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Bild aus dem Ankündigungstrailer zu Travis Strikes Again: No More Heroes“ von Grasshopper Manufacture. Es wurde erstmals während des Nindies Showcase Summer 2017 enthüllt.

In den letzten Jahren hat Nintendo seine Beziehungen zu und mit unabhängigen Entwicklern immer weiter vertieft und sie zunehmend unterstützt. Dieses aktive Zugehen auf Indie-Entwickler begann unter anderem mit der direkten Unterstützung der Entwicklung von Shovel Knight und wurde etwa gegen Ende des Jahres 2014 während der Wii U-Ära mit dem Beginn der „Nindie-Offensive“ fortgesetzt. Zu jener Zeit diente es vermutlich auch dem Füllen diverser Lücken zwischen den größeren Spielen. Nichtsdestotrotz waren dies wichtige Schritte, um auch in Zukunft eine breite Vielfalt verschiedener Spiele auf Nintendo-Systemen sicher zu stellen.

In einem Interview mit dem japanischen Magazin EntertainmentStation sprachen Yusuke Soejima und Park Seong-sa von Nintendo vor Kurzem über Indie-Spiele und deren Rolle innerhalb der Industrie und welche Stellung sie für Nintendo einnehmen. Beide sind in ihrer Abteilung stets mit Indie-Entwicklern in Kontakt und arbeiten mit ihnen zusammen. Nachfolgend findet ihr einen Auszug aus dem Interview.

Über die Darstellung von Indie-Spielen auf Nintendo-Plattformen

Park gibt an, dass auf Nintendo Plattformen nicht wirklich zwischen Triple-A-Titeln großer bekannter Firmen und Indie-Spielen unterschieden wird. So werden die Spiele im eShop gleichwertig behandelt und präsentiert. Man hebt Indie-Spiele nicht auf besondere Weise hervor, nur weil sie Indie sind. Im selben Moment wird ihnen aber auch keine geringere Priorität zugeschrieben als Triple-A-Spielen.

Über die Wahrnehmung von Indie-Spielen in Japan

Außerhalb Japans werden Indie-Spiele oftmals direkt als solche gekennzeichnet und bilden fast ein eigenes Genre. Nintendo of America und Nintendo of Europe nutzen beispielsweise gern die Bezeichnung „Nindie“, um diese Spiele auf den eigenen Plattformen zu kennzeichnen. Laut Park wäre es jedoch begrüßenswert, wenn Indie-Spiele Teil des großen Ganzen sein könnten und zu den zahlreichen attraktiven Marken gehören würden. In Japan ist die Wahrnehmung hinsichtlich Indie-Spielen noch ziemlich schwach. Daher möchte man zunächst die Aufmerksamkeit der Spieler auf diese Art von Spielen lenken und sie ihnen schmackhaft machen. Man möchte sie dabei aber nicht anders behandeln, nur weil es Indie-Spiele sind.

Über die Risiken Indie-Spiele klar als solche zu kennzeichnen

Als Beispiel gibt Park ein theoretischen Shop an, der ausschließlich Indie-Spiele führt. Wenn die Kunden nun denken würden, es gäbe dort nur langweilige Spiele, könnte dies in Zukunft ihre gesamte Sichtweise auf Indie-Spiele beeinflussen und vorgeben. Es würde ein Markt entstehen, bei dem das bloße Label „Indie-Spiel“ die Kunden dazu bringt, ein Produkt zu ignorieren. Diese Kennzeichnung könnte also gewissermaßen gegen sie arbeiten. Es wäre zwar schön, wenn das Label „Indie-Spiel“ ein Produkt immer um einen zusätzlichen Wert bereichern würde, allerdings besteht stets die Gefahr, dass diese Art der Kennzeichnung für Ignoranz sorgt. Park ist der Ansicht, dass dies tunlichst verhindert werden muss.

Über die Zukunft von Indie-Spielen auf Nintendo-Systemen

EntertainmentStation fragt auch nach der mittel- sowie langfristigen Zukunft der Indie-Spiele auf Nintendos Plattformen und was das Ziel diesbezüglich sei. Zuallererst möchte man Entwickler auf die eigenen Plattformen bringen, nachdem diese entschieden haben wofür sie Spiele entwickeln wollen. Bevor Nintendo Switch so richtig in Fahrt kam, war das Unternehmen auf Werbeplakaten und in Trailern recht abwesend, erinnert sich Soejima. In den meisten Fällen wurden lediglich die Plattformen der anderen Firmen dargestellt und von Nintendo 3DS und Wii U gab es keine Spur. Nicht nur wurden diese Systeme wenig unterstützt, Nintendo wurde zudem kaum als praktikable Option wahrgenommen. In diesen Situationen dachte man sich, es wäre schön, das Switch-Logo dort zusammen mit denen der anderen Firmen zu sehen.

Glücklicherweise brachte es Switch zu internationalem Erfolg, setzt Park fort. Er glaubt, die Chancen für Nintendo eine rentable Plattform zu repräsentieren sind gestiegen. Dieses Momentum möchte man aufrechterhalten und eine Plattform werden, für die Entwickler ganz selbstverständlich und neben den anderen Plattformen von Beginn an Inhalte kreieren. Auf lange Sicht ist dies natürlich etwas, das die beiden allein nicht bewerkstelligen können. Jedoch würden sie gern eine Routine sehen, in der die gesamte Industrie daran arbeitet, Indie-Entwickler dabei zu unterstützen problemlos Spiele zu produzieren, daraus einen angemessenen Profit zu ziehen und anschließend ebenso mühelos zum nächsten Projekt überzugehen. Neue Entwickler, die der Industrie beitreten, sollten es ihnen dann gleichtun.

Sollte sich ein Titel äußerst gut verkaufen, kann er als eigene Marke anerkannt werden, fügt Soejima hinzu. Es wäre wünschenswert, wenn sich eine solche Marke innerhalb der Industrie etablieren wie auch bestehen bleiben könne und von den Konsumenten akzeptiert wird. Nicht nur Nintendo, sondern die gesamte Spieleindustrie muss darüber nachdenken, wie der Wachstum solcher Titel, die aus der Indie-Szene hervorgehen, gewährleistet werden kann. Auch wenn Indie-Spiele meist mit der digitalen Welt verbunden werden, so habe man gelernt, dass die Szene als Gemeinschaft unglaublich analog ist. Sie hebt die Verbindungen zwischen den Menschen hervor und darauf möchte man ebenfalls Wert legen, so Soejima.