Donkey Kong ist ohne Frage eine der größten Ikonen der Videospielgeschichte. Der Gorilla konnte vor allem dank der Donkey Kong Country-Reihe beweisen, dass seine Spiele zeitlose Klassiker sind. Nachdem Rare von Microsoft gekauft wurde, dauerte es aber über 10 Jahre, bis Donkey Kong seine Rückkehr feiern konnte. Glücklicherweise bewies Retro Studios mit „Donkey Kong Country Returns“, dass sie verstanden, was den Reiz der Reihe ausmachte. 2014 erschien der Nachfolger, und plötzlich wurde es wieder still um Marios ehemaligen Erzfeind. Um das in Perspektive zu setzen: Der Abstand von „Donkey Kong 64” zu „Donkey Kong Country Returns“ ist fast genauso lang wie der zwischen „Tropical Freeze“ und heute. Und auch wenn kein neuer Titel vor der Tür steht, erhalten Nintendo Switch-Besitzer endlich die Möglichkeit, den modernen Klassiker nachzuholen. Bleibt nur noch die Frage, ob hier die Nostalgie siegt oder verblendet.

Alles Banane
Eine Story braucht niemand erwarten: Die bösen Tikis, kleine Wesen in der Form von Masken, stehlen alle Bananen von Donkey und Diddy und hypnotisieren dabei auch noch die Tiere der Insel. Das Ziel ist klar: Die Tikis besiegen und die Bananen zurückholen. Simpler kann eine Geschichte kaum sein, auf Charme wird aber auch nicht verzichtet. Die wenigen kurzen Zwischensequenzen wurden liebevoll animiert, strotzen nur so vor Atmosphäre, und die kleinen Gags unterhalten bestens - es wird niemals langweilig, Donkey Kong dabei zuzusehen, wie er seine Gegner wegboxt.
Dieser Fokus auf eine simple Narrative schadet dem Spiel zu keiner Sekunde. Ganz im Gegenteil, die Entwickler haben ihren Fokus vor allem auf Elemente im Hintergrund, Animationen der Gegner und entsprechende Geräusche und Melodien gerichtet, um jedem Level eine Persönlichkeit zu verleihen. Seien es die fliegenden Trommeln oder das kleine Schwein an jedem Checkpoint, das das Heldenduo anfeuert, eine Persönlichkeit hat das Spiel in jedem Fall.
Das Retro von morgen
Damit das funktioniert, muss aber auch das Gameplay stimmen. Donkey Kong unterscheidet sich maßgeblich von seinem Klempner-Kontrahenten, denn er springt nicht allzu hoch, kann dafür aber mit einer Rolle Gegner besiegen, auf den Boden trommeln um Schalter zu aktivieren, Mechanismen mit einem Pusten auslösen und gemeinsam mit Diddy Kong auf dem Rücken sogar für einen kurzen Moment schweben und noch länger rollen. Das mag sich anfangs tatsächlich ein wenig langsam anfühlen, denn diese Manöver in einem guten Tempo miteinander zu verknüpfen und dabei auch noch die Geheimnisse der Level zu entdecken, bedarf einer Einstiegszeit. Wer sich davon nicht abschrecken lässt oder vielleicht sogar von Anfang an keine Probleme damit hat, wird nach einigen Leveln immer mehr kleine Spielmechaniken entdecken und nutzen können, die anfangs gar nicht so offensichtlich sind. Es entsteht ein wunderbarer Spielrhythmus, der sich durch das gesamte Abenteuer zieht und nicht nur zu keinem Zeitpunkt langweilig wird, sondern direkt dazu einlädt, Level zu wiederholen und die eigenen Bestzeiten zu schlagen.

