Kickstarter hat definitiv seine guten Seiten. Durch die Spenden-Plattform konnten nämlich die Entwickler von „A Hat in Time“ genug Geld sichern, um ein Genre wiederzubeleben, das in den letzten Jahren durch die Indie-Szene profitierte. Nun ist das Spiel auch für Nintendo Switch erhältlich – leider in seiner bislang enttäuschendsten Form.

Zeitreise verboten!
Die Geschichte dreht sich um das sogenannte Hat Kid. Das kleine Mädchen möchte mit seinem Raumschiff nach Hause reisen, doch die Mafia selbst ist dafür verantwortlich, dass der Treibstoff in Form von Sanduhren auf einen fremden Planeten verstreut wird. Gemeinsam mit dem Mustache Girl schafft sie es zwar, den Boss der Mafia auszuschalten, eine sehr interessante Wendung führt aber dazu, dass Hat Girl alleine nach den verlorenen Uhren suchen muss.
Die Geschichte baut sich sehr gut auf und während der ersten vier Missionen bleibt man gespannt, wohin die Handlung führen wird. Leider bleibt sie deutlich blasser als erwartet und kommt überhaupt nur an vereinzelten Stellen vor, anstatt sich wie ein roter Faden durch das Abenteuer zu ziehen. Besser sind da schon die Geschichten innerhalb der Level, die manchmal sogar im kleinen Rahmen beeinflusst werden können. Ein episches Abenteuer gibt es nicht, doch das braucht „A Hat in Time“ auch gar nicht.
Hüpfendes Kid
Das Spiel lebt von seinem tollen Spielfluss. Die Protagonistin ist nämlich sehr agil und kann neben einem Doppelsprung auch einen Hechtsprung ausführen, an Wänden hochlaufen und all das kombinieren, um durch die Welten zu fliegen. Anfangs fühlt sich das etwas unpräzise an, doch sobald der Spieler in den passenden Spielfluss kommt, lässt sich der Spielspaß gar nicht mehr bremsen. Man nutzt jedes Objekt aus, versucht alternative Wege zu nutzen und wird immer kreativer bei der Reise zum Ziel.

Ein Planet mit vielen Ecken
Die Welten sind fast durchweg überzeugend, ausgerechnet die erste enttäuscht allerdings. Mafia Town wirkt zusammengewürfelt und wie ein zusammenhangloser Spielplatz, statt klare Level zu bieten. Wer nicht erkundet – was nicht empfohlen ist –, wird dementsprechend auch schnell zu den Sanduhren kommen. Glücklicherweise gibt es im weiteren Verlauf Besserung, denn in Sachen Kreativität übertreffen sich die Entwickler immer wieder. Dazu gehören Filmsets, in denen man die Produktion nicht stören darf, sowie ein unheimlicher Wald, in dem das Hat Kid sich in Gefahr begeben muss, um Aufträge zu erledigen.
Statt offene Welten zu erkunden, darf sich der Spieler durch Missionen hüpfen und kämpfen, die bestens unterhalten. Selbst wenn bekannte Kulissen bereist werden, sind die Aufgaben stets abwechslungsreich und garantieren, dass man niemals gelangweilt wird. Zudem gibt es geheime Zugänge zu Leveln, die ausschließlich Geschicklichkeits-Herausforderungen bieten und an „Super Mario Sunshine“ erinnern. Der Schwierigkeitsgrad ist zwar nicht hoch, doch das schadet dem Spielspaß nie. Zudem begegnet man immer tollen Charakteren, die charmante Szenen garantieren.
Hüte machen Leute
Es lohnt sich glücklicherweise, nach Geheimnissen zu suchen. Insbesondere Garnbälle sollten gesammelt werden, denn diese lassen sich in neue Hüte verarbeiten, die dem Hat Kid neue Fähigkeiten verleihen. Anfangs kann lediglich die nächste Sanduhr angezeigt werden, eine schnellere Laufgeschwindigkeit oder Bomben sorgen aber dafür, dass sich die Spieldynamik stark verändert. All diese Hüte lassen sich bestens in diversen Situationen einsetzen und ergeben ein zusätzliches Spielziel. Schließlich möchte man alle Hüte besitzen, um die Level möglichst spannend zu gestalten.
Glücklicherweise muss der Spieler nicht den Umweg über das Menü gehen. Per Schultertaste lassen sich die magischen Aufsätze austauschen, wodurch der Wechsel noch dynamischer gestaltet wird. Zusätzlich gibt es auch Stempel, mit denen man sich das Abenteuer leichter oder schwieriger gestalten kann. All diese Mechaniken sind schnell erklärt und fügen sich bestens in den Ablauf ein.

Kleine Auswahl
Bei den kreativen Welten ist das Raumschiff eine kleine Enttäuschung. Von hier aus werden neue Level angesteuert, doch anstatt an sich eine Spielewiese darzustellen, wird Potential verschenkt. Es handelt sich lediglich um eine aufwendigere Level-Auswahl ohne Geheimnisse oder Überraschungen. Zumindest bleibt es spannend, neue Türen zu öffnen und zu sehen, wohin das Abenteuer als nächstes geht.
Große Patzer
Eine komplette Katastrophe ist die Portierung auf Nintendo Switch. Die Bildqualität ist nicht unbedingt schlecht, im Handheld-Modus sieht das Abenteuer aber deutlich körniger aus als auf dem TV. Insgesamt verkommen viele Details zu Texturen-Matsche, während die Bildrate bereits einen schlechten Start hat. Einige Areale im späteren Verlauf sind regelrecht unspielbar – hier muss ein Patch für Besserung sorgen. Somit bleibt die Nintendo Switch-Version dermaßen weit hinter den anderen Versionen zurück, dass nicht einmal der portable Bonus einen Kauf rechtfertigt.
Besser ist das Design allgemein, denn die Welten sind bunt und werden durch viele Effekte zum Leben erweckt. Auch die Charakterdesigns sowie die Animationen überzeugen, während die englischen Sprecher ihre Schurken und Helden bestens verkörpern. Ein klarer Pluspunkt ist derweil die Musik, die die Atmosphäre durchweg unterstützt. Lediglich die Kamera wurde auch hier nicht überarbeitet und sorgt regelmäßig für Probleme.
Bisher gibt es vier Kommentare
https://twitter.com/HatInTime/status...42896478654471
Mir gefällt die kleine Empfehlung zu Ring Fit Adventure am Ende. ^^'