilight Princess“ erstmals präsentiert. Anders lässt es sich nicht erklären, dass der Konzern so frühes, fehlerhaftes und fades Filmmaterial veröffentlicht hat. Die eigentliche Ankündigung eines klassischen „Super Mario Bros.“-Titels in neuem Gewand war nämlich damals eine riesige Hausnummer; man hielt diese Art von Spielen ja für endgültig vergangen.

Doch nach dieser Erstankündigung blieb es ein Jahr lang still um „New Super Mario Bros.“ Hinter den Kulissen muss allerdings viel geschehen sein, wie wir bei unseren Recherchen gemerkt haben. Leider konnten wir kaum Interviews mit den Entwicklern ausfindig machen, mit denen wir den Produktionsvorgang genau hätten rekonstruieren können. Aber das veröffentlichte frühe Bildmaterial und die zahlreichen Überbleibsel im Spielcode enthalten mannigfaltige Hinweise zur Entwicklung von „New Super Mario Bros.“

Auf der Suche nach Neuem

Doch der Reihe nach. Auch wenn das Kernkonzept eines „Super Mario Bros.“-Spiels in zeitgenössischem Gewand schon früh feststand, so genügte es nicht, bloß die bewährten Inhalte aufzuwärmen. Darum dachte sich das Team um Director Asuke auch ein paar neue Spielmechaniken aus. Wie Produzent Kimura verriet, haben seine Leute beispielsweise mit neuen Konzepten für das Ende eines Levels experimentiert. Schließlich setzte sich aber die bewährte Fahnenstange als Zielmarkierung durch.

Eine vielversprechendere Neuerung war die Mega-Mario-Verwandlung (Miyamoto: „Wenn man den gigantischen Mario einbaut, kann der Rest des Spiels so altmodisch sein, wie es nur geht“). Mega-Mario muss ebenfalls eine sehr frühe Idee gewesen sein, war er doch schon im 2004-Trailer zu sehen. Die Idee geht eventuell auf den Pilz aus „Super Mario 64 DS“ zurück, der Mario dort bereits in Übergröße verwandelt. Wie aus dem Video von 2004 weiter hervorgeht, sollten ursprünglich auch Gegner die Mega-Verwandlung durchmachen können. Abgesehen vom Bosskampf gegen einen Riesen-Gumba verwarf das Team diese Idee jedoch. Dafür fanden mit Mini-Mario und Panzer-Mario noch zwei weitere völlig neue Item-Transformationen ihren Weg ins Spiel.

Auf der E3 2005 veröffentlichte Nintendo einen zweiten Trailer zu „New Super Mario Bros.“ Besonders stark unterscheidet sich hier die Benutzeroberfläche von der des fertigen Spiels. Auf dem oberen Bildschirm befinden sich hier überhaupt keine HUD-Anzeigen; Informationen wie die verbleibende Zeit wurden vollständig auf den unteren Bildschirm ausgelagert.

Ein Klempner kommt selten allein

Ist es nicht seltsam, dass es in vielen Spielen über die titelgebenden Super-Mario-Brüder in Wahrheit bloß um Mario geht? Dieser Umstand ist natürlich den Entwicklern nicht entgangen, doch ist es ihnen nie so recht gelungen, einen gleichzeitigen Mehrspielermodus zu entwickeln, sodass Mario und Luigi zusammen spielbar sind – davon berichteten wir ausführlich in „Inside Nintendo 81“. Auf NES, SNES und Game Boy lag das natürlich an den großen technischen Beschränkungen. Auf dem DS hielten Tezuka und der langjährige „Mario“-Chefprogrammierer Toshihiko Nakago die Zeit aber endlich für reif, denn die Rechenleistung des neuen Handhelds ermöglichte es erstmals, den Bildschirmausschnitt ein- und auszuzoomen, wie es für einen simultanen Zweispielermodus sehr sinnvoll wäre.

