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The World Ends With You -Final...

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The World Ends With You -Final Remix-

Eine der besten Geheimperlen auf dem Nintendo DS ist für viele Spieler „The World Ends With You“. Das überaus merkwürdige Spiel konnte durch seine überraschend tiefsinnige Geschichte sowie einem Gameplay punkten, das speziell auf die zwei Bildschirme des Gerätes ausgelegt war. Nach einer Fassung für Android und iOS erscheint nun die vermutlich letzte Version als „The World Ends With You -Final Remix-“ exklusiv für Nintendo Switch, weshalb wir uns in den Underground begeben haben, um das Spiel ausführlich für euch zu testen.

Plötzlich Spieler

Die Geschichte beginnt mit Neku, der mitten in Shibuya aufwacht, sich aber nicht an sein vorheriges Leben erinnern kann. Die Ereignisse überschlagen sich, denn andere Leute können ihn plötzlich nicht sehen und auf seiner Hand läuft ein Timer ab. Eine Erklärung hat Neku dafür aber nicht. Glücklicherweise schließt er mit dem Mädchen Shiki einen Pakt, und fortan sind sie Partner im sogenannten Spiel der Reaper. Sieben Tage lang müssen die Teilnehmer diverse Aufgaben erledigen, ohne dabei ausgelöscht zu werden. Zwar ist der Preis für das Überleben die Rückkehr ins Reich der Lebenden, die Reaper sind aber gar nicht daran interessiert, irgendeinen Menschen am Leben zu lassen, weshalb die Aufgaben immer fieser werden. Schnell lernt das Duo weitere Mitspieler kennen, doch ein Junge namens Josh sowie ein unverhoffter Helfer werfen mehr Fragen auf, als man hier auflisten kann.

Starke Handlung

Die Geschichte beginnt rasant und der Spieler muss sich ebenso wie Neku zuerst in der scheinbar bekannten Welt zurechtfinden. Neku ist zu Beginn ein überaus unsympathischer Zeitgenosse und behandelt seine Mitmenschen auch so. Über die Spieldauer hinweg entwickelt er sich weiter, und man schließt ihn trotz seiner Art, die manchmal nervig sein kann, ins Herz. Ebenso ist das der Fall bei den anderen Charakteren, die wahrlich erinnerungswürdig sind und mit mal mehr, mal weniger unterhaltsamen Dialogen punkten. Es war definitiv die richtige Entscheidung der Macher, sich auf einige wenige Protagonisten zu konzentrieren, denn die Geschichte kann kompliziert werden.

Es hagelt regelrecht Wendungen und Erklärungen, auf die man sich zuerst einen – Achtung, Wortwitz! – Rhyme machen muss. Was hinter dem Spiel steckt, wie die Charaktere in dieses Schlamassel geraten sind und ob es überhaupt ein glückliches Ende geben kann, wird in einem gewissen Rahmen beantwortet, eine völlige Aufklärung aller Geheimnisse sucht man aber vergebens. Zwar gibt es geheime Berichte, der Spieler muss aber selbst einige Schlüsse ziehen, damit alles einen Sinn ergibt. Wer sich darauf einlässt, erhält eine fantastische und verrückte Erzählung, die erst dann richtig Gas gibt, wenn man glaubt, die Lage verstanden zu haben.

Aktive Kämpfe

Das Kampfsystem musste schon für den „Solo Remix“ verändert werden. Auf dem Nintendo DS steuerte der Spieler nämlich Neku über den Touchscreen und seinen Partner auf dem oberen Bildschirm über die Knöpfe. Nun steuert man ausschließlich Neku und bewegt ihn wahlweise durch den Touchscreen oder den Pointer der Joy-Con über die Kampfbildschirme. Bevor es gegen die Gegner namens Noise geht, muss der Spieler aber Pins ausrüsten, die alle verschiedene Angriffe ermöglichen. Mal kann Neku auf Monster einhauen, mal verschießt er Blitze oder lässt Ketten über den gesamten Bildschirm erscheinen. Die Vielfalt der Pins ist riesig und es macht selbst nach vielen Stunden noch Spaß, neue auszuprobieren und die perfekte Kombination für seinen eigenen Spielstil zu finden. Ansonsten laufen die Kämpfe sehr ähnlich ab, denn in den separaten Bildschirmen wischt und tippt man auf den Touchscreen und bewegt Neku.

