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The Conduit

The Conduit

Schaut man heutzutage auf ein Kinoplakat oder Spielecover, sieht man neben dem Titel oftmals auch den Aufhänger „Von den Machern von…“. Das amerikanische Studio High Voltage Software könnte damit allerdings kaum einen Käufer gewinnen, müsste man als Spiele schließlich Meisterwerke wie „Charlie und die Schokoladenfabrik“, „Family Guy“ oder „Ben 10: Protector of the Earth“ einsetzen. Auf den ersten Blick scheint man es also mit einem mittelmäßigen Spiel zu tun zu haben und stellt es lieber wieder in das Verkaufsregal zurück, oder?

Von Lizenzmüll zum Top-Titel?


Doch wer bestimmt, wie gut ein Entwickler ist? Sind es dessen Spiele, die von den Vertrieben so lange zurecht geschnippelt werden, bis sie zur angepeilten Zielgruppe passen? Oder bestimmen die Ideen und Ambitionen des Teams die Qualitäten, bevor überhaupt jemand etwas beeinflussen und möglicherweise verschlimmern kann? Dem Studio High Voltage Software erging es in den letzten Jahren nicht allzu gut, denn man entwickelte eine Lizenzversoftung nach der anderen und die schlechten Wertungen konnte man selbst an den Händen aller Mitarbeiter nicht mehr abzählen. Die Jungs bei „HVS“ zogen einen Schlussstrich, ohne jeglichen Publisher in Aussicht entwickelte man einen Ego-Shooter, der alle anderen Genrekollegen eines Besseren belehren sollte. In Zusammenarbeit mit SEGA erschien der mittlerweile als „The Conduit“ bekannte Actiontitel nun für Nintendos Wii. Ob der Titel sowohl technisch als auch spielerisch die alten Spiele übertreffen kann, haben wir ausgiebig getestet.

„It all begins with a simple question…“


Agent Michael Ford wacht in einem U-Bahn-Tunnel in Washington auf. Um ihn herum ist alles zerstört, Wände könnten sich praktisch umarmen, die Decke hängt halb auf dem Boden. Er kommt zu sich und wird sich dem Grund der Zerstörung bewusst, einer Alien-Invasion der Drudge. Vor einigen Tagen wurde er von John Adam, dem Leiter einer geheimnisvollen Organisation mit dem Namen Trust kontaktiert. Dieser berichtet ihm von einem mysteriösen Artefakt, dem „All-Seeing Eye“, das vom Terroristen Prometheus gestohlen wurde. In einem Hinterhalt soll der Agent das „ASE“ nun wieder an sich bringen und den Terroristen unschädlich machen, doch ganz so reibungslos verläuft die Mission nicht. Ford wird von Trust-Mitgliedern angegriffen und Prometheus ist nirgends vorzufinden. Einzig das allsehende Auge kann er einem Forscher entreißen, bevor dieser sich in die Luft sprengt.

Es hätte so schön enden können, doch die wahren Ziele von Trust kommen zum Vorschein und Agent Ford steht ab sofort auf der Abschussliste. Auf der eigenen Seite steht plötzlich der ehemalige Terrorist, zusammen versuchen sie nun, die Invasion zu stoppen und der Organisation den Gar auszumachen, bevor noch weitere Menschen zu Schaden kommen. Im Laufe der Geschichte erfährt man zusätzlich, wer wirklich hinter der Drudge-Invasion steckt und wer die Puppenspieler in Wirklichkeit sind.

Peng, peng, platsch!


Um eine Antwort auf seine Fragen zu bekommen, spielt man in der Haut von Michael Ford insgesamt neun Missionen im Einzelspielermodus. Die Reise beginnt in den bereits erwähnten Metro-Tunneln Washingtons und geht weiter zu noblen Anwesen und den Abwasserkanälen der Stadt. Aber auch im Weißen Haus geht es heiß her, bis man zum Schluss endlich das Hauptgebäude von Trust erreicht hat. An Gegnern mangelt es dabei keinem Areal, überall wird man von menschlichen aber auch außerirdischen Kontrahenten nahezu überrannt. Zur Gegenwehr hat man stets zwei Waffen zur Verfügung. Zu Anfang jedes Levels hat man noch nicht die Über-Wummen, kann jene aber beim Spielen von besiegten Widersachern einsammeln. Das Waffensortiment reicht dabei von einer normalen Pistole, über eine Shotgun bis hin zu den spaßigen Alienknarren. Dabei verfügt jede über eine bestimmte Fähigkeit, so prallen beispielsweise die Kugeln der einen von Wänden ab, während die andere einen mächtigen Laserstrahl im zweiten Feuermodus verballern kann.

