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Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn

Er wohnte einst in der Labradorstraße Nummer 26, arbeitet für die belgische Zeitung „Petit XXième“, hat einen kleinen Foxterrier als Haustier und kämpft gegen das Böse auf der Welt. Ganz klar, es ist die Rede von Tim, dem rasenden Reporter, der eigentlich recht selten seiner beruflichen Tätigkeit nachgeht. Vielmehr haben sich er und sein Kumpane Struppi die Bekämpfung von jeglichen Verbrechen weltweit auf die Fahnen geschrieben. Als der europäische Comic-Held schlechthin und von seinem Schöpfer Georges Prosper Remi alias Hergé geschaffen, begeisterte der blonde Kerl in zahlreichen Bänden, Zeichentrickepisoden und nicht zuletzt in diversen Verfilmungen. Die neueste Zelluloid-Version eines seiner Abenteuer stammt von Peter Jackson und Steven Spielberg und hört auf den endlos langen Namen „Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“. Passend zum Film liefert Ubisoft das Videospiel für alle gängigen Konsolen, die Wii-Version haben wir für euch getestet.

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Der, die oder das Einhorn?


Die Antwort liegt auf der Hand, wirft man einen kurzen Blick auf die Geschichte die der aktuellen Versoftung zugrunde liegt. Tim und Struppi schlendern durch die Gassen, als der kleine Wolfsabkomme plötzlich anschlägt und Tim zu einem Flohmarktstand zerrt, auf dem ein Modelsegelschiff zum Verkauf bereit steht. Da Tim seinem Begleiter blind vertraut, schlägt er kurzer Hand zu und erwirbt das gute Stück. Im Model selbst befindet sich ein mysteriöses Pergament aus dem 17. Jahrhundert, das das Interesse der beiden weckt. Schnell wird klar, dass hier ein höchst wichtiger Fund gemacht wurde, es noch zwei weitere Schiffe inklusive Schriftstück gibt und Tim und Struppi nicht die einzigen sind, die hinter der Einhorn – so der Name des Schiffes – hinterher sind.

„Hunderttausend heulende und jaulende Höllenhunde!“


Timis Abenteuer für Nintendos Wii spielt sich ein bisschen wie eine Mischung aus „Mirror‘s Edge“ und einem klassischen 2D-Sidescroller à la „Indiana Jones“ für Super Nintendo. Dabei macht die sportliche Ertüchtigung einen Großteil des wirklich flüssigen Spielgeschehens aus. Man rennt durch Kellergewölbe, überspringt auf waghalsige Art und Weise Abhänge, schwingt sich an Leitern und Wänden empor und unterwegs teilt man hier und da ein paar Tritte und Schläge aus. Ab und an gilt es kleinere Rätsel zu lösen, die einen dann doch mal zum Rasten zwingen und das angenehme Gehetze durch die Level unterbrechen. In jedem Abschnitt gibt es unterdessen immer wieder Räume, in denen mehrere Gegner auf verschiedenen Ebenen darauf warten, dem Spieler Eine überzuziehen. Hier gilt es in guter alter Schleichmanier, die Widersacher zum Beispiel von hinten zu überraschen oder sie via Fremdeinwirkung, zum Beispiel mit Hilfe eines Kronenleuchters, verschwinden zu lassen. Dabei kennzeichnet eine Anzeige über jedem Rabauken, wie stark er Verdacht schöpft. Auch Wurfgegenstände wie Flasche, Fackel, Ball und Dynamit dürfen zur Bekämpfung der Bösewichte eingesetzt werden, vorausgesetzt sie sind in der jeweiligen Umgebung auffindbar. So perfide es klingen mag, lassen sich gerade mit dem Strandball witzige Knockouts der Gegnerschaft herbeiführen. Wieso nicht einmal das runde Gummigeschoss erst an die Decke schleudern, um es dort abprallen zu lassen, um daraufhin den dicken Wächter von hinten an den Po zu stupsen, der daraufhin ins Wanken gerät und einen unfreiwilligen Abgang über eine Brüstung macht? Zwar ist so viel Fantasie nicht zwingend nötig, um die Schurken zu überlisten, dennoch ist ein geschickt eingefädelter Hinterhalt einfach stilvoller und macht auch mehr Spaß. Wer es dagegen schnell und unkompliziert mag, kann sich auch einfach ins Getümmel stürzen und es wie Bud Spencer halten – drauf und los. Selbst wenn diese Hauruckmethode mal zum Ableben führt, steht darauffolgenden Neuversuchen nichts im Wege, es gibt bei Tim und Struppi nämlich kein Game Over, das ein Neustarten des jeweiligen Levels von Nöten machen würde.


