Eine komplizierte Steuerung ist ein KO-Kriterium für ein Videospiel? Falsch! Sie kann auch der Grund dafür sein, dass der Spielspaß erst so richtig aufblüht, wie „Manual Samuel” beweist!
Tot
Samuel ist ein Nichtsnutz wie er im Buche steht. Dank Papis Vermögen braucht er sich im Leben nicht groß zu bemühen, und auch seine Freundin sieht er als selbstverständlich an. Doch ihr wiederholt vergessener Geburtstag sorgt für eine Verkettung von Ereignissen, die ihn ins Jenseits befördert. Spätestens hier, wenn man auf den obercoolen Tod, der ständig versucht ist, den ersten Kickflip seines Lebens (?!) zu bewerkstelligen, merkt man den abgedrehten und oft bitterbösen Humor des Spiels. Denn der Tod schlägt einen Deal vor. Sollte Samuel es schaffen, einen Tag mit komplett manuellen Körperfunktionen klar zu kommen, bekommt er eine zweite Chance auf Erden.
Atmen und Blinzeln
Was das bedeutet, kann jeder bei sich selber feststellen. Einfach mal an Atmen und Blinzeln denken, und schon muss man diese eigentlich automatischen Vorgänge manuell übernehmen. Und Samuel eben auch, und zwar auf Knopfdruck. Gleiches gilt auch für die Arme sowie die Beine, die man tunlichst nacheinander nach vorne setzen sollte. Damit hat man viele Buttons, die man betätigen muss, nur um ein paar Schritte zu laufen. Doch was sich unnötig kompliziert anhört, macht voll und ganz den Reiz des Spiels aus. Unzählige abwechslungsreiche Situationen verlangen den vollen Einsatz aller Körperfunktionen, und das oft auch auf originelle Arten. So lässt sich Ausatmen auch mit Pusten gleichsetzen.
Ein Tag
Schon der Start des Tages zeigt, wie schwer das manuelle Dasein sein kann. Die Morgentoilette wird mit ihren eigentlich simplen Handlungen zur Herausforderung. Über die Hälfte des zwei Stunden langen Spiels ist voll von originellen Settings, die man bewältigen muss. Stets dabei ist auch der grandiose Humor, der insbesondere durch den Erzähler und seinen Sarkasmus voran getrieben wird. Was leider nicht ganz mithalten kann, zeigt sich dann ab der zweiten Hälfte des Abenteuers. Auch wenn es dank der Steuerung immer noch viel Freude bereitet, hat man hier eher klassisches Videospiel-Gameplay darauf umgemünzt, was nicht ganz die Originalität des Anfangs erreicht.
Kurz
Bei den erwähnten zwei Stunden wird es für die meisten Spieler wohl auch bleiben. Die Level noch einmal auf Zeit zu spielen kann nicht den Reiz des ersten Durchgangs erreichen, da man eben in Sachen Humor und Ideen kaum mehr Überraschungen bekommt. Hat man jedoch einen Mitspieler zur Hand, mit dem man sich die Körperfunktionen aufteilt, kann man diesen Kritikpunkt komplett ignorieren. Man wird einfach bei den misslungenen Versuchen der Koordination so viel lachen bis einem die Luft weg bleibt.
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