Früher war alles besser – oder etwa nicht?
Wer das Glück hatte und schon einige Konsolengenerationen miterlebt hat, wird sich mit einem lachenden und einem weinenden Auge an die Rennspiele der charmanten Pixelzeit erinnern. Aufgrund der technischen Limitationen waren realistisch angehauchte Titel von vornherein zum Scheitern verurteilt, doch auch in den Arcade-Gefilden herrschte häufig eher Frust statt Lust. Nichtsdestotrotz erschienen einige spaßige Top-Down-Racer wie „R.C. Pro-Am“ oder „Micro Machines“, die sich erfrischend knackig spielten und besonders mit Freunden echte Spaßgranaten waren.
Im Geiste solcher Rasereien entwickelte Senile Team „Rush Rush Rally Racing“ für Segas Dreamcast und zeigte mit der Veröffentlichung im Jahre 2009, dass die Indie-Szene der beliebten Konsole noch längst nicht der Vergangenheit angehört. Der große Erfolg hat schließlich auch zu einer überarbeiteten Version geführt, die nun über WiiWare vertrieben wird.
Klein, aber oho
Doch was hat sich im Vergleich zur ursprünglichen Version geändert? Die Entwicklerjungs und -mädels haben die Gelegenheit genutzt und ihren Sprössling noch einmal ordentlich aufpoliert. So stehen insgesamt drei Spielmodi bereit, die in Angriff genommen werden wollen und auch Gamer mit Benzin im Blut vor keine leichten Aufgaben stellen. Das Kernstück stellt dabei die Meisterschaft dar, in der man über insgesamt bis zu 19 Strecken gescheucht wird und stets unter den drei Bestplatzierten landen sollte. Verpasst man in einem Rennen den Sprung aufs Treppchen, verabschiedet sich einer der ohnehin knapp bemessenen Versuche. Sind alle aufgebraucht, schiebt sich schließlich das verhasste Game Over genüsslich über den Bildschirm und macht unmissverständlich klar, dass alle bisherigen Erfolge für die Katz waren.
Im obligatorischen Zeitfahren-Modus nagen nicht die beinharten Konkurrenten am Nervenkostüm, sondern der eigene Ehrgeiz. Aufgrund des unterschiedlichen Fahrverhaltens der Karossen werden Bestzeit-Enthusiasten hier durchaus auf ihre Kosten kommen und sich ein ums andere Mal hinter das Lenkrad klemmen, um der Stoppuhr wieder ein paar Zehntelsekunden abzuluchsen.
Da ja bekanntlich aller guten Dinge drei sind, gesellt sich schlussendlich noch der Herausforderungs-Modus zu den knapp bemessenen Auswahlmöglichkeiten. Wie der Name bereits impliziert, kommt es hier zum knallharten Zweikampf. Das Ziel ist jedoch nicht, eine angegebene Anzahl an Strecken als erster hinter sich zu bringen, sondern schnell genug um die Kurven zu heizen, um den Widersacher aus dem Bildschirm zu drängen. Problem dabei: Die Top-Down-Perspektive bleibt nicht auf dem eigenen Vehikel ausgerichtet, sondern auf den mittleren Abstand beider Boliden. Dadurch wird die ohnehin extrem kurze Zeit zum Reagieren noch einmal erheblich verkürzt – Streckenkenntnisse sind in diesem Modus noch einmal deutlich essentieller als in den anderen beiden.
Wer suchet, der findet
Als wäre man mit dem Renngeschehen nicht schon beschäftigt genug, haben es sich die Entwickler nicht nehmen lassen, die abwechslungsreichen Kulissen mit allerhand versteckten Geheimnissen zu pflastern. Diese sollten auch tunlichst gesucht werden, denn nur so lassen sich bestimmte Fahrzeuge und andere Gimmicks freischalten. Zudem lassen sich auf diesem Wege noch einige der zahlreichen Abkürzungen entdecken, die gerade in den späteren Rennen unerlässlich sind, um regelmäßig die vorderen Plätze zu belegen.
Mit den Mitspielern steigt der Spielspaß
Da Rennspiele für gewöhnlich erst im Mehrspielermodus zu Höchstform auflaufen, darf dieser natürlich auch bei „Rush Rush Rally Racing“ nicht fehlen. Dabei stehen Freunden gepflegter Kopf-an-Kopf-Rennen drei verschiedene Modi zur Verfügung: Die auf zwei Spieler beschränkte Herausforderung, normale Rennen und actiongeladene Mehrspielerhatzen, die mit verschiedenen Items für Spannung und Schadenfreude en masse sorgen. Öllachen, Turbos und Waffen lassen so schnell keine Langeweile aufkommen. Umso ärgerlicher fällt die Tatsache ins Gewicht, dass wie bei vielen anderen Wii-Spielen gänzlich auf einen Online-Modus verzichtet wurde. Nicht einmal Ranglisten stehen zum Vergleichen der Bestzeiten bereiten. Doch auch ohne den Weg ins World Wide (Racing-) Web bietet der 900 Punkte teure WiiWare-Titel genügend Inhalt, um für einige Stunden vor die Konsole fesseln zu können.
Technik
Wer bis hierhin gelesen hat, wird nicht umhin gekommen sein, die Spielszenen zu „Rush Rush Rally Racing“ in Augenschein zu nehmen und beim Betrachten sicherlich festgestellt haben, dass es sich hier keinesfalls um eine Technikgranate handelt. Statt moderner 3D-Grafik hat man sich bei Senile Team an der Darstellung von Gameplay-Paten wie den eingangs erwähnten „R.C. Pro-Am“ und „Micro Machines“ orientiert. Herausgekommen ist ein charmanter Racer, der gerade Nostalgikern Pixeltränen in die viereckigen Augen treiben wird.
Durch die weniger aufwändige Grafik scheint noch einiges an Luft in Sachen Speicherbegrenzung für den WiiWare-Titel zur Verfügung gestanden zu haben. Damit dieser nicht ungenutzt bleibt, dröhnt ein stylisher 90s-Dance-Soundtrack in glasklarer Qualität aus den Boxen und sorgt für ein breites Grinsen auf den sonst so angespannten Rennfahrergesichtern. Die Soundeffekte stehen den tollen Melodien in nichts nach und überzeugen ebenfalls auf ganzer Linie.
Bisher gibt es einen Kommentar