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Arcade Archives Mario Bros. (eShop)

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Inside Nintendo 209: Die zahllosen Gesichter eines Klassikers: Vier Jahrzehnte Mario Bros.

Vor 40 Jahren hatte Nintendo mit „Mario Bros.“ in den Arcade-Hallen viele Grundsteine für die späteren „Super Mario“-Spiele gelegt – Luigi, die grünen Röhren, die Koopas und das Sammeln von Münzen sind nur einige Beispiele. All diese Elemente folgten jedoch nicht einem im Vorfeld feststehenden Masterplan, sondern ergaben sich eher spontan im Laufe des Entwicklungsprozesses, und zwar ganz gemäß dem Leitsatz „Form vor Funktion“. Damit hatten wir uns ausführlich in „Inside Nintendo 208“ beschäftigt. Mit der Entwicklungs- und Wirkungsgeschichte ist aber noch nicht alles, was es zu „Mario Bros.“ zu erzählen gibt, gesagt. Denn was die meisten nicht wissen: In den letzten 40 Jahren ist der Klassiker so häufig portiert, von Grund auf neu entwickelt oder wiederveröffentlicht worden wie wohl kein anderes Nintendo-Spiel. Dabei gibt es auch die ein oder andere Überraschung. Also Vorhang auf für die Geschichte der „Mario Bros.“-Versionen und -Varianten!

In der Arcade-Halle kein wirklicher Erfolg

Beginnen wir zunächst mit der Frage, wie sich „Mario Bros.“ unmittelbar zur Zeit seiner Veröffentlichung geschlagen hat. Was heute als zeitloser Klassiker gilt, stieß in Arcade-Spielhallen seinerzeit auf eine eher verhaltene Resonanz. „Mario Bros.“ war zwar mit seinem simultanen Zweispielermodus deutlich besser als die meisten anderen damaligen Titel auf jene kompetitive Spielatmosphäre ausgelegt, welche die Spielhalle von Haus aus prägte. Dennoch sorgte das Spiel nicht ansatzweise für ein solches Aufsehen wie sein Vorläufer „Donkey Kong“. Vielleicht lag das daran, dass man der Platforming-Spiele inzwischen ein wenig überdrüssig geworden war. Natürlich fand „Mario Bros.“ zahlreiche Abnehmerschaft und wurde viel gespielt – doch dies lag in erster Linie daran, dass es ein neues Spiel war und dank des „Nintendo-Pak“-Formats für Betreiberinnen und Betreiber von Arcade-Hallen eine sehr günstige Investition darstellte.

Halbwegs genaue Verkaufszahlen waren lange Zeit nicht bekannt. 2010 tauchte im Internet aber ein internes Dokument des Arcade-Branchenriesen Atari auf, dem zufolge sich „Mario Bros.“ in Nordamerika bis November 1983 3800 Mal verkauft haben soll. Das ist zwar kein Vergleich zu den 60.000 abgesetzten Exemplaren von „Donkey Kong“. Allerdings dürften hier noch die „Nintendo-Pak“-Exemplare hinzukommen, mit denen sich Automaten älterer Nintendo-Titel in „Mario Bros.“ umwandeln ließen. Dennoch avancierte das Klempner-Abenteuer in seiner Urfassung keineswegs zu einem Massenphänomen, wobei der schnelllebige Arcade-Markt damals seine goldenen Jahre ohnehin bereits hinter sich gelassen hatte.

Wie Atari die Klempnerbrüder ins Wohnzimmer brachte

Wie manch anderer früher Nintendo-Arcade-Klassiker wurde auch „Mario Bros.“ auf mehrere damalige Spieleplattformen übertragen. Bei „Donkey Kong“ und „Donkey Kong Jr.“ waren die entsprechenden Rechte an Atari und Coleco gegangen, wobei jedoch längst nicht alles friedlich abgelaufen war: Als Coleco eine „Donkey Kong“-Portierung für den Heimcomputer Coleco Adam vorgestellt hatte, zeigte sich Atari so brüskiert, dass ein geplanter Deal zum Vertrieb von Nintendos Famicom in Nordamerika platzte. Dieser Vorfall ereignete sich Mitte 1983 – und damit genau zu jener Zeit, in der „Mario Bros.“ in die Arcade-Hallen kam.

