Bis heute rätseln die Entwickler von „Dragon Quest“ darüber, weshalb die Spiele es im Westen niemals aus dem Nischendasein geschafft haben. Antworten gibt es viele und wahrscheinlich liegt die Wahrheit wie so oft irgendwo dazwischen. Das Remake „Dragon Quest VII: Fragmente der Vergangenheit“ liefert den Beweis, dass „Dragon Quest“ keineswegs ein Schattendasein verdient hat.
In Estard geht es gemütlich zu
Da jedes „Dragon Quest“-Spiel eine in sich abgeschlossene Geschichte erzählt, braucht man sich über einen Quereinstieg keine Sorgen machen. Ob ihr nun mit dem ersten oder eben siebten Teil der Reihe anfangt, macht keinen Unterschied. Dennoch ist „Dragon Quest VII“ bestimmt nicht der beste Teil, um mit der Reihe anzufangen. Wenn ihr mit dem Spiel liebäugelt, solltet ihr viel Zeit einplanen. Sehr viel Zeit. „Dragon Quest VII“ hat es nicht eilig und so können rund zwanzig Stunden vergehen, bevor das Spiel richtig loslegt.
Entsprechend gemütlich beginnt das Spiel. Als Fischers-Sohn Renke verschlägt es euch auf das beschauliche Insel-Königreich Estard. Während die Insel-Bewohner mit ihrem ruhigen Leben zufrieden sind, wollen sich Renke, sein Freund Prinz Gismar und die Bürgermeister-Tochter Maribel damit nicht zufriedengeben. Vom Abenteuerdrang angetrieben, entdecken sie den Tempel der Mysterien, der es ihnen erlaubt, in die Vergangenheit zu reisen und dort längst vergessene Inseln und Welten zu besuchen. Bis es allerdings so weit ist und ihr euch zum ersten Mal im Kampf beweisen dürft, vergehen zwei bis drei Stunden.
Geschichten von Abenteuerlust und Zeitreisen
Mit der ersten Reise in die Vergangenheit entfaltet „Dragon Quest VII“ dann aber Schritt für Schritt sein wahres Ich. Von jeder Reise kehrt ihr mit den Fragmenten alter Steintafeln zurück, die ihr im Tempel der Mysterien zusammenfügen könnt. Hinter jedem Puzzle steckt ein Portal zu einer neuen Insel und damit ein weiteres Abenteuer. Dadurch wird die Geschichte des Spiels in viele kleine Episoden unterteilt. Auch wenn „Dragon Quest VII“ schon 16 Jahre auf dem Buckel hat, wirkt es durch die Unterteilung in Episoden heutzutage schon wieder modern. Dank der kurzen abgeschlossenen Geschichten ist es außerdem für coole Einlagen geeignet und passt damit hervorragend auf den 3DS. Die insgesamt 100 Spielstunden kann man sich so gut einteilen.
Auch, weil sich jede Geschichte etwas anders anfühlt. Mal ist die Atmosphäre spannend, dann wieder witzig und hin und wieder sogar kitschig. So werdet ihr Zeuge einer tragisch traurigen Liebesgeschichte, besucht ein Dorf voller versteinerter Menschen oder müsst euch einer Invasion durch gnadenlose Roboter stellen. Speziell zum Anfang konzentriert sich „Dragon Quest VII“ hauptsächlich auf diese kurzen Episoden, während die dünne Rahmenhandlung meist außen vor bleibt. Wer die unterschiedlichen Welten aber aufmerksam erkundet und dem lauscht, was die Bewohner zu erzählen haben, kann aber herausfinden, worauf es letztlich hinausläuft. Abseits dessen verbringt ihr die Zeit damit, die Umgebung und Dungeons zu erkunden oder euch in rundenbasierten Kämpfen mit den Monstern zu messen. Also alles ganz typisch für ein klassisches Rollenspiel.