So verballert man ein Magazin nach dem anderen, bis auch der letzte Gegner mit einem beherzten und feucht-klingenden „Platsch!“ gen Boden sinkt und den Weg frei macht. Sind die menschlichen Gegner nach kurzer Zeit erledigt, können die Drudge hingegen aus Portalen immer wieder aufgestockt werden. Deshalb sollte man zu allererst die Orange-leuchtenden Portale zerstören, bevor man sich den schwächeren Kreaturen widmet.

Mit dem Dritten sieht man alles


Selbstverständlich besteht „The Conduit“ nicht nur aus Haudrauf-Actionsequenzen, sondern lockert das Spielgeschehen auch mit ruhigeren Passagen auf. Da kommt das Artefakt geradezu recht, das man zu Beginn des Spiels sicherstellt. Einmal ausgepackt, gibt die Kugel einen weißen Lichtschimmer ab, der in zahlreichen Situationen lebensnotwendig ist. Damit lassen sich zum Beispiel Stellen in Wänden aktivieren, die Türen öffnen, Schieberätsel lösen oder Bomben entschärfen. Außerdem steuert das All-Seeing Eye auch einen großen Teil des Wiederspielwerts bei, denn nur damit lassen sich versteckte Objekte und Nachrichten einsammeln.

Nach dem Spiel ist vor dem Spiel


Hat man den etwa zehnstündigen Storymodus beendet, ist der ganze Spaß dennoch nicht vorbei. Denn High Voltage Software haben „The Conduit“ einen ausgezeichneten Onlinemodus spendiert, der auf der Wii seinesgleichen sucht. Mit elf Mitspielern kann man sich in den Standardmodi wie „Capture the Flag“ oder „Deathmatch“ die Köpfe wegballern oder aber auch in ausgefalleneren Varianten wetteifern. Da wäre zum Beispiel das „All Seeing Eye-Rugby“, in dem der Spieler gewinnt, der die Kugel am längsten behalten kann. Derjenige, der das „Allsehende-Auge“ in den Händen hält, verfügt nur über seine Fäuste und Granaten und ist zudem langsamer beim Laufen, was die ganze Sache zusätzlich erschwert, wenn man am längsten das ASE haben möchte. Bei dem Kopfgeldjäger-Modus hat jeder Mitspieler eine Zielperson, die er über den Jordan befördern muss. Tötet man irgendjemand Anderes, wird ein Punkt abgezogen.

Für jedes Match bekommt man gemäß der Anzahl der Abschüsse die Onlinepunkte „ERF“ gutgeschrieben. Je höher eine Serie ist, desto größer die Anzahl an ERF-Punkten. Bei Freundschaftsmatches bekommt man allerdings keine ERF. Hat man im Laufe der Zeit genug der Punkte gesammelt, steigt man einen Onlinerang höher. Angefangen bei Rang 0, kann man bis zu Rang 24 aufsteigen. Zudem kann man keine ERF-Punkte verlieren, auch nicht, wenn es eine Verbindungsunterbrechung gibt, wie es bei „Mario Kart Wii“ der Fall ist.

So viele schöne Seiten der Onlinemodus von „The Conduit“ auch hat, gibt es auch negative Aspekte. Auch wenn man eigentlich jedes Mal Gleichgesinnte findet, kommt man oftmals nicht ins Spiel hinein. Des Öfteren passiert es, dass man es zwar bis in das Onlinematch schafft, sich dort allerdings aufgrund eines Fehlers nicht bewegen kann. In solchen Fällen ist entweder Warten bis zum Matchende oder ein Neustart der Wii angesagt. Dazu sollte man hingegen erwähnen, dass die Entwickler an dieser Problemlösung bereits eng mit Nintendo zusammen arbeiten. Ein weiteres Problem sind die leicht verzögerten Tode der Gegenspieler, so passiert es sehr häufig, dass beide Spieler sterben.