Offenbar wollte Nintendo mit seinem neuen Titel ein ähnliches Lizenzierungs-Debakel vermeiden. Diesmal gingen die Rechte für Computer- wie auch für Konsolenportierungen ausschließlich an Atari. Am 15. Juni 1983 wurde diese exklusive Vereinbarung publik gemacht, und im Herbst 1983 erschien eine Umsetzung von „Mario Bros.“ für die Konsole Atari 2600; die Atari-5200-Fassung folgte etwas verspätet im Februar 1984. Die Atari-Konkurrenzkonsolen ColecoVision und Intellivision gingen hingegen leer aus. Somit wurde diesmal keine minderwertige Ware für die Plattformen der Konkurrenz produziert – wie es bei der von Coleco programmierten Atari-2600-Fassung von „Donkey Kong“ der Fall gewesen war.

Die Arcade-Version (oben links) im Vergleich mit einigen Umsetzungen: Atari 2600 und ZX Spectrum (oben); Commodore 64 und Atari 7800 (unten). Die teils drastischen Unterschiede zwischen den jeweiligen Plattformen sind deutlich ersichtlich.

Mit Verspätung auch auf dem Heimcomputer

Auch Portierungen von „Mario Bros.“ für Ataris 8-Bit-Heimcomputer waren vorgesehen, kamen allerdings aus unbekannten Gründen nie auf den Markt. Außerdem plante Atari Umsetzungen für IBM PC, Apple II und Commodore 64, die jedoch nie erschienen, obwohl sie fertig entwickelt waren und sogar inzwischen im Internet aufgetaucht sind. Wenige Jahre später erblickte „Mario Bros.“ dann doch noch auf einigen dieser Computer-Plattformen das Licht der Welt, wobei es sich um komplett neu entwickelte Umsetzungen handelte. Ocean Software brachte das Spiel 1987 in Europa für Amstrad CPC, ZX Spectrum und Commodore 64 heraus, und Atari selber veröffentlichte 1988 Portierungen für Atari 7800 und die Atari-8-Bit-Heimcomputer.

Man muss dabei berücksichtigen, dass die Konsolen und Heimcomputer der 1980er-Jahre den damaligen Arcade-Automaten in der Regel deutlich unterlegen waren und zudem untereinander erhebliche technische Unterschiede aufwiesen. Jede dieser „Mario Bros.“-Portierungen stellt also eine völlig eigenständige Entwicklung dar. Zudem unterscheiden sich die einzelnen Fassungen teils massiv hinsichtlich Grafik, Ton und Steuerung voneinander. Annähernd originalgetreue Umsetzungen von Arcade-Spielen waren damals nur sehr selten möglich.

Leicht gekürzt auf dem NES

Ungefähr zur gleichen Zeit wie „Mario Bros.“ brachte Nintendo in Japan auch seine erste große Heimkonsole auf den Markt, das Famicom. Es erschien am 15. Juli zusammen mit Portierungen der drei ursprünglich unter Shigeru Miyamotos Ägide entwickelten Arcade-Titel „Donkey Kong“, „Donkey Kong Jr.“ und „Popeye“. Eine Famicom-Umsetzung von „Mario Bros.“ folgte wenig später am 9. September. Gegenüber dem Arcade-Original mussten hier einige Einschnitte vorgenommen werden. Unter anderem wurden die kurzen Zwischensequenzen sowie die Icicle-Gegner gestrichen. Die Famicom-Umsetzung, die somit nicht ganz an die Arcade-Fassung heranreichte, erschien 1986 auch in Nordamerika und Europa für das Nintendo Entertainment System (NES).

