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Super Mario Party: Jamboree

Super Mario Party Jamboree

Kaum ein „Mario“ Spin-off hat dermaßen viele Ableger erhalten wie „Mario Party“. Verständlich, schließlich hat sich das Spielkonzept seit dem ersten Teil bewährt. Das dürfte auch der Grund sein, weshalb die Reihe genau dann in eine Krise geriet, als versucht wurde, das Konzept zu überarbeiten - mit fragwürdigen Ergebnissen. Auf Nintendo Switch finden die Titel deshalb zu ihren Wurzeln zurück, dennoch beklagen sich viele Spieler*innen, dass noch immer nicht der Spielspaß entsteht, den die älteren Teile erzeugen konnten. Der mittlerweile dritte Switch-Ableger, „Super Mario Party Jamboree“, versucht sich deshalb an einem Mittelweg aus alten Tugenden und neuen Ideen. Doch ist es am Ende vielleicht die Masse, die die Party ins Schwanken bringt?

Alles wie immer?

Bereits der Spielstart macht deutlich, dass „Mario Party Jamboree“ ein vollgestopftes Paket ist, denn alleine die Einführung, in der die Modi nur kurz angeschnitten werden, ist mehrere Minuten lang, bevor man sich entscheiden kann, was man zuerst ausprobieren möchte. Der Mittelpunkt ist und bleibt aber trotzdem die Mario Party. Für alle, die das Konzept bislang nicht kennen: Vier Spieler*innen wählen sich Spielfiguren aus, um fortan in mehreren  Runden per Würfelglück über ein Spielbrett zu laufen. Dieses bietet neben Abzweigungen und Aktionsfeldern die begehrten Sterne, die gesammelt werden müssen, um am Ende der letzten Runde mit den meisten von ihnen siegreich zu sein. Ganz so einfach ist das allerdings nicht, denn man benötigt Münzen, und die gibt es vor allem in Mini-Spielen am Ende einer jeden Runde zu ergattern. Wer sich hier gut schlägt, kann sich einen Vorteil erspielen, doch auch Items, Shops, Glücksfelder und weitere Überraschungen sorgen dafür, dass auch diejenigen auf den hinteren Plätzen stets die Möglichkeit zur Aufholjagd haben.

Ein „Mario Party“ steht und fällt mit den Spielbrettern, und diese sind glücklicherweise nicht nur optisch eine Pracht. Besonders das „Meisterwürfler-Motodrom“ mit seinen Fahrzeugen weiß die Formel aufzulockern, während die „Gumba-Lagune“ durch Ebbe und Flut dominiert wird und somit Pläne durchkreuzen kann. Zugegeben: Keines der Bretter revolutioniert das Gameplay, das man aus den letzten Teilen kennt. Doch sie gehören zu den hochwertigeren Vertretern und bieten genügend Abwechslung, um auch auf Dauer zu unterhalten. Nicht unerwähnt sollen zwei Bretter bleiben, die aus den ersten beiden Teilen zurückkehren und eine ordentliche Portion Nostalgie mitbringen, allerdings erst freigeschaltet werden müssen. Mit sieben Brettern ist die Auswahl aber noch immer hinter dem, was möglich gewesen wäre. Weitere klassische Optionen liegen auf der Hand, doch wer schon bei den Vorgängern auf Updates oder DLCs gewartet hat, sollte an dieser Stelle realistisch bleiben.

Mehr oder weniger Glück

Die größte neue Mechanik sind derweil die Jamboree-Partner. Diese tauchen unerwartet auf einem Feld auf, und wer dieses zuerst erreicht, darf sich über zusätzliche Hilfe freuen. Jeder Charakter hat eine andere Fähigkeit, wodurch das Chaos noch unvorhersehbarer wird. Da es recht einfach ist, diese zu stehlen, ergibt sich eine interessante Dynamik, mit der man mitunter gar keine große Distanz zu anderen haben möchte. Praktisch ergibt sich jedoch schlichtweg eine neue Glücksmechanik, die sich gut in den Ablauf einfindet, aber lediglich ein neues Gimmick ist, das die Runden nicht großartig verändert.

