„Vaccine“ ist ein Spiel, das mich schon alleine durch die Beschreibung begeistern konnte. Als Fan der Roguelike-Welle sowie der klassischen „Resident Evil“-Spiele könnte eine Fusion der beiden Konzepte zu einem persönlichen Indie-Highlight werden, doch nach der Veröffentlichung hagelte es negative Kritiken. Das hat die Macher jedoch nicht davon abgehalten, den Titel auch für Nintendo Switch zu veröffentlichen. Was wir vom Experiment halten, erfahrt ihr im Test.
Das einzige Gegenmittel
Die Geschichte ist schnell erzählt. Hat man einen von zwei Charakteren ausgewählt, wird man ohne Einleitung in das Spiel geworfen und weiß nur, dass man ein Gegenmittel für seinen Partner besorgen muss. Dafür hat man aber nur 30 Minuten Zeit, und die Suche ist alles andere als leicht, denn das Anwesen, in dem man sich befindet, ist voll von Zombies und anderen Kreaturen. Auf dem Weg findet man manchmal auch Notizen, die ein wenig mehr über das Universum erklären, in dem man sich befindet. Wirklich spannend wird das aber nie, da die Texte zwar nicht schlecht geschrieben, letztendlich aber belanglos sind und keinerlei Auswirkungen auf die Geschichte haben.
Das Spielprinzip klingt da schon spannender. Man läuft nämlich von Raum zu Raum, findet Gegenstände wie Schlüssel und Waffen und kämpft gegen die Zombies, um das Heilmittel zu finden. Wer nun aber glaubt, seine Orientierungsfähigkeiten nutzen zu können, darf das Roguelike-Element bestaunen, denn tatsächlich verändert sich mit jedem neuen Durchlauf die Anordnung der Räume. Deshalb wird man zwar dieselben Ortschaften sehen, jedoch sind sie immer anders verteilt und man weiß nie, was einen erwartet.
Verlorene Ambitionen
Was sich wie eine großartige Idee anhört, spielt sich leider alles andere als gut. Das fängt mit der Steuerung an, bei der man sich zu sehr an das Original angelehnt hat. Die berühmten „Tank“-Mechaniken sind zurück, bei denen die Steuerung immer von der Ausrichtung des Charakters abhängt. Je nach Perspektive der Kamera kann es also gut sein, dass man nach vorne drückt, um zur Kamera hin zu laufen. Zwar war das beim ersten „Resident Evil“ noch kein Problem, jedoch lässt sich die konventionelle Steuerung, die sich auch bei den Remakes durchgesetzt hat, klar besser nutzen. Wegen fester Kameraperspektiven, deren Wechsel extrem merkwürdig ist, kann man somit kaum eine Situation richtig abschätzen. Oftmals verstecken sich Gegner sogar hinter Objekten, sodass man sie nicht sieht, bis man angegriffen wird.
Zu der Steuerung kommen die Kämpfe, die damit verbunden eine echte Katastrophe darstellen. Kämpft man gegen einen einzelnen Gegner, muss man die Nähe suchen, da Schüsse viel zu leicht daneben gehen, weshalb man leider auch oft getroffen wird. Da man am Anfang aber sowieso nur ein Messer zur Verfügung hat, wird man unfreiwillig merken, dass man nur durch eine Mischung aus merkwürdigen Bewegungen nach hinten nicht gebissen wird, und das auch nur, wenn ausreichend Platz nach hinten ist. Die Macher haben sich also leider nur die Aspekte von „Resident Evil“ herausgepickt, die die Reihe selbst ausgebessert hat.
Problematisches Balancing
Wenn das grundliegende Spielprinzip nicht funktioniert, können leider auch die besseren Aspekte nicht glänzen. Das ist schade, denn das Leveldesign kommt einem zwar manchmal zu belanglos, ansonsten aber recht solide vor, wenn man die furchtbaren Kameraperspektiven in einigen Räumen ignoriert. Doch sobald man nach Gegenständen sucht, ist man erneut frustriert. Zwar gibt es viele, die man auch wirklich benötigt, doch manchmal kann man sie vor den Hintergründen nur schwer erkennen. Wenn man dann noch einen Schlüssel braucht und wieder an eine Stelle zurückkehrt, an der man sich sicher war, dass dort nichts gewesen ist, darf man durchaus genervt sein.
Es ist auch recht schwierig, früh im Spiel gute Waffen zu erhalten. Zwar kann man seinen Charakter aufleveln, der Fortschritt ist aber nur dann auf den nächsten Durchlauf übertragbar, wenn man auch siegreich ist. Das kann nahezu unmöglich wirken, bedenkt man einige Gegner, die mit den ersten Waffen erst sterben, falls man bereit ist, über 15 Schüsse abzugeben. Im Nahkampf hat man sowieso keine Chance gegen die schnellen Feinde und das Weglaufen funktioniert ebenfalls nur selten. Das Balancing ist also eine reine Katastrophe und dürfte in den frühen Stunden dafür sorgen, dass man aufgibt. Das ist schade, denn Mechaniken wie eine Kiste, in der man Items für zukünftige Durchläufe verstauen kann, gehen vollkommen verloren.
Technik
Auch bei der Optik lässt sich erkennen, dass die Macher genau die falschen Aspekte als Inspiration genommen haben. Erinnert man sich an Spiele vom SNES, können diese aufgrund des Stils zeitlos wirken. Schaut man auf die frühen 3D Spiele der PlayStation 1, wundert man sich eher, wie man diese damals beeindruckend finden konnte. Und eben so sieht nun auch „Vaccine“ aus, hoffnungslos veraltet und von einem Stil inspiriert, der heute eher qualvoll als ansehnlich ist.
Eine richtige Überraschung stellt aber die Musik dar. Sie kann zwar auf Dauer eintönig wirken, doch tatsächlich sind die Melodien mit das beste am Spiel und vermitteln durchaus eine solide Atmosphäre. Leider ziehen die Soundeffekte das wieder herunter, denn auch diese wirken wie aus einer Zeit, deren technische Fortschritte lange überholt wurden.
Bisher gibt es acht Kommentare
Und das Nintendo Seal of Quality hat noch nie die spielerische Qualität bei Dritthersteller-Software gekennzeichnet. Schlechte/uninspirierte/billige Ramsch-/Lizenz-Spiele gab es früher genauso wie heute.
War deshalb auch nicht über die "scheiß" Grafik und Steuerung verwundert - war ja bei den ersten Resi-Games mehr oder weniger genau so.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich meinen Spaß mit dem Spiel habe. Für mich ein Titel, den man immer wieder mal zwischendurch für n' Ründchen spielen kann. Perfekt für den Handheldmodus während Werbeunterbrechungen etc. Nach ein paar Runden klappts dann auch mit der Steuerung. Dadurch das die Villa immer zufällig aufgebaut ist, is es auch immer mehr oder weniger spannend was einen erwartet.^^
Natürlich kommt Vaccine nicht mal im Ansatz an Resident Evil ran, aber das hab ich ja auch nicht erwartet. Aber wie gesagt, auch wenn es nicht wirklich ein gutes Spiel ist, habe ich trotzdem Spaß damit - und bereue den Kauf damit nicht