„Xenoblade Chronicles X“ unterscheidet sich in vielerlei Hinsicht stark von seinem beliebten Vorgänger – nicht zuletzt im Musikbereich. Wirkten am ersten „Xenoblade“ noch sechs zum Teil berühmte Videospielkomponisten mit, gab für das letztes Jahr veröffentlichte Wii-U-Rollenspiel der Anime-Komponist Hiroyuki Sawano sein Debüt als Spielekomponist. Nachdem wir uns ausführlich mit der Entwicklungsgeschichte des Spiels auseinandergesetzt haben, möchten wir jetzt einen Blick auf den Soundtrack werfen und euch einige unserer Lieblingsstücke vorstellen. Ungewöhnlich viele der Stücke des Spiels enthalten gesungene Texte, Englisch und auch Deutsch von japanischen Sängerinnen und Sängern – die Lyrics zu den meisten dieser Songs findet ihr unter diesem Link!
Mono X
„Mono X“ ist die Hauptmusik von „Xenoblade Chronicles X“, zu hören auf dem Titelbildschirm. Zugleich war dieses Stück die akustische Untermalung des Trailers von Januar 2013 und dürfte dementsprechend eines der ersten von Sawano komponierten Werke für das Spiel sein. Durch dieses Stück setzt Monolith Soft die Tradition von Titelbildschirmen fort, auf denen man aufgrund der tollen Musik eben keine beliebige Taste drücken möchte.
Melancholia
Wetten, dass nur die wenigsten von euch dieses Stück schon einmal in Gänze gehört haben? Es spielt nämlich auf dem Menü nach dem Titelbildschirm, in dem man nie mehr als ein paar Sekunden verbringt, und der Anfang von „Melancholia“ lässt nichts Besonderes erwarten. Doch weit gefehlt; das Stück begeistert uns – und lässt uns fragen, warum sich so ein Meisterwerk an einer solchen Stelle verstecken muss. Zumindest kann man dem Stück im Menü ohne Kampfgeräusche oder Cutscene-Sprachausgabe lauschen. Und die vier Minuten ist es alle Male wert!
Black tar
Nun, zuerst haben wir dieses Stück ganz schön gehasst. Rap und komischer Gesang als Kampfthema? Doch nachdem man dieses Stück gefühlte tausend Mal im Kampf gehört hat, kommt man nicht drumherum es zumindest ein wenig zu mögen. Wenn nur die Lyrics nicht ganz so, nun ja, „käsig“ wären – jedes Mal, wenn wir „a whole different plaaahnet“ ganz am Anfang hören, ist uns etwas nach Fremdschämen zumute. Aber was soll's – eigentlich passt „Black Tar“ super zu den energiegeladenen Kämpfen, und der techno-mäßigere zweite Teil des Stücks, der während der Skell-Kämpfe zu hören ist, gefällt auch.
Uncontrollable
Wenn man dieses Stück im Spiel hört, ist sofort klar: Ein Bossgegner greift an. Dann heißt es entweder um sein Leben kämpfen – oder um eben Besagtes rennen. „Uncontrollable“ ist also das Äquivalent zu „You Will Know Our Names“ aus dem Vorgänger, nur dass dieses zusätzlich Gesang enthält. Doch ist es besser oder schlechter als jenes? Gar nicht so einfach zu sagen, was meint ihr?
Don't worry
Dieses euphorisierende Stück passt perfekt zu den ersten Ausflügen mit seinem Skell. Die unglaubliche Freiheit, die das Flugmodul nach einigen Spielstunden ermöglicht, ist atemberaubend, und „Don't worry“ ist eine sehr angenehme Untermalung für dieses Gefühl. Wenn man es bloß nicht so oft hören würde – jedes Mal, wenn man in seinem Skell fliegt, ertönt es, selbst bei jedem Sprung. Und da man in der zweiten Spielhälfte kaum noch zu Fuß unterwegs ist, hört man es leider viel zu oft, und häufig passt es einfach nicht zur aktuellen Spielsituation. Trotzdem – für lange Skellausflüge durch ganz Mira hören wir es immer wieder gerne.
Wir fliegen
Ganz recht, zwei Stücke aus „Xenoblade Chronicles X“ haben deutsche Texte, wie sie Sawano mitunter in seine Stücke einbindet. Aber wir wetten, dass niemand von euch das herausgehört hat – dieses japanische Deutsch ist ja so gut wie unverständlich; die Lyrics zu diesem Stück findet ihr hier. – „Wir fliegen“ ist, anders als der Titel vermuten lässt, nur im Kampf zu hören, und zwar wenn man die Übertakt-Funktion des Skells einsetzt. Doch ist diese ja zeitlich begrenzt und dauert häufig nur einige Sekunden an – wie soll man bloß alle fünf Minuten dieses Stücks im Spiel hören?! Dabei legt „Wir fliegen“ in seiner zweiten Hälfte noch einmal zu.
