Jeder kennt sie: Die großen Nintendo-Helden. Egal ob Mario, Link, Donkey Kong, Samus, Kirby, Fox und wie sie nicht alle heißen. Teils über Jahrzehnte hinweg haben uns diese Ikonen durch unsere Kindheit, Jugend und sogar das Erwachsenenalter begleitet. Was für andere Mickey Maus ist, das ist für uns Super Mario: Eben ein sogenannter Held der Kindheit, den wir in unseren Wohn- und Kinderzimmern hatten und teils noch haben. Doch gab es früher auch noch andere Protagonisten, die unsere Kindheit ein bisschen unbeschwerter machten, und ja, diese waren tatsächlich Teil der Nintendo-Welt!
Im Rahmen dieser Reihe möchte ich den ein oder anderen Leser an ältere, teils vergessene Spieleperlen erinnern und anderen diese Klassiker erstmals präsentieren bzw. näher bringen. In diesem zweitem Teil soll es um ein aus heutiger Sicht etwas obskures Rennspiel gehen, das leider den Anforderungen der heutigen Zeit nicht mehr gerecht wird.
„Stunt Race FX“ ist ein 3D-Rennspiel für das Super Nintendo, das von Nintendos EAD mit Hilfe von Argonaut Games entwickelt wurde und im Jahr 1994 erschien. Nintendo EAD mit ihrem Producer Shigeru Miyamoto und Argonaut waren ein Jahr zuvor auch für den Klassiker „Star Fox“ („Starwing“ in Europa) verantwortlich gewesen. Entsprechend nutzt auch „Stunt Race FX“ die Power des Super FX Chip, der es dem Super Nintendo durch eine Taktung von 21 Megahertz ermöglicht, beeindruckende Polygongrafiken zu erstellen. Zur Information, der reguläre Grafikchip des Super Nintendo war nur auf 3.58 MHz getaktet. In Japan erschien „Stunt Race FX“ übrigens unter dem Namen Wild Trax.
Nintendo überlegte, das Spiel in ein vollwertiges Franchise umzusetzen. Wegen fehlender spielerischer Qualität und aufgrund einen ungünstigen Release gegen Ende des Jahres 1994 in den USA und Europa ging das Spiel allerdings gegenüber der starken Konkurrenz aus dem eigenen Hause unter. „Donkey Kong Country“ und „Super Metroid“ gelten im Gegensatz zu „Stunt Race FX“ heutzutage als Klassiker des Super Nintendos. Trotzdem hat Nintendo die Marketingtrommel für das Spiel gerührt, es existiert sogar ein deutscher Werbespot:
Trotz des Misserfolgs entstand in der frühen Entwicklungsphase des Nintendo 64 ein Protoyp für einen Nachfolger von „Stunt Race FX“, der auf den Namen „Buggie Boogie“ hören sollte. In der virtuellen Welt existieren sogar Screenshots von eben diesem Nachfolger.
Weitere Informationen, frühe Screenshots und Konzeptbilder zu „Buggie Boogie“ gibt es auf Unseen64.
Kommen wir nach diesem kleinen Exkurs endlich zum eigentlichen „Stunt Race FX“. Im Gegensatz zu dem ebenfalls populären „Super Mario Kart“ ist „Stunt Race“ ein reines Rennspiel, das sich einige Elemente mit dem früher erschienenen „F-Zero“ teilt. So gibt es eine Energieleiste, die durch Berührung mit der Streckenbegrenzung nach und nach sinkt, und man kann Turboboosts einsetzen. Auch eine Drift-Mechanik, die durch Betätigen der L-und R-Taste genutzt wird und das Lenken in vielen engen Kurven vereinfacht, ist vorhanden – diese gibt's natürlich auch in „Super Mario Kart“.
Die Charaktere beziehungsweise Vehikel des Spiels lassen sich in verschiedene Klassen einteilen. Es gibt kleine und leichte Wagen, große und schwerfällige, aber auch ein Motorrad und einen Formel-1-Wagen. Diese fallen optisch aber besonders durch ihren comic-artigen Look inklusive Glubschaugen auf, die an frühere Rare-Titel erinnern. Dieser Look passt natürlich wie die Faust aufs Auge zu Nintendo. Das Spiel hatte also den durchaus gewohnten Big-N-Charme.