Für Famicom/NES erschienen insgesamt drei verschiedene Umsetzungen von „Mario Bros.“ Links: Die erste Version von 1983, die gegenüber der Arcade-Version gekürzt ist. Mitte: Screenshot einer Werbeanzeige aus dem Japan-exklusiven „Kaettekita Mario Bros.“ Rechts: Die Europa-exklusive Fassung von 1993, die näher an die Arcade-Version angelehnt ist. Übrigens: Produktplatzierung in einem Nintendo-Spiel mag uns heute seltsam erscheinen, war damals aber nicht beispiellos. Etwas bekannter ist das Famicom-Spiel „All Night Nippon Super Mario Bros.“ von 1986, bei dem Gegner durch Moderatorinnen und Moderatoren einer bekannten japanischen Radiosendung ersetzt wurden.

Der Preis für die beste Portierung geht an …

Nun allerdings wird es etwas verwirrend, denn es gibt noch zwei weitere Nintendo-8-Bit-Portierungen von „Mario Bros.“ Exklusiv für das japanische Famicom Disk System wurde 1988 „Kaettekita Mario Bros.“ veröffentlicht, in dem die in der früheren Famicom-Portierung von 1983 gestrichenen Elemente wieder hinzugefügt wurden. Das ist jedoch nicht alles, denn Nintendo brachte die Version in Zusammenarbeit mit dem japanischen Lebensmittelunternehmen Nagatanien heraus. Entsprechend enthält „Kaettekita Mario Bros.“ Werbung für die Produkte des Unternehmens, aber auch einen Modus namens „Nagatanien World“, in dem sich Spielerinnen und Spieler für ein Gewinnspiel qualifizieren konnten.

Nach „Mario Bros.“ von 1983/1986 und „Kaettekita Mario Bros.“ von 1988 erschien noch eine dritte Umsetzung für Nintendos 8-Bit-Konsole, und zwar 1993, als das NES längst durch das Nachfolgegerät abgelöst worden war. Es handelt sich um eine Europa-exklusive Veröffentlichung innerhalb der Reihe „Classic Series“. Unter diesem Label brachte Nintendo insgesamt elf NES-Klassiker neu auf den Markt. „Mario Bros.“ ist der einzige davon, der im Zuge dieser Wiederveröffentlichung leicht überarbeitet worden ist. Die aus der früheren Version gestrichenen Elemente wurden wieder hinzugefügt, und dem nicht genug, wurde die Steuerung gründlich überarbeitet.

In der ursprünglichen Arcade-Version lässt sich, ebenso wie in „Donkey Kong“ und „Donkey Kong Jr.“, die Sprungrichtung während des Sprungs nicht ändern, weshalb sich die Titel heute sehr steif und schwerfällig spielen und schlecht gealtert anfühlen. In der NES-Fassung von 1993 erinnert die Sprungsteuerung hingegen eher an „Super Mario Bros.“, was dem Spielspaß stark zugute kommt. Diese späte und Europa-exklusive „Classic Series“-Fassung ist somit gegenüber der älteren NES-Umsetzung nicht unbedingt originalgetreuer, spielt sich aber erheblich besser. Einen Haken hat die Sache jedoch: Die zahlreichen Wiederveröffentlichungen des Klassikers aus den letzten Jahren, auf die wir später noch kurz eingehen werden, basieren allesamt auf der schlechteren alten Famicom-/NES-Fassung.

Nichts für unterwegs

Kennerinnen und Kenner der Nintendo-Geschichte mögen sich fragen, ob „Mario Bros.“ denn auch als Game & Watch erschienen ist. Immerhin hat Nintendo einige seiner Arcade-Spiele in Form der damals beliebten LCD-Taschenspiele auf den Markt gebracht. In der Tat gibt es auch ein Gerät mit dem Namen „Mario Bros.“; dies ist allerdings ein etwas ungewöhnlicher Fall: Wie schon in der vorherigen Reportage erwähnt, erschien diese Umsetzung einige Monate vor dem Arcade-Spiel – und stellt damit den wahren ersten Auftritt von Luigi dar – und unterscheidet sich inhaltlich stark davon.

