Spiele • Switch

Pokémon-Legenden: Arceus

Mehr zum Spiel:

Pokémon-Legenden: Arceus

Es ist noch keine drei Monate her, dass mit „Pokémon: Leuchtende Perle“ und „Pokémon: Strahlender Diamant“ die letzten Ableger der Reihe erschienen sind, da steht bereits der nächste Titel in den Startlöchern. Anders als die zuletzt erschienenen Remakes soll sich „Pokémon-Legenden: Arceus“ jedoch vom klassischen und mittlerweile ziemlich angestaubten Gameplay der Hauptreihe lösen und dem populären Franchise so neues Leben einhauchen. Ob das Experiment geglückt ist, lest ihr in unserem Test.

Durch Raum und Zeit

Wer erst vor kurzem „Pokémon: Leuchtende Perle“ oder „Pokémon: Strahlender Diamant“ gespielt hat, der dürfte sich in „Pokémon-Legenden: Arceus“ direkt zu Hause fühlen, zumindest was die Region angeht. Denn auch dieses Mal verschlägt es Spielerinnen und Spieler wieder in die Sinnoh-Region, auch wenn der Name diesmal anders lautet. Denn vor langer Zeit, als es weder noch Pokémon-Trainer noch Arenen gab, war diese Region als Hisui bekannt. Besonders verwirrt sollte darüber der wahlweise als Junge oder Mädchen dargestellte Protagonist sein, als er aus einem Riss in der Raum-Zeit in der Nähe des gemütlichen Ortes Jubeldorf landet. Kurz darauf trifft er auch schon auf den liebenswürdigen, wenn auch etwas schusseligen Professor Laven, der ihn sogleich unter seine Fittiche nimmt.

Laven, der für die Galaktik-Expedition arbeitet, forscht am ersten Pokédex der Hisui-Region und nachdem man als Hauptcharakter schon bald seine Fähigkeiten bewiesen hat, wird man schnell zum neuesten Mitglied der Forschungsgruppe. Die Erstellung des Pokédex ist auch alles andere als trivial, denn damals lebten die Pokémon und die Menschen noch nicht im Einklang. Stattdessen fürchten sich im Spiel viele Menschen vor den Wesen, sodass eine genauere Erforschung dieser ohne Frage notwendig ist, um eine friedliche Koexistenz zu ermöglichen.

Wer frühere „Pokémon"-Spiele kennt, der weiß, dass die Handlung meist eher ein Nebenaspekt ist und das ist auch in „Pokémon-Legenden: Arceus“ nicht wirklich anders. Trotzdem halten die ein oder andere überraschende Wendung und die zum Großteil sympathischen Charaktere den Spieler oder die Spielerin bei der Stange. Und auch nach der Haupthandlung gibt es noch einiges zu tun, darauf möchten wir aber aus Spoilergründen an dieser Stelle nicht genauer eingehen.

Jubeldorf: Forschungsstation und Shoppingmeile in einem

Entgegen den ersten Vermutungen seit der offiziellen Enthüllung bietet „Pokémon-Legenden: Arceus“ keine komplett offene Spielwelt. Stattdessen ist die Hisui-Region in eine Handvoll größerer Gebiete unterteilt. Als Basis der Forschungsexpeditionen dient dabei Jubeldorf. Hier findet nicht nur das soziale Leben Hisuis statt, auch das Forscherherz findet hier alles, was es begehrt. Auf der Weide können Taschenmonster mitgenommen oder in Obhut gegeben werden, im Gemischtwarenladen lassen sich Tränke und Pokébälle kaufen und wer den eigenen Stil aufpeppen will, lässt sich eine neue Frisur schneiden oder legt sich ein paar neue Kleidungsstücke zu.

„Pokémon-Legenden: Arceus“ bietet hierbei besonders im Vergleich zu früheren Ablegern eine Vielzahl an Optionen. Da alle diese Einrichtungen im Laufe der Handlung beziehungsweise durch das Erledigen von Nebenmissionen ihr Angebot erweitern, fühlt man sich zudem stets motiviert, nach einer erfolgreichen Expedition die neuen Möglichkeiten auszuprobieren.