Im Gegensatz zu den genannten Rennspielen von Nintendo findet „SRFX“ allerdings nicht auf flachen und durch den Mode-7-Effekt bewegten Strecken statt; dank der Power des Super FX Chip war es den Entwicklern möglich, Hügel, Talfahrten und Huckelpisten zu erstellen. Angespornt vom Streckendesign, erfanden die Entwickler neben den gewöhnlichen Renn- und Zeitmodi den sogenannten Stunt-Trax-Modus. In diesem fährt man mit seinem gewählten Vehikel zwar immer noch durch Rundkurse, muss in diesen allerdings Sterne einsammeln und Ringe durchqueren.
Zur damaligen Zeit war „Stunt Race FX“ technisch durchaus beeindruckend. 3D-Rennspiele waren zu diesem Zeitpunkt noch etwas neues, ganz besonders auf Konsolen. Segas Pendant war übrigens „Virtua Racing“. Allerdings muss man dazu erwähnen, dass sich das Spiel trotz Super FX Chip nicht in einem vollständigen Bildschirm abspielte sondern in einer Art Fensterrahmen ablief. Genau wie „Starwing“ wirkt „Stunt Race FX“ nach heutigen Verhältnissen natürlich sehr spartanisch. Zu der verringerten Auflösung kamen obendrein auch noch krasse Framerate-Einbrüche hinzu, teilweise bedingt durch die PAL-Anpassung, doch die NTSC-Versionen sind auch nicht beeindruckend schnell. Ein Geschwindigkeitsgefühl, wie es „F-Zero“ zu Anfang der SNES-Lebenszeit verschafft hat, kommt nicht auf.
Dennoch haben die Entwickler einen Zweispieler Modus hinbekommen, der, wenn man das verwöhnte Auge zudrückt, heute mit einem Freund oder einer Freundin immer noch sehr sehr viel Spaß machen kann. Auch dieser funktioniert natürlich nur im Fenstermodus.
Ich lasse hier einmal ein YouTube-Video für das Gameplay und den Look des Spiels sprechen:
Heutzutage gilt „Stunt Race FX“ quasi als misslungener und teils vergessener Versuch eines stimmigen 3D-Racers. Man darf allerdings davon ausgehen, dass die EAD die Erfahrungen, die während der Entwicklung gemacht wurden, auf spätere Titel wie etwa „Mario Kart 64“ übertragen hat. – Aber wenn das Sequel abgebrochen wurde und das Spiel kein Erfolg war, wieso gilt es dann als teils vergessener Versuch? – In „Super Smash Bros. Brawl“ für die Wii gibt es zwei Sticker, die Fahrzeuge aus „Stunt Race FX“ zeigen, diese wurden allerdings unter „Wild Trax“ einsortiert. Aber auch in der in „SSBB“ geführten Chronik findet sich „Stunt Race FX“. Auch das Hauptthema des Spiels sollte sich ursprünglich im Soundtrack zu „Brawl“ wiederfinden, wurde aber aus unbekannten Gründen nicht Teil des finalen Spiels. Offenbar befindet sich dieses Stück allerdings noch im Code des Spiels. Im Folgenden findet ihr zum einen das Original als auch das „Brawl“-Arrangement.
Ich hoffe, dieser kleine Rückblick hat euch gefallen. Ich bin darauf gekommen, weil sich das Spiel schon seit einer halben Ewigkeit in meiner Sammlung befindet und ich es auch heute noch sehr gut finde. Im Multiplayer bockt es zwar nicht ganz so sehr wie „Mario Kart“, aber für einen Retroabend wird es immer und immer wieder ausgepackt.
Bisher gibt es sieben Kommentare
auch wenn es gameplaymäßig sicher in keine Hall of Fame aufgenommen wird bleibt es ein tolles Experiment und zeigt den tollen Nintendo Pionier Charme von damals
Es handelt sich daher nur um Fan-Remixes, die mit dieser Aktion clever promoted wurden.
Das letzte Stück des Artikels stimmt daher wahrscheinlich nicht.
Ich hab es immer noch bei mir das Game und hab es erst vor wenigen Jahren mal gespielt. Die Framerate waren damals natürlich nicht butterweiche 60fps, aber sobald man mal reingespielt hat ist es super.
Viele Elemente wurden später in FZero oder Mario Kart verwendet: wie z.b. eine Strecke, wo es von Land aus in einen unterwasserttunnel geht und am Ende wieder rauf. (https://www.youtube.com/watch?v=svhZ38H3NVo)
Und es gab damals schon wechselnde Wetterbedignungen auf manchen Strecken oder nen Sonnenuntergang wo es Nachts wurde...
Der Werbespot ist richtig genial. Und natürlich Super Mehtroit am Ende
Ach ja und die gute alte Werbung der 90er mit dem typischen Sprecher. Der war für mich der Inbegriff der TV-Werbesprecher.
„Super Meh-tro-id“