Bereits auf der Wii konnte das Studio Rovio Games mit „Swords & Soldiers“ beweisen, dass kurzweilige Echtzeit-Strategiespiele auf der großen Konsole funktionieren. Dennoch wünschten sich die Fans, dass ein Nachfolger an gewissen Punkten Verbesserungen liefert. Dieser ist nach nun knapp vier Jahren erschienen, weshalb wir uns gespannt an das Abenteuer gewagt haben. Ob „Swords & Soldiers II" alles besser macht oder im Schatten seines Vorgängers steht, verraten wir euch hier.
Kein Grill, aber eine Lampe
Die Geschichte von „Swords & Soldiers II“ ist erneut kein Meisterwerk. Diesmal geht es um eine magische Lampe, die die Dämonen ergattern wollen, um unendlich viel Macht zu erhalten. Natürlich stoßen durch dumme Zufälle auch die Wikinger dazu, und ein Kampf zwischen den verschiedenen Fraktionen entsteht, bei dem Bündnisse und Verrat auf dem Tagesplan stehen. Wie bereits im Vorgänger ist die Geschichte voll von kurzen Witzen, die mal mehr und mal weniger zünden. Zudem hat der Erzähler eine Sprachausgabe erhalten, wobei dessen Stimme durch die überzogene Art sicherlich nicht für jeden etwas ist.
Anstelle von drei kurzen Geschichten wie im Vorgänger bekommen die Spieler hier eine lange geboten. Das war ein sehr guter Schritt, denn dadurch werden die Missionen nie langweilig und einige interessante Überraschungen werden dem Spieler begegnen, wobei hier nicht zu viel verraten werden soll. Ebenso hat jedes Level drei verschiedene Ziele, die teilweise so schwer zu erreichen sind, dass Perfektionisten weitaus länger mit dem Spiel zu kämpfen haben, als sie vorerst annehmen.
Lasset die Kämpfe beginnen!
Das Spielprinzip hat sich im Vergleich zum ersten Teil kaum verändert. Noch immer kämpft der Spieler gegen eine gegnerische Armee, deren Basis vernichtet werden muss, um die Runde zu gewinnen. Dabei gibt es zwei wichtige Faktoren: Gold und Mana. Während sich letzteres mit der Zeit automatisch füllt, muss Gold vorerst abgebaut oder gefunden werden, was allerdings nur eine bestimmte Einheit erledigen kann. Je mehr davon erstellt werden, desto schneller füllt sich auch das Guthaben. Davon werden dann Soldaten, Fahrzeuge oder Türme gebaut, um die feindliche Armee zu besiegen. Diese muss natürlich dasselbe tun, und nur, wer die Schlachten strategisch angeht, kann auch gewinnen.
Neben den einzelnen Einheiten können auch mächtige Zauber verwendet werden, mit denen der Spieler seine Truppen verstärkt. Während es einerseits praktische Heilzauber gibt, können auch magische Angriffe genutzt werden, um aktiv ins Spielgeschehen einzugreifen. Im freien Spiel können drei Fraktionen genutzt werden, die alle über andere Krieger, Zauber und Fähigkeiten verfügen, sodass sich keine Klasse gleich anfühlt und der Spieler jedes Mal abwägen muss, wie er gegen die Kontrahenten kämpfen soll.
Alles neu?
Obwohl die grundlegenden Mechaniken nicht verändert wurden, gibt es zahlreiche Neuerungen. Zum einen wären da die neuen Kämpfer und Zauber, an die sich der Spieler erst einmal gewöhnen muss. Selbst die Truppen der bekannten Wikinger wurden so stark verändert, dass eine kurze Eingewöhnungszeit zur Pflicht wird. Zum Glück werden alle Mechaniken in einem schönen Tempo auch während des Story-Modus erklärt. Dabei wirkt dieser nicht permanent wie ein Tutorial, was der Motivation guttut. Ganz neu hingegen sind die Helden, die zwar deutlich mehr kosten, dafür aber auch einen langen Lebensbalken und besondere Fähigkeiten haben. Diese werden in den Kämpfen manuell eingesetzt und geben einen entscheidenden Vorteil, wenn zum Beispiel Truppen in der Nähe durch einen Gesang schneller und stärker werden. Zu mächtig sind diese zum Glück nie, und nur wer sie im richtigen Moment nutzt, kann daraus einen Vorteil schlagen.