Anstatt dass der Partner direkt gesteuert wird, kann der Spieler auf Feinde tippen, damit er erscheint und ebenfalls auf die Feinde einhaut. Wer das Spiel kennt weiß, dass sich dieses System im weiteren Verlauf etwas verändert. Das funktioniert gut, macht das Spiel aber auch deutlich einfacher als in der ursprünglichen Fassung, zumindest während des Hauptabenteuers. Zuvor musste man nicht nur zwei Bildschirme unter Kontrolle halten und Angreifen, beide Charaktere konnten auch Leben verlieren, und da sie sich eine entsprechende Leiste teilten, war die Verteidigung ebenso wichtig. Dieser Aspekt ist komplett verschwunden und da man nun ausschließlich Neku aktiv bewegt, kann man sich stärker auf den Kampf konzentrieren. Das ist zugänglicher, nimmt dem Spiel aber auch seine einzigartige Komponente und dadurch ein Stück weit den Reiz. Glücklicherweise gewöhnt man sich daran und diejenigen, die das ursprüngliche Spiel übersprungen haben, werden gar nicht unbedingt merken, dass etwas fehlt. Entsprechende Boss-Kämpfe, in denen die Bildschirme miteinander interagiert haben wurden umgearbeitet und das neue System funktioniert dank Kombo-Attacken und speziellen Duo-Angriffen wunderbar. Die Macher haben aus der Situation das Beste gemacht und ein gelungenes Kampfsystem so umgearbeitet, dass es weiterhin Spaß bereitet.

Enttäuschende Steuerung

Die versöhnlichen Töne müssen leider einmal mehr außen vor gelassen werden, denn die Steuerung ist das größte Problem von „The World Ends With You -Final Remix-“. Zuerst wäre da die Steuerung über den Touchscreen, die extrem unpräzise ist. Da die Pins auf wischen, tippen und andere sich ähnelnde Bewegungen setzen, wird man oft Angriffe ausführen, die man gar nicht ausführen wollte. Statt einem Schnitzer wird Eis aus dem Boden erschaffen und statt Ketten zu erzeugen greift Neku den nächsten Feind an. Insbesondere in den späteren Kämpfen werden diese Probleme so gravierend, dass man unfreiwillig Tode in Kauf nehmen muss, was aber angesichts des leichteren Schwierigkeitsgrades das Frustfass nicht zum Überlaufen bringt. Viel schlimmer ist es auszuweichen, denn anstatt einen präzisen Dash auszuführen, kann es oft mehrere Versuche dauern, bis Neku sich bewegt anstatt dass er Angriffe ausführt. Mit einem speziellen Stift funktioniert das zwar etwas besser, man hat aber nie die volle Kontrolle über Neku. Glücklicherweise kann man sich einarbeiten und mit der Zeit versteht man, wie man seinen Finger bewegen muss, damit bestimmte Aktionen ausgeführt werden, aber selbst dann gibt es noch viele unfreiwillige Fehler. Leider kann man nie die Knöpfe benutzen, nicht einmal, um sich in Shibuya abseits der Kämpfe zu bewegen.

Die zweite Option ist, das Spiel entweder im Tabletop-Modus oder am TV zu spielen. Dort wird nur ein Joy-Con benötigt, mit dem man dann einen Pointer steuert. Überraschenderweise erweist sich dies als deutlich kontrollierter, da man für die Bewegungen und die Angriffe jeweils einen anderen Knopf drückt. Plötzlich gewinnt man die Kontrolle, leider ist aber auch der Pointer nicht zu 100% präzise und muss regelmäßig per Knopfdruck zentriert werden, besonders bei vielen hektischen Bewegungen, die das Spiel erfordert. Die Lösung ist akzeptabel, es ist jedoch mehr als deutlich, dass es sich bei „The World Ends With You -Final Remix-“ um eine angepasste Portierung handelt, und nicht um ein völlig neues Spiel für Nintendo Switch.

Pins, Style und Pins

Auch abseits der Kämpfe gibt es einen Haufen zu tun. Die gesamte Welt ist nämlich in verschiedene Bezirke eingeteilt, in denen unterschiedliche Trends vorherrschen. Die Pins, die man im Kampf nutzt, werden je nach Trend stärker oder schwächer, der Spieler muss also zum Teil sein aktuelles Set anpassen. Gleichzeitig kann man Trends auch selbst beeinflussen, wodurch ein interessantes Wechselspiel im Hintergrund entsteht. Sowieso dreht sich alles um Pins, denn im Kampf kann man sie aufleveln und mit etwas Glück entwickeln sie sich am Ende weiter in eine stärkere Version. Sogar wenn man nicht spielt, werden bis zu sieben Tage lang passiv Punkte gesammelt, damit man bei der Rückkehr noch stärker ist. Besuche in Läden, um sich Kleidung oder andere Boni zu kaufen, gehören ebenfalls zum eigentlichen Ablauf.