Die Arcade-Version von „Mario Bros.“ ist hingegen nie in Game-&-Watch-Form erschienen. Das ist bemerkenswert, da das nur ein Jahr ältere „Donkey Kong Jr.“ gleich drei Game-&-Watch-Umsetzungen erhalten hat und das „Mario Bros.“-Gameplay gewiss auch für die technisch sehr limitierten LCD-Geräte hätte angepasst werden können. Es kann auch nicht daran gelegen haben, dass „Mario Bros.“ auf den Zweispielermodus ausgerichtet war, denn es gab auch Game-&-Watch-Geräte für zwei Spielende. Warum der Titel den Minimobilgeräten fern blieb, werden wir wohl nie erfahren.

Oben zwei Screenshots aus „Punch Ball Mario Bros.“; unten zwei Screenshots aus „Mario Bros. Special“. Beide Spiele überzeugen durchaus mit ihren eigenständigen Ideen. Leider ist es heute nahezu vollkommen unmöglich, beide Titel auf legalem Wege zu spielen.

Zwei sehr spezielle Umsetzungen

Bislang haben wir uns neben Nintendos hauseigenen Umsetzungen nur für Portierungen für westliche Plattformen beschäftigt. Doch auch japanische Heimcomputer sind nicht leer ausgegangen. Hudson Soft brachte 1984 „Mario Bros. Special“ und „Punch Ball Mario Bros.“ für eine ganze Reihe an japanischen Heimcomputern auf den Markt, darunter PC-8801 und Sharp X1. Wie schon die Titel dieser beiden Spiele andeuten, handelte es sich um mehr als reine Umsetzungen.

In „Punch Ball Mario Bros.“ erlaubte sich Entwickler Hudson einige Freiheiten, denn hier werfen die Spielfiguren Bälle, um die Gegner zu besiegen. „Mario Bros. Special“ geht sogar noch freier mit seiner Vorlage um und bietet – ähnlich wie das etwas bekanntere und für seine technischen Begrenzungen berüchtigte „Super Mario Bros. Special“ – zahlreiche neue Spielideen. Es gibt vier Level mit komplett unterschiedlichen Zielen. Mal müssen Schalter aktiviert, mal Elemente wie Trampoline, Fließbänder oder Aufzüge verwendet werden. Vom ursprünglichen Spielprinzip ist kaum noch etwas vorhanden – eine wahrhaft „spezielle“ Version also.

Neben „Mario Bros.“ und „Super Mario Bros.“ brachte Hudson Soft übrigens auch „Donkey Kong 3“, „Excitebike“ und „Ice Climber“ für japanische Heimcomputer heraus. Diese teils recht freien Adaptionen sind aus heutiger Sicht überaus kuriose Fußnoten in der Nintendo-Historie – und natürlich extrem rar.

Das erste Remake der Nintendo-Geschichte

Das erste vollwertige Remake von „Mario Bros.“ erschien bereits sehr früh: In „Super Mario Bros. 3“ ist der Klassiker in Form eines Minispiels für zwei Personen enthalten. Um es zu starten, muss auf der Weltkarte das Symbol der gerade inaktiven Spielfigur angewählt werden. Dann treten Mario und Luigi ganz wie in der Originalfassung gegeneinander an und kämpfen um eine der Karten, die man im Hauptspiel am Levelende erhält. Da „Mario Bros.“ für dieses Minispiel von Grund auf in der „Super Mario Bros. 3“-Engine neu entwickelt worden ist, weichen Grafik und Steuerung stark vom Original ab. Außerdem wurden hier die Shellcreeper durch Spikes ersetzt, die besser zum Ausdruck bringen, dass Mario bzw. Luigi diesen gegnerischen Kreaturen nicht auf den Rücken springen darf.

