Dass Square Enix stets bestrebt ist, ihre älteren Titel auch auf aktuellen Konsolen verfügbar zu machen, ist kaum zu übersehen. Doch mit dem bisherigen Vorgehen ist man noch nicht zufrieden.
Yosuke Matsuda, President und CEO von Square Enix, sagte in einem Interview, dass man den kompletten Spielekatalog digital verfügbar machen will. Man arbeite momentan auf verschiedene Arten daran. Von den großen Titeln habe man meist verschiedene Varianten, die man aktuell spielen könne. An den klassischen Titeln wie denen vom NES arbeite man noch. Man habe intern ein Projekt gestartet, um diese auf verschiedenen Plattformen verfügbar zu machen. Zu einem späteren Zeitpunkt würde man dies gern als Abo oder Streaming Service anbieten, daher erwäge man die Möglichkeiten eines eigenen Kanals.
Jeder würde momentan in die Streaming-Richtung gehen, daher wolle man aktiv diese Option in Betracht ziehen. Man wisse aber noch nicht, ob es Streams oder Downloads werden, aber man will den kompletten Katalog anbieten können.
Ein Eingeständnis sei Matsuda unangenehm. In manchen Fällen wisse man nicht mehr, wo der Quellcode der Titel ist. Manchmal sei er schwer zu finden, da man damals einfach ein Spiel veröffentlicht und dann damit abgeschlossen habe. Man habe nie darüber nachgedacht, es zu einem späteren Zeitpunkt erneut zu veröffentlichen. Manchmal würden die Kunden Fragen, warum man bestimmte Spiele noch nicht veröffentlicht hat. Die Antwort laute dann, dass man nicht wisse, wo es ist.
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Enix war vor allem ein Publisher, der mit sehr vielen externen Studios gearbeitet hat. Die Rechtesituation bei Enix-Titeln könnte in einigen Fällen also etwas komplizierter sein. Zumal Quinet auch nicht mehr existiert.
Daraus lassen sich zwei interessante Dinge ableiten:
1.) Trails of Mana ist nur ein ROM-Hack von Seiken Densetsu 3. Die haben direkt im ROM die Grafiken und den Text ersetzt (so wie es Fan-Übersetzungen auch machen). Square Enix hat nicht den Original-Quellcode angepasst.
2.) Square-Enix hat als Basis kein Original-ROM verwendet, das direkt aus dem Sourcecode erzeugt wurde. Stattdessen hat man entweder ein SE3-Modul ausgelesen oder sich das ROM aus dem Internet besorgt.
Das wiederum erklärt, wieso Square-Enix uns so lange hat warten lassen, und dass sie gar nicht mehr über ihren eigenen Backlog verfügen, sondern zum Aufbau eines Archivs auf die Emulation-Szene angewiesen sind. (Oder, dass es für M2 einfacher war, ein Modul zu dumpen, als bei Square nach dem Original nachzufragen)
Relevant sind für Retrogames vor allem die fertigen ROMs, und da hat sich sogar Nintendo auf illegalen Romseiten bedient, um die Virtual Console zu befüttern.
Für einen Gelegenheitsspieler, der eben nicht sämtliche Retro-Konsolen besitzt oder einfach nicht bereit ist, 40€ für ein 30 Jahre altes 2nd-Hand-Spiel zu zahlen, sind Emulation und illegale Downloads leider die einzige Möglichkeit, viele der Klassiker nachzuholen. Schon im Video- und Musikbereich hat sich gezeigt, dass Menschen bereit sind für Streaming zu bezahlen – vorausgesetzt, dass das Angebot von Preis und Umfang stimmt.
Und wenn Square-Enix mit einem qualitativ hochwertigen Backlog Geld verdienen kann, ist es vielleicht auch ein Signal an den einen oder anderen Publisher, dass Qualität und Kreativität langfristig mehr einbringen, als die jährliche Iteration des immerselben Spiels.