„Kirby's Adventure“ ist das vierte Spiel, das im Rahmen des 30-jährigen Famicom-Jubiläums für die Virtual Console der Wii U wiederveröffentlicht wurde. Bei dem ursprünglich 1993 für das NES erschienenem Spiel handelt es sich erst um den zweiten Teil der „Kirby“-Reihe und einen der wichtigsten, denn hier war Kirby erstmals pink und erhielt seine Spezialität, Gegner einzusaugen und deren Fähigkeiten übernehmen zu können. Bereits 2011 freuten sich 3DS-Besitzer um eine mit 3D-Effekten versehene Neuauflage von „Kirby's Adventure“ in der „3D Classics“-Reihe. Diesmal handelt es sich aber um die originale, nicht veränderte Originalversion des Spiels, und ob diese heute noch spielenswert ist, werden wir in diesem Test sagen.

Spätzünder

1992 begründete das von HAL Laboratory entwickelte und von Nintendo für den Game Boy veröffentlichte Jump'n'Run „Kirby's Dream Land“ ein neues Franchise. Bereits weniger als ein Jahr später erschien der Nachfolger „Kirby's Adventure“ für das Nintendo Entertainment System, dessen Technik zu diesem Zeitpunkt mit über zehn Jahren auf dem Buckel hoffnungslos veraltet war; bei Nintendo liefen die Arbeiten für den Nachfolger des NES bereits auf Hochtouren. Warum entschied man sich für diese uralte Hardware? Vermutlich einfach, weil das Studio zuvor zig NES-Spiele programmiert hatte und daher richtig viel Erfahrung mit der Konsole sammeln konnte. „Kirby's Adventure“ ist also eines der letzten NES-Spiele, und das macht sich eindeutig bemerkbar – warum, darauf gehen wir später noch ein.

Director des Spiels war ein junger Mann namens Masahiro Sakurai, der „Kirby“ erfunden hatte und später „Super Smash Bros.“ begründete. Zwei der Produzenten sind heute jedem Nintendo-Fan bekannt: Der Chefentwickler Shigeru Miyamoto sowie der derzeitige Nintendo-Präsident Satoru Iwata.

(K)ein Albtraum?!

Die Bewohner des Traumlandes führen ein beneidenswertes Leben, das hauptsächlich aus Essen, Spielen und Schlafen besteht. Besonders wichtig ist den Bewohnern ihr Nickerchen nach ihrem Mittagessen. Danach unterhalten sie sich über ihre Träume und hoffen, dass diese irgendwann in Erfüllung gehen. Als Kirby eines Tages aus seinem Mittagsschlaf erwacht, stellt er schockiert fest, keinen Traum gehabt zu haben. Da auch alle anderen Bewohner des Traumlandes nicht träumen konnten, muss etwas Schlimmes geschehen sein. Um der Ursache auf den Grund zu gehen, macht sich Kirby auf den Weg zum Traumbrunnen, in dem alle Träume enthalten sind. Der Traumbrunnen wurde vor geraumer Zeit vom Sternenstab erschaffen, von dem er auch seine Energie bezieht. Wie Kirby feststellen muss, hat der böse König Dedede den Sternenstab zerbrochen und die Teile unter seinen Freunden verteilt. Sofort macht sich Kirby auf, die Fragmente des Sternenstabs zu finden, damit seine Mitbewohner wieder friedlich träumen können!

Kirby vom Feinsten

Und so geht es auf eine lange Reise durch mehrere Welten, die aus je mehreren Levels bestehen. Am Ende jeder Welt wartet ein knackiger Endboss darauf, von Kirby herausgefordert zu werden. Die Anzahl an Levels ist gerade im Vergleich zum Vorgänger gewaltig, umfasste dieser doch gerade einmal vier Levels. Aufgrund dessen gibt es in „Kirby's Adventure“ sogar eine Weltkarte – bereits absolvierte Level können also noch einmal besucht werden, manchmal erscheinen auch Extralevel.

