Die Nintendo Wii war die Heimat einiger einzigartiger Spieletitel, was unter anderem an der Bewegungssteuerung lag. Einer dieser Titel war „Disney Epic Mickey“, das 2010 für die Wii erschien. Damals standen dem innovativen Gameplay jedoch einige technische Probleme gegenüber. Ob diese mit dem letzten Monat erschienenen Remake „Disney Epic Mickey Rebrushed“ behoben wurden, klären wir für euch im Test.
Eine magische, aber verhängnisvolle Reise ins Ödland
Die Geschichte von „Disney Epic Mickey Rebrushed“ ist sowohl fantastisch als auch tragisch. In einer liebevoll animierten Intro-Sequenz gelangt die berühmte Maus Mickey durch einen magischen Spiegel in das Zuhause des Zauberers Yen Sid. Dort entdeckt er das Modell der von Yen Sid erschaffenen Welt Ödland sowie den Zauberpinsel, der in Kombination mit magischer Farbe und Verdünner Dinge erschaffen und zerstören kann. Durch ungeschicktes Herumexperimentieren erschafft Mickey ein Monster und verschüttet den Verdünner auf dem Modell. Aus Angst vor den Konsequenzen flieht Mickey und kehrt erst Jahre später nach einer Entführung durch das von ihm geschaffene Monster in das Ödland zurück, wo sich seitdem viel getan hat.
Ursprünglich hatte Yen Sid das Ödland als neues Zuhause für all jene Disney-Figuren geschaffen, die im Laufe der Jahre in Vergessenheit geraten waren. Doch durch die von Mickey ausgelöste Verdünner-Katastrophe hat sich das Leben der Bewohner drastisch verschlechtert, da große Teile der Welt zerstört wurden. Während unser anfängliches Ziel im Spiel darin besteht, aus dem Ödland zu entkommen, liegt uns im weiteren Verlauf immer mehr das Schicksal seiner Bewohner, die unter der Führung von Oswald dem glücklichen Hasen stehen, am Herzen. Immer wieder wird Mickey im Laufe der Geschichte vor Augen geführt, welche Konsequenzen sein unüberlegtes Handeln hatte. Dieses Thema ist auch in einen weiteren zentralen Aspekt des Spiels eingebunden: An vielen Stellen muss sich Mickey zwischen mehreren Optionen entscheiden, die das Leben der Ödland-Bewohner beeinflussen und ihm selbst verschiedene Vor- oder Nachteile bringen können.
Erschaffen oder löschen?
Auch in den Kämpfen gegen verschiedene Blob-Varianten haben wir oft zwei Möglichkeiten. Wir können die Gegner entweder durch den Einsatz von Farbe auf unsere Seite bringen oder sie direkt mit Verdünner bekämpfen. Obwohl die verschiedenen Gegnertypen und ihre teils großen Gruppen uns auf Trab halten, ist das Kampfsystem nicht sonderlich tiefgründig. Mit etwas Kreativität kann man jedoch zumindest für Abwechslung sorgen, indem man Gegner etwa mit einer Schwungattacke von einer hohen Plattform stößt. Farbe und Verdünner spielen insbesondere beim Erkunden des Ödlands eine wichtige Rolle, da man damit Plattformen, Wände und andere Levelelemente erschaffen oder entfernen kann, um zuvor unerreichbare Orte zu erreichen.
Kreative und düstere Umgebungen im Disney-Universum
Die Umgebungen in „Disney Epic Mickey Rebrushed“ sind ausgesprochen charmant und kreativ gestaltet. Ob auf der geschäftigen Mean Street oder dem Müllberg, die Landschaften erinnern immer wieder an beliebte Disney-Filme aus der Kindheit, jedoch in einer deutlich düsteren Atmosphäre. Dass sowohl junge als auch ältere Disney-Fans auf ihre Kosten kommen, liegt natürlich auch daran, dass man im Laufe des Spiels auf beliebte Charaktere trifft, die zum Teil eine Ödland-Variante wie einen Roboter-Goofy darstellen. Durch die zahlreichen Nebenmissionen, bei denen man meist einen Gegenstand finden und zu einer bestimmten Figur bringen muss, fühlt sich das Ödland wie eine lebendige Spielwelt an, in der man immer wieder etwas über die Beziehungen der Charaktere untereinander erfährt.
Besonders beeindruckend fanden wir im Test die Projektor-Passagen. Anstatt einfach nur von einem Abschnitt zum nächsten zu gelangen, betretet ihr immer wieder Projektoren, in denen Mickey in einer 2D-Ansicht durch Platforming-Passagen gesteuert wird, die stilistisch an alte Disney-Werke erinnern. Wie in der 3D-Welt lassen sich auch hier einige versteckte Konzeptzeichnungen und andere Sammelgegenstände finden. Besonders selten sind die bronzenen, silbernen und goldenen Anstecker, die ihr teilweise finden und teilweise freischalten müsst.
Ein besseres Kamerasystem aber lange Ladezeiten
Die technischen Probleme des Originals, die wir eingangs erwähnten, wurden größtenteils vorbildlich behoben. Die wichtigste Änderung betrifft das Kamerasystem: Während die Wii-Version eine starre Kamera hatte, die oft hinderlich war, bietet das Remake nun endlich ein modernes, frei bewegliches Kamerasystem. Ausnahmen bilden die Bosskämpfe und einige spezielle Spielabschnitte, was jedoch kaum stört. Trotz des vielen Lobes müssen wir zumindest bei der Switch-Version von „Disney Epic Mickey Rebrushed“ eine deutliche Kritik an den extrem langen Ladezeiten aussprechen. Dies fällt besonders beim Wechsel von den Projektor-Passagen zu den 3D-Abschnitten auf. Abgesehen davon ist das Remake jedoch sehr schön anzusehen, auch wenn durch die aufpolierte Grafik ein leichter Stilwechsel stattgefunden hat, bei dem vielleicht etwas von der düsteren Atmosphäre verloren ging. Diese wird jedoch nach wie vor von der subtilen, aber auf positive Weise beunruhigenden Hintergrundmusik unterstützt.
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