Sammelspaß wie noch nie

Das Herzstück des Spiels ist aber natürlich das Fangen der Pokémon und das ist in „Pokémon-Legenden: Arceus“ so vielfältig und spaßig wie noch nie. Denn die wilden Wesen können nicht länger nur in Kämpfen gefangen werden. Wer es schafft, sich unbemerkt an ein Pokémon anzuschleichen, kann auch so einen Fangversuch wagen. Gestrüpp und passende Items wie Rauchbomben bieten den hierfür nötigen Sichtschutz. Entdeckt einen das Pokémon dann doch, gibt es mehrere Möglichkeiten. Manche fliehen sofort, während andere einen angreifen. Und erstmals in der Geschichte der „Pokémon“-Spiele glaubt man tatsächlich, dass diese oftmals putzigen Kreaturen eben auch ziemlich gefährlich sein können. Wenn man von einem Drifzepeli mit Spukbällen beworfen wird oder Relaxo ohne Bedenken einen Hyperstrahl verschießt, bekommt man schnell den nötigen Respekt. Natürlich kann man sich aber auch wehren und hier kommen die bekannten Pokémon-Kämpfe ins Spiel, die nach wie vor rundenbasiert ausgetragen werden.

Kurze, aber knackige Kämpfe

Neu in den Kämpfen sind die sogenannten Kampf- und Tempotechniken. Hierbei handelt es sich um Variationen der normalen Attacken, die man durch Aufleveln der entsprechenden Pokémon freischaltet. Anders als in vorherigen Ablegern entscheidet in „Pokémon-Legenden: Arceus“ nämlich nicht allein der Initiative-Wert die Zugreihenfolge im Kampf. Denn Tempotechniken schlagen schneller zu als normale oder Kraftattacken, während Kraftattacken am stärksten sind. Je nach Level der Kontrahenten kommt dann unter Umständen das eine Monster mehr als einmal zum Zug, bevor das andere erneut agieren kann. Da man sich im Voraus ansehen kann, wie sich die eigene Auswahl auf die Reihenfolge auswirkt, kann man so insbesondere in längeren Kämpfen einen starken Einfluss auf den weiteren Kampfverlauf ausüben. Die meisten Gefechte sind jedoch ohnehin meist nach ein bis zwei Attacken vorüber, sodass diese Mechanik relativ selten entscheidend ist.

Spannend sind auch einige der Neuerungen, die indirekt mit den Kämpfen in Verbindung stehen. Attacken-Änderungen und Entwicklungen werden nun nämlich außerhalb der Gefechte auf Wunsch des Spielers oder der Spielerin ausgeführt. Besonders bei den Attacken ist dies eine durchaus sinnvolle Änderung, denn nun ist ein Besuch beim Attacken-Lehrer nicht länger nötig. um vergessene Attacken wieder zu erlernen. Stattdessen kann man die Manöver des eigenen Teams jederzeit beispielsweise auf spezielle Gegnertypen im gegenwärtigen Areal anpassen.

Den Frieden wahren

Da Pokémon und Menschen in Hisui in einem recht angespannten Verhältnis zueinander leben, gibt es auch nur wenige Trainerkämpfe. Konsequenterweise entfallen damit auch die klassischen Arenen. Als Höhepunkte dienen dagegen die Kämpfe gegen die Könige und Königinnen. Dabei handelt es sich um besondere Pokémon, die von menschlichen Wächtern behütet werden. In „Pokémon-Legenden: Arceus“ sind diese Wesen jedoch in Rage verfallen und müssen daher vom Spieler beziehungsweise der Spielerin besänftigt werden. Das Ganze gestaltet sich als eine Mischung aus einem Wurfspiel, bei dem man die Angriffsmuster der Pokémon erkennen und im richtigen Moment ausweichen oder Ruhegaben werfen muss sowie kurzen Kampfeinlagen. Diese Art von Bosskämpfen bringt eine willkommene Abwechslung zum Pokémon-Sammeln und gerade die späteren Begegnungen sind durchaus herausfordernd.

Das gilt auch für das Spiel generell. Wer die letzten Serienableger zu leicht fand, wird sich hier über den höheren Schwierigkeitsgrad freuen. Besonders die mächtigen Elite-Pokémon, die mit rot leuchtenden Augen auf einen zurasen, können einen gerne mal ins Schwitzen bringen. Noch anspruchsvoller sind die Verzerrungen des Raum-Zeit-Gefüges, die gelegentlich auftauchen, und zwar mit seltenen Items locken, dafür aber auch äußerst starke Monster mit sich bringen. Sieht man sich hier nicht vor, wird man schnell ohnmächtig und verliert unter Umständen wertvolle Items.

