Wie weit dürfen Nachrichten gehen?

[Tiago]

Aloha!

Heute Abend saß ich mit meiner Freundin vor dem Fernseher und sind irgendwie bei den Nachrichten auf RTL hängen geblieben.


Dort kam dann irgendwann ein Bericht, von einer Frau, die ein Kind erwartete, dieses aber aufgrund ihres Lebensgefährten, welcher von dem Kind nix wissen wollte, loswerden wollte. Sie bekam es heimlich in der heimischen Badewanne und ging zur Kirche, wo aber keiner war. Zum Krankenhaus wollte sie nicht gehen um nicht erkannt zu werden und die nächste Babyklappe sei zu weit weg gewesen.

Daraufhin schilderte die Frau, wie sie das Kind erwürgt bzw mit Klopapier im Mund erstickt hat... (Oh Gott, mir wird schon beim schreiben dieser Zeilen schlecht und zittrig...) ... wenn ich mich recht erinnere landete das Kind darauf in der Kühltruhe, wo sie es nie wieder rausgeholt hat. Dennoch sei sie öfter hin gegangen und saß vor der Truhe.

Das ganze wurde gezeigt in Form eines Interviews und mit teils nachgestellten Szenen (Gott sei dank nichts mit dem Baby!). Die Frau war nicht zu erkennen. Sie sprach mit einem Psychiater.


Da uns beiden während des Berichts schlecht wurde und wir einer Meinung waren uns das nicht weiter antun zu wollen, haben wir schließlich das Programm gewechselt. Dieses... "Erlebnis" bringt mich aber im Nachhinein zum nachdenken: Wie weit dürfen Nachrichten gehen? Muss DAS sein? Ist das nicht letzten Endes nur Geilheit auf Stories, die mit Ekel und Entsetzen Einschaltquoten bringen sollen?

RTL ist hier sicherlich nur ein Beispiel von vielen, aber es hat sich aufgrund des aktuellen Anlasses nunmal angeboten.

Was haltet ihr davon?

[gaming 24:7]

Aloha!

Heute Abend saß ich mit meiner Freundin vor dem Fernseher und sind irgendwie bei den Nachrichten auf RTL hängen geblieben.

"RTL" und "Nachrichten" sind zwei disjunkte Mengen.

[XaryPi]

Ich denke solche "Sender" zielen mit solchen "Stories" genau auf das ab was wir hier machen.
Mund zu Mund Propaganda. Ob sie dabei Positiv oder Negativ ist spielt in erster Linie kaum eine Rolle. Hauptsache der Name des Senders fällt in Bezug auf etwas "Interessantem". Wie weit diese Story jetzt interessant ist oder eben nicht sei mal da hin gestellt. Da ich solchen, entschuldigt die Ausdrucksweise, Mist eh nicht schaue, kann mir das recht egal sein. Generell habe ich mit den so genannten "Nachrichten" nichts und wieder nichts am Hut.
Wenn mich ein Ereignis interessiert informiere ich mich. Wie man von dem Ereignis erfährt? Es gibt dazu viele Wege.
Dafür muss ich mir nicht solche Sendungen anschauen.

Denn wenn auf 100 Nachrichten eine von diesen "Schocknachrichten" folgt, hat der Sender schon das erreicht was er will. Propaganda, welches das "Interesse" der Zuschauer auf den Sender wirft.

Viele Personen, welche von solchen Stories hören (zum Beispiel aus dem Internet wie jetzt usw.) werden das nächste Mal, wenn sie gelangweilt vor der Mattscheibe hängen, auf RTL schalten, in der Hoffnung eine "interessante Story" zu sehen.
Schließlich erwartet man nach den Erzählungen der Bekannten etc. genau so etwas.

Wenn dann auch solch eine Story gezeigt wird, wie erwartet, dann geht die Propaganda eben weiter.

Weil ernst gemeinte Nachrichten keine "nachgestellten Szenen" benötigen. Es reicht doch eigentlich, dass man erfährt das die Frau ihr Kind nicht wollte. Wobei hier mal gefragt sei, inwiefern es die Leute interessieren sollte, dass irgendeine x-beliebige Person eine x-beliebige Tat vollbracht hat.
Aber genau das wollen die Sender. Die Zuschauer suchen nicht nach wichtigen Nachrichten. Die wollen doch nur das was "krasses" im Fernsehen passiert. Je brutaler und unmoralischer desto besser ist hier wohl die Devise. Das heute auf der Königsstraße in Stuttgart ein Obdachloser verhungert ist (z.B.) und man mal etwas dagegen machen sollte interessiert doch keinen. Da wird ja niemand ermordet!
Einfach nur lächerlich. (Der Todesfall ist natürlich nur zur Veranschaulichung.)