Traumhafte Steuerung


Steuerungstechnisch hat „The Conduit“ die Nase vor allen anderen Spielen. Denn die Steuerung ist im Menü frei nach Lust und Laune konfigurierbar, funktioniert aber auch im Standardbetrieb schon absolut einwandfrei. Es lassen sich nicht nur die üblichen Optionen wie Geschwindigkeit und Sensitivität ändern, denn die Änderungen finden im Detail statt. Umdrehgeschwindigkeit, Nunchuck-Empfindlichkeit, Totbereich der Wii-Fernbedienung; es bleiben keinerlei Wünsche offen. Und als wäre das noch nicht genug, kann die Knopfbelegung komplett ausgetauscht werden.

Technischer Quantensprung?


Als technisches Grundgerüst diente im Spiel die hauseigene Quantum3-Engine. Diese wurde extra für „The Conduit“ verfeinert und zeigt Effekte, die in anderen Wii-Titeln zuvor noch nie gesehen wurden. Diese Effekte sehen im Einzelnen auch für Wii-Verhältnisse gut aus, im Ganzen betrachtet wirkt die Grafik teilweise allerdings zu überladen. Auf Playstation 3 und Xbox 360 hat man die Zeiten der Plastikwelten fast gänzlich hinter sich gelassen, auf der Wii muss man erst jetzt mit glänzenden Bump Mapping-Monstern kämpfen. Dafür sehen die restlichen Effekte hervorragend aus und stechen klar aus den sterilen Hintergründen heraus. Gerade in späteren Missionen leuchtet die Umgebung nur so von den Projektilen der Waffen, die überall herumschwirren.

Der Soundtrack ist des Weiteren zu jedem Zeitpunkt überaus gelungen und unterstützt die gute Atmosphäre um ein Vielfaches. In jedem Areal gibt es neue Stücke zu hören, die vom Komponisten Diego Stocco eigens für das Spiel produziert wurden. Die Dialoge sind zu jeder Zeit Englisch synchronisiert, wofür unter anderem die Stimmen von William Morgan Sheppard, der in „Transformers“ und „Star Trek“ zu sehen war, und seinem Sohn Mark Sheppard, bekannt aus „Battlestar Galactica“ und „Dollhouse“, zum Einsatz kamen.
Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

Es bleibt also die anfängliche Frage, ob ein Spiel nur so gut sein kann, wie die bisherigen Leistungen des Entwicklers. Wir können frohen Mutes mit „Nein“ antworten, denn „The Conduit“ ist ohne Zweifel das bisher beste Spiel von High Voltage Software. Zum besten Spiel auf der Wii oder auch nur Ego-Shooter hat es jedoch bei Weitem nicht gereicht. Die zuvor stark umworbene Grafik profitiert nicht nur von den vorhandenen Techniken, sondern kränkt an der fragwürdigen Einsetzung dieser. Die Missionen im Einzelspieler spielen sich zum Teil sehr langatmig und ermüdend, dagegen hilft aber der grandiose Onlinemodus. Wie man sieht, ist „The Conduit“ also sicherlich kein perfektes Spiel, setzt aber Zeichen, dass auch Konzepte abseits des Casual-Wahns gewünscht sind.

Bisher gibt es zwei Kommentare

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  • Avatar von KaiserGaius
    KaiserGaius 25.07.2009, 22:26
    Zitat Zitat von miyamoto Beitrag anzeigen
    Crapspiel.
    Ich will deine Aussage jetzt nicht kritisieren aber du solltest vielleicht doch n paar Worte mehr verlieren, bevor andere User hier rumzicken, dass du deine Aussagen nicht begründest und das sie das Spiel toll finden.

    Ich habe weder die Entwicklung verfolgt, noch war ich jemals vom "Hype" befangen, falls man das überhaupt Hype nennen kann. Wenn man Shooter wie Bioshock, Call of Duty, "indizierter Titel mit Kettensägegewehr" oder ähnliches gespielt hat, dann ist es schwer, überhaupt so etwas wie Conduite zu beachten. Zumindest, wenn man nicht Wii-only ist. Wenn ich mir die ganzen Reviews anschaue, dann kommt das Spiel nicht über ein "gut" hinaus. Nichts besonderes aber auch kein 08/15 Mist (wobei 08/15 bei der Wii eine Mini-Spiel Sammlung darstellt).
  • Avatar von miyamoto
    miyamoto 25.07.2009, 20:31
    Crapspiel.