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21.01.2020, 20:28 #91
Ich habe schon von berufs wegen gelernt, immer 5mal nach dem Wieso zu fragen. In der Regel erhält man dann eine sehr viel detailiertere Antwort.
Bei der Physik hört es dann aktuell beim Urknall auf, und wir wissen nicht, wie es dazu kam, und ob es dafür überhaupt einen Grund gab. Typisch für die Wissenschaft ist aber, sich davon eben nicht entmutigen zu lassen. Wenn unsere physikalischen Modelle für ein Extrem nicht mehr ausreichen, bauen wir uns halt neue. Und überprüfen diese.
Gott als Erklärung funktioniert aber nicht, weil dort überhaupt kein Tieferbohren nach Antworten möglich ist. Klar, es gibt Interpretationen, wieso Gott dies getan haben könnte, oder was Jesus damit gemeint haben könnte. Ich halte es aber für grundsätzlich falsch, die Bibel nach modernen Werten und Normen zu interpretieren. Dann gibt Religion keine Antwort auf die Frage nach dem Sinn, sondern sie schafft künstlich einen Sinn, der die aktuellen Werte in Stein meißelt.
Darüber hinaus ist die Bibel voll von Metaphern. Der aufgeklärte Christ weiß, dass die Schöpfung sich nicht so zugetragen haben kann, wie in der Bibel beschrieben. Er akzeptiert dies als Metapher, weil die Menschen es damals einfach nicht besser wussten. Nur gibt es dann doch keinen Grund anzunehme, dass Gott selbst eben auch nicht viel mehr ist als eine Metapher, die Hunger, Unwetter oder Kuhsterben erklären sollte.
Nein, ich stelle absichtlich dumme Fragen in der Hoffnung, das jemand über schlaue Antworten nachdenkt.
Angeblich existiert Gott schon ewig, aber was soll das bedeuten? Ewigkeit ist eine menschliche Erfindung, davon ausgehend, dass die Zeit liniear und ohne Anfang und Ende ist. Es gibt aber sehr gute Indizien, dass es doch einen Anfang gibt. Gott scheint einfach so sehr von der menschlichen Vorstellungskraft geprägt zu sein, dass es naheliegt, dass er eben dieser entspringt.
Mit einem Axiom kann ich beginnen, Theorien zu bilden, Folgen vorhersagen und diese schließlich beobachten.
Mit Gott kann ich das nicht. Es gibt nichtmal eine Erklärung, wieso Gott erst will, dass seine Anhänger alle Nachbarsvölker umbringen, um dann in der römischen Besatzungszeit Steuern zu zahlen und die andere Wange hinzuhalten.
Gott passt sich der Zeit an. Vor 50 Jahren war es Gottes wille, dass Frauen in der Kirche schweigen. So stands in der Bibel (oder so wurde es zumindest hineininterpretiert). Jetzt ist es Gottes Wille, das sie gleichberechtigt sind (oder so wird es wenigstens interpretiert). Gott ist keine Konstante. Er biegt sich immer genau so hin, wie die Menschen ihn gerade haben wollen.
Kunst und Philosophie besitzen natürlich einen Wert. Wobei man bei Philosphie immer aufpassen muss, sie im Kontext ihrer Zeit zu sehen.
Ja eben. Der Christ glaubt, dass Schöpfer selbst Mensch wurde, also eben nicht getrennt von der Schöpfung ist. Und trotzdem behauptet er das Gegenteil. An dieser Stelle trennt der Christ dann gerne wieder scharf zwischen Jesus und dem Heiligen Geist, betont an andere Stelle aber, dass das alles derselbe Gott ist.
Wichtiger aber: Wie kann der Schöpfer, der hier nicht wirkt (weil er vom hier getrennt ist), die Geburt Jesu bewirken?
Stimmt. Trotzdem gibt es kein Indiz für die Existenz eines Gottes.
Mir fehlt hier die gesunde Portion Selbstzweifel: Wenn alle anderen Götter ausgedacht sind und auf die primitiven Wissenstand dieser Völker zurückgeht, wieso sollte dann ausgerechnet mein Gott real sein? Wieso sollte Jesus der wahre Sohn Gottes sein, wenn wir dieselbe Geschichte vom Erlöser schon hunderte von Jahren zuvor von den Suniten, Griechen usw. gehört haben?