Das „Mario Bros.“-Minispiel ist in der Nintendo-Geschichte ein bemerkenswerter Fall. Es ist unseres Wissens das erste Mal, dass der für seine Traditionstreue bekannte Konzern einen älteren Spieleklassiker von Grund auf neu umgesetzt hat. Was das Team hinter „Super Mario Bros. 3“ wohl dazu bewogen hat? Womöglich war der antreibende Grund das Bestreben, einen simultanen Zweispielermodus zu entwickeln. Im Hauptspiel war dies aus technischen Gründen nicht möglich gewesen. Vielleicht entschloss man sich deswegen dazu, „Mario Bros.“ als Zweispieler-Klassiker schlechthin in Form eines Minispiels zurückkehren zu lassen. Da hier nämlich das ganze Spielgeschehen auf einem starren Bildschirmausschnitt stattfindet, war der simultane Zweispielermodus deutlich einfacher umsetzbar.

Übrigens: Über die Jahre hat Nintendo immer wieder versucht, einen vollwertigen simultanen Mehrspielermodus wie in „Mario Bros.“ in einem „Mario“-Hüpfer zu implementieren. Gelungen ist das erst 2009 in „New Super Mario Bros. Wii“! Die ganze Geschichte erfahrt ihr in „Inside Nintendo 81“.

„Mario Bros.“ als Bonus-Minispiel in „Super Mario Bros. 3“ – links in der Original-8-Bit-Version und in der Mitte in der 16-Bit-Version von „Super Mario All-Stars“. Rechts ein Screenshot aus der Version von „Mario Bros.“, die als Bonus bei den vier „Super Mario Advance“-Spielen für Game Boy Advance enthalten war.

16-Bit zum zehnten Geburtstag

Einige Jahre später ist in der SNES-Sammlung „Super Mario All-Stars“ (1993) zusammen mit „Super Mario Bros. 3“ auch das „Mario Bros.“-Minispiel in die 16-Bit-Ära übertragen worden. Dabei erfolgten einige Detailänderungen am Spiel; die gefährlichen Feuerbälle etwa wurden durch Buu-Huus ersetzt. Außerdem ist das Minispiel nun direkt vom „Super Mario Bros. 3“-Titelbildschirm aus anwählbar. Zusammen mit „Super Mario All-Stars“ ist diese „Mario Bros.“-Iteration bis heute mehrfach wiederveröffentlicht worden.

Was die meisten nicht wissen: Für den N64-Starttitel „Super Mario 64“ war während der Entwicklung ebenfalls ein auf „Mario Bros.“ basierendes Minispiel geplant. Hintergrund war der gescheiterte Versuch, einen vollwertigen Zweispielermodus mit Luigi als zweiter Spielfigur zu integrieren. So sollte wenigstens in einem separaten Minispiel eine kleinere Zweispieler-Erfahrung umgesetzt werden – die Situation erinnert an die oben geschilderte während der Entstehung von „Super Mario Bros. 3“. Doch auch dieses Minispiel wurde restlos verworfen; das fertige „Super Mario 64“ ist ein reines Einzelspieler-Erlebnis.

Erfolglos in 3D

Die nächste auf den Markt gekommene Variante des Klassikers dürfte kaum jemand mehr kennen, obwohl es sich diesmal sogar um eine eigenständige Veröffentlichung handelt. Die Rede ist von „Mario Clash“ von 1995, einem Spiel für den Virtual Boy, Nintendos gefloppte Mobilkonsole mit autostereoskopischem 3D-Effekt. Ursprünglich arbeiteten die Japaner unter dem Titel „Mario Bros. VB“ sogar an einem direkten Remake. Schlussendlich wurde das Gameplay aber deutlich umgekrempelt, damit der Tiefeneffekt besser zur Geltung kommt.

