Die Reise von „Bayonetta“ war sicherlich eine der überraschendsten in der Videospielgeschichte. Die Hexe feierte ihr Debüt auf PlayStation 3 und Xbox 360, doch trotz der großartigen Kritiken waren die Verkaufszahlen nicht hoch genug, um einen Nachfolger zu finanzieren. Zumindest nicht für Sega, denn Nintendo ergriff die Chance und brachte uns nicht nur „Bayonetta 2“, sondern auch den Vorgänger auf die Wii U. Um auf den kommenden dritten Teil vorzubereiten, darf die Dame nun auch auf Nintendo Switch den Engeln zeigen, wer der Boss ist. Ob die Portierung allerdings auch gut geworden ist, haben wir für euch herausgefunden.
Bayonettas konfuse Reise
Die Geschichte des Hexen-Debüts dreht sich ganz um den Konflikt der Hexe Bayonetta mit den göttlichen Kreaturen. Die Dame ist nämlich scheinbar die letzte ihrer Art und widmet ihr Leben dem Kampf gegen die Engel. An ihre Vergangenheit kann sie sich allerdings nicht erinnern, und als ihre Feinde verstärkt auftreten, die mysteriöse Jeanne sie aufsucht und eine Stimme aus dem Nichts mit ihr spricht, beginnt eine konfuse Reihe, bei der sie auch auf ein kleines Mädchen trifft. Präsentiert wird das durch einen Mix aus Standbildern und animierten Zwischensequenzen. Selbst die einfachen Bilder sind jedoch wunderbar in Szene gesetzt, sodass man nie gelangweilt werden sollte.
Die Handlung ist das reinste Chaos und ergibt manchmal wenig Sinn. Schlimm ist das aber nicht, da die Handlung von den einzelnen Unterhaltungen sowie den bunten Charakteren lebt. Bayonetta selbst hat immer den richtigen Spruch auf Lager und macht jedem klar, dass ihr keiner das Wasser reichen kann. Ihr dämonischer Freund Rodin ist die Coolness in Person, während Enzo ein dermaßen übertriebener Versager ist, dass man die Absurdität des Ensembles einfach lieben muss. Der rote Faden gerät dabei leider zu oft in den Hintergrund, doch einige Schlüsselszenen sowie Offenbarungen machen Spaß und können durch die Inszenierung durchweg überzeugen. Extremer Humor sowie sexuelle Anspielungen sind ebenfalls stets präsent und verleihen dem Abenteuer einen besonderen Charme.
Rasant und präzise
Das Kampfsystem in „Bayonetta“ ist schnell, rasant und gehört zu dem Besten, was das Genre zu bieten hat. Das Kombo-System ist auf den ersten Blick sehr simpel, denn für die meisten Angriffe benötigt man nur zwei Knöpfe. Auf den leichten Schwierigkeitsstufen kann man damit auch gut das Ende erreichen; mit der Zeit lernt man jedoch ausführlichere Kombos, die die Profis auch benötigen. Dadurch werden sowohl Neulinge als auch Langzeitspieler angesprochen und dürfen genau das Erlebnis erhalten, das sie sich wünschen. Das Spielgefühl dabei ist unglaublich, denn selbst leichte Angriffe sehen fantastisch aus und werden mit so einer Wucht ausgeführt, dass man einfach nur in den nächsten Kampf gelangen will. Der daraus resultierende Spielfluss macht regelrecht süchtig und wird jeden Genre-Fan einfangen.
Die mit Abstand beste Mechanik ist jedoch die Hexenzeit. Weicht Bayonetta kurz vor einem feindlichen Schlag aus, wird für einige Sekunden die Zeitlupe aktiviert, während der man sich im normalen Tempo bewegt. Das macht den Spieler noch mächtiger, ist aber auch keine Garantie für einen Sieg. Die richtige Mischung aus Angriffen und Hexenzeit zu finden, ist das wahre Ziel der Reise und bereitet dabei noch eine Menge Spaß. Lediglich die Kamera zickt mitunter in Kämpfen mit mehreren Feinden, diese Augenblicke lassen sich allerdings verschmerzen.
Himmlisches Grauen
Die Engel, die man regelrecht exekutiert, sind wunderbar vielfältig. Neben den geflügelten Kreaturen gibt es Köpfe, Räder und weitere Monstrositäten, die vielfältige Angriffe ausführen können. Besonders spannend sind deshalb die Kämpfe gegen mehrere verschiedene Engel, da man ständig seinen Spielstil anpassen muss. Das Design ist derweil wunderbar, denn der Heiligenschein bedeutet keineswegs, dass hier keine Monster präsentiert werden. Es macht Spaß, die Kreaturen zu bestaunen, während man ihnen ausweicht und sie auf brutale Weise vernichtet.