Das Team experimentierte viel mit einem entsprechenden Spielmodus. Ursprünglich sollten Mario und Luigi in den normalen Levels des Abenteuers um die Wette laufen, doch offenbar war das Konzept nicht ganz wie gewünscht umsetzbar. Es wurde nämlich im finalen Spiel durch den Mario-vs.-Luigi-Modus ersetzt, in dem die Klempnerbrüder in speziellen Levelarenen ihr Gefecht austragen. Mit einem echten Koop-Modus, wie ihn das Artwork auf dem europäischen Cover zum Spiel verspricht, ist das aber nicht zu vergleichen. Doch woran genau haperte es? Nakago gab nur eine schwammige Erklärung dazu ab: „Da die Level zunehmend komplexer wurden, hätten wir es niemals geschafft, selbst wenn wir es gewollt hätten.“

Neuvorstellung nach einem Jahr Funkstille

Dabei war der Wettrenn-Modus sogar auf der E3 2005 gezeigt worden. Nach einem Jahr völliger Stille veröffentlichte Nintendo damals nämlich ein neues Video zu seinem 2D-Hüpfer. Inzwischen hatte das Spiel schon deutlich Form angenommen. Dennoch bestanden noch große Unterschiede zum fertigen Spiel. Beispielsweise konnten sich damals noch drei Items im Vorrat befinden, was aber schließlich auf bloß eines reduziert wurde. Auch am Grafikstil hatte sich seit der E3 2005 noch einiges getan.

Ebenfalls das Design der Level unterlief bis zum fertigen Produkt noch starke Veränderungen. Zwei der auf der E3 2005 anspielbaren Level existieren zusammen mit ein paar weiteren ungenutzten Levels noch im Spielcode. In Vorschauberichten von 2005 ist außerdem die Rede von einem Blitz-Item im Mehrspielermodus, durch das man seinem Kontrahenten Schaden zufügen konnte. Dieses ist in der finalen Version des Spiels aber nicht mehr enthalten.

Auf der E3 2005 durften Fachpresse und Spieler erstmals Hand an „New Super Mario Bros.“ legen. Videomaterial von Anspielgelegenheiten auf der Messe zeigt, dass der Grafikstil des Spiels damals noch sehr anders war. Er wirkte weniger steril als in der finalen Fassung und scheint sich an den 16-Bit-Ablegern wie „Super Mario World“ orientiert zu haben. Dementsprechend erschien damals am Beginn des Levels die aus den alten Klassikern bekannte Einblendung „MARIO START“, die sich jedoch nicht durchsetzen konnte.

Bah-Bah

Im Trailer von 2005 hören wir im Hintergrund eine frühe Fassung des Stücks für den Mario-vs.-Luigi-Modus. Offenbar war dieses Stück damals als Hauptmelodie von „New Super Mario Bros.“ angedacht gewesen. Wie kam es stattdessen zur bekannten finalen Titelmelodie mit ihrem berühmt-berüchtigten „Bah-Bah“, bei dem alle Gegner auf dem Bildschirm so lustig tanzen?

Der Soundtrack zu „New Super Mario Bros.“ stammt aus der Feder von Asuka Hayazaki und Hajime Wakai, die beide erstmals für ein „Mario“-Spiel komponierten. Doch das ohrwurmverdächtige Hauptthema des Spiels schrieb niemand anders als Koji Kondo, der Schöpfer der berühmten „Super Mario“-Melodie. Er war bei „New Super Mario Bros.“ als Sound Director für die gesamte musikalische Gestaltung verantwortlich. „Eigentlich sollte jemand anderes diesen Song machen“, schilderte er, „aber mir wurde gesagt, dass es sich nicht wirklich nach Mario-Musik angehört hat, also habe ich mich entschieden, den Song neu zu komponieren.“

Kondo hatte jedoch Schwierigkeiten dabei, eine neue Melodie zu erstellen, die zum Miteinander von Altem und Neuem passt, welches das Spiel ausmacht. Letztlich ist dem „Mario“-Maestro aber ein weiterer Klassiker gelungen, der in überarbeiteter beziehungsweise verschlimmbesserter Fassung auch noch in den Fortsetzungen für Wii und 3DS als Oberweltmelodie zu hören ist. Offenbar ist das markante „Bah-Bah“ erst sehr spät hinzugefügt worden, denn in einem Video einer fast fertigen Version des Spiels fehlt es noch.

