Es passiert nicht häufig, doch manchmal erscheinen Spiele, die völlig neue, zuvor nie genutzte Konzepte einführen. „Superliminal“ tut genau das und verpackt es in ein von „Portal“ inspiriertes Rätselspiel. Bereits ein Trailer erweckt den Eindruck, dass eine Revolution bevorsteht - das fertige Spiel hinterlässt dann aber einen bitteren Nachgeschmack. Wieso das so ist, verraten wir im Test.
Die Perspektive entscheidet
Nehmt einen Stift in die Hand. Haltet ihn nun so nah vor euer Gesicht, dass es genauso groß erscheint, wie die Tür vor euch. Unsere Augen und unser Hirn verstehen natürlich, dass die Objekte eine unterschiedliche Größe haben, und lediglich aufgrund des Abstandes nun gleichgroß erscheinen. Doch was wäre, wenn ihr den Stift nun loslasst, und er plötzlich neben der Tür steht und die Größe hat, die ihr durch das Perspektivenspiel erzeugt habt?
Genau das ist die grundlegende Rätselmechanik von „Superliminal“. Zu Beginn wird das noch simpel dargestellt, wenn Spieler durch dieses Prinzip Spielzeugblöcke vergrößern müssen, um auf sie zu klettern und eine Tür erreichen zu können, oder eine riesige Schachfigur den Weg versperrt. Das ist anfangs noch einfach, wird aber regelmäßig komplexer.
Unglaublich
Es lässt sich gar nicht genug betonen, wie spaßig das Vergrößern und Verkleinern der Objekte eigentlich ist. Die Macher wissen das und geben den Spielern insbesondere in den ersten Abschnitten genügend Möglichkeiten, herumzuexperimentieren, anstatt lediglich jedes Rätsel zu lösen. Das ändert sich nach einigen leichten Herausforderungen, denn die Perspektivenspiele werden komplexer, gleichzeitig aber niemals zu schwierig, als dass man die Lösung nicht nach einigen Minuten herausfinden könnte.
Glücklicherweise ruhen sich die Macher auf dieser großartigen Idee nicht aus und fügen weitere Rätselmechaniken hinzu, die die Umgebungen deutlich stärker einbeziehen. Hier wirkt das Design manchmal unsauber, denn wer Objekte aus Zeichnungen erschaffen möchte, muss häufig viele Blickwinkel ausprobieren, bevor diese auch erscheinen. Dank einer automatischen Ausrichtung, wenn die Lösung nah ist, wird das aber niemals zum Frustfaktor.
Kein Frust
Den Rahmen für das surreale Geschehen bietet eine Therapiesitzung in den eigenen Träumen, die schiefgelaufen ist, weshalb der Protagonist nun einen Ausweg in die Realität sucht. Begleitet wird er von einer Roboter-artigen Frauenstimme sowie einem Doktor, dessen Informationen es nur über bestimmte Radios gibt. Hier orientieren sich die Macher leider zu stark an „Portal“, denn obwohl einige der Witze gelungen sind, gerät die eigentliche Geschichte nie in den Vordergrund. Spannung wird auch nur selten aufgebaut, sodass es sich anfühlt, als hätte das Team nach der Erstellung des Spielkonzepts keine Idee für einen roten Faden gehabt.
Zudem wird die Kürze des Ausflugs zum Problem. Obwohl jede neue Idee interessant eingebunden wird, fühlt es sich nie so an, als ob das Konzept vollends ausgeschöpft wurde. Nach zwei bis drei Stunden ist man bereits am Ende angekommen, und bis auf einige optionale Geheimnisse, die den zusätzlichen Aufwand nicht wert sind, gibt es dann nichts mehr zu entdecken. Selten hat ein Spiel so sehr einen DLC oder eine Fortsetzung benötigt, denn nach dem Ende fühlt sich das Abenteuer wie ein großartiger Prolog an. Man wünscht sich weitere Level, noch mehr Abwandlungen der Mechanik und Überraschungen – das alles wäre möglich, doch ist zumindest im fertigen Spiel nicht vorhanden.
Rätseln unterwegs
Die Portierung auf Nintendo Switch ist solide, auch wenn sie unter den typischen Problemen der meisten Unity-Spielen auf der Konsole leidet. Es gibt eine leichte Eingabeverzögerung, das Bild wirkt verwaschen, wenn die Kamera bewegt wird, und die Ladezeiten könnten kürzer sein – das sind aber alles Probleme, die bei einem Spiel dieses Genres kaum stören. Auch die sehr sauberen Räume profitieren davon, nicht überladen zu sein und sehen somit sowohl am TV, als auch im Handheldmodus gut aus.
Die Soundkulisse ist leider sehr schwach, denn bereits kurz nach dem Durchspielen wird man sich an keine Melodie mehr erinnern – was auch daran liegt, dass der Soundtrack nur spärlich eingesetzt wird.
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