In the forest (X–>Z ver.)
Von „In the forest“ existieren vier verschiedene Versionen. Eine davon ist „Codename Z“, das aufregend-epische Stück mit Chor-Untermalung, das während des großen Angriffs auf New LA zu hören ist – und ganz typisch nach Sawano klingt. Doch die „X–>Z ver.“ (was auch immer dieser Name bedeutet) gefällt uns noch besser; sie ist ein Metal-Remix mit zusätzlichem Gesang. Leider handelt es sich dabei zugleich um eines der seltensten Stücke im Soundtrack – zu hören ist es ausschließlich im Kampf gegen Yggralith Zero, eine der stärksten Nemesis im Online-Modus. Das halten wir angesichts dieses treibenden Songs, der zu unseren absoluten Favoriten aus „Xenoblade Chronicles X“ zählt, für eine riesige Verschwendung!
The key we've lost
Der Gesangs-Teil dieses Stücks war schon im zweiten Trailer zum Spiel von der E3 2013 zu hören und hat die Fans begeistert. Kurios: Im finalen Spiel hört man „The key we've lost“ erst im finalen Endkampf. Eine ungewöhnliche Musikuntermalung für das Final Battle eines Rollenspiels, aber doch passt das Stück irgendwie und gefällt sehr!
Unehrenhafte Erwähnung: NLA Shigai
Mit der Hintergrundmusik in New LA konnten wir uns nie anfreunden. Die Tages-Version wäre ohne den miesen Gesangs-Teil noch ganz in Ordnung gewesen, aber die Rap-Version, die nachts zu hören ist, sagt uns gar nicht zu. Das schlimmste hieran ist, wie auch bei einigen anderen Stücken in „Xenoblade Chronicles X“, dass man es viel zu oft hört, denn in der Hauptstadt New LA hält man sich nun einmal während eines großen Teils der Spielzeit auf. Und dann stets „NLA Shigai“ zu hören, ist auf Dauer wirklich nicht schön. Aber hier gilt natürlich, dass Geschmäcker verschieden sind – manche Spieler lieben dieses Stück!
Wie findet ihr den Soundtrack von „Xenoblade Chronicles X“? Findet ihr ihn besser oder schlechter als jenen des Vorgängers? Und welche Stücke sind eure Favoriten?
Einige der Leute hinter der Musik des Spiels, v.l.n.r.: Anime-Komponist Hiroyuki Sawano (* 1980) vertonte erstmals ein Videospiel; mpi (echter Name: Jun Tatami) verfasste den Großteil der Texte zu Sawanos Stücken und sang einige davon auch; der in Japan lebende Amerikaner David Whitaker (* 1979) ist der Rapper in „Black Tar“ sowie in „Melancholia“; Mika Kobayashi (* 1978) sang unter anderem den deutschen Text von „So nah, so fern“, sowie „Uncontrollable“ und „The Key We've Lost“; Aimee Blackschleger ist unter anderem zu hören in „Don't worry“ sowie in „Melancholia“. (Bilder von vgmdb.net)
Bisher gibt es neun Kommentare
- Wegen der Spielwelt
- Wegen den unheimlich tiefgründigen Themen, die das Spiel in seiner Story und den zahlreichen Nebenquests, sowie dem Grundsatztparadoxon durch Aggression vertriebene Menschheit muss zum überleben als Aggressor auf einem friedlichen Planeten agieren, anspricht
- Den in meinen Augen phänomenal außergewöhnliche geratenen soundtrack, der sich so wahnsinnig modern von der Masse an orchestralem Rpg soundtrack abhebt und das Spielergebniss nochmals verstärkt.
Und ich kann sogar tatsächlich etwas mit dem New la theme anfangen... (wegduck)
Unheimlich grandios gebratenes Spiel, das seine Faszination jedoch nur dem entfaltet, der bereit ist ihm die 100+ Stunden zu gewähren, die es braucht um die ganzen tollen Möglichkeiten, Nebenquests und Feinheiten hinter seiner grind und elenden sammelfasade hinter dem Katastrophal kleinem Mini Interface zum Vorschein zu bringen
Schön zu sehen, dass ihr ähnliche Meinungen zur Musik von Xenoblade X habt.
Balki: War One Who Gets In Our Way nicht bloß auf die Bossgegner beschränkt? Und You Will Know Our Names kam meine ich bei den anderen einzigartigen Monstern.
