Sonic Mania (eShop)

Man ist es schon leid zu hören, dass die guten Tage von „Sonic“ vorbei sind. Obwohl Titel wie „Sonic Colors“ sowie „Sonic Generations“ gut bei den Fans angekommen sind, wünschen sich viele eine Orientierung an die früheren Teile, was „Sonic The Hedgehog 4“ leider nicht gelungen ist. Doch erwähnt man nur „Sonic Mania“ in den Weiten des Internets, hört man bereits Jubelschreie von zahlreichen Anhängern, die glauben, endlich den würdigen Nachfolger der ursprünglichen Reihe gefunden zu haben. Ob dies tatsächlich der Fall ist, haben wir für euch herausgefunden.

Alles beim Alten

Als Sonic und Tails eigentlich einen entspannten Tag genießen wollen, empfangen sie plötzlich ein mächtiges Signal, das Dr. Eggman für sich gewinnen will. Dabei helfen ihm seine neuen Egg-Robos, die natürlich das Duo davon abhalten wollen, die Pläne zu durchkreuzen. Zusammen mit Knuckles machen sie sich also auf den Weg durch zahlreiche Level und befreien dabei nicht nur Tiere, sondern stoppen die Invasion der Roboter.

Zugegeben, die Geschichte ist völlig belanglos. Man erhält keine Dialoge und alle Geschehnisse werden in der Spiele-Grafik dargestellt. Doch eben das ist auch eine der großen Stärken von „Sonic Mania“, denn man beruht sich wieder auf die Zeit, in der die Spiele nur eine Geschichte hatten, um dem Gameplay lose einen Grund zu verleihen. Zudem sind die kleinen Animationen derart charmant, dass man auch nie von den kurzen Sequenzen gestört wird. Man darf sich also freuen, dass wirklich die Geschwindigkeit im Vordergrund steht.

Der schnellste Igel der Welt

Wer die „Sonic“-Spiele kennt, wird sich sofort heimisch fühlen. Man rast durch zwölf Zonen, die jeweils in zwei Akte unterteilt sind, wobei jeder Akt in einem Boss-Kampf endet. Jedoch sollte es nicht nur das Ziel sein, am Ende anzukommen, sondern das möglichst schnell zu tun. Demnach sind die Level auch so gestaltet worden, dass schnelle Reflexe damit belohnt werden, dass man noch flüssiger laufen kann. Jedoch ist der Weg voller Fallen wie Stacheln, fallenden Blöcken oder anderen Elementen, und auch Gegner machen einem das Leben schwer.

Das grundlegende Konzept hat sich also nicht verändern, und dennoch kommt ein besseres Gefühl auf als in den meisten anderen Serienteilen. Das liegt an der flüssigen Steuerung, denn Sonic bleibt ein leicht schwammiger Charakter. Nichtsdestotrotz hat man jederzeit die volle Kontrolle und einmal daran gewöhnt, fallen einem keine Aktionen mehr schwer. Besonders die neue Fähigkeit, von einem Sprung in einen Spin-Dash übergehen zu können, ist brillant und lässt sich so gut nutzen, dass man mit der richtigen Planung deutlich weniger Frust-Momente aufgrund von fies platzierten Gegnern haben wird. Das zeigt auch, wie man neue Mechaniken einführt, die alle bisherigen unterstützen anstatt sie zu ersetzen.

Die gute, alte, neue Zeit

Doch ein tolles Gameplay bringt einem wenig, wenn das Design der Level nicht überzeugt. Glücklicherweise gibt es auch hier Entwarnung, denn man orientiert sich stark an „Sonic the Hedgehog 3 & Knuckles“ sowie „Sonic CD“. Das bedeutet, dass man zwar immer weiß, wohin es als nächstes geht und sich nie verläuft, aber auch dass die Level nicht zu linear sind. Tatsächlich kann es oft genug passieren, dass man ein Level wiederholt, eine andere Abzweigung wählt und für lange Passagen glauben kann, dass es sich um ein komplett anderes Level handelt. Es lohnt sich also, alle Ecken zu erkunden und dabei herauszufinden, wo man die meisten Boni erhält oder wie man am schnellsten an sein Ziel kommt.