Neben optionalen Kämpfen kann man auch noch das wunderbare Mini-Spiel „BLA BLA BLA“ genießen. Hier steuert Neku seine Pins direkt und man muss versuchen, die gegnerischen Exemplare aus einer Arena zu stoßen. Das hört sich simpel an, dank verschiedener Fähigkeiten und lohnenswerten Preisen motiviert diese Nebenbeschäftigung aber ungemein. Da es im Spiel immer wieder Barrieren gibt, für die man bestimmte Bedingungen erfüllen muss, lernt man die Gegenden besser kennen, insbesondere bei den Barrieren, die man gar nicht für die Hauptmission benötigt. Ansonsten lässt einen das Spiel viele Freiheiten, so kann man seine Stufe senken und sogar den Schwierigkeitsgrad frei anpassen, damit Feinde bessere Beute fallen lassen und die entsprechende Rate erhöht wird. Diese Flexibilität sorgt dafür, dass keiner Probleme haben sollte, an das Ende zu kommen. Wer aber wirklich alles entdecken will, der hat nach dem Finale noch so einiges zu tun, weshalb die Spielzeit von 15 bis 17 Stunden vervielfältigt werden kann – wenn man das denn möchte.

Finaler Mix

Ein Final Remix ist Fans von „Kingdom Hearts“ bekannt, es hagelt also an neuen Inhalten. Besonders im Fokus steht die neue Geschichte „A New Day“, die die Geschichte fortführt. Jede Beschreibung dazu wäre ein großer Spoiler und große Verwirrung aber irrwitzige Unterhaltungen und einige erstaunliche Enthüllungen, durch die man das Hauptspiel in einem anderen Licht sehen kann, bereichern die Welt enorm. Insbesondere der neue Reaper ist ungewohnt und stellt die Truppe vor eine große Herausforderung. Leider wird man nicht allzu lange mit dem Abenteuer beschäftigt sein, er ist aber in seinem Ziel effektiv und lässt Fans auf eine richtige Fortsetzung hoffen.

Neben neuen Herausforderungen sowie Pins ist ein weiteres Highlight der kooperative Mehrspieler-Modus. Jederzeit kann ein zweiter Spieler die Kontrolle von Nekus Partner übernehmen, der daraufhin permanent auf dem Spielfeld bleibt, aber nicht angegriffen wird. Komplex ist das nicht unbedingt, schließlich kann man das entsprechende Pin-Set nicht ändern, der Spielfluss ist aber überraschend gut und es bleibt unterhaltsam, sich ein wenig abzusprechen oder sich aufzuteilen, um die Kämpfe noch schneller zu beenden. Das wird durchaus chaotisch, als nette Dreingabe überrascht die Möglichkeit aber positiv.

Cooler als Eis

Das Spiel hat schon einige Jahre auf dem Buckel, und demnach darf man keine aufwendigen Zwischensequenzen oder gar eine Vertonung, die die Szenen hätte spannender machen können, erwarten. Dafür überzeugt das Spiel durch seinen Stil, die übertrieben gezeichneten Charaktere und die abgehackten Animationen. Nicht nur in der Welt geht es darum, stylisch zu sein, das gesamte Spiel ist derart einzigartig in seiner Präsentation, dass man gar nicht wegschauen kann. Die Nintendo Switch-Version sieht dank HD-Upgrade fantastisch aus und die Standbilder könnten kaum ausdrucksstärker sein.

