Seit Peter Jackson die Fantasy-Trilogie verfilmt hat, hört der Nachschub an Videospielen zu Der Herr der Ringe“ nicht auf. Da wundert es nur wenig, dass sich nun auch die Lego-Versoftung dort einreiht. Nach so illustren Filmreihen wie „Star Wars“, „Fluch der Karibik“ oder „Harry Potter“ fehlte schlichtweg die lange von Fans geforderte Variante um Frodo und seine Gefährten. Doch macht sich die Odyssee um den Ring auch in Klötzchenform wirklich gut? Findet es in unserem Review heraus!

Ein Ring, sie zu knechten
Der Satz, der einfach in jedem Review zu einem „Der Herr der Ringe“-Spiel mindestens einmal fällt, macht auch hier Sinn. Denn mit dem einen Ring beginnt auch hier die Story, erzählt in der typischen Lego-Weise mit Humor, der aber im Vergleich zu anderen Lego-Spielen ein wenig zurückgeschraubt wurde. So schlägt man sich durch Schlüsselmomente der Filme, leider aber mit einem kleinen Haken. Denn um wirklich jedes Ereignis einer derart umfangreichen Geschichte in ein Spiel zu packen wäre der Aufwand weitaus größer gewesen. Leider bedeutet dies auch, dass man ohne Kenntnis der Bücher oder der Filme nicht alles verstehen wird.
Stein auf Stein
Wer bereits eine der Lego-Filmadaptionen kennt, wird sich auch hier ohne weitere Einarbeitung zurechtfinden. Im Storymodus folgt man den Geschehnissen, die an die Filmtrilogie angelehnt sind. In den einzelnen Leveln erwarten den Spieler eine Mischung aus Kämpfen, Rätseln und Entdeckungen. Dabei ist man nicht allein: Bis zu neun Charaktere sind gleichzeitig unterwegs. Davon sind jedoch immer nur zwei sichtbar, den Rest kann man über den Touchscreen auswählen. Dies ist aber nicht nur ein Nachteil. Im Kampf steht der Kollege nämlich sehr oft im Weg und er ist nicht immun gegen die eigenen Angriffe. Dies hat zwar keinen spielerischen Nachteil, ist aber dennoch nervig. Aber auch in der Konfrontation mit den tatsächlichen Widersachern hat das Kampfsystem seine Tücken. Führt man durch mehrmaliges Betätigen des Angriffsknopfs eine Combo aus, so macht der Held während der Fuchtelei mit der Waffe ein paar Schritte nach vorne. Dies führt nicht nur dazu, dass man schon mal am Gegner vorbei schnetzelt, sondern auch mal im Abgrund, Feuer oder sonstigen Gefahren landet. Und selbst wenn man dennoch sehr gut zielt, lacht der Feind sich ins Fäustchen, denn er kann mit einem einfachen Schlag jede Combo durchbrechen. Wirklich tragisch ist dies nicht, weil man immer direkt wieder auftaucht. Zwar mit ein paar Legosteinchen weniger im Gepäck, aber die Auswirkungen sind nur marginal.

Denken und Suchen
Ein besonderes Merkmal der Legospiele sind seit Anbeginn die Rätsel. Leider trifft dies auf die Heimkonsolenversionen auch dieses Mal mehr zu als auf die tragbare Variante. Nur selten muss man wirklich mal kurz die grauen Zellen anstrengen, meist handelt es sich um eine Abarbeitung von offensichtlichen Handlungen. Ebenso ergeht es den Entdeckungen. Während der Story sind die Charaktere immer vorgegeben, jedoch sieht man immer schon sehr offensichtlich nahezu alle Ecken und Nischen, bei denen die Spezialfertigkeiten anderer Helden, und später auch Bösewichter, gefragt sind. Ist ein Level in der Story beendet, kann man dieses auch im freien Spiel auswählen und die Charaktere bestimmen, sofern man diese bereits zuvor freigespielt hat.
Finden, sammeln, freischalten
Während kein Spieler für die Story im ersten Durchgang mehr als zehn Stunden brauchen sollte, bringt das Spiel, wie andere Legospiele auch, weitaus mehr Inhalt mit sich. Wie bereits erwähnt, schaltet man für jedes Level nach einmaligem Beenden im Storymodus den freien Modus frei. Hier braucht man noch einmal etwas mehr Zeit, wenn man wirklich jede Ecke erkunden will. Dort entdeckt man dann diverse Items wie z.B. neue Charaktere oder die heiß begehrten roten Legosteine, die im Shop einen neuen Artikel freischalten. Mit den eingesammelten Steinchen kann man dort einkaufen gehen und diese Artikel neben Charakteren und Tipps erwerben.

Technik, sie zu knechten
Auf den ersten Blick weiß das Spiel zu gefallen. Die Umgebungen wurden wieder weitgehend realistisch gehalten und wirken abgesehen von einigen Schnitzern, wie flachen Texturtapeten als Wald, auch recht ansehnlich. Die Charaktere und einige Objekte, Bauten und Pflanzen sind wie immer im Lego-Stil gehalten und fügen sich gut in das Gesamtbild ein. Leider hören hier jedoch die positiven Aspekte auf. Viele kleine Macken trüben das Gesamtbild beträchtlich. Die Charaktere schweben manchmal weit über dem Boden, werden durch Umgebungsobjekte verdeckt oder zeigen abgehakte Animationsübergänge auf. Dazu wurde an anderen Stellen leider sehr schlampig gearbeitet. Eine Zwischensequenz in Spielgrafik kann schon mal durch einen Sturz in den Abgrund oder einen gegnerischen Angriff ohne Möglichkeit des Eingreifens zum Tod führen. Dieser optische Eindruck wird durch teilweise abgehackte vorgerenderte Videosequenzen komplettiert. Den 3D-Effekt hier nicht zu erwähnen, entspricht genau seiner Qualität: Nicht erwähnenswert, sowohl im Spiel als auch in den Videosequenzen. Einzig der Ring im Ladebildschirm, der übrigens recht lang ausfällt, ist derart plastisch, dass man ihn gleich über seinen Finger streifen möchte.
Der Sound passt sich der zweischneidigen Klinge der Optik perfekt an. Die Musik wurde aus den Filmen übernommen und dürfte dem einen oder anderen Fan sicherlich Gänsehaut bereiten. Auch einige Sprachschnipsel wurden direkt aus den Kinohits übernommen und klingen dementsprechend atmosphärisch grandios. Wer einmal den Schrei eines Hobbits durch die Minen Morias hallen hört, weiß, wie gut der Sound klingen könnte. An dieser Stelle kommen dann aber leider die neu aufgenommenen Textzeilen ins Spiel. Diese erreichen in den besten Zeiten das Niveau einer Schulaufführung und wirken durch den starken Kontrast zu den Filmauszügen gleich doppelt grottig.
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