Wer aber diesen Erkundungs-Aspekt nicht mag, braucht keine Angst zu haben, denn man wird nie dazu gezwungen. Ganz im Gegenteil sogar: Kein Weg führt einen in eine Passage, die nur für Erkundungen gedacht ist und man kann überall mit hoher Geschwindigkeit weiterkommen. Es ist dieses vertikale Level-Design, das viele vermisst haben und „Sonic Mania“ perfekt einfängt. Da die meisten Zonen aus älteren Spielen stammen, werden Fans zudem auf einen wahren Nostalgie-Trip mitgenommen. Vor allem die ersten Akte wurden solide mit bekannten Elementen aufgemischt, während oft die zweiten so stark verändert wurden, dass man auch hier nur noch den Stil erkennt, der eigentliche Ablauf aber frisch bleibt. Das ist eine wunderbare Aufarbeitung und distanziert sich ganz klar davon, nur eine Sammlung bekannter Abschnitte zu sein.

Die echte Fortsetzung

Komplett neue Zonen gibt es jedoch auch, obwohl wir uns mehr gewünscht hätten. Dafür sind die vorhandenen allesamt einzigartig und zeigen das Talent der Leute hinter dem Spiel. Hier werden komplett neue Elemente eingeführt, die den Gameplayfluss stark verändern können, während auch das Design der Gegner überzeugt. Ein besonderes Lob wollen wir an Mirage Saloon aussprechen. Zwar verraten wir den Twist nicht, jedoch unterscheiden sich Akt 1 und 2 enorm und lockeren den Ablauf wesentlich auf. Hinzu kommen die bekannten Elementar-Schilder aus dem dritten Teil, doch hier beeinflussen sie auch einige Elemente in den Leveln und eröffnen dadurch komplett neue Wege. Das wird zwar nicht häufig genutzt, jedoch freut man sich einfach, wenn man solche Passagen entdeckt.

Leider ist jedoch nicht unbedingt alles perfekt. Neben der zu kleinen Anzahl der komplett neuen Zonen kann das Finale nur bedingt überzeugen. Zwar macht das Level viel Spaß und beweist einmal mehr, wie vielfältig „Sonic“-Level sein können, jedoch dreht sich hier alles um eine zentrale Mechanik, die viel zu häufig eingesetzt wird. Schlimmer noch, auch das Tempo wird dabei rausgenommen, und da alle Level sowieso nicht zu kurz geraten sind, kann es durchaus frustrierend sein, wenn man diese wiederholen muss.

Spaßige Bosskämpfe

Zum wunderbaren Level-Design gesellen sich die Bosskämpfe, die jeden Akt beenden. Auch hier ist man dem allgemeinem Prinzip treu geblieben und somit bekommen die Spieler einen Mix aus den Bossen der vier bis fünf Klassiker gepaart mit einigen neuen geboten, während selbst die bekannten überholt wurden und keine Kopie darstellen. Zwar gibt es viele Bosse, doch keiner ist wirklich zu schwer zu besiegen und mitunter sogar sehr kreativ gestaltet. Besonders die neuen Gegner wissen dabei zu glänzen und stellen eine angenehme Herausforderung dar, auch wenn man mitunter einige Versuche braucht, um eine genaue Strategie zu entdecken.

Auch an dieser Stelle soll nicht zu viel verraten werden, denn jede Begegnung stellt sich als angenehme Überraschung heraus, und man kann auch nicht immer vorhersehen, welcher Boss als nächstes auftaucht. Ein perfektes Beispiel ist hier das Ende der zweiten Zone, das ein breites Grinsen ins Gesicht jedes Spielers zaubern wird und einmal mehr beweist, mit wie viel Liebe zum Detail und Ausgangsmaterial die Macher hier ein komplett neues Werk erschaffen haben.

Die alten Probleme

Ebenso wie die damaligen Spiele ist „Sonic Mania“ jedoch nicht perfekt. Denn während das Speicherfeature, das seinerzeit in „Sonic the Hedgehog 3“ für weniger Frust gesorgt hat, zurück ist, bleibt der Ablauf manchmal frustrierend. Das wird besonders dann deutlich, wenn man beim Boss einer Zone stirbt und daraufhin diese komplett wiederholen muss. Da man auch jedes Mal nur mit drei Leben startet, können die fiesen Stellen dazu beitragen, dass man mitunter einige Zonen öfter hintereinander sehen muss, als einem lieb ist, und obwohl das noch lange nicht zu unfair ist wie noch in den ersten beiden Teilen der Reihe, dürften Neulinge ohne Erfahrung damit zu kämpfen haben.

Obwohl es zudem weniger Fallen gibt, durch die man direkt stirbt, bleiben einige Stellen frustrierend. Zum Beispiel stirbt Sonic noch immer, wenn er eingequetscht wird, unabhängig der Anzahl der Ringe. In einer Zone kann dies jedoch sehr oft passieren, und wenn man nicht sehr genau aufpasst oder zu mutig ist, wird man direkt bestraft. Ein leichterer Modus hätte hier wahrscheinlich Abhilfe geschafft, doch all das ist Kritik, die man auch an die älteren Teile stellen kann. Allgemein ist kein Level übertrieben schwierig oder frustrierend und mit etwas Übung wird man selbst dann jedes Hindernis überwältigen, wenn man ab und an dank der Geschwindigkeit unvorsichtig ist.