Die Welt wandelt sich

Generell hat sich im Laufe der Entwicklung ungewöhnlich viel am Spiel geändert, und in nicht wenigen Fällen sind Relikte davon noch im Code des fertigen Spiels vorhanden. So waren ursprünglich auch die Sprunggeräusche aus dem ersten „Super Mario Bros.“ zu hören. Darüber hinaus haben Hacker im Programmcode einen alternativen Bildschirm zur Weltenauswahl gefunden. Dieser zeigt die Symbole der acht Welten in einer Scheibe an, ähnlich dem Auswahlbildschirm im Nachfolger „New Super Mario Bros. Wii“.

Diese ungenutzte alternative Weltenauswahl verwendet für die acht Welten des Spiels Symbole, die ansonsten nicht im Spiel auftauchen – und diese geben Auskunft darüber, dass zwei der Welten ursprünglich ganz andere Thematiken haben sollten: Welt 4 sollte sich eigentlich um die Urgeschichte sowie um Dinosaurier und Welt 6 um Maschinen drehen. Im finalen Spiel lauten die Themen dieser Welten hingegen Dschungel und Mittelalter.

Dieses Logo von der E3 2005 ähnelt jenem von „Super Mario Bros. Deluxe“. – Der Name „New Super Mario Bros.“ war zwar schon seit 2004 bekannt, doch die ganze Zeit über blieb unklar, ob dies nicht bloß ein Arbeitstitel sei. Das endgültige Logo enthüllte Nintendo zusammen mit dem Releasezeitraum im Februar 2006. Ursprünglich sollte das Spiel offenbar schon 2005 herauskommen – vielleicht ja zum 20. Jubiläum der Erstveröffentlichung des Serienerstlings?

Der Erfolg gibt Nintendo recht: Weniger ist mehr!

Zwei Jahre nach der ersten Ankündigung brachte Nintendo „New Super Mario Bros.“ schließlich am 15. Mai 2006 in Amerika für den DS heraus. In seinem Heimatland erschien das Spiel erst zehn Tage später, während wir Europäer uns noch bis zum 30. Juni gedulden mussten. Ebenfalls im Juni 2006 kam der Nintendo DS Lite auf den Markt, das schlankere und schickere Neudesign des Handhelds. Beide Veröffentlichungen trugen entschieden zu jenem enormen Höhenflug des Nintendo DS bei, der eben erst 2006 begann – unsere Diagramme in „Inside Nintendo 112“ veranschaulichen das Ganze.

Nintendo hatte sich zwar mit „New Super Mario Bros.“ erhofft, wieder eine größere Zielgruppe als mit den 3D-Spielen zu erreichen. Doch mit dem tatsächlichen Erfolg wird niemand gerechnet haben: „New Super Mario Bros.“ mauserte sich zum erfolgreichsten Spiel auf Nintendos erfolgreichster Hardware. Bis heute hat es sich sagenhafte 30,8 Millionen Mal verkaufen können – damit ist ihm ein Platz auf der Top 10 der meistverkauften Videospiele aller Zeiten sicher.

Um dieser Zahl mehr Perspektive zu verleihen: „New Super Mario Bros.“ ist nach dem ersten „Super Mario Bros.“ der meistverkaufte Teil der Reihe und ging in etwa so häufig über die Ladentheke wie „Super Mario 64“ und die beiden „Galaxy“-Spiele zusammen! Mit diesem unerwarteten Erfolg konnte Nintendo das Genre der 2D-Jump'n'Runs wieder salonfähig machen und eine Zielgruppe so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr erreichen.

Nicht-mehr-ganz-so-New Super Mario Bros.