Zurück in die Zukunft
Damit es nicht zu eintönig wird, bringt das Klassen-System mehr Tiefe in die Kämpfe. Im Remake könnt ihr aus etwa 100 Berufungen auswählen, die Einfluss auf eure Statuswerte üben. Auch hier müsst ihr aber etwas Geduld zeigen. Bis ihr eure Berufung wechseln könnt, vergehen gerne bis zu 20 Stunden Spielzeit. Versprochen: Spätestens dann legt das Spiel aber richtig los!
Schließt ihr eine der Kurzgeschichten ab, kehrt ihr wieder in die Gegenwart zurück und könnt die Insel dort erneut besuchen. Ein spannender Aspekt, da sich in der Zwischenzeit dort einiges getan hat. Auch wenn sich dieser Ablauf oft wiederholt, ist es eine interessante Erfahrung zu erforschen, was sich seit dem letzten Besuch geändert hat. Auf manchen Inseln scheint es so, als wäret ihr nie weg gewesen. Andere Orte erkennt ihr schlichtweg nicht wieder. Gelegentlich trefft ihr sogar auf Nachfahren alter Bekannter und erfahrt so von ihren Schicksalen. Außerdem könnt ihr auch in der Gegenwart die wichtigen Fragmente finden und so auf neue Reisen aufbrechen.
Mehr Komfort im Remake
Das funktioniert im Remake übrigens deutlich komfortabler als noch im PlayStation-Original. Über ein blinkendes Symbol könnt ihr ausmachen, ob sich ein Fragment in der Nähe befindet. Im Original konnte man die Fragmente schnell übersehen, da sie auch gerne in Kisten versteckt sind. In diesem Fall war es nicht unüblich, wenn man im Spiel hängen blieb. Auch ansonsten hat das Remake einige sinnvolle Neuerungen, die mal mehr mal weniger ins Auge stechen. Beispielsweise tauchen die Monster nun nicht mehr zufällig aus dem Nichts auf, sondern sind wie heutzutage üblich auf der Oberwelt zu sehen. Außerdem gibt es ein Schnellspeichersystem, mit dem ihr auch innerhalb der Dungeons speichern könnt. Ganz klassisch für die „Dragon Quest“-Reihe kann man auch bei den Priestern in den Kirchen speichern, die in jedem Ort stehen. Für eine Handheld-Umsetzung ist es aber deutlich angenehmer, zu jedem Zeitpunkt speichern zu können, ohne einen Spielstand-Verlust fürchten zu müssen.
Wahnsinnig hübsch auf alter Hardware
Auch technisch hat Square Enix „Dragon Quest VII“ eine rundum Restauration verpasst. Die Charaktere erstrahlen alle in nagelneuen Animationsmodellen und die Umgebungen sind liebevoll mit Details gespickt. Sogar die äußerlichen Änderungen durch die verschiedenen Berufungen sind nun sichtbar. Man ist schon fast erstaunt, wie gut „Dragon Quest VII“ auf dem originalen 3DS aussieht, ohne sich die stärkere Hardware-Leistung des New 3DS zunutze zu machen. Bloß äußerst selten kommt es in den Kämpfen zu geringfügigen Einbrüchen der Bildrate, die aber für die Wertung nicht ins Gewicht fallen und auch nur dann auftreten, wenn man gegen eine große Zahl von Monstern gleichzeitig kämpft. Ob der Grafikstil von „Dragon Ball“-Erfinder Akira Toriyama gefällt, ist wohl persönliche Empfindungssache. Zumindest der Soundtrack hätte nach meinem Geschmack mehr Vielfalt bieten können. Während den meisten Passagen läuft stets dasselbe Stück. Es wäre schön gewesen, wenn es zu den besonderen Spielmomenten eine eigene Melodie gegeben hätte, an die man sich zurückerinnern kann.
Bisher gibt es einen Kommentar
Aber Dragon Quest hat mich jetzt nach 5 Spielstunden schon gepackt. Dann hab ich ja noch einiges vor mir ^^