Das ist auch der Grund weshalb ich kein Funken Interesse an "Nachrichten" zeige. Zu viel Schrott was einem als "Nachrichten" präsentiert wird.

Und dass sich die Leute im Internet über diese Geschichten den Mund zerreisen und darüber diskutieren zeigt auch, dass die Sender recht erfolgreich mit ihrem Konzept durch die Gesellschaft gehen (;

So viel mal zu meiner Meinung.

[ganon]

RTL = tv von assis für assis. Was da so läuft ist grenzwertig. Seien es die hundert jugendlichen die bei dsds vor tausenden bloss gestellt werden oder schlecht geschauspielerte reality shows, über die sich die wirklich assozialen zuhause vorm tv lustig machen. Früher geilten sich menschen im kolosseum oder bei öffentlichen hinrichtungen auf, heute werden die naiven im live tv der verhetzung ausgesetzt und in eine psychose getrieben. Dann schau ich mir doch lieber spongebob an...

Das traurige ist, das auch sehr viele der starken zeitungen nach dem selben prinzip funktionieren und verdammt erfolgreich sind. Mit hass, angst und titten in den schlagzeilen verkauft man am besten.

Was mann dagegen machen kann? Die assi sender nicht ansehen und die zeitungen im laden lassen. Einfach sein gehirn nicht von dieser scheisse verblenden lassen. Tv und zeitungen sind ein starkes medium, zu schade dass viele arschlöcher auf den chef posten die verantwortung nicht ernst nehmen...

[Tiago]

"RTL" und "Nachrichten" sind zwei disjunkte Mengen.

Das ist mir natürlich bewusst. Shit happens nunmal beim zappen.

Ich finde das aber trotz allem moralisch und ethisch ziemlich verwerflich etwas in dieser Länge, von der Mörderin selbst geschildert zur Schau zu stellen. Selbst für RTL fand ich das um diese Uhrzeit arg verstörend.

[Saradis]

Wenn ich sowas lese weiß ich wieder warum ich seit 2 Jahren den Fernseher nicht mehr angemacht habe .
Ich bin mal gespannt wie lange es noch dauert bis Leute live im Fernsehen sterben oder solche fixen Ideen, das hier war ja schon ziemlich nah dran; ich habs ja nicht gesehen aber mit den nachgestellten Szenen und alles...und da wird immer darüber gestritten dass Videospiele so furchtbar schlimm sein sollen...

[gaming 24:7]

Ich finde das aber trotz allem moralisch und ethisch ziemlich verwerflich etwas in dieser Länge, von der Mörderin selbst geschildert zur Schau zu stellen. Selbst für RTL fand ich das um diese Uhrzeit arg verstörend.

Bei RTL kann man sich sicher sein, dass die Geschichte in der Form niemal abgelaufen ist. Im "besten" Falle, wurde die Geschichte maßlos übertrieben darstellt und schlimmstenfalls komplett erfunden.

Ich habe RTL aus meiner Senderliste schon lange gelöscht.

[SasukeTheRipper]

Das ist doch sehr krank!
Meiner Meinung nach hat das nichts mehr mit dem klassischen Journalismus zu tun.

Wikipedia schreibt:

Aufugabe: Journalismus trägt zur öffentlichen Meinungsbildung bei. Er wird deshalb oft als vierte Gewalt im Staat bezeichnet (vgl. Fabris 1981). Die Aufgabe des Journalismus wurde in der Geschichte immer wieder neu interpretiert. Der Journalismus ist permanent in Bewegung, sein stetiger Wandel schafft jeder Journalistengeneration neue Probleme und neue Herausforderungen.

Quelle: Wikipedia.org/wiki/Journalismus (Stand: 03.09.2013)

Ich hab irgendwann mal in der Schule mal gelernt, dass man Journalismus in verschiedene Kategorien einordnen kann:

Es gibt die Yellow Press (= gelbe Presse) steht für für Sensationsjournalismus (Bild, RTL, ...) und ich wusste auch noch einen anderen Namen, der mir aber gerade entfallen ist, der allerdings für seriöse Quellen steht (The Guardian, Frankfurter Allgemeine, ...)
Wenn ich etwas durcheinander gebracht habe, dann könnt ihr mich gerne darauf hinweisen

[Tiago]

mit den nachgestellten Szenen und alles...

Der Mord wurde natürlich nicht nachgestellt.

[Mc_Rib]

Sachen wie sie andauernd wieder passieren und andauern wieder in irgendeiner Form "journalistisch dargeboten" werden.
Warum sich ueber sowas nen Kopf machen ?