Der Klempner ist zurück! Bewaffnet mit roter Kappe, blauer Latzhose und jeder Menge Power-Ups schickt er sich abermals an, Prinzessin Peach aus den Klauen der Koopa-Gemeinde zu befreien. Und diesmal läuft alles schärfer ab als jemals zuvor, denn „New Super Mario Bros. U“ ist Nintendos erstes Italiano-Jump'n'Run in High Definition. Doch jeder weiß: Aussehen ist nicht alles. Unser Review klärt, ob der Rest auch so scharf daherkommt wie die Grafik.

Mal wieder 2D

Mal im Ernst: in den letzten Jahren waren es doch immer die 3D-Mario-Spiele, die für richtig Furore im positiven Sinne gesorgt haben. Klar, alle „New Super Mario Bros.“-Ableger waren auf ihre Art und Weise genial, haben Freude bereitet und die Videospielwelt amüsiert. Doch gerade im 2D-Bereich fehlte es immer ein wenig an der Genialität eines „Super Mario World“.
Auch der Wii U-Launch-Titel kommt als klassische 2D-Hüpfeinlage daher, weist aber schon bei erstmaligem Starten des Abenteuermodus, so der Titel des Story-Abschnittes, ein Feature auf, das viele Fans lange herbeigesehnt haben: eine Weltkarte, die sämtliche Level miteinander verbindet. Aber jene „Oberwelt“ ist nicht bloß der Pfad zwischen den Leveln, sondern bietet noch so Vieles mehr. Angefangen bei geheimen Wegen über versteckte Items bis hin zu umher rennenden Pilzdieben, denen es möglichst auf die Spur zu kommen gilt, ist die Weltkarte viel mehr als ein digitalisierter Diercke-Pilzkönigreichatlas. Sie birgt allerhand Leben, verbreitet Atmosphäre und bringt einfach ein gewisses Flair mit sich, das das Geschehen rund um die altbekannte Geschichte schön verpackt. Erkundet werden dürfen sowohl die Level als auch die Weltkarte entweder via Wii-Fernbedienung oder mittels GamePad, auf dessen Display im Übrigen das gesamte Spielgeschehen genauso abläuft wie auf dem TV-Bildschirm – für Klodaddler also genau das richtige.

NEW Super Mario Bros.

Zu Beginn findet man sich auf der Übersichtskarte wieder und wird umgehend mit einer weiteren, wenn auch kleineren Neuerung konfrontiert. Vorbei sind nämlich die Zeiten der stupiden Level-Bezeichnungen 3-2 oder 4-Pilz. Ab sofort taucht man nämlich in Level ein die Namen tragen wie „Drehsternhimmel“ oder "Waagenlift-Wagnis" Was zunächst belanglos klingt, ist jedoch bereits ein Indiz für viele weitere Innovationen die „New Super Mario Bros. U“ gegenüber den anderen Teilen der Reihe hervorhebt.

Eine dieser Innovationen ist natürlich das neue Power-Up – die Eichel – das den Japano-Italiener in ein Flughörnchen verwandelt und ihn fortan mit der Fähigkeit ausstattet für einen gewissen Zeitraum zu schweben, von fliegen kann eigentlich keine Rede sein. Auch Yoshi steht hier und da mit Dino-mäßiger Hilfe zur Seite und hat sogleich zahlreiche frisch geschlüpfte und kunterbunte Artgenossen mitgebracht, die zwar gar nicht niedlich aussehen aber durchaus eine große Hilfe sein können. So kann der blaue Wonneproppen mit seinem Hang zur Blasenbildung zahlreiche Gegner in jene einsperren, um sie daraufhin in Münzen oder gar Items zu verwandeln. Ein weiterer Saurier leuchtet dem Spieler in dunklen Höhlen den Weg, während das pinke Yoshi-Baby sich in ein fettes Yoshi-Baby verwandeln kann, um Mario als Ballon durch die Lüfte zu heben.

Auch auf Seiten des Level-Designs wird man förmlich von neuen Ideen überschwemmt, die eine Symbiose aus alt bekannten und bewährten Mustern eingehen. Obendrein bietet sich seit langen mal wieder ein Schwierigkeitsgrad der nicht nur anspruchsvoll wird, weil man ihn sich durch Goldmünzen-Sammelaufgaben selbst auferlegt, sondern weil er einfach hier und da echt knackig ist. Das fängt bei kniffligen Drahtseilakten an, geht über allerhand neue Gegnertypen wie dem Flughörnchen und hört bei den endlich wieder anspruchsvolleren End- und Zwischenbossen auf. Hinzu kommt der Mix aus positiver Frustration und gehöriger Motivation, wie man sie nur aus Mario-Spielen kennt: „Einen Versuch noch!“.