Wem das alles zu verrückt ist, der darf sich an die Profi-Regeln wagen, die den Ablauf erheblich stärker beeinflussen. Zum einen gibt es nur zwölf Runden, zum anderen funktionieren aber auch zum Beispiel Glücksfelder anders, die Shops haben lediglich ein limitiertes Inventar und andere Glückselemente verschwinden völlig, während Schilder deutlich machen, wo genau Sterne erscheinen könnten. Das verändert die Dynamik der Runden erheblich und obwohl Glück immer eine Rolle spielen wird, fühlt sich hier vieles erheblich strategischer an. Den positiven Ambitionen steht Nintendo aber selbst im Weg, denn diese neuen Regeln lassen sich nicht frei anpassen. Während in normalen Runden lediglich Boni bestimmt und die Rundenzahl angepasst werden können, handelt es sich bei den Profi-Reglen um ein festes Regelwerk. Wieso hier nicht die Option geboten wird, sich selbst seine Traumrunden aus den Möglichkeiten zusammenzustellen, damit alle glücklich werden, bleibt ein Rätsel.

Eine Auswahl zum Verlieben

110 Minispiele sind eine beeindruckende Ansage - allerdings sollte man bedenken, dass nicht alle davon in der Party auftreten können, aufgrund der hohen Anzahl ist das aber kein Problem. Die Einteilung birgt keine Überraschungen: Mit und ohne Bewegungssteuerung, alle gegeneinander oder Teams gegen einzelne Spieler*innen, der Mix ist einmal mehr gut gelungen. Natürlich gibt es die ein oder anderen Spiele, die bereits bekannt sind und solche, die weniger innovativ daherkommen - alleine durch die Menge fällt das aber nicht auf. Und gerade die Neuzugänge sorgen für exakt den Spielspaß, den alle Fans der Reihe kennen werden.

Wer auf das Brettspiel komplett verzichten möchte, darf sich einmal mehr dem Minispiel-Hafen widmen. Hier lassen sich tägliche Rotationen angehen, besonders schwierige Herausforderungen meistern oder schlichtweg aus dem gesamten Minispiel-Pool genau die auswählen, die man direkt mehrfach hintereinander genießen möchte. Das funktioniert nahezu genauso wie im Vorgänger - was gut funktioniert, benötigt manchmal auch keine Überarbeitung.

Auch Solo ein Fest?

Überraschenderweise gibt es diesmal wieder etwas, das man als Story-Modus bezeichnen könnte. Die Partyhelfer-Reise ermöglicht es, die Spielbretter ohne Würfel zu erkunden und die besonderen Mechaniken auf eine freiere Art zu erleben. Damit das nicht zu langweilig wird, benötigen zahlreiche Charaktere Hilfe - mal muss der erste Platz in einem Minispiel gesammelt werden, mal müssen Items auf der Karte ausgeliefert werden. Wer genügend kleine Sterne als Belohnung sammelt, erhält Deko-Gegenstände für die eigene Party-Plaza sowie die Option, zum nächsten Brett zu reisen.

Im Endeffekt wirkt der Modus wie ein erweitertes Tutorial, doch gerade für diejenigen, die zum ersten Mal ein „Mario Party“ spielen, gibt es wohl kaum eine bessere Option, sich im eigenen Tempo mit den Spielbrettern vertraut zu machen. Durch die kleinen Belohnungen kommt auch Motivation auf, und da der Modus ausschließlich solo erlebt werden kann, darf man ihn auch nutzen, um die Zeit zur nächsten Multiplayer-Session zu überbrücken.

Mit Bowser zu neuen Höhen

Wer dennoch mehr Struktur benötigt, und vielleicht auch etwas komplett Neues in einem „Mario Party” Titel erleben möchte, darf sich in den Bowserathlon stürzen. Hier treten bis zu 20 Spieler*innen auf eine völlig neue Art gegeneinander an. In drei Minispielen, die in stets ansteigenden Schwierigkeitsstufen rotiert werden, muss jeder für sich Münzeln sammeln - für jede Münze geht es ein Feld auf einem Spielbrett voran, das im Splitscreen permanent angezeigt wird. Dadurch entsteht ein wunderbares Spieltempo, auch wenn meist jeder für sich selbst kämpft. Aufgelockert wird das durch Überlebens-Runden, in denen diejenigen, die schlechter abschneiden, weiter zurückgeworfen werden.

