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Football, Tactics and Glory

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Football, Tactics and Glory

Fußballmanagement-Simulation und Portabilität klingt auf dem Papier nach einer guten Kombination. In der Bahn den aktuellsten Fußballmanager-Titel auf dem Laptop oder dem Handy zu checken, fühlt sich für alle zukünftigen Pep Guardiolas dieser Welt einfach großartig an. Somit scheint die Portierung von „Football, Tactics and Glory“ vom PC auf Nintendo Switch eine erstklassige Idee zu sein. Nur schade, dass der kreativen Spielidee eine wenig durchdachte Portierung folgte.

Rundenstrategie als Weg zum Ziel

Die neue Idee dieses Titels ist nicht vorrangig im Fußballmanagement-Bereich zu finden, sondern direkt auf dem Platz. In jedem Spiel kann man, statt auf die künstliche Intelligenz zu vertrauen, das Handeln auf dem Platz selbst in die Hand nehmen – so weit, so bekannt. Diese direkte Kontrolle hat allerdings einen Twist, sie beschränkt sich auf jeweils drei Schritte pro Team, im klassischen Sinne eines Rundenstrategie-Titels. Ein Dribbling, ein Pass oder ein Schuss zählen jeweils als ein Schritt, somit sind die richtige Strategie und vorausschauendes Planen ein essentieller Bestandteil des Spiels. Man stelle sich eine Mischung aus Schach und Tippkick vor und schon hat man eine durchaus gute Vorstellung vom Gameplay. Die eigenen Schritte also so zu wählen, dass man sich nicht komplett offen für einen Konter positioniert, klingt nach dem klassischen Weg zum Sieg.

Das Problem mit der Mathematik

So einfach ist die Realität dann jedoch nicht, schließlich spielt der Zufall hier noch eine bedeutende Rolle. Jeder Spieler hat Eigenschaften in vier verschiedenen Bereichen: Kontrolle, Verteidigung, Passspiel und Genauigkeit. „Football, Tactics and Glory“ lebt in vollem Maße den Spieler-Traum aus, dass selbst unerfahrene Spieler einen Weltklasse-Spieler übertreffen können, wenn sie denn nur wollen. So können selbst hochwertige Spieler leicht bezwungen werden, dank des Prinzips der Wahrscheinlichkeitstheorie, welches bei jedem Spielzug zum Tragen kommt. Problematisch ist dabei allerdings die grundlegende Verteilung der Wahrscheinlichkeiten pro Spiel.

In einem Spiel entscheidet dieses Zufallsprinzip komplett im Sinne des Gegners, so dass selbst die professionellsten Spieler beim Passspiel scheitern oder beim Zweikampf wie Amateure wirken, während der Gegner offenbar weit überlegen ist. Im nächsten Spiel kann es jedoch auch vorkommen, dass die eigenen Spieler dem Gegner so überlegen sind, dass hier jeglicher Anspruch verloren geht, wenn erst einmal klar geworden ist, welcher Stürmer bei jedem Spielzug angespielt werden muss, um mit leichtem Zug direkt ins Tor zu treffen.

Die grundsätzlich durchaus gelungen umgesetzte Idee der rundenbasierten Spielmechanik sorgt leider ebenfalls dafür, dass die Geschwindigkeit des Spiels nahezu zum Erliegen kommt, wenn zunächst alle Möglichkeiten des nächsten Spielschrittes eruiert werden. Somit führt die sehr gute Spielidee zu einer Start-Stopp-Manier, die jegliche Form der Magie auf dem Platz verliert, selbst im Falle eines erfolgreichen Tor-Abschlusses.

Rollenspiel mit dem Ball

Die Fußballmanagement-Seite des Spiels versucht sich ebenfalls an einer Umstrukturierung im Vergleich zu großen Vorbildern. Definitiv hat „Football, Tactics and Glory“ nicht ansatzweise die Tiefe eines „Football Manager 2020“ oder ähnlicher Titel, dafür jedoch einen Ansatz, der zumindest Einsteigern im Genre der Simulationen und Liebhabern von Rollenspielen sehr entgegen kommt. Einzelne Spieler steigen, ähnlich wie in einem Rollenspiel, nach jedem Spieltag im Level auf und können bestimmte Verbesserungen erhalten, sofern sie genug Erfahrung auf einer bestimmten Position gesammelt haben. Training und Transfers fühlen sich ebenfalls nach einer abgeschwächten Version großer Vorbilder an und bieten eine überschaubare Auswahl von Optionen zwischen den Spieltagen.

So kann der leichtere Einstieg von vielen Neulingen bevorzugt werden, vertraute Spieler fühlen sich jedoch schnell unterfordert und suchen vergebens nach erweiterten Möglichkeiten zum Eingreifen und zur Individualisierung. Insgesamt ist es also Geschmackssache, ob die gebotenen Optionen dem eigenen Anspruch genügen. Auf den Unterschied in der Management-Tiefe zu Titeln wie „Football Manager 2020“ soll an dieser Stelle jedoch deutlich hingewiesen sein.

Portierungsprobleme

Die Menüs verdienen an dieser Stelle auch eine spezielle Erwähnung – nämlich dafür, dass sie nicht intuitiv sind, es schwer fällt, in ihnen zu navigieren, und sie definitiv nicht auf eine Controller-Steuerung ausgelegt sind. Das Navigieren innerhalb einzelner Themenbereiche stellt sich viel zu oft als Trial & Error heraus und häufig ist man sich nicht sicher, wieso man plötzlich wieder im allgemeinen Spieltag-Menü ist, obwohl man gerade noch seine Transfers organisiert hat.

Es ist deutlich zu spüren, dass die Menüs ursprünglich für eine PC-Steuerung konzipiert wurden, schließlich wären viele Optionen nur einen Mausklick entfernt, anstatt eine komplizierte Controller-Kombination zu erfordern. So fällt die fehlende Touchscreen-Unterstützung im Handheld-Modus nur noch deutlicher auf, da eine solche viele Navigationsprobleme gelöst hätte. Die Menüs schreien förmlich danach, auf diese Weise genutzt zu werden, aber so wird die Navigation, vor allem unterwegs, zu einer unnötigen Konzentrationsübung.

Die instabilen Bildraten, selbst bei der Hintergrundanimation im Hauptmenü zu sehen, sorgen gemeinsam mit den aussetzenden Musiktiteln, welche insgesamt jedoch trotzdem ein motivierendes Stadiongefühl vermitteln, nicht für die gewünschte positive Alternativ-Begründung für eine Empfehlung.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Die Switch-Version von „Football, Tactics and Glory“ bietet eine innovative Spielidee für ein klassisch geprägtes Genre, leider aber auf einem technisch nicht zufriedenstellenden Level. Die erfrischende Umsetzung des Begriffs Rasenschach als rundenbasiertes Strategiespiel ist dabei sehr positiv hervorzuheben und bietet eine interessante neue Gameplay-Mechanik. Genauso wie die Idee, einen Fußballmanagement-Titel auf Nintendo Switch zu bringen, der sich selbst nicht so ernst nimmt wie der Rest der Genre-Vertreter und einen deutlich einfacheren Einstieg für Neulinge anbietet.

Dafür muss jedoch auch die Portierung vom PC entsprechend angepasst und technisch ansprechend umgesetzt werden. Die Switch-Version von „Football, Tactics and Glory“ sorgt letztendlich dafür, dass die Portabilität des Titels durch die eigene Menüstruktur böse gefoult wird und so bis auf Weiteres hinkend vom Platz muss. Leider tröstet auch die hochkarätige Prominenz auf dem Cover darüber nicht hinweg.

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