In diesem Einzelspieler-Titel muss Mario diverse Gegner mit Koopa-Panzern abwerfen und dabei zwischen den beiden Ebenen im Vorder- und Hintergrund wechseln. Sehr lange motiviert das Gameplay allerdings nicht. Wie alle Virtual-Boy-Spiele war „Mario Clash“ kaum erfolgreich und ist bis heute nie wiederveröffentlicht worden. Allerdings handelt es sich um die einzige der zahlreichen „Mario Bros.“-Varianten, an der dessen ursprünglicher Mitentwickler Gunpei Yokoi beteiligt war!

Links: In November 1994 stellte Nintendo auf der Shoshinkai-Messe „Mario Bros. VB“ für den Virtual Boy vor. Es ist direkt ersichtlich, dass es sich um ein direktes Remake des Originals handeln sollte. Stattdessen erschien aber 1995 „Mario Clash“, welches das Gameplay stark verändert.

Die modernste Umsetzung – und noch ein Kuriosum

Ein weiteres Mal als Bonus-Minispiel wurde „Mario Bros.“ Anfang der 2000er-Jahre auf dem Game Boy Advance neuaufgelegt. Es ist als Bonus in „Mario & Luigi: Superstar Saga“ sowie in den vier Teilen der Remake-Reihe „Super Mario Advance“ enthalten. In allen fünf Spielen handelt es sich um die gleiche behutsam modernisierte Version von „Mario Bros.“ Die einzelnen Ausgaben des Spiels sind untereinander im lokalen Mehrspielermodus kompatibel – und dieser unterstützt diesmal sogar bis zu vier Spielende! Die Steuerung wurde massiv überarbeitet, und ebenso Grafik und Ton: Es gibt nun ansehnliche Hintergründe sowie richtige Musik und kurze Sprachsamples der Figuren. Zweifelsohne ist es die modernste Fassung des Klassikers.

Einige der „Super Mario Advance“-Spiele und mit ihnen auch diese Form von „Mario Bros.“ sind in der Virtual Console wiederveröffentlicht worden sowie seit kurzem auch über Nintendo Switch Online zugänglich. Übrigens hat Nintendo die Tradition, „Mario Bros.“ als Bonus-Minispiel anzubieten, seitdem noch einmal aufleben lassen: In „Super Mario 3D World“ (Wii U, 2013) sowie in der erweiterten Switch-Umsetzung von 2021 ist „Luigi Bros.“ enthalten. In dieser Version des Klassikers steht anlässlich von dessen 30. Jubiläum einzig Luigi als Spielfigur zur Verfügung. Davon abgesehen basiert „Luigi Bros.“ exakt auf der ersten Famicom-/NES-Portierung.

Gute Zugänglichkeit – und doch ein Wermutstropfen

Besagte Famicom-/NES-Version von „Mario Bros.“ ist im Laufe der Jahre mehrfach wiederveröffentlicht worden. Das begann schon Ende der 1980er-Jahre mit Nintendos „PlayChoice-10“-Automaten – eine Art Jukebox mit beliebten NES-Spielen für die Arcade-Halle. 2004 ist dann „Famicom Mini: Mario Bros.“ auf dem Game Boy Advance erschienen. Während andere direkte NES-Portierungen auf den 32-Bit-Handheld, etwa von „Super Mario Bros.“, weltweit veröffentlicht wurden, blieb „Mario Bros.“ dem japanischen Markt vorbehalten. Dafür erhielt der amerikanische Markt zur gleichen Zeit und für die gleiche Konsole „Mario Bros.-e“ – eine Umsetzung für das eReader-Zubehör, das spezielle Karten einlesen kann. In dieser Portierung fehlt jedoch der Zweispielermodus. Auch in „Animal Crossing“ für den GameCube lässt sich der Klassiker freischalten; dazu wird aber eine extrem seltene und Nordamerika-exklusive eReader-Karte benötigt.