Stets etwas zu tun

Besonders gelungen ist in „Pokémon-Legenden: Arceus“ die Überarbeitung des Pokédex-Systems. Dieser füllt sich zwar wie gewohnt weiterhin durch das Fangen fehlender Taschenmonster. Um alle Informationen zu sammeln, bedarf es diesmal aber deutlich mehr Arbeit. Zusätzlich zum standardmäßigen Eintrag gibt es für jedes Pokémon spezielle Aufgaben, die man für einen vollständigen Eintrag abschließen muss. Beispielsweise muss man eine bestimmte Anzahl des entsprechenden Pokémon besiegen, es unbemerkt fangen oder dessen Attacken beobachten. Diese Änderung motiviert ungemein dazu, regelmäßig die Teamzusammenstellung zu ändern, um den Pokédex weiter zu füllen.

Man hilft wo man kann

Neben der Vervollständigung des Pokédex und dem Vorantreiben der Hauptgeschichte gibt es auch noch zahlreiche Nebenquests zu erledigen, die man von den menschlichen Bewohnern Hisuis erteilt bekommt. Viele dieser Nebenquests ähneln den Pokédex-Aufgaben in dem Sinne, dass bestimmte Wesen gefangen werden müssen. Es gibt aber auch durchaus kreativere Quests. Für eine davon muss man beispielsweise mit einem Bidiza in Jubeldorf auf die Suche nach drei anderen Bidizas gehen. Besonders motivierend ist auch die Jagd nach den sogenannten Geisterlichtern. Diese violetten Lichter sind nur nachts zu sehen und können in jedem Areal an bestimmten Stellen eingesammelt werden. Sobald man bei der Anzahl der gesammelten Lichtern einen neuen Meilenstein erreicht hat, kann man sich in Jubeldorf bei dem jungen Mädchen Yuna eine entsprechende Belohnung abholen.

Neben Lichtern und Pokémon gibt es in den Arealen auch noch allerlei Materialien und Items zu finden. Manche lassen sich auf die eigenen Pokémon anwenden, um beispielsweise deren Statuswerte oder Erfahrungspunkte zu erhöhen, andere können zur Herstellung von Items wie Tränken oder Pokébällen genutzt werden. Das Schöne dabei: Anders als in anderen Genrevertretern sammelt man die Materialien nicht selbst mit einer Spitzhack oder ähnlichem ein. Stattdessen wirft man einfach einen Pokéball gegen das entsprechende Objekt und das daraus erschienene Taschenmonster kümmert sich dann um den Rest.

Mal spannende, mal weniger spannende Wildnis

Die Areale selbst sind unterschiedlich spannend gestaltet. Während das Kobalt-Küstenland mit seinen weiten Stränden, einem Schiffswrack und der von einem Vulkan gezierten Feuerspeiinsel zu den interessantesten Orten gehört, bestehen einige der Areale zu großen Teilen aus weiten Feldern. Das ist zwar zum Fangen von Pokémon praktisch, dennoch hätten die Umgebungen gerne noch etwas abwechslungsreicher und interaktiver ausfallen können. Erste Ansätze dafür sind durchaus vorhanden, so kann man beispielsweise durch den Einsatz eines Pokémon versperrte Tunnel freilegen. Das kann und sollte jedoch gerne noch in einem potenziellen Nachfolger ausgebaut werden.

Besonders nützlich sind in den offenen Arealen die Transport-Pokémon. Snieboss beispielsweise trägt Spielerinnen und Spieler ab einem gewissen Punkt in der Handlung in einem Korb auch auf steilere Hügel, während Salmagnis die Überquerung größerer Wasserflächen zu einem Kinderspiel macht. Diese Art von Fortbewegung fühlt sich wie eine konsequente und interaktivere Weiterentwicklung des aus früheren Ablegern bekannten VM-Systems an.

Visuell durchwachsen

Die größte Schwäche von „Pokémon-Legenden: Arceus“ ist auch zugleich der am leichtesten sichtbare Aspekt des Spiels: die Technik. Die bereits im Handheld-Modus oftmals unschönen Texturen sehen auf dem großen Bildschirm insbesondere zu bestimmten Tageszeiten schlichtweg hässlich aus und auch die Gras- und Wasserelemente sind nicht unbedingt schön anzuschauen. Leider bedeuten diese Abstriche auch kein perfekt flüssiges Spielerlebnis, denn sobald viele Bäume oder Pokémon zu sehen sind oder besonders auch beim Einsatz der Transport-Pokémon, macht sich die geringere Bildfrequenz deutlich bemerkbar.