Wirklich stark verändert hat sich der Einzelspieler-Modus. Im Vorgänger konnten die Spieler noch wählen, welche Fraktion sie spielen möchten, um anschließend die Geschichte zu erleben. Hier fällt diese Funktion weg, dafür gibt es eine zusammenhängende Geschichte, die über mehrere Kämpfe hinweg erzählt wird. Dabei wechseln auch die spielbaren Fraktionen, also werden Neueinsteiger nachher wohl kaum noch Fragen haben. Besonders schön sind die Szenarien, in denen der Spieler eine Kombination aus verschiedenen Kämpfern und Zauber selbst erstellen darf. Das bringt Abwechslung mit rein und motiviert, diese mehrfach anzugehen. Der Wiederspielwert ist ebenso vorhanden, denn bei jeder Mission befinden sich drei zusätzliche Aufgaben, die deutlich kniffliger als das eigentliche Level sind, dafür aber selbst Profis ins Schwitzen bringen können.
Die weiteren Modi
Abseits der Kampagne gibt es auch einiges zu tun. Zum einen können Kämpfe gegen die KI bestritten werden, um sein Können zu beweisen und neue Strategien zu entwickeln. Besonders schön sind hier die zahlreichen Möglichkeiten, die Voreinstellungen zu verändern. Die Menge an Gold, Mana und vieles mehr können zum Start eingestellt werden, weshalb es sich durchaus lohnt, in die Optionen zu schauen.
Weiterhin gibt es einen gelungenen Mehrspieler-Modus. Wie bereits im Vorgänger übernimmt ein Spieler das GamePad, während der andere auf den Fernsehbildschirm schaut. Hier kommt ganz klar der Vorteil der Konsole ans Licht, denn jeder Spieler hat einen eigenen Bildschirm und kann dadurch viel angenehmer das Geschehen verfolgen und beeinflussen. Zudem hat sich auch etwas an den Arenen getan. Statt nur die Größe zu verändern, können neun Arenen ausgewählt werden, die sowohl optisch als auch spielerisch die benötigte Abwechslung mit sich bringen und die Modi deutlich länger interessant machen.
Verpasste Chancen
Ganz so perfekt, wie man es sich gewünscht hätte, ist der Nachfolger leider nicht geworden. Zwar bringt er die Stärken des ersten Ablegers mit sich und kann diese sogar noch weiter ausbauen, lässt aber die Schwächen auch mitziehen. Zum einen wäre da die geringe Anzahl an Fraktionen. Zwar dürfen sich die Spieler über zwei komplett neue Armeen freuen, dafür bleibt die Anzahl aber noch immer bei drei. Es wäre schön gewesen, hier mehr Auswahl zu haben, oder zumindest noch die alten Gruppen in Petto zu haben. Es fühlt sich deshalb teilweise so an, als ob man eine erweiterte Version spielen würde, und nicht einen würdigen zweiten Teil.
Noch viel schlimmer hingegen ist das Fehlen eines Online-Modus. Lediglich die Ranglisten können abgerufen werden, was eine kleine Katastrophe darstellt. Gerade die Motivation, gegen Freunde oder Unbekannte auf der ganzen Welt zu spielen, könnte einen lange an den Titel binden. Durch das Fehlen verliert das Spiel aber irgendwann seinen Reiz, und bis auf einige zusätzliche Missionen und den lokalen Modus gibt es nichts mehr zu tun. Wieso die Entwickler den Aspekt nicht endlich eingebaut haben, bleibt unklar. Das wäre nämlich ein echter Mehrwert gewesen.
Technik
Auf der technischen Seite gibt es absolut nichts zu meckern. Optisch ist das Spiel hervorragend und kann durch die handgezeichneten Charaktere sowie Hintergründe überzeugen. Zudem hält sich die Bildrate stets auf einem hohen Niveau. Der Spieler kann in jeder einzelnen Animation sehen, mit wie viel Liebe die Entwickler an den Titel heran gegangen sind. Auch der Soundtrack weiß zu gefallen, obwohl echte Ohrwürmer ausbleiben.
Die Steuerung ist zudem ebenfalls überarbeitet worden. Während der Spieler auf dem GamePad bequem die passenden Einheiten antippen kann, ist auch die Steuerung mit den Knöpfen hervorragend gelungen. Während die ZL-Taste zum Auswählen der Einheiten genutzt wird, steht ZR für die Zauber. Nach einer sehr kurzen Eingewöhnungszeit geht das locker von der Hand und lässt keine Wünsche übrig. Im Endeffekt darf also jeder selbst entscheiden, wie er lieber spielen möchte. Egal, ob mit dem Wii U Pro Controller auf dem Bildschirm oder nur am GamePad mit zwei verschiedenen Steuerungsmöglichkeiten.
Bisher gibt es vier Kommentare
Ich hoffe immer noch auf DLC und eventuell einen Onlinemodus. Da es sich aber wohl eher mäßig verkauft hat (Indie und mehr als 10€?!!?! roflol), fällt das wohl flach.