Diese Wiederveröffentlichungen sind nun wirklich teils sehr obskur. In der jüngeren Zeit ist die NES-Version von „Mario Bros.“ dagegen einem breiteren Publikum verfügbar gemacht worden. Das Spiel wurde im Rahmen von Nintendos Virtual-Console-Angebot für Wii, 3DS und Wii U wiederveröffentlicht. Darüber hinaus ist es als Teil der NES Classic Edition und über Nintendo Switch Online zugänglich. Wie schon gesagt, handelt es sich dabei stets um die erste Famicom-/NES-Portierung, die gegenüber der Arcade-Fassung leicht gekürzt ist und noch nicht die überarbeitete Sprungsteuerung der 1993er-Version umfasst. Es ist schade, dass Nintendo nicht auch die deutlich besser spielbare spätere, Europa-exklusive NES-Portierung anbietet.

Die NES-Fassung von „Mario Bros.“ ist heutzutage über Nintendo Switch Online sehr gut zugänglich. Arcade-Enthusiasten sollten aber auch einen Blick auf „Arcade Archives: Mario Bros.“ (Screenshots rechts) werfen.

Das Beste kommt zum Schluss

Auch in den Arcade-Hallen feierte „Mario Bros.“ eine Rückkehr: 2004 brachte Namco in Nordamerika einen Automaten heraus, der die Klassiker „Donkey Kong“, „Donkey Kong Jr.“ und „Mario Bros.“ umfasst. Doch glücklicherweise ist man für die originalgetreueste Version des Klassikers inzwischen nicht mehr auf die schwer zugänglichen Automaten angewiesen. Im September 2017 veröffentlichte Hamster Corporation „Mario Bros.“ innerhalb der „Arcade Archives“-Serie für Nintendo Switch. Wie bei den meisten anderen „Arcade Archives“-Titeln dürften die meisten Spielerinnen und Spieler die Meldung mit einem gleichgültigen Schulterzucken quittiert haben. Doch auch hier war es das erste Mal, dass Interessierte legal an die ursprüngliche Arcade-Fassung gelangen konnten, ohne auf dem umkämpften Retromarkt Originalgeräte aus den 1980er-Jahren auftreiben zu müssen!

Artwork der 1993 veröffentlichten „Classic Series“-Umsetzung für das NES.

Ausblick

Damit sind wir am Ende der langen Reise durch die Geschichte der „Mario Bros.“-Umsetzungen angelangt. Kein anderer Nintendo-Klassiker ist so oft und so vielfältig wiederveröffentlicht worden wie dieser – und passenderweise hat Nintendos Remake-Geschichte vermutlich ebenfalls mit diesem Spiel begonnen, genauer gesagt mit dem Minispiel in „Super Mario Bros. 3“. Doch noch etwas anderes dürfte deutlich geworden sein: Der Erhalt und das Zugänglichmachen historischer Videospiele ist ein drängendes Thema. Einige der obskureren Umsetzungen – man denke nur an „Mario Clash“ oder „Mario Bros. Special“ – sind für Interessierte nahezu kaum legal zugänglich; dass dies wenig überrascht, darf nicht darüber hinwegtäuschen, was für ein schlechtes Zeichen dies grundsätzlich für die Industrie ist. Doch auch im Wirrwarr der ganzen späteren Wiederveröffentlichungen ist es schwieriger, als es eigentlich sein dürfte, an die Originalversion des Klassikers zu gelangen. Und die Europa-exklusive NES-Umsetzung von 1993, die zwar nicht unbedingt originalgetreu ist, dafür aber eine überarbeitete Steuerung aufweist, ist bis heute nur als Originalmodul verfügbar. Es ist also paradox: Kein anderer Nintendo-Klassiker ist heute so gut zugänglich wie „Mario Bros.“ – und doch hätte ein so berühmter Meilenstein eine bessere Zugänglichkeit verdient!

