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Darkest Dungeon (eShop)

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Darkest Dungeon (eShop)

Unsere Zeit mit „Darkest Dungeon“ war schlichtweg furchtbar. Man könnte einen ganzen Bericht darüber schreiben, wie frustrierend das Spiel sein kann. Hinzu kamen kleine Erfolgsmomente, die kurz darauf zerschmettert wurden und uns noch enttäuschter zurückließen. Fast wäre die Nintendo Switch-Konsole gegen die Wand geflogen. Wieso all das Gründe dafür sind, dass es sich bei „Darkest Dungeon“ um einen der besten Titel für Nintendos Konsole handelt, verraten wir euch im Test.

Keine wünschenswerte Familie

Die Geschichte selbst wirkt relativ unspektakulär, denn ein gelangweilter Reicher hat ein Tor geöffnet, das echte Monster auf die Welt losgelassen hat. Spannend wird die Narrative dennoch durch einen Sprecher, dem man jederzeit gerne zuhört, und viele kleine Details, die die düstere Welt zum Leben erwecken. Das wahre Highlight ist jedoch die Optik, denn jeder Charakter und jedes Monster sehen schlichtweg großartig aus. Der Zeichenstil kann die düstere Atmosphäre perfekt wiederspiegeln und man bestaunt jeden einzelnen Feind. Diese Ausarbeitung ist tatsächlich ein großer Pluspunkt, denn er spiegelt die Hoffnungslosigkeit wieder, die der Spieler während der Durchgänge definitiv erleben wird.

Der Weg in die Grausamkeit

Das Spielkonzept wirkt anfangs noch wie ein typisches rundenbasiertes Rollenspiel. Der Spieler zieht mit einer Gruppe aus bis zu vier Helden durch diverse Dungeons und greift dabei mit den Fertigkeiten die Feinde an. Schnell wird aber deutlich, dass sich hinter der Fassade ein kompliziertes System versteckt, dessen Erklärung hier jeglichen Rahmen sprengen würde. Einige Angriffe können zum Beispiel nur von bestimmten Positionen aus ausgeführt werden, weshalb man schon bei der Wahl der Truppe ein Gleichgewicht aus Nah- und Fernkämpfern herstellen sollte. Doch selbst dann wird man in den Kämpfen schieben müssen, da auch bestimmte Feinde nur von bestimmten Positionen aus erreicht werden können. So kämpft man sich durch die unzähligen Begegnungen, wobei Vergiftungen und Krankheiten stets auf dem Tagesplan stehen. Geleitet wird man durch Quests, die dem Spieler eine gewisse Richtung geben, wann man in welchen Dungeon schreiten sollte.

Viel wichtiger ist es jedoch, das Stress-Level der Truppe im Auge zu behalten. Die entsprechende Leiste füllt sich nämlich ständig auf und kann den Charakteren permanent schlechte Eigenschaften einbringen. Zum Beispiel werden einige die Heilung verweigern, wenn sie ihre Liebe zum Schmerz entdecken, andere stehlen einfach die Beute für sich selbst und auch die Gruppenmoral wird gesenkt, wenn ein deprimierter Held mit abfälligen Kommentaren daherkommt. Es ist also wirklich wichtig, ständig zu bedenken, dass jede Aktion durch zufällige Ereignisse, die nur bedingt vorausgeplant werden können, zum Glücksspiel wird. Anstatt jedoch zu frustrieren, motiviert dies den Spieler, seine Gruppe regelmäßig auszutauschen, Geld in Heilungen zu investieren und vor allem den Weg durch die Dungeons vorauszuplanen. Diese sind auch toll gestaltet, mit kleinen Ereignissen, die Segen oder Fluch sein können, sowie fantastischen Boss-Kämpfen, von denen man gar nicht genug bekommen kann. All diese Spielelemente, von denen es noch viel mehr gibt, arbeiten perfekt miteinander und somit lernt man, die Risiken schon vor den Durchläufen abzuwägen. Man erlebt also trotz des Faktes, dass Charaktere für immer sterben können, ein wahnsinniges Erfolgsgefühl, wenn man siegreich aus einem zufällig generierten Dungeon zieht.

Gefahren in jedem Raum

Ist man gerade nicht am Kämpfen, muss man im Dungeon trotzdem viele Faktoren betrachten. Darunter wäre die Dunkelheit am wichtigsten, denn wenn man nicht genug Fackeln mit sich trägt, wird die Umgebung immer dunkler, was sich ebenfalls negativ auf die Helden auswirkt. Flüche und Ticks gehören zu den möglichen Folgen, die man natürlich ständig vermeiden möchte. Also plant man bereits vor der Abreise jeden einzelnen Zug, was sicherlich nicht jedem gefallen dürfte. „Darkest Dungeon“ ist definitiv kein zugängliches Spiel und erfordert vom Spieler stets höchste Konzentration. Doch eben deshalb ist das Erfolgsgefühl umso größer, wenn ein Plan aufgeht, nachdem man oft gescheitert ist. Auch eine hohe Toleranz gegenüber zufälligen Ereignissen wird gefordert, wie sie im Rogue-like-Genre mittlerweile üblich sind.