Insgesamt ist der Abenteuermodus eine großartige Erfahrung die alte Erinnerungen wieder hervorholt, sie in eine Lostrommel wirft und diese mit allerhand neuen Zutaten auffüllt, um am Ende dem Spieler sechs richtige aufzutischen.

Das Ende der Fahnenstange?

Ist noch lange nicht erreicht! „New Super Mario Bros. U“ hat nämlich viel mehr zu bieten als „Rette die Prinzessin“. Eine weitere Stärke des Titels liegt nämlich im neuen Herausforderungs-Modus, der sich alleine oder teilweise zu zweit – dann mit GamePad-Unterstützung in Form von Plattformhilfen – spielen lässt. Die persönliche Note bekommt man hier durch den optionalen Einsatz seines Miis, das bei Anwahl in Marios Kostüm schlüpft, je nach Belieben sogar mit oder ohne Kappe. So oder so bringt einen der Anblick seines virtuellen Ichs zum grinsen. Die Herausforderungen erstrecken sich dabei über ganz verschiedene Abschnitte und haben unterschiedlichste Ziele, die es zu erfüllen gilt. Da wären zum Beispiel Level, die in einer bestimmten Zeit absolviert werden sollen oder jene, in denen es eine Mindestanzahl an Münzen zu ergattern gilt. In der „1-Up-Rallye“ geht es hingegen darum, möglichst viele Gegner zu erledigen ohne dabei den Boden zu berühren, in „Nagelbrett mit Feuerregen“ findet man sich stattdessen auf einer Mini-Plattform wieder und muss eine gewisse Zeit unter Feuerbeschuss überstehen, um Gold, Silber, oder Bronze für sich zu beanspruchen. Während der Ehrgeiz bereits durch die Aufgaben an sich angeregt wird, kommt noch einmal Motivation dadurch hinzu, dass der beste Versuch eines Teilnehmers aufgezeichnet wird, und dieser Moment mit anderen Spielern lokal oder via Miiverse ausgetauscht werden kann. Mit dem Herausforderungs-Modus schafft es Nintendo auch alteingesessene Mario-Veteranen zu fordern und an den Rand der Verzweiflung zu bringen wenn es darum geht überall Höchstpunktzahlen und Bestzeiten zu erlangen. Das i-Tüpfelchen sind obendrein die bereits angekündigten Downloadinhalte, die mit Sicherheit nicht lange auf sich warten lassen.

Auch das „Schnellspiel“ in dem man allein oder mit bis zu vier Mitspielern in immer schneller scrollenden Leveln ums Überleben kämpft und Münzen jagt bereitet zusätzliches Spielvergnügen und ist genau das richtige für einen Wii U-Partyabend. Zu guter Letzt rundet die „Münzenjagd“ das Zusatzangebot ab. In diese Variante ist es gelungen den „Thrill“ des Münzrauschmodus aus „New Super Mario Bros. 2“ in eine Mehrspielerpartie zu übertragen. Ziel ist es nämlich am Ende mit dem dicksten Portemonnaie am Fahnenmast zu stehen und seine Gegner schlechter dastehen zu lassen. Irre viel Spaß, viele kleine Schubsereien sowie andere Gemeinheiten sind da vorprogrammiert.

Alles scharf, alles top?

Es lässt einem schon kurz die Kinnlade herunterklappen, wenn man seinen Rohverleger des Vertrauens das erste Mal in HD-Auflösung über den Fernseher flitzen sieht und sich dabei die Blümchen und Koopas immer wieder zur Musik bewegen. Dennoch stellt sich nach einigen Spielminuten das Wow-Gefühl wieder ein und weicht einem zufriedenen Gesamteindruck. Keinesfalls ist Marios erster HD-Ausflug ein hässlicher, aber es fehlt doch der gewisse Funke Magie, den zum Beispiel ein „Rayman Legends“ bereits in der Demo-Version auf Seiten der Grafik überspringen lassen hat. Im Bereich „lebendige Hintergründe“ hatte sogar „Donkey Kong Country Returns“ mehr fürs Auge zu bieten. Musikalisch bietet sich ein gewohnter Spitzensoundtrack, der Überraschungen aber ebenfalls auslässt.