Allerdings BRAUCHEN wir einen zweiten Artikel zu diesem Soundtrack. Gibt noch so viele krass gute (rein)instrumentale Tracks, die erwähnt werden müssen, nämlich z.B. eigentlich alle Tracks der Kontinenten-Oberflächen, Meere und des Manon-Schiffs.
Ansonsten war ich sehr positiv vom Soundtrack überrascht. Insbesondere, da ich im Vorfeld immer wieder Schlechtes und Gejammer drüber gehört/gelesen hatte. Tatsächlich gefiel mir der Soundtrack aber besser als bspw. der von XC.
Die einzig negativen Stücke sind die NLA-Titel. Die finde ich musikalisch und allgemein von der Melodie her auch recht gut. Selbst das Nacht-Thema hat so seine Momente. Aber hier fehlt schlicht die Abwechslung.
„Wir fliegen“ gehört auch zu meinen Favoriten. Vor allem der Gebrauch des Stückes ist hervorragend. Üblicherweise würde man erwarten, dass die Musik in so einem Moment erst richtig aufdreht. Hier wird sie jedoch recht ruhig und entspannt. Passt perfekt. So bekommt man ein Gefühl von Überlegenheit, “alles im Griff“ und so. Mit den richtigen Techniken (Farbkombinationen), Ausrüstung oder auch Talenten, ist es auch ein Leichtes, einen längeren Kampf von Anfang bis Ende im Übertaktungsmodus zu bestreiten.
Allgemein sind die deutschen Stücke recht interessant. „NO.EX01“ finde ich bspw. sehr gut. Auch wenn die Texte nur schwer zu verstehen sind und reichlich grammatikalischen Wust enthalten.
Aber ich sag' mal, wenn Marmor, Stein und Eisen bricht, dann können wir auch einen Gewehr in der Hand tragen.
Das albtraumhafte Rexosekll-Battle Theme ist auch so schön .. verstörend und erinnerte mich teilweise doch irgendwie an Metroid.
Stellenweise recht speziell, aber oft ziemlich genial.
Schade, dass die Tonabmischung und die allgemeine Klangqualität im Spiel da bei weitem nicht mithalten können.
Die hier herausgepickten Songs gefallen mir beinahe alle recht gut. Mit einer Ausnahme: Don't worry (Das Flug-Skell-Theme)
Dass es im späteren Spielverlauf so dermaßen oft zu hören ist, macht's natürlich nicht besser, aber ich finde es auch ohne den Overkill einfach nur schrecklich^^
Ungewöhnlich finde ich den großen Anteil an Songs mit Gesang (und darin die breite Variation an Stilen). Das war ich aus RPGs vorher so nicht gewöhnt, hab mich aber damit angefreundet (eignet sich auch gut zum Mitsingen ). Ich hatte das schon mal beim entsprechenden „Making of Xenoblade X“-Artikel erwähnt, aber an ein paar Stellen hätte ich die Songs mit Gesang entweder leiser gedreht oder gegen instrumentale ausgetauscht (weil sie meines Erachtens manchen Dialog übertönt haben und dann auch selbst nicht richtig zur Geltung kamen).
„Uncontrollable“ hat bei mir diesen Effekt des „inneren Panik-Moments“. Man ist alarmiert, dann schaut man sich hektisch um, wo der Tyrann ist und welches Level er hat. Wobei man in manchen Fällen soweit schon gar nicht mehr kommt. Mit etwas Glück kann man sich aber beim Weglaufen dann wenigstens den Rest des Stückes anhören.
„Don’t Worry“ fand ich am Anfang nicht so prickelnd. Aber oft genug macht Gewohnheit Geschmack, und dank zahlreicher Flüge über Mira mag ich es jetzt auch.
Bei „NLA Shigai“ bin ich gespalten. Ich mag den Song eigentlich schon (Tag lieber als Nacht), fand ihn aber als dauerhafte Hintergrundmusik in NLA auch hart am Limit. Aber wenn es zu hart wurde, hab ich ihn ne Weile leiser gedreht und dann ging‘s auch wieder.
Der Artikel beschränkt sich ja auf Songs mit Gesang; der X-Soundtrack hat imo darüber hinaus auch einiges im instrumentalen Bereich zu bieten. Die Themen von Primordia und Oblivia z. B. gehören zu meinen Favoriten, und auch die aus dem Noctilum und von Sylvalum sind toll. Darüber hinaus (ich nenn hier mal die Tracknamen, wie man sie online findet): CodenameZ, G-LOW-S->F.S.K.O (Section 2), MNN+@0, z12e201v2e091n4t.
… was mich dazu führt: Für mich ist X auch der Soundtrack mit den kompliziertesten und eigentümlichsten Tracknamen ever.