Ein trostloses Dorf

Befinden sich die Helden nicht auf der gefährlichen Reise, dürfen sie sich im Dorf ausruhen, das der Spieler regelmäßig ausbauen kann. Anstatt hier jedoch nur die Charaktere zu verbessern, muss man erneut zahlreiche Faktoren betrachten. Wichtig ist vor allem, neue Helden anzuwerben, denn da es durchaus geschehen kann, dass der Lieblingscharakter stirbt, muss man stets einen Ersatz zur Hand haben. Ein gemeines Speichersystem verhindert zudem, dass man einfach zurücksetzen kann. Doch die vorhandenen Helden müssen auch trainiert werden, werden sie jedoch zu sehr beansprucht, sinkt nicht nur die Moral, sie werden auch anfälliger für Ticks. Dementsprechend passiert es durchaus, dass man nach einer Reise bemerkt, dass ein Zurückgebliebener zum Alkoholiker wird.

Es macht tatsächlich Spaß, sein eigenes Dorf ständig auszubauen. Vor allem da die Ressourcen ständig Mangelware sind, wird man dazu gezwungen, sich auf das Nötigste zu konzentrieren. Viel wichtiger ist jedoch, die eigene Truppe vorzubereiten. Das ist ein wichtiger Bestandteil des Spiels, das glücklicherweise durch den schwarzen Humor aufgelockert wird. Hier ist ebenfalls der Zufallsfaktor stets präsent, denn möchte man Helden heilen oder Stress abbauen, machen sie oftmals ungeplante Ausgaben und geben zum Beispiel in der Taverne eine Runde für alle aus. All das erschwert das Spiel, doch wie auch bei den Läufen durch die Dungeons sieht man nach einiger Zeit den Fortschritt und ist regelrecht stolz, so viel gemeistert zu haben. Erneut fügen sich alle Spielkonzepte derart großartig in das Spiel ein, sodass man immer an den gesamten Kontext denkt, wenn man etwas unternimmt. Zumindest sollte man so vorgehen, doch auch bei vielen Fehlschlägen wird es nie dazu kommen, dass man das Gefühl hat, man müsse von vorne beginnen, selbst wenn alle hochstufige Helden im Grab liegen.

Kleine Risse in der Fassade

Obwohl es nicht zu wenig Dialoge durch den Erzähler sowie die Äußerungen der Charaktere gibt, liegt die Stärke der Geschichte im Handeln der Spieler. Man erstellt sich sein eigenes Abenteuer voller Erfolgsmomente und tragischer Verluste. Jeder wird sich daran erinnern können, wie erstmals ein Lieblingsheld gestorben ist, eine gesamte Truppe von einem Boss ausgelöscht wurde, jedoch auch wie man diesen im erneuten Anlauf besiegen und schließlich die Kameraden rächen konnte. Solche Momente spornen an und erzeugen eines der besten Spielgefühle der vergangenen Jahre, solange man die frustrierenden Aspekte akzeptieren kann.

Tatsächlich ist nicht alles perfekt an „Darkest Dungeon“. Gegen Ende wird es nämlich wirklich frustrierend, seine Helden durch Grinden so zu stärken, dass sie für die finalen Herausforderungen gewappnet sind. Zwar macht selbst das intensive Training dank des großartigen Gameplays Spaß, trotzdem fühlt sich es wie eine künstliche Verlängerung der Spielzeit an. Verbessert wird es durch die tollen Animationen, die jedem Schlag eine gewisse Wucht verpassen, dennoch wird man an diesem Punkt bereits alles gesehen haben. Das bedeutet auch, dass sich die Äußerungen der Charaktere wiederholen. Das ist jedoch Meckern auf hohem Niveau und wer sich die DLC-Inhalte besorgt, die zusätzlich erworben werden müssen, wird genug neue Inhalte bekommen, um weiter motiviert zu werden.

Ein Muss für Nintendo Switch-Besitzer

Auf Nintendo Switch ist es zwar angenehm, unterwegs Abschnitte zu spielen, doch das Problem liegt am kleinen Bildschirm. Die Texte sind nicht immer gut zu lesen und die Symbole dürften für manche Spieler ebenfalls zu klein sein. Dafür kommt eine Touch-Steuerung hinzu, die die etwas überladene Tastenbelegung entlastet. Dafür sehen die Umgebungen sowie Charaktermodelle sowohl am TV als auch unterwegs sehr scharf und fantastisch aus. Das Spiel läuft zudem sehr flüssig, was die Präsentation noch weiter fördert. Der Soundtrack ist ebenfalls gelungen, wenn auch keine Ohrwürmer aneinandergereiht werden. Dafür ist der Sprecher weltklasse und man kann es kaum abwarten, immer mehr von ihm zu hören.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Viel besser als in „Darkest Dungeon“ kann das Spielkonzept nicht sein. Das wunderbare Kampfsystem gepaart mit den faszinierenden Gegnern ist fordernd, manchmal sogar frustrierend, aber stets motivierend. Egal welche Plage, Krankheit oder Sucht das Spiel auf die Heldentruppe wirft, als Spieler findet man immer wieder neue Wege, die Missionen zu absolvieren und am Ende auch den titelgebenden Dungeon zu meistern. Wer also starke Nerven behält, könnte keinen besseren Genre-Vertreter wählen als „Darkest Dungeon“.

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