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„Hagel und Granaten!“


Für Abwechslung im Gameplay sorgen die kurzen Ausflüge in Struppis Hundeleben. Man schnüffelt in dessen Rolle durch enge Gänge, bellt Ratten an und überwindet kleine und große Hindernisse. Leider findet der Rollenwechsel recht selten statt, dennoch liegt hier nicht unbedingt der Hund begraben; für Facettenreichtum sorgt Tintin nämlich selbst zu Genüge. Mal klemmt er sich an ein motorisiertes Unterwassergefährt, taucht in tiefe Gewässer ab oder nutzt die Flugkünste eines Papageis, um hoch gelegene Ziele zu erreichen. Auch als Captain Archibald Haddock beziehungsweise dessen Vorfahre Sir Francis Haddock darf man sich versuchen, aus der 2,5D-Optik ausbrechen und sich mit der Wii-Fernbedienung bewaffnen, um im Schwertkampf zu bestehen. Hier und in den Flugpassagen gibt es sogar Wii MotionPlus-Unterstützung, die jedoch genauso gut weggelassen hätte werden können, ist sie doch etwas verhunzt. Nette Dreingaben wie der Einfluss des Windes oder die Möglichkeit sich zu tarnen, indem man in ein Fässlein oder eine Ritterrüstung schlüpft, sorgen für allerlei Spielfreude, werden jedoch ebenfalls zu wenig eingesetzt.

Bei sämtlichen Aktionen lassen sich Tim und seine Freunde flink über den Bildschirm bewegen, die Steuerung geht im Großen und Ganzen fast schon zu leicht von der Hand und lässt eigentlich nur in den Flugabschnitten ein wenig Feingefühl vermissen. Während der kurzen Ausflüge in die 3D-Umgebung, die dann und wann nötig sind um zwischen einem Level-Abschnitt und dem nächsten zu wechseln, genießt man zwar mehr Freiheit, die Steuerung ist hier jedoch eher ungenau. Dennoch stellt dies kein größeres Problem dar, beschränken sich diese Passagen doch auf ein Minimum.

Und sonst?


Die größte Kehrseite der Tim und Struppi-Medaille ist mit Sicherheit der geringe Umfang von circa vier Stunden, der einhergeht mit einem zu geringen Schwierigkeitsgrad. Sämtliche Level fordern einfach zu wenig, selbst die Kämpfe gegen Oberschurken Allan Thompson gestalten sich kinderleicht und verlaufen jedes Mal nach dem gleichen Schema. Die andere Seite steht dem gegenüber: Frustration spielt in „Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“ keine Rolle.

Der Kooperationsmodus weiß nach der Einzelspielerkampagne unterdessen für ein paar weitere Runden zu überzeugen. Im Vergleich zur 3DS-Variante geht es hier nicht nur darum das jeweilige Level schnellstmöglich abzuschließen, vielmehr müssen über 200 versteckte Items gefunden werden. Alleine kann man hier im Übrigen auch antreten.

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Die Locke sitzt nahezu perfekt


Die Geschichte rund um die drei kleinen Schiffchen gehört gewiss zu den schickeren Spielen auf der Wii. Wunderbar animierte Charaktere treffen auf ein hübsche Umgebung, witzige Comic-Einlagen und eine rundum schmucke Optik, die eigentlich nur in den kurzen Flug- und Schwert-Abschnitten schwächelt.

Musikalisch wird man hingegen ein wenig enttäuscht. Zwar ist das Thema des Spiels gut gelungen, nur bekommt man es einfach zu oft zu hören und irgendwann nervt jede Melodie. Die restliche Soundkulisse ist solide und glänzt mit Zeichentrick-typischen Geräuschen; die Sprachausgabe trägt zur Atmosphäre bei.
Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Ja, was haben wir denn hier? Eine Filmumsetzung die wirklich zu den besseren gehört, jede Menge Spaß bereitet und gut und gerne eine Kaufempfehlung von uns bekommt. Wer Fan der Comics ist, den Film gut findet oder einfach nur ein leicht bekömmliches Abenteuer für die Wii sucht, sollte definitiv einen Blick auf „Die Abenteuer von Tim & Struppi: Das Geheimnis der Einhorn“ werfen. Kein Toptitel, aber mit Sicherheit ein Spiel für spaßige Stunden.

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