Der Reiz besteht natürlich im Online-Modus, den wir zum Testzeitpunkt noch nicht ausführlich genug auskosten konnten. Doch bereits so erweist sich der Modus als wunderbar kurzweiliger Kampf um den ersten Platz. Zwar ist die Minispielauswahl deutlich geringer, allerdings sorgt die Tatsache, dass alle von ihnen drei Schwierigkeitsstufen liefern, für überraschend viel Abwechslung. Im späteren Langzeittest wird sich herausstellen, ob hier ein neuer Dauerbrenner abgeliefert wurde, ein Highlight ist er aber schon jetzt.

Ähnlich ambitioniert ist das Bowser-Bomberteam, in dem acht Spieler*innen zusammenarbeiten, um Bowser zu besiegen. Das geschieht auf einer Karte, auf der Kisten erscheinen. Werden diese zerstört, tauchen Bomben auf und sobald eine Kanone mit genügend von diesen aufgeladen wurde, wird Bowser verletzt. Auch hier gibt es zwischendurch Minispiele, die allesamt kooperativ ausgefallen sind, um Items zu ergattern, die den Kampf gegen Bowser erleichtern. Selbst wenn sich die Idee nach ein paar Runden abnutzt, ist der Modus eine echte Überraschung und funktioniert insbesondere im Mix mit all den anderen Modi wunderbar als Abwechslung. Mehr Arenen wären dennoch wünschenswert gewesen.

Die Wii wäre stolz

Drei einzelne Modi widmen sich hingegen ausschließlich der Bewegungssteuerung. Am simpelsten dürfte die Parakoopa-Flugschule sein, in der man im „Crazy Taxi”-Verschnitt zu zweit Passagiere zu ihrem Ziel bringen kann, gegeneinander Parapünktchen sammeln oder alleine frei fliegen kann. Gesteuert wird das über Flatterbewegungen der eigenen Arme - leider fehlt dem Modus völlig die Langzeitmotivation. Als kleines Expreiment, das ein wenig an „Pilot Wings” erinnert, darf sich der Modus aber behaupten.

Die Toad Fabrik hingegen ist ein Puzzle-Spiel für bis zu vier Spieler*innen, die einzelne Levelelemente steuern, um eine Kugel ans Ziel zu befördern. Auch wenn die Physik eine Eingewöhnungszeit benötigt, erweist sich der Modus als überraschende Partygranate, die mit nur 30 Leveln leider viel zu kurz ausgekommen ist. Die Idee des kooperativen Geschicklichkeitsspiel bleibt aber hoffentlich etwas, das in zukünftigen Titeln beibehalten wird.

Die Rhythmus-Küche derweil verfügt über eigene Minispiele, von denen drei jeweils kooperativ gemeistert werden müssen, um am Ende einer Koopa-Jury ein Festmahl zu präsentieren. Die Minispiele sind unterhaltsam gestaltet, jedoch auch simpel genug, sodass erfahrene Spieler*innen keine Probleme haben dürften, die Höchstpunktzahl zu erreichen. Es ist schade, dass hier nicht noch ein spielerischer Rahmen geboten wurde, der den Modus interessanter gestaltet hätte.

Ein rundes Paket

Die Besprechung jedes einzelnen Modus beweist, dass die Abwechslung so groß ist, wie noch niemals zuvor. Deshalb ist es auch nicht weiter schlimm, dass einige Modi keine gigantsiche Langzeitmotivation bieten: Sie wirken wie Experimente, verlängerte Minispiele oder neue Ideen, die durchaus funktionieren und innerhalb von „Mario Party Jamboree“ nicht Gefahr laufen, zu lang gezogen zu werden. Zusammen mit der riesigen Anzahl an Minispielen, mehr Brettern als gewohnt und einer ebenso großen Charakterauswahl erfüllt Nintendo wirklich das Versprechen des größten Titels der Reihe. Dass die Ladezeiten sowie die Menüauswahl noch immer einen Tacken zu lange dauern, lässt sich da verschmerzen.