Außerdem tauchen Pokémon teilweise aus dem Nichts neben dem Hauptcharakter auf und in der Entfernung sichtbare Wesen faszinieren mit bizarren, steifen Animationen. Das ist besonders deshalb schade, weil das Verhalten und die Animationen grundsätzlich absolut überzeugen und natürlich wirken. Der Soundtrack punktet dagegen auf ganzer Linie. Die gefühlte Melodiemischung aus „The Legend of Zelda: Breath of the Wild” und früheren „Pokémon"-Spielen fängt die Stimmung stets wunderbar ein und verleiht den Gebieten den passenden Erkundungscharme.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Pokémon-Legenden: Arceus“ zeigt, wie ein modernes „Pokémon"-Spiel auszusehen hat. Das Sammeln der wilden Taschenmonster ist dank zahlreicher Anpassungen so spannend und vielfältig, wie man es sich nur wünschen kann. Es macht schlichtweg Spaß, den Pokédex Stück für Stück zu füllen, dann in Jubeldorf neue Vorräte und Quests mitzunehmen und sich anschließend direkt wieder in die Wildnis zu stürzen. Auf der technischen Ebene zeigt das neueste Abenteuer aber noch einige Schwächen, die dank des motivierenden Gameplays jedoch glücklicherweise nicht zu sehr ins Gewicht fallen.

Bisher gibt es neun Kommentare

Du bist nicht angemeldet. Logge dich ein oder registriere dich, um kommentieren zu können.
  • Avatar von 2N3Q
    2N3Q 23.02.2022, 10:56
    Brauche dringend einen Schilterus biete einen Shiny Simsala an
  • Avatar von Garo
    Garo 04.02.2022, 15:17
    Zitat Zitat von mariomeister Beitrag anzeigen
    Ich denke er meint eher ein competitive Pokemon-Spiel. Legends Arceus hat ja keine Online-Battles
    Dafür gibt's Temtem.
  • Avatar von Tiago
    Tiago 04.02.2022, 14:27
    Zitat Zitat von Shodan Beitrag anzeigen
    Stadium will glaub ich keiner mehr. Die Kämpfe sind auch so "gut" inszeniert in der Hauptreihe. Auf dem N64 waren Grafik und Atmosphäre halt woah!
    Stadium gab es ja eigentlich nur, um die Game Boy-Kämpfe in "hübsch" (für die damalige Zeit eben) zu sehen. Sehe da heute auch nicht mehr so sehr die Daseinsberechtigung für. Jedenfalls nicht in der Form von damals.
  • Avatar von Shodan
    Shodan 04.02.2022, 14:03
    Stadium will glaub ich keiner mehr. Die Kämpfe sind auch so "gut" inszeniert in der Hauptreihe. Auf dem N64 waren Grafik und Atmosphäre halt woah!
  • Avatar von mariomeister
    mariomeister 04.02.2022, 13:23
    Zitat Zitat von Tiago Beitrag anzeigen
    Du meinst Pokémon Tekken?
    Ich denke er meint eher ein competitive Pokemon-Spiel. Legends Arceus hat ja keine Online-Battles
  • Avatar von Tiago
    Tiago 04.02.2022, 13:07
    Zitat Zitat von Inazumafan33 Beitrag anzeigen
    Jetzt müssen sie nur als nächstes ein neues Pokémon Stadium bringen, da steht dann der Kampfaspekt im Fokus.
    Du meinst Pokémon Tekken?
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 04.02.2022, 13:01
    Ich bin Commander Rinzi. Und das ist mein Lieblingsreview auf der Citadel
  • Avatar von Inazumafan33
    Inazumafan33 04.02.2022, 12:35
    Jetzt müssen sie nur als nächstes ein neues Pokémon Stadium bringen, da steht dann der Kampfaspekt im Fokus.
  • Avatar von Alex
    Alex 04.02.2022, 09:35
    Danke für den tollen Test. Kann mich eigentlich nur anschließen. Für mich ist Pokémon Legenden: Arceus das Pokémon-Spiel für all diejenigen, die schon immer lieber Pokémon gesammelt als bekämpft haben.

    Freue mich am Wochenende weiterspielen zu können!