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Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging: Können Sie konzentriert bleiben?

Eigentlich sollte es ja bereits 2012 erscheinen, doch auch fünf Jahre später hat das Thema von Dr. Kawashimas neuester Gehirn-Software kein bisschen an Aktualität eingebüßt. Eher im Gegenteil: Dank omnipräsenten Smartphones, überall verfügbarem Internet, pausenloser Erreichbarkeit und Co. verlernen wir es mehr und mehr, uns auf eine Sache zu konzentrieren. Genau da möchten Nintendo und der titelgebende japanische Neurowissenschaftler ansetzen und euch in „Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging: Können Sie konzentriert bleiben?“ zu einer besseren Konzentrationsgabe verhelfen. Geht das Versprechen auf?

Kawashima ist wieder da – und er spricht

Ähnlich wie in den zwei DS-Spielen von „Dr. Kawashima“ ist auch das „Diabolische Gehirn-Jogging“ weniger ein klassisches Videospiel als eine Software zum Training des Gehirns mit vielen spielerischen Aspekten. Demgemäß fällt die Aufmachung auch im 3DS-Spiel nüchtern aus. Wieder wird man von Dr. Kawashimas virtuellem Alter Ego durch Menüs und Übungen geführt – doch diesmal hat Nintendo dem Polygon-Angesicht eine eigene Stimme verliehen.

Damit fangen die großen Unterschiede zu den Vorgängern an. Dr. Kawashima spricht sehr viel zum Spieler, um ihn bei seinem Training zu betreuen und vor allem zu motivieren. Kawashimas Sprecher leistet seinen Job dabei ganz ordentlich, obgleich sich die Texte natürlich wiederholen und Kawashimas Videospielstimme manchmal etwas arg emotionslos wirkt. Auf Wunsch lässt er sich aber auch deaktivieren. Und auch wenn der Gehirnforscher diesmal geradezu teuflisch aussieht – nicht er selbst ist diabolisch, sondern seine neuen Gehirnübungen sind es.

Konzentriere dich!

Lag der Fokus der früheren „Dr. Kawashima“-Spiele darauf, relativ simple Denkaufgaben zur Stimulation der Gehirnaktivität zu lösen, so geht es nun um knallharte Konzentrationsaufgaben. Die Übungen des „Diabolischem Gehirn-Jogging“ dauern je fünf Minuten und folgen überwiegend dem sogenannten n-Zurück-Schema. Beim Zahlenmerken etwa bekommt man eine Reihe an simplen Rechenaufgaben vorgelegt, wobei nicht die Lösung für die aktuelle, sondern für eine der früheren Aufgaben aus dem Gedächtnis aufschreiben muss. Bei 2-Zurück etwa wird die letzte, bei 3-Zurück die vorletzte Lösung verlangt und so weiter.

Das ist tatsächlich diabolisch schwer, denn als Anfänger wird man schon beim 2-Zurück-Zahlenmerken große Probleme haben. Der Schwierigkeitsgrad der Übungen ist aber dynamisch und passt sich dabei den Leistungen des Spielers an, sodass dieser stets an sein absolutes Limit gebracht wird. Dies soll sowohl Über- als auch Unterforderung verhindern. So geht das Zahlenmerken insgesamt bis 9-Zurück, in unserer mehrwöchigen Testphase sind wir aber über 4-Zurück nie hinweggekommen.

Das Zahlenmerken ist eine von acht diabolischen Gehirnjogging-Übungen; in anderen gilt es etwa, ein Hütchenspiel zu bewältigen, einen Text vorzulesen und sich während des Lesens unterstrichene Wörter einzuprägen oder ein Memory-Spiel mit möglichst wenigen Fehlern zu lösen. All das natürlich mit dynamischem Schwierigkeitsgrad. Dieses Training ist wirklich äußerst intensiv, verlangt es doch je fünf Minuten pure Konzentration. Zwischendurch erhält man immer wieder positive und motivierende Rückmeldungen von Dr. Kawashima, die auch tatsächlich nötig sind, um den Spieler bei Laune zu halten. Eine Ablenkung stellt der Polygonkopf während der Übungen glücklicherweise nicht dar.

Futter für die grauen Zellen

Eine Übung des diabolischen Gehirn-Joggings lässt sich pro Tag nur einmal absolvieren. Da kommt es gut, dass es diesmal auch andere Modi mit etwas weniger anspruchsvollen Übungen gibt. Das diabolische Zusatz-Training etwa umfasst entspanntere Übungen, die teils bereits aus den Vorgängern bekannt sind, etwa das simple Rechnen 20. Der Highlight dieses Modus ist gewiss ein Rechen-Minispiel in Form einer Mischung aus Beat-em-up und RPG, bei der man aus Zahlen bestehende Monster besiegt, indem man die einzelnen Zahlen addiert. Das verlangt auf Dauer natürlich eine gute Konzentrationsgabe.

Der Modus Gehirn-Jogging kommt noch etwas gemächlicher daher. Hier erwarten den Spieler etwa Kartenspiele zum Knobeln oder Minispiele wie Erobern, in dem man gegen Dr. Kawashima antritt und auf einem kleinen Spielfeld versucht, mehr Punkte als der Gehirnforscher einzuheimsen. Außerdem gibt es hier das bereits aus dem zweiten Teil bekannte Piano-Spiel, woran die Musikalischen unter euch sicher besondere Freude haben werden.

Test, Entspannung und Statistik

Darüber hinaus lässt sich in einem gnadenlosen Konzentrationstest ermitteln, wie lange man sich am Stück konzentrieren kann. Dieser Test ist so etwas wie das Äquivalent zum Alterstest aus den Vorgängern, der das geistige Alter der Spieler zu berechnen beanspruchte. Auch ein Entspannungs-Modus darf nicht fehlen; er umfasst drei Endlos-Minispiele, etwa die an „Dr. Mario“ erinnernde Bazillenjagd aus dem zweiten Teil.

