Spiele • Switch

Night in the Woods (eShop)

Mehr zum Spiel:

Night in the Woods (eShop)

Auf Switch gibt es seit Monaten einen konstanten Fluss an Indie-Spielen, die auf die Konsole portiert werden. Dass man dabei mal den Überblick verlieren kann, ist selbstverständlich. Dieses Mal wollen wir mit der folgenden Review auf ein besonderes Spiel aufmerksam machen, das man auf dem Zettel haben sollte: „Night in the Woods”.

Spoilerfreie Meinung

„Night in the Woods” ist eins von diesen Spielen zu denen man so gut wie überhaupt nichts wissen sollte. Wir versuchen die Spoiler so klein zu halten wie möglich, aber wer gar nichts wissen möchte und Adventure-Spiele mit hohem Text-Anteil ohne Sprachausgabe in einem etwas anderem Stil mag, die auch existentielle Fragen aufstellen und mit Tieren ganz menschliche Probleme ansprechen, der kann blind zugreifen. Alle anderen, die jetzt Fragezeichen im Gesicht stehen haben, sollten einfach weiterlesen.

Eine Katze ohne Perspektive

Ganz einfach zusammengefasst handelt „Night in the Woods” von Mae Borowski, einer jungen Katze, die in ihre Heimatstadt Possum Springs zurückkehrt, nachdem sie dem College den Rücken gekehrt hat. Zuhause angekommen, muss sie aber feststellen, dass die Zeit auch dort nicht stehen geblieben ist und ihre Freunde mit ganz typischen Lebensfragen konfrontiert wurden, denen sie sich noch nicht stellen möchte. Daraus ergibt sich ein Tagesablauf in ihrem Leben, bei dem sie sich gefühlt im Kreis dreht und genau das wird auch spielerisch aufgegriffen.

Tag für Tag

Denn das Spiel wirkt im ersten Moment total repetitiv. Jeder Tag startet gleich: Man läuft immer wieder von dem gleichen Punkt von Zuhause aus los und trifft auf dieselben Leute, die ebenfalls ihren täglichen Routinen nachgehen. Mae kann dabei fast immer zwischen ihren Freunden auswählen und mit ihnen dann eine jeweils komplett andere Geschichte erleben. Diese kleinen und teilweise auch großen Entscheidungen, die ganz andere Szenen als Folge haben, sind unglaublich interessant. Es ändert zwar am Ende nicht viel an der Auflösung, aber es fühlt sich einfach richtig an. Die Entscheidungen ergeben eine zusammenhängende Geschichte und man ist doch an den anderen Szenen und Situationen nach dem ersten Durchspielen interessiert.

Melancholie, Depression und innere Konflikte

Das liegt vor allem an den Charakteren. Diese sind trotz ihrer Tier-Gestalt vielschichtiger und menschlicher als in vielen anderen Spielen. „Night in the Woods” ist eine waschechte Coming of Age-Geschichte mit humanen Grundgedanken, die jeder irgendwann einmal hatte. Auch wenn die Charaktere auf den ersten Blick flach wirken, haben sie innere Konflikte, die in stark emotionalen Momenten aufgebrochen werden und einen auch mitfühlen lassen. Gerade für diese Szenen lohnt sich das gesamte Spiel. Aber auch die Geschichte, die ebenfalls mehr ist, als sie anfangs scheint, ist interessant, da auch Mae eine Entwicklung über das Spiel hinweg macht, die sie lebendig wirken lässt. Es ist einfach erfrischend Charaktere zu spielen, die sich mit menschlichen Problemen herumschlagen müssen und nicht immer genau wissen, wie sie damit umgehen sollen, anstatt nur der glänzende Held zu sein. Melancholie und Depressionen werden zudem durch den Herbst als Jahreszeit im Spiel wunderbar auch über den Text und Geschehnisse hinaus auf den Spieler übertragen. Es ist bei weitem kein Wohlfühl-Spiel, aber es ist eins, das man nicht missen sollte.

Abwechslung trotz Routine

Die Entwickler haben aber auch nicht vergessen, dass es sich um ein Spiel handelt. Denn neben den sich aufgrund der Story begründeten, aber immer wiederholenden Jump ‘n‘ Run-Sequenzen gibt es enorm viel Abwechslung im Gameplay. Gerade diese Überraschungen wollen wir nicht vorwegnehmen, aber macht euch auf Genre-Mischungen, Experimente, kleinere, wenn auch sehr einfache Rätsel und mehr gefasst, die aber so schön in das Spiel eingebunden wurden, dass es einfach rund wirkt. Auch nach dem Durchspielen gibt es noch kleine Extras, die einen noch darüber hinaus an den Bildschirm fesseln.

Eine Achterbahn der Gefühle

Abgerundet wird das Spiel durch einen eingangs erwähnten etwas anderem Stil. Die gesamte Optik ist in 2D gehalten und auch die Tiere sind zuckersüß. Diese Fassade wird aber nicht nur durch den Text, sondern auch durch das Visuelle immer wieder aufgebrochen. Die bunten Farben werden durch kühle Töne abgewechselt, was für eine düstere Atmosphäre sorgt. Es ist dieses Aufeinandertreffen von positiven und negativen Gefühlen, die einen immer wieder an den Bildschirm fesseln und auch motivieren. Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Soundtrack. Dieser könnte auch glatt aus einem Indie-Film mit ähnlicher Thematik sein und trägt einen guten Teil der Melancholie weiter. Manche der Songs im Spiel treten in verschiedenen Varianten auf und bekommen im Laufe der Geschichte durch die Geschehnisse eine Bedeutung, die einem auch über das Spiel hinaus darüber nachdenken lassen. Die Portierung ist auch sehr gut gelungen, es gibt zwar kleinere Ruckler und Slowdown-Momente, die aber bei einem Text-Adventure niemals den Spielfluss unterbrechen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Night in the Woods” ist ein Projekt in dem unglaublich viel Herzblut steckt und das merkt man an jeder Stelle. Hier wollte man nicht einfach nur eine interessante Geschichte erzählen oder eine coole Gameplay-Idee durchsetzen, sondern alle Bereiche, die ein Spiel ausmachen, wurden sehr gut umgesetzt. Wer dem Genre und etwas düsteren Geschichten etwas abgewinnen kann, wird die Investition nicht bereuen.

Bisher gibt es sechs Kommentare

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von Greg
    Greg 17.02.2018, 20:12
    Zitat Zitat von Peter Penero Beitrag anzeigen
    Schmunzelte.
    Freut mich! Muss sogar hörbar lachen, wenn ich das lese. Hatte schon vergessen, das verfasst zu haben.
  • Avatar von Peter Penero
    Peter Penero 17.02.2018, 20:01
    Zitat Zitat von Greg Beitrag anzeigen
    Neid in de‘ Wutz. Eine andere Bezeichnung für Penisneid.
    Schmunzelte.
  • Avatar von Greg
    Greg 17.02.2018, 14:32
    Neid in de‘ Wutz. Eine andere Bezeichnung für Penisneid.
  • Avatar von Shoashi
    Shoashi 17.02.2018, 13:32
    WOW! Das Spiel wirkt echt toll!
  • Avatar von 3dCR
    3dCR 17.02.2018, 13:30
    Ich liebe das Spiel so sehr.
  • Avatar von Anonym_220427
    Anonym_220427 16.02.2018, 20:56
    Hört sich interessant an. Das Spiel hatte ich bisher gar nicht auf dem Schirm. Danke für den Tipp.