Anhang: Offizielle Portierungen, Remakes, Wiederveröffentlichungen und Variationen von „Mario Bros.“

TitelKonsoleErscheinungsjahr
Mario Bros.
Arcade
1983
Mario Bros.
Famicom
1983
Mario Bros.
Atari 2600
1983
Mario Bros.
Atari 5200
1984
Mario Bros.
Atari 8-Bit
unveröffentlicht
Mario Bros.
IBM PC
unveröffentlicht
Mario Bros.
Apple II
unveröffentlicht
Mario Bros.
Commodore 64
unveröffentlicht
Mario Bros. Special
PC-8801, Sharp X1 u.a.
1984
Punch Ball Mario Bros.
PC-8801, Sharp X1 u.a.
1984
Mario Bros.
NES1986
PlayChoice-10Arcade1986
Mario Bros.
Amstrad CPC
1987
Mario Bros.
ZX Spectrum
1987
Mario Bros.
Commodore 64
1987
Mario Bros.
Atari 7800
1988
Mario Bros.
Atari 8-Bit
1988
Kaettekita Mario Bros.
Famicom Disk System
1988
Minispiel in Super Mario Bros. 3
NES1988
Minispiel in Super Mario All-Stars
SNES
1993
Minispiel in Super Mario All-Stars + Super Mario World
SNES
1994
Mario Bros. VB
Virtual Boy
unveröffentlicht
Mario Clash
Virtual Boy
1995
Bonusspiel in Animal Crossing
GameCube2001
Minispiel in Super Mario Advance
GBA2001
Minispiel in Super Mario Advance 2
GBA2001
Minispiel in Super Mario Advance 3
GBA2002
Minispiel in Super Mario Advance 4
GBA2003
Minispiel in Mario & Luigi: Superstar Saga
GBA2003
Famicom Mini: Mario Bros.
GBA2004
Mario Bros.-e
GBA2004
Donkey Kong/Donkey Kong Jr./Mario Bros.
Arcade2004
Mario Bros.
Wii Virtual Console
2006
Minispiel in Super Mario All-Stars
Wii2010
Minispiel in Super Mario Advance 3
3DS (Botschafter-Programm)
2011
Mario Bros.
3DS Virtual Console
2013
Mario Bros.
Wii U Virtual Console
2013
NES Remix
Wii U
2013
Luigi Bros. (in Super Mario 3D World)
Wii U
2013
Ultimate NES Remix
3DS2014
Minispiel in Super Mario Advance
Wii U Virtual Console
2014
Minispiel in Super Mario Advance 2
Wii U Virtual Console
2014
Minispiel in Super Mario Advance 3
Wii U Virtual Console
2014
Minispiel in Super Mario Advance 4
Wii U Virtual Console
2015
Mario Bros.
Nintendo Classic Mini NES
2016
Arcade Archives: Mario Bros.
Switch2017
Mario Bros.
Nintendo Switch Online
2018
Minispiel in Super Mario All-Stars
Nintendo Switch Online
2020
Luigi Bros. (in Super Mario 3D World + Bowser's Fury)
Switch2021
Minispiel in Mario & Luigi: Superstar Saga
Nintendo Switch Online
2023
Minispiel in Super Mario Advance
Nintendo Switch Online
2023
Minispiel in Super Mario Advance 2
Nintendo Switch Online
2023
Minispiel in Super Mario Advance 3
Nintendo Switch Online
2023
Minispiel in Super Mario Advance 4
Nintendo Switch Online
2023

Eine gute Übersicht über Portierungen, Wiederveröffentlichungen und Remakes von „Mario Bros.“ bietet das „Super Mario Wiki“, das bei der Erstellung des vorliegenden Artikels intensiv konsultiert wurde.

Weiterführende Links: Forum-Thread
Weitere Infos im Hub

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