Wenn man diese Relationen betrachtet und den gewaltigen Erfolg von „New Super Mario Bros.“ bedenkt, lernt man Nintendos Entscheidung für weitere baugleiche 2D-„Mario“-Spiele nachzuvollziehen. Für die Fortsetzungen behoben die Entwickler die Probleme des DS-Erstlings – und eines davon war der Schwierigkeitsgrad. Denn im Nachhinein betrachtet hielt Miyamoto „New Super Mario Bros.“ doch für einen Ticken zu einfach, weshalb Nintendo sogar mit der Idee einer erweiterten Version für erfahrene Leute spielte.

Anstelle einer Neufassung ähnlich „Super Mario Bros.: The Lost Levels“ entwickelte der Konzern aber schließlich einen richtigen Nachfolger. Dabei wurde der Schwierigkeitsgrad erhöht; um unerfahrenere Spieler dabei nicht zurückzulassen, dachte sich Nintendo den Super-Assistenten aus. Außerdem konnte endlich ein echter simultaner Mehrspielermodus für bis zu vier Spieler eingebunden werden. „New Super Mario Bros. Wii“ kam 2009 für die Heimkonsole heraus und 2012 folgten sogar zwei weitere Fortsetzungen, einmal das seltsam benannte „New Super Mario Bros. 2“, mit dem wir uns in „Inside Nintendo 33“ beschäftigten, und „New Super Mario Bros. U“ als Launch-Titel für die Wii U.


Die zahlreichen Minispiele waren allein als auch für bis zu vier Spieler ein großes Vergnügen. Schade, dass es in den nachfolgenden „New Super Mario Bros.“-Titeln keine Minispiel-Sammlungen mehr gab!

Ausblick

Zwar verkauften sich auch diese Nachfolger überaus prächtig – der Wii-Teil erreichte sogar fast die Verkaufszahlen des DS-Erstlings. Doch am Spielkonzept änderte sich nur wenig, und vor allem der Grafikstil, der schon beim DS-Spiel nicht gerade eine künstlerisch-ästhetische Meisterleistung war, blieb derselbe. So prägte sich zumindest bei den sogenannten Intensivspielern ein negatives Bild der „New Super Mario Bros.“-Titel ein. Dieses aber lässt uns heute ganz vergessen, wie revolutionär das DS-Spiel anno 2006 war und wie es die Renaissance der 2D-Jump'n'Runs herbeigeführt hat. Ende 2015 ist „New Super Mario Bros.“ übrigens in der Virtual Console der Wii U erschienen – zählt es damit also bereits zu den Retro-Spielen? Welche Überraschungen Nintendo wohl für künftige 2D-„Marios“ abseits von „Super Mario Maker“ parat hält?

Quellen: Iwata fragt: New Super Mario Bros. Wii, Teil 1: 5. Neulinge sollten das Ende auch sehen (2009); Iwata fragt: Super Mario Bros. 25. Jahrestag, Teil 3: Die Entwickler der Super Mario-Reihe (1), 4. Gesten in der Nacht (2010); Iwata fragt: Super Mario All-Stars, Teil 1: Super Mario History-Soundtrack-CD, 5. Musik-Kommentar von Koji Kondo (2) (2010); The Cutting Room Floor (umfangreiche Übersicht zu ungenutztem Material innerhalb der Daten von „New Super Mario Bros.“; dort auch eine Auflistung von Screenshots aus früheren Versionen des Spiels). – Im Juli 2006 veröffentlichte das japanische Nintendo Online Magazine ein umfangreiches Entwicklerinterview, das bislang unübersetzt ist und uns aufgrund dieser Sprachbarriere leider unzugänglich war.

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Bisher gibt es neun Kommentare

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  • Avatar von Leonardron
    Leonardron 10.07.2017, 01:23
    @Tobi, wie von dir gewohnt wieder ein toller Bericht! Das war definitiv einer der Titel für den DS, der sich in mein Hirn gebrannt hat und ich massig Stunden meines Lebens beim Spielen des Teil verbraten habe. Das ist jetzt schon 11 Jahre her, meine Fresse wie die Zeit vergeht.
  • Avatar von Garo
    Garo 09.07.2017, 23:11
    Sehr schöner Bericht, Tobi!