Ein Fortschrittssystem, das sich über alle Modi hinweg zieht, ist auch vorhanden. Für jede Errungenschaft, von denen es zahlreiche aus der Kategorie “Spiele einen bestimmten Modus, erreicht eine bestimmte Punktzahl” gibt, füllt sich das Level eine Passes, durch den neue Dekorationen für die Plaza sowie die eigene Profilkarte freigeschaltet werden. Mit Punkten, die es nach jedem Spiel gibt, lassen sich diese dann erwerben. Eine riesige Motivationsgranate ist das zwar nicht, es ist trotzdem schön, regelmäßig für das Spielen belohnt zu werden - vor allem weil einige der Belohnungen dann doch mehr als begehrenswert sind, diese aber auch schlichtweg durch die Spielzeit freigeschaltet werden.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Super Mario Party Jamboree“ ist ein spektakuläres und vollgestopftes Fest, bei dem Fans voll auf ihre Kosten kommen. Die riesige Anzahl an Minispielen und Modi sorgt für mehr Abwechslung als jemals zuvor, während der Kern weiterhin eine Party bleibt, die niemand verpassen sollte. Vor allem der Mix aus Mechaniken, Experimenten und den besten Elementen der vorherigen Teile sorgt für ein sehr stimmiges Paket, an dem sich zukünftige Titel messen müssen. Zwar wären weitere Optionen für das eigene Regelwerk wünschenswert gewesen, besonders für diejenigen, die sich strategischere Runden wünschen. Nintendo geht aber bereits einen Schritt in die richtige Richtung. Wer sich also auf neue Minispiele, spaßige Bretter und schlichtweg unterhaltsame Abende freut, kommt um „Super Mario Party Jamboree“ nicht herum.

Bisher gibt es fünf Kommentare

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  • Avatar von urmel64
    urmel64 18.10.2024, 10:37
    amazon hat es mal wieder nicht geschafft, pünktlich zu liefern.
    Hätte es gestern in diversen Märkten auch noch 4 Euro günstiger mitnehmen können.
    Aber aus so einem Grund zurückschicken grenzt an Armut.
    Freue ich mich auf heute Abend (wenn sie es denn hinbekommen)
  • Avatar von Verwirrter
    Verwirrter 17.10.2024, 17:07
    Zitat Zitat von Darkmask Beitrag anzeigen
    Das einige Minispiele bzw. Modi Bewegungssteuerung voraussetzen, ist für mich ein klarer Nachteil gegenüber Superstars.
    Hab anderswo gelesen, dass es insgesamt 112 Minispiele sein sollen, von denen wohl nur 15 Bewegungssteuerung voraussetzen. Ich denke, das ist noch verschmerzbar.

    Apropos: Lediglich 12 Minispiele sollen Remakes aus früheren MP-Titeln sein. Also gibt's ganze 100 neue.
  • Avatar von Rincewind
    Rincewind 16.10.2024, 12:06
    schön das es kein lazy cashrabber geworden ist <3
  • Avatar von Garo
    Garo 15.10.2024, 18:49
    Klingt ja ganz gut, aber ich warte noch ab. Aktuell sieht's nämlich so aus, als könnte man auf min. eine Map munter Shop-Runden drehen und sich mit Goldröhren zupumpen, was auch aufgrund der durch Glücksfelder kaputten Economy die Vorgänger entspaßt hat.

    Zitat Zitat von Darkmask Beitrag anzeigen
    Das einige Minispiele bzw. Modi Bewegungssteuerung voraussetzen, ist für mich ein klarer Nachteil gegenüber Superstars. Frei nach dem Motto: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Sehr schade.
    Die Minispiele kannst du im Vorfeld deaktivieren. Da es so viele Minispiele gibt fällt das auch nicht ins Gewicht wenn die fehlen.
  • Avatar von Darkmask
    Darkmask 15.10.2024, 17:58
    Ich bleibe weiterhin bei MP Superstars. Das einige Minispiele bzw. Modi Bewegungssteuerung voraussetzen, ist für mich ein klarer Nachteil gegenüber Superstars. Frei nach dem Motto: Zwei Schritte vor, ein Schritt zurück. Sehr schade.