Heute morgen gab Nintendo bekannt, dass Tatsumi Kimishima als Nachfolger des verstorbenen Satoru Iwata zum fünften Präsidenten von Nintendo ernannt wurde. Zugleich kündigte der Konzern auch große interne Umstrukturierungen an, über die wir euch einen Überblick geben möchten.
Die Vorstandsmitglieder Shigeru Miyamoto und Genyo Takeda, die zuvor Leiter der Software- bzw. Hardware-Abteilungen waren, sind von ihren jeweiligen Posten zurückgetreten und fungieren nun als „Creative Fellow“ beziehungsweise „Technology Fellow“. „Fellow“ ist ein tatsächlich existenter Unternehmensposten und steht für besonders ranghohe Angestellte in überwachenden Tätigkeiten und mit besonderen Freiheiten. In diesem Fall heißt das, dass Miyamoto und Takeda von ihren Pflichten als Abteilungs-Manager entbunden werden und stattdessen quasi Supervisor ihrer jeweiligen Sparten sind. Für Miyamoto beispielsweise bedeutet dies, dass er seine Zeit weniger mit der Verwaltung von Entwicklungsarbeiten verbringt, sondern wieder aktiver und zugleich selbstständiger arbeiten kann. Daher ist davon auszugehen, dass Miyamoto auch weiterhin alle internen Nintendo-Spiele bei ihrer Entwicklung überwacht und mit Rat und Tat aushilft.
Bei Miyamotos Abteilung handelte es sich um Entertainment Analysis & Development (EAD), dessen Chefentwickler Miyamoto seit der Gründung 1984 war. Zum neuen General Manager der EAD-Abteilung und somit zu Miyamotos Nachfolger in diesem Amt wurde Shinya Takahashi ernannt. Dieser ist bereits seit einigen Jahren Leiter der Abteilung Software Planning & Development (SPD), die für die Zusammenarbeit mit externen Studios zuständig ist. Wie aus Nintendos Pressemitteilung hervorgeht, scheinen EAD und SPD nun zu einer einzigen großen Software-Abteilung fusioniert worden zu sein. Diese hört auf den Namen Entertainment Planning & Development. Somit überwacht nun Takahashi sämtliche Spiele-Projekte.
Genyo Takeda indes leitete die Hardware-Abteilung Integrated Research & Development (IRD), die erst 2013 aus der Fusion der Handheld- und der Heimkonsolen-Abteilungen entstanden war. Wer nun IRD leitet, ist noch nicht bekannt, allerdings scheint auch Takahashi eine wichtige Rolle bei der Entwicklung von Nintendo NX zu haben.
Dass Takeda und Miyamoto nun quasi als Supervisor tätig sind, kann als Vorbereitung auf den Ruhestand der beiden gedeutet werden. Immerhin sind sowohl Takeda als auch Miyamoto seit ungefähr vier Jahrzehnten bei Nintendo tätig. Sehr hoch ist nun Takahashi aufgestiegen, der zudem mit 51 Jahren noch das jüngste Vorstandsmitglied ist. Entsprechend wird spekuliert, dass der bereits 65-jährige Kimishima nur eine Übergangslösung ist und langfristig Takahashi zum Präsidenten aufsteigen soll. wobei es sich dabei ausdrücklich nur um Vermutungen über sehr langfristige Prozesse handelt.
Der frisch ernannte Nintendo-Präsident Tatsumi Kimishima heute auf einer Pressekonferenz
Bisher gibt es 13 Kommentare
Als Nintendo das letzte Mal seine Software-Abteilungen umstrukturiert hat, entstanden dabei ein neues, riesiges aber unkreatives EAD, welches sich vor allem nur noch um Mario, Zelda und Animal Crossing kümmerte. SPD war in den letzten Jahren viel kreativer, auch durch die Zusammenarbeit mit externen Studios, und aus der Not heraus, weil man selbst keine AAA-Titel der alten R&D1-Marken wie Metroid entwickeln konnte. Die jetztige Umstrukturierung heißt, dass man Kreativität und Manpower wieder zusammenbringt.
Insofern ist es richtig, dass EAD letztlich von SPD übernommen wurde.
Man schaue sich EA an. Das wird nur von solchen Managern geleitet und das sieht man auch in jedem Spiel.
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-13681005.html
Ansonsten denke ich nicht, dass Takahashi per se ein Anzeichen für bessere Zusammenarbeit mit externen Studios ist. Bevor SPD gegründet wurde (also in den 80ern und 90ern) war ja Miyamoto dafür zuständig. Iwata hat damals SPD gegründet, um Miyamoto von diesen Verpflichtungen zu befreien. Das Problem wird wohl einfach sein, dass Miyamoto einfach von seiner Natur her kein Manager ist. Darum ist es nur gut, ihn nach und nach vom Management zurückzuholen und ihn mehr zu einem Allround-Creative-Supervisor zu machen.
Tezuka wird denke ich nach wie vor Manager und Produzent bei EAD sein, inwiefern sich seine Position genau verändert hat, scheint nicht bekannt zu sein. Ist ja auch ein bisschen jünger als Miyamoto.
Der wirkt eher noch wie Iwata.
Hoffentlich ist Tatsumi Kimishima wirklich nur eine kurze Zeit CEO. So ein Banker braucht Nintendo echt nicht an der Spitze :S
Kimishima will jedenfalls nicht von Iwatas Grundkonzept abweichen. Was wohl auch Unsinn wäre. Partnerschaft mit DeNA, Mitgliedschaftsprogramm, Netzstruktur, NX, QoL wurde alles - glaube ich - durch Iwata eingeleitet und diese Dinge werden wohl schon recht weit fortgeschritten sein.
Ich hoffe Kimishima ist trotz seines Businesshintergrundes kein 08/15 Geschäftsführer, wie all die anderen Sesselfurzer. Zumindest sind laut ihm (Finanz)Zahlen nicht alles, was ein Unternehmen ausmacht/erfolgreich macht.
Das heißt: Offen für neue Ideen (also aus Investoren-Sicht: Handyspiele) und trotzdem immer mit einem Blick fürs Wirtschaftliche. Mehr Konzentration aufs Produkt, und weniger aufs Marketing - Zumindest kann ich ihn mir nicht in einem Kimishima-fragt oder Nintendo Direkt vorstellen.
Die Fusion von EAD und SPD ist ebenfalls eine großartige Gelegenheit. Nicht nur, dass es vielleicht mal wieder ein In-House entwickeltes Metroid oder Kid Icarus geben könnte. Oder einen Titel irgendeines anderen Franchises, das nicht von Miyamoto oder Tezuka stammt.
Vor allem hat Takahashi hat durch seine Arbeit bei SPD deutlich mehr Übung als Miyamoto, wenn es darum geht externe Studios in die Entwicklung einzubinden und externe Prozesse zu begleiten. Mit Ihm als Software-Chef könnte sich daher auch die Zusammenarbeit mit Third-Party-Entwicklern deutlich verbessern.
Mal nebenbei: Was macht jetzt eigentlich Takashi Tezuka?