Das eigentliche Spielprinzip orientiert sich stark an „Kirby's Dream Land“; ihr steuert also Kirby durch die teils labyrinthartigen Sidescrolling-Level. Gegnern macht Kirby den Garaus, indem er sie aufsaugt; im aufgeblähten Zustand kann Kirby außerdem schweben. Neu in „Kirby's Adventure“ ist, dass der rosa Knödel die Fähigkeiten seiner Gegner kopieren kann. Saugt er einen Gegner ein, der Laser abfeuert, so kann Kirby selber fortan Laser schießen. Die Fähigkeit behält er solange bei, bis er von einem Gegner getroffen wird und sie nicht wieder aufsaugt. Und es gibt eine wirklich gewaltige Menge an Fähigkeiten, die ein breites Repertoire abdecken – von Eis- und Feuer-Fähigkeiten über Motorrad- oder Ball-Transformationen bis hin zu Schwert-Kirby reicht die Liste. Einige Fähigkeiten ermöglichen sogar den Zutritt zu alternativen Levelwegen. Da gibt es auch das ein oder andere versteckte Item zu sammeln.

Nett ist außerdem, dass es in „Kirby's Adventure“ auch einige Minispiele gibt. Am Ende jedes Levels gibt es einen Reaktionstest, bei dem im richtigen Moment der A-Knopf gedrückt werden muss, damit Kirby möglichst hoch schwebt. Darauf folgt natürlich der obligatorische Kirby-Tanz.

Der Schwierigkeitsgrad ist eher sachte. Steckt Kirby sechs Treffer ein, verliert er einen Versuch und spawnt fast an der gleichen Levelstelle wieder. Nach Verlust aller Versuche muss der Level wieder von vorne bestanden werden, was aber auch nicht weiter tragisch ist. Eine Herausforderung sind einzig die Bosskämpfe, die es teils wirklich in sich haben. Etwas ärgerlich ist, dass einige Levels ganz einfach durchflogen werden können und Kirby so allen Gefahren entgeht.

Grafik und Sound

Wie eingangs erwähnt, ist „Kirby's Adventure“ ein sehr spätes NES-Spiel, und erwartungsgemäß sieht es wirklich fantastisch aus. Die Levels sind sehr detailliert, voller lebendiger Animationen und vieler Gegner. Wir würden sogar sagen, es handelt sich um eines der bestaussehensten NES-Spiele – nur leider macht die Performance einen Strich durch die Rechnung. Das NES wird an sein Limit gebracht, sodass es schon bei ein paar Gegnern auf den Bildschirm zu richtig üblen Slowdowns kommt. Nervig und irritierend ist außerdem der weiße Streifen, der auf der linken Bildschirmkante zu sehen ist.

Ein wahrer Augenschmaus ist „Kirby's Adventure“ für Retrofreunde aber allemal – Spezialeffekte, detaillierte und knuffelige Sprites, gelungene Animationen soweit das Auge reicht. Auf dem großen HD-Fernseher sieht das Spiel mit seiner Pixelgrafik wirklich traumhaft aus. Leider lässt sich dies nicht von der Bildausgabe auf dem GamePad behaupten. Hier sieht „Kirby's Adventure“ geradezu abartig matschig und undeutlich aus, und die Farbgebung erscheint uns dunkler als auf dem Fernseher. Nach Möglichkeit sollte man „Kirby's Adventure“ für die Wii U-VC also auf dem Fernseher spielen.

Ähnlich hervorragend und für das NES auf einem sehr hohen Niveau ist der Soundtrack. Dieser besteht aus vielen abwechslungsreichen Stücken in bestem 8-Bit-Sound, die einem so schnell nicht aus den Ohren gehen. Besonders beeindruckend ist die Perkussion, nach derengleichen man auf dem NES lange zu suchen hat. Ebenso gelungen sind die Soundeffekte. Auch hier gilt: Auf dem Fernseher hui, auf dem GamePad pfui.