Eine weitere Kernmechanik sind nämlich die Hinrichtungen, die man bei entsprechend gefüllter Leiste ausführen kann. Dann werden mit Maschinen Köpfe abgetrennt oder es wird eine Eiserne Jungfrau beschwört, um einen Feind direkt zu töten. Das ist zwar blutig, fügt sich aber wunderbar in den Spielfluss ein und verleiht den Kämpfen noch mehr Wucht. Sowieso sollte man brutale Szenen vertragen können, denn es ist keine Seltenheit, dass Gegner entzwei geteilt werden. Grandios sind vor allem die Bosse, die ständig größer werden und in anderen Kämpfen ein gutes Finale abgeben würden. Zwar werden in einigen Schlachten zu viele Quicktime-Events verwendet, jedoch darf man sich auf zahlreiche Spektakel freuen, die bombastischer kaum sein könnten.
Eine fremde Welt
Die Level sind relativ linear, bieten jedoch auch kleine Geheimnisse. Es lohnt sich, die Umgebung stets zu beobachten, um Halos – die Währung des Spiels – zu sammeln. Dadurch kann man weitere Techniken und Waffen kaufen, die Bayonetta dann im Kampf nutzen darf. Jedoch sind auch Herzen und Perlen versteckt, die die beiden Leisten für Leben und Hinrichtungen erweitern. Anstatt jedoch nur Korridore zu bieten, gibt es immer wieder kleine Plätze, die zwar nicht gerade Offenheit präsentieren, dafür das Sammeln der Gegenstände interessanter gestalten. Schön ist ebenso, dass man ständig von neuen Mechaniken überrascht wird, denn mal läuft man an Wänden entlang oder löst kleine Rätsel, die das Spiel auflockern. Besonders spannend sind Portale in das Reich Alfheim, wo man in einer kleinen Arena Feinde besiegen muss, dafür aber mal keine Hexenzeit nutzen kann oder andere Limitierungen beachten muss. Diese Portale lassen sich leider schwer finden und hätten gerne häufiger vorkommen können.
Leider ist es aber genau der Bereich Leveldesign, in dem „Bayonetta“ nicht perfekt ist. Einige Level sind zu abwechslungsarm und auch nicht immer optisch ansprechend. Die Krönung ist eine langweilige Motorrad-Szene, bei der man sich ein frühes Ende wünscht. Zwar erlebt man immer wieder Highlights, aber die Passagen dazwischen können nicht durchweg glänzen. Ebenso nervig sind viele Quicktime-Events, die man perfekt ausführen muss. Ein kleiner Fehler führt hier zum sofortigen Tod. Das nervt zwar dank zahlreicher Checkpoints nicht allzu sehr, stört aber den Spielfluss. Glücklicherweise hat in beiden Punkten „Bayonetta 2“ bewiesen, dass die Entwickler die Probleme erkannt haben.
Bekanntes Spiel mit wenig Verbesserungen
Die gute Nachricht ist, dass „Bayonetta“ auf der Switch meist flüssig läuft, egal ob am TV oder unterwegs. Leider erhält man aber auch genau da Ruckler oder Slowdowns, wo sie auch schon in der Wii-U-Version aufgetreten sind. Hier wäre eine Überarbeitung wünschenswert gewesen, da diese Makel das Spieltempo beeinflussen und einigen aufregenderen Szenen nicht gerecht werden. Glücklicherweise stört das in den Kämpfen nicht; über acht Jahre nach Erstveröffentlichung wäre eine bessere Leistung jedoch wünschenswert gewesen. Zumindest sind die Ladezeiten kürzer als noch auf der vorherigen Konsole.
Auch die Texturen sind nicht die klarsten, doch dank des wunderbaren Artstils und allgemein düsteren Tons sieht das Spiel auch heutzutage noch gut aus. Etwas mehr Farbe hätte zwar einigen Kämpfen gut getan, doch das Design der Engel lässt das verschmerzen. Zudem sind auch die Kostüme aus der Wii-U-Fassung vorhanden, weshalb man etwa in Link-Robe Rubine sammeln kann oder als Prinzessin Bowser aus der Unterwelt beschwört.
Großartig ist auch die Musik, die fast nur aus Ohrwürmern besteht. Vor allem die Neuinterpretation von „Fly Me to the Moon“ gehört fest zur Action und untermalt die Kämpfe perfekt. Auch die Sprecher enttäuschen nie und fangen die Charaktere wunderbar ein. Es ist schon beinahe eine Sünde, keine Kopfhörer zu benutzen.
Bisher gibt es 26 Kommentare
Wieso frage ich mich überhaupt bei diesem Spiel warum die Hauptcharakterin so viele Sachen kann ??