Der Soundtrack ist ein weiterer wichtiger Bestandteil, denn er könnte kaum ferner von JRPG-Musik sein. Hip-Hop, Techno und einige ruhigere Stücke wechseln sich ab, und die meisten Melodien werden sogar durch Gesang begleitet. Der überarbeitete Soundtrack ist mal witzig, mal abstrus, aber immer interessant anzuhören und bietet so einige unerwartete Ohrwürmer. Wer möchte, kann sogar die originalen Loops auswählen, die Remix-Version, die von Start an eingestellt ist, ist aber definitiv die bessere Wahl. Kaum ein Spiel wird derart von seinem Soundtrack verkörpert wie diese Perle.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„The World Ends With You -Final Remix-“ ist ein fantastisches Spiel, das sowohl Fans als auch Neulinge glücklich machen wird. Das Kampfsystem wurde gut überarbeitet und die HD-Grafik kommt dem einzigartigen Stil zu Gute. Die Neuerungen sind sogar ein Grund dafür, das mitunter chaotische Abenteuer erneut zu erleben, sogar mit einem zweiten Spieler. Leider ist die Steuerung nicht gelungen und kann zu unfreiwilligem Chaos und eine Menge Frust führen. Wer sich damit abfindet oder genug Zeit aufbringt, sich an die Schwächen zu gewöhnen, kann hier eines der interessantesten Rollenspiele der letzten Jahre nachholen.

Bisher gibt es sieben Kommentare

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  • Avatar von babyluigi
    babyluigi 10.10.2018, 21:53
    Ich höre allerdings auch, dass manche die eine Steuerung besser finen und Andere wiederum die Andere. Das scheint mehr eine persönliche Einstellung zu sein als "technische Schwierigkeiten".

    Wie gesagt, TWEWY ist Gewöhnungssache. Wenn man seine Attacken-Pins gefunden hat, die man am liebsten nutzt, hat man die Bewegungen irgendwann raus und der Combat geht spielend leicht von der Hand. Dass die Bewegungen sich ähneln können, das war schon ein Problem auf dem DS und man muss einfach.... das Spiel meistern.
  • Avatar von Blackquill
    Blackquill 10.10.2018, 21:19
    Ich werde mir den Titel auf jeden Fall zulegen!
    Neuer Content und vor allem erstmalig eine deutsche Lokalisierung.
    Ich habe das Original auf dem DS zwar schon einige male durch, doch freut mich sowas dennoch ungemein.

    Das mit der Steuerung sah ich schon recht problematisch an, als es vor Wochen bereits verkündet wurde.
    Ich hörte allerdings auch mehrere sagen, dass die Joy-Con Steuerung besser sei als die Touchscreen Steuerung und im durchschnitt wohl okay ist, umgekehrt aber genauso.

    Ich werde mir zumindest selber einen Eindruck verschaffen und kann dann ggf. auch nochmal meine Meinung dazu abgeben.
  • Avatar von HeyDay
    HeyDay 10.10.2018, 20:52
    Technische Schwierigkeiten sind ein wenig übertrieben.
    Eher, dass die Angriffe nicht immer komplett korrekt erkannt werden, weil die Wischbewegungen sich ein wenig zu ähnlich sind.
    Das wird wohl der Finger statt Stylus-Umstellung geschuldet sein.
  • Avatar von Tiago
    Tiago 10.10.2018, 16:31
    Zitat Zitat von babyluigi Beitrag anzeigen
    Die Steuerung war auf dem DS damals schon schwer sich reinzufuchsen, aber wenn man es mal drauf hat, geht das wie Butter. Verstehe daher die Wertung sehr wohl, es ist ein grandioses Spiel. Wer die Lernkurve nicht meistern will....nun, der meistert sie halt nicht.
    Du hast das Review aber gelesen? Da scheint es technische Schwierigkeiten zu geben.
  • Avatar von Kadji
    Kadji 10.10.2018, 16:27
    Wie befürchtet - die Steuerung macht Probleme...
    Schade eigentlich den auf dem iPad hatte ich mit der Touchscreen-Steuerung keine Probleme gehabt.
    Naja, eventuell ist es mal im Angebot, aber 50€ für etwas neuen Content und schlechterer Steuerung...nein Danke.
  • Avatar von babyluigi
    babyluigi 10.10.2018, 16:25
    Die Steuerung war auf dem DS damals schon schwer sich reinzufuchsen, aber wenn man es mal drauf hat, geht das wie Butter. Verstehe daher die Wertung sehr wohl, es ist ein grandioses Spiel. Wer die Lernkurve nicht meistern will....nun, der meistert sie halt nicht.
  • Avatar von Tiago
    Tiago 10.10.2018, 15:10
    Ich war nach dem Lesen doch etwas verwundert, über die Wertung. Die zahlreichen Mankos mit der Steuerung lesen sich wirklich wie ein KO-Kriterium.