Rechtschreibrat: Geliked, geliket oder gelikt?

[Tiago]

Dieser Thread ist so typisch deutsch .

Eigentlich ist es das so gar nicht. Sprachwissenschaften gibt es ja überall und es gibt viele andere Länder, die im Bezug auf Sprache noch einmal viel, VIEL protektionistischer unterwegs sind, als wir.

Die Franzosen sind da zum Beispiel sehr aktiv und haben sogar eine eigene Behörde, die sich darum kümmert, einen ersatz für neu auftretende Anglizismen sucht. Zeigt sich ja auch in unzähligen Wörtern und Kürzeln, bei denen man sich weigert, Anglizismen zu übernehmen (ordinateur statt Computer, courriel statt E-Mail, ONU statt UNO oder OTAN statt NATO). Ein "geliked" würde es dort nicht geben.


Aber ja, als Deutscher will man natürlich immer GANZ GENAU wissen, was richtig ist und was nicht, da hast du schon recht. (Habe ich übrigens auch immer wieder bei der Arbeit mit internationalen Kollegen festgestellt, dass man vieles woanders einfach lockerer sieht.)

Außerdem wurden Sonderzeichen innerhalb von Wörtern für ungültig erklärt. Gendersternchen, -Bindestrich, -Unterstrich, -Batman-Symbol sind jetzt alle für weiterhin ungültig erklärt wurden (finde ich gut).

Nicht für ungültig. Es wird nur NOCH keine Empfehlung ausgesprochen, da es noch zu viel Bewegung und Diskurs in der Thematik gibt, sodass man die Lage erstmal beobachten möchte. Ein kleiner Auszug:

Bei den Sonderzeichen mit Geschlechterbezug soll jedoch eine metasprachliche Bedeutung transportiert werden. Ihre Setzung kann in verschiedenen Fällen zu grammatischen Folgeproblemen führen, die noch nicht geklärt sind, z. B. in syntaktischen Zusammenhängen zur Mehrfachnennung von Artikeln oder Pronomen (der*die Präsident*in).

Die Entwicklung des Gesamtbereichs ist noch nicht abgeschlossen und wird vom Rat für deutsche Rechtschreibung weiter beobachtet werden.

[Hakahori]

Am interessantesten dabei war für mich der Ausschluss dieser ekelhaften eingedeutschten Wörter wie "Polonäse", "Jogurt", "Spagetti" oder "Exposee".

Wenn man gemein ist, könnte man jetzt behaupten, dass sich die Rechtschreibung (oder eher Schlechtschreibung) der jeweiligen Jugend anpasst. Wenn man mit Smartphones usw aufwächst, schreibt man meist alles klein und achtet nicht wirklich auf die korrekte Schreibweise (regelt ja zur Not die Autokorrektur). So lernt man ja nie selbstständig.

Ich will damit nicht sagen, dass "wir" immer mehr verdummen, aber eine Steigerung der Intelligenz kann ich irgendwie auch nicht feststellen. Man gleicht sich ein wenig den USA an. Auch was die Qualität der Bildung angeht (für Schulen hat man ja kein Geld übrig). Also lieber mal weiter den Schwierigkeitsgrad des Abis runtersetzen, damit nicht alle durchrasseln.

- old man yells at cloud -

[Garo]

Verstehe nicht ganz, was das mit dem zitierten Abschnitt zu tun hat. Diese komische Eindeutschung war etwas wirklich ekelhaftes, das man loswerden darf.

[Karltoffel]

Ich sage "geleikt", nicht "geleikd" (hartes T statt weichem D).
Wieso sollte ich also ein D schreiben?

Menschen lesen keine Buchstaben, sondern Wortbilder. Daher sieht alles merkwürdig / falsch aus, was wir nicht gewohnt sind. Sowie "Schlafittchen" oder "honett". Da man das englische "liked" öfter sieht als ein deutsches "geliket", sieht letzteres falsch aus. Das ändert sich aber so schnell wie politische Meinung von Markus Söder, wenn man es richtig geschrieben nur oft genug ließt.

[Tiago]

Aber was ist denn „richtig geschrieben“? Sprache ist doch permanent im dynamischen Wandel - sonst würden wir gar nicht über „likes“ und „geliked“ diskutieren, sondern deutsche Äquivalente nutzen.

[Karltoffel]

Es gibt in der deutschen Sprache Regeln, welche Buchstabenfolgen welche Laute repräsentieren.

Natürlich weicht man dabei bei Wortstämmen aus fremden Sprachen ab. Aber wenn ich solche Wörter dann nach deutschen Sprachregeln konjugierte oder dekliniere, macht es doch Sinn, es auch entsprechend zu schreiben.

Leit und Leid wird anders ausgesprochen. Geliked und geliket wird anders ausgesprochen.

Natürlich kann ich das Wort "dufte" auf "durfde" schreiben. Oder "kuggen" statt "gucken". Versteht nur keiner. Sinnvoll ist, dass die Gesellschaft dieselben Regeln anwendet, und die ist nunmal, dass ein hartes T als Ende eines Partizip II "t" geschrieben wird.

Klar, kann man ignorieren, dass Rechtschreibung zur Aussprache passen soll. Dann hat man irgendwann einen Ort Grinn-Itsch, den jeder Green Witch nennt, weil das eben so auf dem Ortsschild steht. Dann kann man geschrieben Sprache aber auch gleich in die Tonne treten.

[HeyDay]

Okay, ich bin raus aus der Diskussion. Dachte das wird hier ein kleiner, lustiger Thread wo jede:r mal seien Favourite raushaut.

Sprache ist flexibel, wie Thiago sagt und es ist doch total interessant, zu sehen wie sie sich entwickelt. So wie es ganz natürliche regionale unterschiede gibt, gibts auch generationale

[Karltoffel]

Nochmal eine Frage an die Fans von "geliked":

Nehmen wir an, irreguläre Verben wie "to dig" (dig, dug, dug) schaffen es ins Deutsche. Also solche, die auch im Englischen nicht auf "-ed" enden. Würdet ihr dann trotzdem "gedigged" schreiben, weil es Englischer wirkt? Oder wäre das dann aus Prinzip "gedug"? Oder "gediggt"?

[Tiago]

Ich denke mal das kommt auf das Wort an. Das hier zB…

Dann ist’s doch relativ… egal ob nun die Compilation oder die ersten beiden Teile geremakt wurden?

fühlt sich schon hart falsch an.

[Karltoffel]

Also geremaked? Oder geremade? Als Remake wiederveröffentliched ...