Hin und wieder kommt es auch bei Indie-Spielen vor, dass diese innerhalb kürzester Zeit zum Publikumsliebling avancieren und von vielen sogar zum Klassiker gekrönt werden. So geschehen bei „Fez“, das neben den Kontroversen um seinen Schöpfer Phil Fish insbesondere aufgrund seines vielgelobten Gameplays rund um eine Perspektivwechsel-Mechanik für Wind in der Gaming-Branche sorgte. Da das ursprünglich bereits 2012 erschienene Spiel nun auch für Nintendo Switch veröffentlicht wurde, haben wir herausgefunden, ob „Fez“ auch nach all den Jahren noch überzeugen kann.
Nach links, nach rechts und … nach hinten?
Zu Beginn des Spiels wirkt „Fez“ zunächst wie ein klassischer 2D-Platformer in schicker Pixelgrafik. In der Rolle des humanoiden Wesens Gomez finden sich die Spielerinnen und Spieler in dessen Heimatdorf wieder, in dem die ganze Einwohnerschaft davon überzeugt ist, dass die Welt aus lediglich zwei Dimensionen zusammengesetzt ist. Eines Tages erhält Gomez jedoch von einem rätselhaften Würfel einen Fes, der es ihm erlaubt, die Perspektive zu wechseln und sich dadurch in drei Dimensionen zu bewegen. Allerdings läuft hierbei etwas schief und das Hexadron zerbricht in 32 Teile, die über die Spielwelt verteilt werden. Um zu verhindern, dass die Realität zusammenbricht, muss Gomez fortan in Begleitung eines kleinen Hyperwürfels diese 32 Teile sammeln und wieder zusammenfügen.
Spätestens nach der ersten Spielstunde wird einem klar, wie weitläufig und verwinkelt die Spielwelt von „Fez“ tatsächlich ist. In fast jedem Gebiet findet man Türen oder Portale, die einen wiederum in neue Areale führen. Das Ziel bleibt dabei eigentlich in jedem Areal gleich. Stets gilt es, aufmerksam nach den goldenen Würfeln beziehungsweise nach deren Fragmenten zu suchen. Eine besondere Rolle kommt dabei Gomez‘ besonderer Fähigkeit zu. Mit einem einfachen Tastendruck lässt sich nämlich die Umgebung um 90 Grad drehen. Dadurch werden zuvor verborgene Gänge plötzlich sichtbar und zuvor unerreichbare Plattformen sind auf einmal zum Greifen nah. Im Laufe des Abenteuers kommen weitere Mechaniken wie Bomben oder als Trampoline einsetzbare Pilze hinzu, die das Hauptgameplay sinnvoll erweitern und immer wieder neue Herausforderungen bieten.
Erkundung, die Spaß macht
Ein besonderes Lob verdient das Environmental Storytelling in „Fez“. Überall stößt man auf geheimnisvolle Zeichen, mysteriöse Eulenstatuen und andere Anzeichen auf andere Zivilisationen. Statt den Spielerinnen und Spielern alles durch ellenlange Dialoge vorzukauen, müssen sich diese selbst die Hintergrundgeschichte des Spiels Stück für Stück zusammenreimen. Wer sich dagegen einer besonderen Herausforderung stellen möchte, der kann neben den 32 normalen Würfeln auch noch die sogenannten Anti-Würfel suchen, die meist nur durch das erfolgreiche Lösen vielfältiger Rätsel erlangt werden können, für die man das eigene Oberstübchen teilweise stark anstrengen muss. Durch diese zusätzlichen Rätsel begibt man sich auch nach Ende des Spiels mit Freuden wieder in Gomez‘ Welt, um alle Geheimnisse aufzudecken. Dabei hilft einem die Karte, die wie die Spielwelt selbst auch gedreht werden kann.
Kleine Probleme an den Kanten
Grundsätzlich geht die Steuerung sehr gut von der Hand, sodass neben den Rätseln auch die Sprungpassagen viel Freude bereiten. Lediglich an den Kanten und Abgründen fühlt sich Gomez‘ Verhalten jedoch oftmals etwas hakelig an und so passiert es hin und wieder, dass man unnötig in die Tiefe stürzt oder sich Gomez an der Kante festklammert, obwohl man eigentlich hinunterspringen wollte. Apropos hinunterspringen: Die Höhe, ab der man stirbt, fühlte sich ebenfalls nicht immer ganz konsequent an. Teilweise reichte schon ein kleiner Höhenunterschied für den Bildschirmtod, während an anderer Stelle Stürze aus größeren Höhen unbestraft blieben. Da man aber selbst bei Gomez‘ Ableben direkt auf der letzten Plattform respawnt, hält sich der Frust hierbei sehr in Grenzen.
Pixel Art und atmosphärischer Soundtrack vom Feinsten
Auf der visuellen Seite kann der farbenfrohe Pixel-Art-Stil von „Fez“ auf ganzer Linie überzeugen. Dazu trägt insbesondere die optische Vielfalt der Level bei, die neben idyllischen Inseln und verlassenen Ruinen auch Passagen mit Wetter-Effekten wie Gewitter und Regen bietet. Die hübschen Hintergründe sorgen derweil auch ohne die Perspektivwechsel-Mechanik schon für ein Gefühl von Tiefe, während die Animationen der Tiere und humanoiden Einwohner schlichtweg knuffig aussehen. All das läuft sowohl am großen Bildschirm als auch im Handheld-Modus einwandfrei und ruckelfrei. Auch die größtenteils sehr ruhige, atmosphärische Musik ist fantastisch und trägt stark dazu bei, dass man sich beim Erkunden niemals unter Druck gesetzt fühlt, sondern sich in seinem eigenen Tempo vorantastet.
Bisher gibt es fünf Kommentare
Er ist ein Nerd, dem soziale Ungangsformen wohl befremdeln. Und jemand, der gerne raushängen lässt, dass er es besser weiß als andere Indie-Entwickler (wobei ihm der Erfolg von FEZ vor dem Indiehype recht gibt)
Wer sowas doof findet, kann das Spiel sicherlich boykottieren - die Cancel Culture stärken, bis es ihn mal selbst trifft.
Alle andern: FEZ ist ein großartiges Spiel und bis heute irgendwie einzigartig.