Eine Spinne, ein Skorpion und ein Schatz
Was diese drei Dinge miteinander zu tun haben? In „Deadly Creatures“ schlüpft man in die Haut von einer Tarantula und einem Skorpion, die sich in der Wüste allerlei Tiere vom Hals halten. Als wäre das feindliche Ungeziefer aber nicht schon genug, erfahren sie simultan die Geschichte zweier Männer, die zusammen auf der Suche nach einem wertvollen Schatz sind. In insgesamt zehn Missionen übernimmt man abwechselnd die Rolle der Spinne und des Skorpions, erkundet unter anderem einen Sarg, abgestorbene Kakteen, Höhlen und sogar eine Tankstelle. Jede der zwei spielbaren Figuren hat besondere Fähigkeiten, die einem beim Voranschreiten behilflich sind. So kann sich beispielsweise die Vogelspinne von einem Netz zum anderen schwingen, während der Skorpion Löcher buddelt oder Gras mit seinen Scheren schneidet.
Zum Alltag der Kreaturen gehört selbstverständlich mehr als nur das Erforschen der Landschaften, sie müssen sich auch gegen andere Geschöpfe behaupten können. Dazu greift man nicht nur auf die nicht vorhandenen Fäuste der beiden Protagonisten zurück, sondern vergiftet Gegner auch durch den Stachel des Skorpions oder verklebt Feinde mit Spinnenweben. Nach jedem Kampf erhält man Punkte gutgeschrieben, die automatisch in neue Fähigkeiten übergehen. Somit lernt man nebenbei neue Angriffe und Kombinationen, die einem das Leben erleichtern. Leider werden die Kämpfe zum Ende hin nicht spannender, sondern nur nerviger. Die Gegner durchdringen durch besondere Attacken den eigenen Block oder sind teilweise so hoch in der Luft, dass man sie nur in kurzen Momenten treffen kann. Dadurch wird der Schwierigkeitsgrad an manchen Stellen künstlich erschwert, was zu Lasten der Spielernerven geht. Vorbildlich hingegen ist die Option, vor jedem Kapitel den Schwierigkeitsgrad erneut auszuwählen. Konnte man die Schwierigkeit in anderen Spielen nur einmal vor Beginn bestimmen, funktioniert zumindest dieser Aspekt in „Deadly Creatures“ um einiges komfortabler.
Selbstverständlich wird auch in den Gefechten etwas Abwechslung eingebracht. Kämpft man zu Anfang des Spiels noch gegen kleine Kakerlaken, bekommt man es mit der Zeit mit immer größeren Tieren zu tun. Als Zwischengegner im ersten Kapitel macht es einem bereits eine Schlange zu schaffen, die man im Spiel nicht das letzte Mal gesehen hat. Einige der größeren Gegner erfordern aber keine Schlagkombinationen, sie werden durch Ausweichen und Quick-Time-Events ausgetrickst. Diese sind durch Titel wie „God of War“ seit einiger Zeit wieder groß im Kommen, durch den Überdruss können sie aber zumeist nur genervtes Stöhnen anstelle von aufregender Stimmung aus dem Spieler kitzeln.
Als kleiner Bonus wurden in den Level von „Deadly Creatures“ zudem noch knapp 400 Maden verteilt, die nicht nur einen Teil der Gesundheit wiederherstellen, sondern Schritt für Schritt Galerien freischalten. Reiz zum erneuten Spielen der Kapitel ist also gegeben, ansonsten gibt es nach dem Durchspielen allerdings nichts Neues zu erledigen.
Die natürlichen Feinde des Spielers
Die größten Spaßbremsen im Spiel sind eindeutig Kamera und Steuerung. Die Areale sind zwar äußerst hübsch gestaltet, durch die nahe Perspektive geht jedoch ein großer Teil der Freude verloren. Der Spielverlauf erfordert, dass man über Ecken und Kanten geht, an der Decke läuft oder rings um eine Wurzel klettert. Die Kamera folgt zwar der Figur, ist scheinbar aber oft verwirrt, da sie erst einige Male zuckt, bevor der passende Ausschnitt schließlich doch noch gefunden wird.
Anders als die Kameraführung funktioniert die Steuerung oftmals ohne Probleme. Herrscht man mit den Tasten und dem Analogstick über die Kreatur, bewegt sie sich, wie man es von ihr erwartet. Sofern jedoch Bewegungen ins Spiel kommen, die mit Nunchuk und Wii-Fernbedienung ausgeführt werden müssen, beginnt die Sache hakelig zu werden. Häufig werden nämlich Buttonkombinationen mit einer bestimmten Bewegung verbunden, was nur in den seltensten Fällen wirklich funktioniert. Das wirft erneut die Frage auf, wieso die Entwickler eine halbgare bewegungssensitive Steuerung der mit den vorhandenen Knöpfen vorziehen.
Ekelhafte Technik?
Dass die Figuren im Spiel so viel Ekel hervorrufen, ist besonders der hervorragenden Technik zu Gute zu schreiben. Besonders die beiden Spielcharaktere zaubern durch die lebensechten und flüssigen Animationen Gänsehaut hervor. Bemerkenswert sind weiterhin noch die Areale, in denen man sich im gesamten Spiel bewegt. Neben einer abwechslungsreichen Auswahl an Locations werden stets andere Farbgebungen benutzt, die durch die schönen Lichteffekte vollends zur Geltung kommen.
Auch die Musikuntermalung zeugt von hohen Entwicklungsstandards. Die Klänge sind keine typischen Melodien, sondern bedrohliche Geräusche, wodurch die Atmosphäre optimal unterstützt wird. In der englischen Fassung wurden außerdem Billy Bob Thornton und Dennis Hopper für die Synchronisierung der beiden menschlichen Figuren angeheuert.
Bisher gibt es sieben Kommentare
Mich fasziniert das Spiel irgendwie total, habs für 32€ aus UK bestellt
Btw mein 6. Wii Titel in Folge
Jedenfalls danke für das informative Review.
edit: Eine Frage habe ich noch:
Wie steht's mit Replay Value? Was hätte man für Gründe, außer Die- Hard- Fantum, das Spiel ein weiteres Mal durchzuspielen?
Bei 6 Stunden, rede ich aber nicht von "viel spielen" Schade, da sich der Titel sonst sehr vielversprechend anhört. Ich denke mal das ist ein "Videotheken-Titel" Der Wiederspielwert scheint ja auch nicht hoch zu sein.
Aber ich werd demnächst wohl zumindest mal ein Exemplar aus der Videothek holen