Ein moderner Klassiker
Das eigentliche Highlight des Spiels sind definitiv die Level. Wie für das Genre üblich, gibt es für jede Welt ein übergeordnetes Thema, vom Dschungel über den Strand bis hin zu Klippen und einer Fabrik. Anstatt sich davon aber limitieren zu lassen, hat das Team jede Chance genutzt, um sich kreativ zu entfalten. Jedes Level führt somit neue Elemente, Herausforderungen und Überraschungen ein, die für eine wunderbare Portion Abwechslung sorgen. Wer den Nachfolger, der bereits für Switch erhältlich ist gespielt hat, muss seine Erwartungen nur ein wenig zurückschrauben, doch enttäuscht werden sollte niemand. Natürlich gibt es mehrere MINECART-Level, doch auch diese kommen immer wieder mit unerwarteten Herausforderungen zurück, sodass sie sich zu keinem Zeitpunkt identisch anfühlen. Besonders stark ist, dass sich dies im weiteren Verlauf nicht ändert, sondern immer beeindruckender wird, sodass die letzten Welten gleichzeitig die kreativsten und aufregendsten sind.
Gleichzeitig wird der Schwierigkeitsgrad insbesondere ab der sechsten Welt ordentlich angehoben. Plötzlich gibt es weitaus mehr Passagen, die besseres Timing verlangen oder ein höheres Tempo vorlegen. Die „Donkey Kong Country“-Reihe ist bekannt dafür, nicht zu den einfachsten Genre-Vertretern zu gehören, und obwohl man sich an einigen Passagen die Zähne ausbeißen kann, ist keine Herausforderung unmöglich. Wer dennoch bereits vorab weiß, dass Frust ein Problem werden könnte, darf im Modernen Modus starten. Hier hat Donkey Kong ein Herz mehr, es gibt weitaus mehr Leben und Bananen in den Leveln und dank eines erweiterten Shops darf man sich zahlreiche Hilfestellungen mitnehmen. Egal ob ein Ballon, der einen vor einem Abgrund rettet oder kurze Unverwundbarkeit, es werden genügend Mittel geboten, damit die Konsole fest in den Händen bleibt. Leider muss man sich anfangs für den Modus entscheiden, während des Spielverlaufs ist das nicht mehr möglich.
Mehr als nur Beschäftigungen
„Donkey Kong Country Returns HD“ wäre aber kein würdiger Ableger, wenn es nicht genügend zum Sammeln geben würde. Da wären natürlich die klassischen Bananen, wertvoller sind aber Bananenmünzen, mit denen Items wie mehr Leben oder ein Schlüssel in jeder Welt für das Freischalten eines neuen Levels erworben werden können. Nicht zu vergessen sind auch die KONG-Buchstaben, die manchmal versteckt, manchmal schwierig zu erreichen sind, meist aber eine solide zusätzliche Herausforderung bieten. Wem das alles nicht genug ist, der darf noch Puzzleteile suchen, die weitaus besser versteckt sind und tatsächlich erfordern, jeden Winkel eines Levels abzusuchen, was je nach Passage durchaus zu den kniffligsten Herausforderungen gehören kann. All das sorgt auch dafür, dass man das knapp zehnstündige Abenteuer von der Spielzeit her mehr als verdoppeln kann, wenn man wirklich alles finden möchte. Doch es wurde mal wieder an alle gedacht: Wer keine Lust aufs Sammeln hat, kann alles getrost ignorieren und trotzdem das Finale erreichen.

Chaotischer Spaß zu zweit
Auch der Mehrspieler-Modus schafft es in die HD-Fassung und ist noch leichter zu nutzen als jemals zuvor. Vor dem Start eines Levels kann ein Joy-Con pro Spieler verteilt werden, und schon werden Donkey und Diddy einzeln gesteuert. Das mag teilweise etwas chaotisch werden, vor allem in den späteren Welten, ist aber eine spaßige Art, die Herausforderungen gemeinsam zu meistern.
Hochglanz?
All die Lobeshymnen auf das Spiel, die bisher geäußert wurden, lassen sich auch auf die anderen Versionen für Wii und 3DS übertragen. Wirklich neu an der Switch-Portierung ist aber nur der HD-Zusatz. Und der sieht gut aus – für ein 14 Jahre altes Spiel, das nun eine HD-Überarbeitung erhalten hat. Die Charaktere und Hintergründe sehen scharf aus, die Farben sind kräftiger, und kleinere optische Anpassungen sorgen für ein rundes Paket. Dennoch handelt es sich nicht um eine vollständig neue Fassung, und obwohl der Vergleich mit „Tropical Freeze“ hinkt, fragt man sich, ob ein vollständiges Remake den Titel nicht noch hübscher hätte machen können.
Akzeptiert man diesen Umstand, sowie den entsprechenden Preis des Remasters, gibt es wenig zu meckern. Das Spiel läuft flüssig, steuert sich wunderbar, und durch die Option, Bewegungssteuerung oder ausschließlich Knöpfe zu nutzen, dürfte jeder zufrieden sein. Auch der Sound bleibt zeitlos, mit vielen Stücken, die an die originale Trilogie erinnern. Einziger Wermutstropfen sind die mitunter langen Ladezeiten, denn 15 Sekunden pro Level wirken nicht zeitgemäß.
Bisher gibt es zehn Kommentare
„Um das in Perspektive zu setzen: Der Abstand von „Donkey Kong 64” zu „Donkey Kong Country Returns“ ist fast genauso lang wie der zwischen „Tropical Freeze“ und heute.“
Ich denke oft an solche Dinge (btw: Super Mario Sunshine ist inzwischen älter, als die Figur Mario zum Erscheinen von Super Mario Sunshine war!), aber das war mir noch nicht bewusst. Ziemlich krass, insbesondere wenn man bedenkt, dass es zwischen Donkey Kong 64 und Returns ja immerhin noch andere Donkey-Kong-Spiele gab (King of Swing, Jungle Beat, Jungle Climber), seit Tropical Freeze abseits von Remakes und Mario vs. Donkey Kong aber absolut gar nichts.
Herrlich!
alberner Spieletitel (allein dieses "HD" ist der Hammer