    Aber diese 2004er-Demo kann doch unmöglich für die Öffentlichkeit bestimmt gewesen sein. xD
  • Avatar von anonym_220717
    anonym_220717 09.07.2017, 23:04
    Mein Lieblingsteil ist New Super Mario Bros U. Erinnert mich an Super Mario Bros 3 wegen der Themenwelten und an Super Mario World wegen der Weltkarte, die auch wirklich eine ist. Bei den anderen New Super Mario Bros-Teilen (DS/Wii/3DS) war die Weltkarte ja nur zweckmäßig.
  • Avatar von FallenDevil
    FallenDevil 09.07.2017, 21:31
    Der erste Teil hat mir damals so sehr gefallen dass ich ihn in der Nacht von Freitag (Release) auf Samstag zu 100% abgeschlossen hab.Den Wii Teil hab ich nie besessen und auch nie durchgespielt, die U Version mangels Alternativen durchgespielt und den 2er fürn 3DS hab ich mir bis dato nie zugelegt, wird aber sicherlich noch passieren.

    Es stimmt aber, gerade zu der Zeit als das erschien waren andere Genres und Spiele der große shit. Kurze Zeit später gabs überall brauchbare 2D JnRs, auch wenn der DS für solche Spiele natürlich eher geeignet war als für große 3D Adventures
  • Avatar von virus34
    virus34 09.07.2017, 20:33
    Super Bericht wieder mal, danke dafür. Ich fand die Spiele schon ganz gut, gerade das der Erstling so zugänglich war hat mir auch viel Spaß bereitet. Immerhin waren die Münzen nämlich nicht immer einfach zu finden.
    Schade nur das der 2. Teil so extrem mit dlc verseucht wurde.
  • Avatar von Fabian
    Fabian 09.07.2017, 15:10
    Toller Bericht! New Super Mario Bros. war und ist ein grandioses Spiel, ich hab das gesuchtet wie wenige andere Titel für den DS. Aber ich habe mich gerade ein wenig erschreckt, dass das schon wieder 11 Jahre her ist - Wahnsinn.
  • Avatar von SasukeTheRipper
    SasukeTheRipper 09.07.2017, 13:44
    Die Demo von der E3 2004 ist echt komisch
  • Avatar von Tobias
    Tobias 09.07.2017, 12:56
    Was hatte ich damals vor elf Jahren Freude mit New Super Mario Bros.! Es war mein erstes 2D-Mario, und wie besonders das Spiel eigentlich ist, war mir damals natürlich gar nicht klar. Als ich's für den Bericht nochmal angespielt habe, war ich echt total begeistert. Es hat sich bis heute sehr gut gehalten und ist einfach in so vielen Details eine sehr stimmige Neuinterpretation des alten Super Mario Bros. Auch der Zweispielermodus und die Minispiele waren richtig genial. Die Nachfolger können irgendwie nicht so an den Charme heranreichen.

    Auch die Musik ist wirklich genial. Mein Favorit ist Snow Overworld aus dem Multiplayer (https://www.youtube.com /watch?v=VXXnWJxaQW8 ) – wenn ich das höre, muss ich einfach vor Freude grinsen. Diese Xylophon- und 8-Bit-Instrumente klingen so dümmlich, dass man einfach Freude empfinden muss. Das gilt eigentlich auch für das berüchtigte Bah-Bah in der Hauptmelodie, die ja gar nicht so schlimm wäre, wenn Nintendo sie nicht in den Nachfolgern so verwurstet hätte.
  • Avatar von persei8
    persei8 09.07.2017, 10:47
    Diese Art der Artikel lassen mich immer wieder zu Euch zurückkehren.
    Sehr informativ und angenehm geschrieben bzw. gut zu lesen.

    TOP!!!

    Leider finde ich den Aufbau der News an sich (Euer -nicht mehr so- neues Layout) irgendwie "abwehrend". Wenn ich das sehe, habe ich keine Lust zu klicken und zu lesen.

    Ansonsten seid ihr eine tolle Seite.