Was die letzte Frage angeht: Aus dem gleichen Grund aus dem…
Nachtrag:
Wobei weitere Fragen hierzu wohl eher in den entsprechenden Thread passen würden. Falls es den gibt (im allgemeinen Forum?).
Und wieso konnte Bayonetta beim Endkampf im Weltraum überleben ??
Aber danke für den Tipp, Spar ich mir das durchrennen auf „leicht“ im zweiten [emoji51]
Hab‘s auf „leicht“ gespielt, ohne Marionetta.
Hab‘s ein wenig bereut, nicht auf „normal“ gespielt zu haben.
Bin in solchen Spielen nicht sonderlich gut, aber es gab kaum eine wirkliche Herausforderung. Gestorben bin ich nur bei ein paar Quick-Time-Events & mit dem Bike.
Hab‘s direkt im Anschluss auf „normal“ neu gestartet und da merkt man einen DEUTLICHEN Unterschied.
Auch, wenn ich einen Moment gebraucht hab, um reinzukommen, hat das Spiel ne ganze Menge Spaß gemacht und gerade die derben Dialoge haben mich mehr, als einmal zum schmunzeln gebracht.
Freu mich schon auf den zweiten Teil [emoji4]
Ehrlich gesagt weiß ich momentan nichtmal, was das "Marionette"-Assessoir überhaupt ist. Ich bin noch am Anfang und muss erstmal ins Spiel reinkommen. Aber ich muss zugeben, dass ich ein wenig recherchiert habe und viele der Freischaltbaren Dinge mich wenig reizen. Meistens reicht es mir ein SPiel einmal zu spielen. Ein weiterer Schwierigkeitsgrad ist dann für mich nur interessant, wenn es irgendwas zur Belohnung gibt, das sich auch wirklich lohnt. Neue Charaktere sind mir dabei meist nicht so wichtig. Interessanter sind schon Waffen, die den Spielablauf leichter machen.
Ich denke mal, ich werde wohl auf den leichten Modus umschalten.
Ist mir eben (mal wieder) aufgefallen.
Verwirrter schreibt direkt, dass er die Marionette toll findet (weil es fuer ihn eine Hilfe ist) und er das Spiel genossen hat, dann brauchst du ihm doch nicht zu erzaehlen, dass es so keinen Spass macht (oder weniger Spass) ?
Eine geile Kombo macht weit weniger Spaß, wenn du weißt, dass nicht du, sondern diese Marionette sie hervorgerufen hat.
Genießen konnte ich die Spiele dennoch. Immerhin ist die Reihe meiner Meinung nach sowieso in erster Linie ein (audio-)visuelles Feuerwerk.
Ich glaube auch die Schwere Stufe erhält man nur, wenn man auf Normal abschließt.
Gerade Teil 1 von Bayonetta ist stellenweise recht knackig. Solltest du deshalb auf leicht schalten, lege unbedingt das "Marionette"-Assessoir ab, da dieses den Spielspaß gewaltig ruiniert!
Wenn du dann Bayo 1 auf leicht durch hast, bist du dann eigentlich ganz gut für den normalen Schwierigkeitsgrad bei Bayo2 gewappnet.
Die Herausforderungen beider Spiele kannst du dann immernoch irgendwann nachholen, falls dir danach ist.
Aber eine Sache wüsste ich gerne noch. Wenn man das Spiel durchspielt, wi egroß ist der Unterschied zwischen leicht und normal? Ich habe auf "normal" angefangen, finde es aber schon recht knackig und spiele mit dem Gedanken, einfach auf "leicht" zu wechseln. Bedingt durch Arbeit zund Familie habe ich nur mal Zeit Abends mal für ein halbes Stündchen das Spiel anzumachen, zumal die Kinder das auch nicht unbedingt sehen sollen. Ist ja doch was anderes als Super Maio Odyssey.
Gibt es im leichten Modus ein anderes Ende? Sieht man dieses nur im normales Modus? Lohnt es sich im normalen Modus zu spielen? Entgeht mi vielleicht etwas unglaublich wahnsinnig Tolles, wenn ich auf leicht spiele? Ich will ehrlich sein, für irgend etwas wie ein einfacher Goldpokal oder ein "Danke fürs Spielen" würde ich mir die Mühe nicht machen. Gäbe es sowas wie das Äquivalent wie die Chicago Typewriter bei RE4, wäre es schon eine Überlegung wert.
Teil 1 ist schon echt klasse, auch wenn die Optik mittlerweile etwas angestaubt wirkt. Hab gestern Kapitel VI beendet und freue mich schon auf die restlichen und natürlich Teil 2.
https://www.youtube.com/watch?v=R_M0gX0GE0o