Seine Fortschritte in den einzelnen Übungen und im Konzentrationstest kann man in Form von Diagrammen jederzeit nachverfolgen. Hin und wieder bekommt man darüber hinaus bei Spielstart von Dr. Kawashima etwas über das Gehirn und über die Software erklärt. Schade ist, dass ein Sudoku-Modus diesmal nicht mit an Bord ist.

Konzentrationsvermögen erfordert Durchhaltevermögen

Alles in allem stellt „Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging“ mit seinen unterschiedlichen Modi ein gut abgerundetes Paket dar, dessen Fokus aber eindeutig auf den diabolischen Konzentrationsübungen liegt. Hier geht es weniger um Highscores als um intensives und regelmäßiges Training, was den Spaßfaktor durchaus etwas trübt. Aber Nintendo hat alles gegeben, um den Spieler trotzdem bei Laune zu halten, vom sprechenden Kawashima über die vielen motivierenden Rückmeldungen bis hin zum Abwechslungsreichtum der Übungen. Das gelingt soweit zwar alles ganz gut, doch ob man das Training wirklich regelmäßig vornimmt, hängt letztlich nicht davon ab, ob man jeden Tag eine praktisch wertlose virtuelle Urkunde erhält, sondern vom eigenen Durchhaltevermögen.

Ob sich die Gedächtnisleistung durch regelmäßiges Training mit „Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging“ tatsächlich bessert, das können und wollen wir nicht beurteilen, zumal Nintendo selbst stets bloß von einem möglichen Effekt spricht. Tendenziell sind wir aber der Ansicht, dass diese Software eine effektivere Übung für das Gehirn darstellt als die beiden Teile für den DS. Langfristig jedenfalls werden sich die eigenen Ergebnisse in den Übungen sicherlich bessern, was ein großes Erfolgserlebnis darstellt.

Muckibude fürs Gehirn?

Leider merkt man dem Produkt an, dass es aus dem Jahr 2012 stammt. Weder hat Nintendo die Jahreszahl auf dem Titelbildschirm angepasst noch die im Spiel verwendete Grafik für den 3DS aktualisiert, die noch immer die Ur-Version des Handhelds von 2011 zeigt. Doch auch abseits dessen fühlt sich „Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging“ manchmal einfach wie ein Nintendo-Spiel aus der letzten Generation an. Unübersichtliche Menüs sowie zu ausführliche Tutorials, überdeutliche Erklärungen und ständige Zwischenbemerkungen sind Dinge, die Nintendo neuerdings eigentlich abgelegt hat. Irritiert hat uns auch die ständige Rede vom Trainieren, als sei das Gehirn ein Muskel, dessen Leistung sich durch regelmäßiges intensives Training zwangsläufig steigere. Das macht die ganze Sache zwar anschaulicher, ist fachlich aber sicher eine zu grobe und irreführende Verkürzung.

Was die Präsentation betrifft, so kommt diese grafisch und akustisch nicht ganz so minimalistisch wie in den früheren Spielen rund um Dr. Kawashima daher. Zudem wirkt alles abwechslungsreicher, zumal es diesmal auch viel mehr Übungen gibt, die teilweise sogar sehr umfangreich sind. Da man neue Übungen erst freischalten muss, hat man erst nach einigen Wochen alle Inhalte des Spiels gesehen. Abwechslung und Umfang können somit auf ganzer Linie überzeugen.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Dr. Kawashimas diabolisches Gehirn-Jogging: Können Sie konzentriert bleiben?“ geht in eine ganz andere Richtung als seine Vorgänger und bietet knallharte Gedächtnisübungen, die den Spieler stets an seine Grenzen bringen. Dabei gilt: Wer Dr. Kawashimas vorherigen Gehirn-Softwares schon nichts hat abgewinnen können, der sollte um die 3DS-Episode einen großen Bogen machen. Handwerklich ist das Spiel aber sehr gut gemacht und besticht vor allem durch Umfang und Abwechslung. Dass viele der Übungen schon aus den Vorgängern bekannt sind, mag man als Aufmerksamkeit für langjährige Spieler werten oder aber als Ideenlosigkeit der Entwickler.

Bisher gibt es drei Kommentare

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  • Avatar von Tiago
    Tiago 31.07.2017, 15:52
    Zitat Zitat von Starkirby Beitrag anzeigen
    Ich habe die Demo gespielt und das Spiel hat mein Gehirn gekillt. Diese 1-Zurück-Übung schaffe ich noch problemlos. Doch mit 3-Zurück war ich heillos überfordert, egal wie oft ich das probiert habe xD

    Die Menschen, die das können, haben meinen größten Respekt. Wenn es sie gibt.
    Ohne die Übung jetzt zu kennen, kann ich aus den alten Teilen durchaus bestätigen, dass sich schon sehr schnell ein Lerneffekt und eine Verbesserung einstellt.
  • Avatar von Starkirby
    Starkirby 31.07.2017, 15:20
    Ich habe die Demo gespielt und das Spiel hat mein Gehirn gekillt. Diese 1-Zurück-Übung schaffe ich noch problemlos. Doch mit 3-Zurück war ich heillos überfordert, egal wie oft ich das probiert habe xD

    Die Menschen, die das können, haben meinen größten Respekt. Wenn es sie gibt.
  • Avatar von TheMcMaster1999
    TheMcMaster1999 31.07.2017, 15:10
    Ich denke schon, dass ich mir das Game holen werde, ich mochte den Vorgänger echt sehr und es wird wieder Zeit mein Gehirn zu trainieren.