Superhelden sind ja seit Jahren irgendwie in Mode. So kommt es auch, dass die ursprünglichen Comicstars Nebentätigkeiten auf der Leinwand, als Plüschfigur oder als Charakter eines Videospiels antreten. Auf Platz sieben der zehn beliebtesten Superhelden liegt Spider-Man, ohhhhhhhhhh. Dennoch versuchen der neueste Kinofilm „The Amazing Spider-Man 2: Rise of Electro“ und auch das gleichnamige Spiel die Fans des Spinnenmanns zu begeistern. Letzterem haben wir uns in einigen Spielesessions gewidmet.

Film zum Spiel und Spiel zum Film?

„Alles Quatsch!“, sagt sich Activision, Entwickler Beenox oder Marvel. Jedenfalls hat die Story des Spiels nicht wirklich viel mit der des Films zu tun und knüpft stattdessen an die Inhalte aus dem ersten Film an. Obendrein muss mal wieder der Tod des Onkel Ben herhalten, um eine halbgare Superhelden-Geschichte aus dem Boden zu stampfen, in der eine Horde Bösewichte des Besseren belehrt werden möchte. Dabei verzichtet dieser ach so tolle Epos auf jegliche Überraschungen und Wendungen – wozu auch?

Jedes Mal, wenn ich nur an ein Spider-Man-Spiel denke, kommt in mir der feine Gedanke der Freiheit auf. Unendliche Häuserschluchten, nahtloses Umherschwingen und eine offene Spielwelt, in der man vom kleinen Handtaschendieb bis hin zum Obermotz Vulture alle vermöbeln kann. Ja und da schau her, genau jene Träume erfüllt dieses Spiel doch tatsächlich. Nur die Umsetzung bleibt dabei schlichtweg fraglich. Statt einer belebten Metropole, die immerhin auf den Namen New York hört, bietet sich eine trostlose Kulisse aus grauen, braunen und immerhin beigen Wolkenkratzern. Das Ganze erinnert dabei eher an eine unfertige Modellversion der Millionenstadt, deren Bevölkerung ausgestorben und deren Wiedererkennungswert dank der fehlenden Sehenswürdigkeiten gen Null geht.

Alles in allem spielt sich das Abenteuer einen Tick besser als der Vorgänger, in dem es ja noch möglich war, dort Fäden zu spinnen, wo überhaupt keine Fläche existierte. Dennoch kommt beim Spielen einfach kein richtiger Flow auf. Zu ungestüm verhält sich der Protagonist in seiner ganzen Superheldenart. Da hüpft man mir nichts dir nichts in ungeahnte Höhen, was in Räumen absolut lächerlich wirkt und den Vergleich mit einem Hasen in einem Erdmännchenbau nach sich zieht. Auch das Kampfsystem trägt recht rasch zur Ermüdung bei. Schlagen, Treten, Kontern, das hat man in Spielen wie „Batman: Arkham Origins“ weitaus besser gesehen, obwohl es simpel gehalten wurde. Hier ist es einfach nur simpel und aufgrund der geringen Gegner-KI auch stinklangweilig. Die ungenaue Steuerung und die nervöse Kameraführung tut hier dann ihr Übriges und die anfängliche Freude an der Marke Spider-Man muss hier dem Frust weichen.

Da bleibt kein Auge trocken

Ich habe es bereits anfangs angerissen und führe es nun fort: Auch in grafischer Hinsicht kommt mit „The Amazing Spider-Man 2“ keine richtige Freude auf. Zu trist die Umgebung, zu viele Bugs, zu hakelig so manche Animation. Sowas hat man sich schon auf der Wii nicht gefallen lassen, und darf nun erst recht nicht! Große Töne werden ohnehin nicht gespuckt – wie auch, wenn die Original-Synchronstimmen fehlen.