Es ist keine Neuheit, dass die erste Generation der Pokémon-Spiele besonders anfällig für Programmierfehler und Glitches ist (ausführlich haben wir uns damit in „Inside Nintendo 92“ auseinandergesetzt). Eine große Schar an Hackern hat es sich seitdem zur Aufgabe gemacht, die technischen Unsauberkeiten der alten Game-Boy-Spiele auszunutzen. Noch heute, 20 Jahren nach der Veröffentlichung der Spiele, gelingen ihnen neue, zutiefst beeindruckende Leistungen. Unlängst ist es möglich, durch Tasteneingaben den Arbeitsspeicher der Spiele umzuprogrammieren und so arbiträren Programmcode auf dem Game Boy laufen zu lassen. Häufig wird dieses komplizierte Verfahren dazu verwendet, um direkt zum Abspann der Spiele zu springen, was für toolunterstützte Speedruns große Gelegenheiten bietet. Außerdem war es Hackern möglich, simple Spiele wie etwa Pong innerhalb von Pokémon Blau/Rot nachzuprogrammieren.
Ein Hacker hat sich mit diesen verhältnismäßig einfachen Beispielen arbiträrer Codeausführung nicht zufriedengegeben. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, diese Methode bis zum Äußersten auszuloten und dabei an die Grenzen des für den Game Boy Machbaren zu schreiten. Er hat in Pokémon Gelb Teile aus Pokémon Gold, Tetris, Link's Awakening und Super Mario Bros. Deluxe nachprogrammiert, und dem nicht genug, sogar hochqualitative Toneffekte und eine vollbildfüllende Videosequenz auf dem Game Boy nachgestellt. Nach der Ausführung all dieses Programmcodes ist Pokémon Gelb immer noch lauffähig, wie die anschließend über den Bildschirm laufenden Credits des Spiels beweisen.
Natürlich ist dies nur durch Hilfe eines Tools auf einem Emulator möglich. Es ging bei diesem Experiment ausschließlich darum, die Grenzen des technisch Machbaren auszureizen. Das Ganze könnt ihr euch in diesem Video anschauen:
Was selbst für jene, die die Pokémon-Hacking-Szene etwas genauer verfolgen, wie ein billig zusammengeschnittenes Video wirkt, ist wirklich echt. Der Hacker nutzt einen bekannten Trick aus, um innerhalb weniger Sekunden die Kontrolle über Pokémon Gelb zu erlangen. Anschließend programmiert er durch tausende vom Emulator simulierte Tasteneingaben pro Frame innerhalb kürzester Zeit all das, was im Folgenden gezeigt wird. Dabei programmiert er die Spiele nicht exakt nach, sondern übernimmt vielmehr die Kontrolle über die Bild- und Tonausgabe. Es handelt sich im Prinzip also um ein mehrminütiges Video, das innerhalb von Pokémon Gelb programmiert worden ist, das aber täuschend echt wie die zugrundeliegenden Spiele aussieht.
Wie der Hacker all dies in wochenlanger Kleinarbeit bewerkstelligt hat, dokumentiert und erklärt er unter diesem Link. Da er das zugrundeliegende Skript der Öffentlichkeit bereitgestellt hat, konnten andere Hacker die Authentizität des Videos belegen. Es ist eine eindrucksvolle Zurschaustellung dessen, was arbiträre Programmcodeausführung alles ermöglicht.
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