Und dann?

Neben einigen Extras, die man jedoch erst freischalten muss, bietet das Spiel genug Wiederspielwert. Zudem darf man entscheiden, ob man das Spiel mit Sonic, Tails oder Knuckles durchspielen möchte, die allesamt unterschiedliche Fähigkeiten haben. Sogar eine Kombination aus Sonic und Tails ist möglich, wobei die künstliche Intelligenz eine ähnliche Qualität wie damals beweist, doch immerhin ist es nützlich, Sonic durch Tails über einige Passagen fliegen zu lassen. Allerdings bleibt es Geschmacksache, ob man die veränderte Spieldynamik durch die beiden zusätzlichen Charaktere auch mag. Wer das Spiel beendet, darf zudem noch die Chaos Emeralds sowie andere Boni suchen und wird dafür mit etwas ganz Besonderem belohnt, sowie jede Zone erneut auswählen.

Die Bonus-Level müssen zwar erst gefunden werden, sind jedoch gut gelungen. Während man die Chaos Emeralds in einer aufgearbeiteten Version der Spezial-Level aus „Sonic CD“ in einem Rennen herausfordern kann, dessen Zeitlimit durch Ringe und Geschwindigkeit durch Kugeln vorgegeben wird, erinnern weitere an den dritten Serienteil. Die Level zu erreichen ist nicht immer leicht, jedoch sind sie sehr gelungen und bereiten eine Menge Spaß. Zudem gibt es noch einen Modus gegen die Zeit, in dem man gezielt Highscores aufstellen darf, was immer mal wieder unterhaltsam sein kann.

Doppelte Geschwindigkeit

Auch an einen Mehspieler-Modus wurde gedacht. Wer die Kombination aus Sonic und Tails für den Mania-Modus auswählt, kann jederzeit einen zweiten Spieler dazu einladen, den fliegenden Fuchs zu steuern. Dabei wird der Bildschirm aber nicht geteilt und verfolgt weiterhin Sonic, während Tails auch keine Leben verlieren kann. Zwar ist das nur ein netter Bonus und nicht unbedingt der perfekte Modus für zwei Spieler, dennoch eine nette Möglichkeit, ebenso wie damals einige Stellen leichter zu gestalten, da ein menschlicher Begleiter nicht so zögerlich reagiert wie die KI.

Deutlich besser funktioniert der Wettkampf, bei dem zwei Spieler gegeneinander antreten, wofür der Bildschirm auch geteilt wird. Jedoch können sie sich während des Rennens sehen und sogar unterschiedliche Charaktere nutzen. Auch Items darf man anpassen, weshalb hier eine besonders tolle, kompetitive Herausforderung wartet. Nur darf man hier nicht alle Level spielen, was aufgrund einiger Elemente verständlich ist.

Technik

Wer Angst hat, auf Nintendo Switch nur einen minderwertigen Port zu erhalten, kann aufatmen. Das Spiel sieht auch hier wunderschön aus und überzeugt am TV und im Handheld-Modus im bunten HD-Gewand. Es ist beeindruckend, wie lebendig die Retro-Level wirken und wie viele Details man genießen darf. Das gilt auch für die Animationen, die stets liebevoll gestaltet wurden und einmal mehr zeigen, dass sich die Macher wirklich mit „Sonic“ auskennen. Hinzu kommt eine butterweiche Bildrate, die nur in den Bonus-Abschnitten ein wenig tiefer ausfällt, jedoch zu keiner Sekunde den Spielfluss beeinträchtigt. Auch die Ladezeiten sind kurz und die Steuerung funktioniert wunderbar genau, selbst mit einem einzelnen Joy-Con.

Ebenfalls herrlich ist der Soundtrack, der aufgearbeitete Klassiker sowie komplett neue Stücke verbindet und damit mehr Ohrwürmer erzeugt, als man in einem Durchlauf schätzen kann. Dabei gibt es allerdings wenig neue Soundeffekte, doch insgesamt bleibt das Spiel auch ein Fest für die Ohren. Lediglich einige Bugs haben uns gestört, die in einem Fall sogar den Neustart eines Levels erfordert haben, da Sonic zwar in einer Todesfalle gefangen war, jedoch automatisch seine Ringe wieder aufgenommen hat. Zwar geht das Neuladen über das Menü sehr schnell, trotzdem bleibt es frustrierend und wird hoffentlich über einen ersten Patch ausgebessert.