Wieso sollte Jesus unser Retter sein, wenn seine Bilanz auf Friede-Freude-Eierkuchen doch nicht viel erfolgreicher war als die von anderen selbsternannten Messiasen, Propheten, Göttern und Erlösern?
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23.01.2020, 16:44 #92
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Ich finde den Gedanken interessant. Darf ich fragen, wieso du das denkst?
Ich denke man kann davon ausgehen, dass es so "unzivilisiert" sein wird, wenn man das "Leben danach" genau so oder mit sehr ähnlichen Bedingungen denkt wie es jetzt ist.
Aber ich halte es durchaus für möglich, dass ein Leben danach komplett anders geartet ist. Zum Beispiel ohne "Leiblichkeit" oder ohne korrupte Herrscher und auch ohne die Notwendigkeit von "neuen" Herrschern, die möglichweise korrumpiert sind oder werden. Vielleicht ja sogar ohne irgendeine Form von Hierarchie oder so etwas.
Was, wenn es eine Art von Existenz ist, die man sich jetzt einfach nicht vorstellen kann, weil unser jetziges Leben alles ist, was wir kennen? Ich meine, man kann sich ja nicht einmal wirklich ausreichend vorstellen wie es ist oder sich anfühlt z.B. ein Tier zu sein. Wie soll man sich dann eine Existenz vorstellen, die möglicherweise noch einmal komplett anders geartet ist als alles, was wir kennen?
Wer schon einmal bewusstseinserweiternde Erfahrungen irgendeiner Art gemacht hat, kann sich vielleicht vorstellen in welche Richtung ich da denke.
Diese Grenzen, die wir in der jetzigen Existenz haben, können meiner Meinung nach gar nicht auf eine Existenz nach dem Tod angewandt werden, da unser Körper ja nachgewiesenermaßen stirbt.
Man muss also die Frage stellen: Gibt es so etwas wie eine Seele und wenn ja: Was bedeutet dies?
Ich glaube gleichzeitig nicht, dass man diese Frage jemals ausreichend beantworten kann. Aber darüber mit einer gewissen Offenheit nachzudenken finde ich trotzdem sehr interessant.
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23.01.2020, 18:01 #93
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Gut gesagt BigBen.
Das Leben danach sollte es so etwas wirklich geben wird diesem hier wohl kaum ähneln. Ich vermute das ganze wird auf einer höheren Bewusstseinsebene stattfinden. Vielleicht auch ohne Körper. Wer weiß.
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25.01.2020, 09:39 #94
Das klingt wie das Heilsversprechen der Kommunisten ...
Herausforderungen sind für mich ein wesentlicher Teil dessen, was Leben ausmacht. Ein Dasein mit permanentem Friede-Freude-Eierkuchen, ohne Höhen und Tiefen und vor allem auch ohne Fortpflanzung, ist einfach kein Leben, das ich für lebenswert erachte.
Die Hölle der Monotonie, als ewige Strafe dafür, sein Leben verschwendet zu haben in der Hoffnung auf eine besseres Leben nach dem Tod. Ich find es immer wieder unlterhaltsam, dass manch ein Religiöser nicht merkt, wie grausam seine Religion und sein Gott ist.
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25.01.2020, 22:23 #95
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Du denkst da immer noch zu "menschlich" drüber. Sowas wie Ehrgeiz, Neid oder Langeweile wird es wenn es ein Leben nach dem Tod geben sollte nicht geben.
Das hat auch nichts mit Heilsversprechen zu tun. Ich glaube einfach dass es möglich sein könnte dass mehr existiert als diese Art des Lebens die wir gerade leben.
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26.01.2020, 19:04 #96
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27.01.2020, 15:44 #97
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Schön gesagt. Bei dem Thema kann man nicht in seinem engen, menschlichen Horizont denken. Das funktioniert einfach nicht. Sonst ginge es immer nur um dieses Leben und eben nicht um ein Leben NACH diesem Leben.
Ah ja.
Wieso nicht?
Wieso kommst du da nicht drauf?
Wie kann etwas menschlich für einen Nicht-(mehr)-Menschen sein?
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27.01.2020, 19:15 #98
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27.01.2020, 21:03 #99
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27.01.2020, 22:34 #100
Seufz
Natürlich ist Vorstellungskraft menschlich. Aber nur weil ich mit rosa Elefantendamen beim Poledance vorstellen kann, warten diese nach dem Tod nicht auf mich. Zum Glück.
Und wie wird bei dir aus Vorstellungskraft Wirklichkeit?
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