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Fire Emblem Warriors

Fire Emblem Warriors

Man könnte schon fast behaupten, der Spielemarkt werde von „Warriors“-Titeln überflutet. Dennoch bringt jeder Ableger etwas Eigenständiges mit, weshalb Fans immer wieder zugreifen. Besonders interessant wird das vor allem, wenn die Entwickler sich einer beliebten Marke bedienen, wie es schon bei „Dragon Quest“ oder „The Legend of Zelda“ der Fall war. Nun möchte man auch die Helden von „Fire Emblem“ in die großen Schlachten schicken, dabei jedoch das strategische Gameplay gleichzeitig nutzen, um einen noch vielfältigeren „Warriors“-Ableger zu erschaffen. Ist das den Machern aber auch gelungen, oder handelt es sich um eine aufgewärmte Partie? Wir haben es für euch herausgefunden. 

Klischees treffen aufeinander

Eigentlich ist es ein normaler Tag im Königreich Aytolis. Prinz Rowan und Prinzessin Lianna sind abenteuerlustig, aber auch noch zu kindisch, um eines Tages den Platz ihrer Mutter einzunehmen. Doch als plötzlich ein riesiges Portal am Himmel erscheint und sie auf der Flucht eine schwere Entscheidung treffen müssen, stehen sie plötzlich hilflos und ohne Plan da, wie sie die Welt retten sollen. Gut also, dass sie schnell auf Chrom, Lissa und deren Gruppe treffen, die ihnen nicht nur helfen, sondern auch selber Teil der Lösung sind. Das Ziel ist nämlich, legendäre Helden zu finden, die in Kombination mit einem wichtigen Artefakt, das die Geschwister von ihrer Mutter erhalten haben, eine unglaubliche Kraft freilassen können. 

Anfangs bietet die Geschichte eigentlich viel Potential. Leider sind die neuen Helden alle sehr blass und bieten wenig, um einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen. Später wird das auch nicht wirklich besser, da alle Ereignisse sehr vorhersehbar sind. Schön ist hingegen natürlich, Helden aus mehreren„Fire Emblem“-Spielen zu sehen, und das auch in richtigen Dialogen inklusive Partner-Gespräche. Das ist toller Fanservice, doch leider dient die Hauptgeschichte wirklich nur dazu, alle Helden zusammenzubringen. Besonders nervig sind sogar die Szenen, in denen alle die unbekannten Helden für Feinde halten. Das ist so ziemlich das langweiligste Klischee, das Videospiele zu häufig nutzen.

Fürs Auge und Fanherz

Aus dem Muster fallen dabei die Zwischensequenzen. Diese sind fantastisch geworden und beeindrucken optisch dank eines klaren Stils und liebevollen sowie actionreichen Animationen. Man kann sich gar nicht davon satt sehen, wie die Helden hier regelrecht lebendig werden. Da sieht man auch gerne über den dünnen Inhalt hinweg, denn so gut haben die Zwischensequenzen der „Fire Emblem“-Helden nie ausgesehen. 

Nicht mithalten können da die normalen Dialoge vor den Kapiteln. Diese geben wirklich nur den Inhalt mit Charakterbildern wieder, wie man es von Visual Novels kennt. Das sieht langweilig aus und wird dank der eher langatmigen Dialoge zu einer kleinen Tortur. Ganz so schlimm ist das zwar nicht, da man sie auch wegdrücken kann, dennoch hätten wir hier gerne in Sachen Inszenierung mehr gesehen, wie es schon die Zwischensequenzen vormachen.

Den Erwartungen entsprechend

Das Grundprinzip der „Warriors“-Titel bleibt unverändert. Man kämpft mit seinen Helden auf unterschiedlich großen Schlachtfeldern, versucht Basen einzunehmen und dabei tausende Soldaten der Feinde zu besiegen. Hinzu kommen Aufgaben, wie Verstärkungstruppen aufhalten, bestimmte Basen halten oder gar Zwischenbosse besiegen. Im Pausenmenü darf man einen schönen Überblick über das Geschehen behalten, und wer nur sinnlos kloppt ohne den Schlachtverlauf im Auge zu behalten, dürfte schneller untergehen als man merkt. 

Hier hat man sich sehr stark an „Hyrule Warriors“ orientiert, was das Missions-Design sowie den Aufbau der Schlachtfelder angeht. Alles ist sehr strukturiert, und stärkere Gegner können besonders schnell erledigt werden, wenn man eine Leiste leert, die einen Spezialangriff auslöst. Auch ansonsten gibt es einen Grund zum kämpfen, denn wenn man 1000 Gegner besiegt, erscheint Anna und schenkt den Spielern ein Andenken. Der Gameplay-Loop ist also bekannt und funktioniert eben auch so gut wie sonst. Trotzdem hat das Spiel einen entscheidenden Vorteil, und das ist die Marke. 

Das Feuer im Titel

An „Fire Emblem Warriors“ sind nicht nur die Helden besonders, sondern die neuen Systeme. Es ist nämlich nun glücklicherweise möglich, zwischen bis zu vier Helden jederzeit während der Schlacht zu wechseln. Dadurch erhält man wunderbare Abwechslung, und da man im Pausenmenü auch anderen Einheiten befehlen kann, Basen einzunehmen oder zu einer bestimmten Position zu laufen, sind lange Laufwege komplett eliminiert, solange man das System auch ausgiebig nutzt. Vor allem in den späteren Missionen sowie auf komplizierteren Schlachtfeldern genießt man diese Optionen und nutzt das auch ausgiebig. 

So schön dieses System aber auch ist, so kommt es mit einer weiteren Mechanik der „Fire Emblem“-Reihe einher, nämlich dem Waffen-Dreieck. Je nach Waffe ist man nämlich gegen bestimmte Einheiten stärker, andere hingegen werden umso gefährlicher. Es ist also notwendig, ein vielfältiges Team auf dem Feld zu haben und somit gegen jede Gefahr gewappnet zu sein. Auch fliegende oder reitende Helden kommen mit anderen Vor- sowie Nachteilen einher. Übersichtlich wird das dank entsprechenden Kennzeichnungen, sowohl auf der Karte als auch an den Gegnern selber, man braucht also als Neuling keine Angst zu haben, jemals falsch zu liegen. 

Ein frisches Dreieck

Diese neuen Systeme lassen das Spiel angenehm frisch wirken. Die taktische Komponente wird sinnvoll erweitert, das Waffen-Dreieck erfordert jedoch umdenken. Was macht man, wenn ein verbündeter im Nachteil steckt? Wie befehlt man den Truppen, einen Weg zu räumen, wenn dieser voller Feinde ist, die eine bestimmte Waffenart mit nur drei Schlägen vernichten kann? Das hört sich zwar jetzt maßgeblicher an als es eigentlich ist, trotzdem verändert das schlichtweg die Dynamik, und man kann nicht mehr einfach mit dem nächsten Helden kämpfen.

Wer zudem komplett auf die Hardcore-Schiene möchte, darf sogar einen neuen Modus auswählen, bei dem Helden nachdem sie besiegt wurden gar nicht mehr auf das Feld dürfen. Das hat uns allerdings wenig begeistert, denn es arbeitet entgegen der Kurzweiligkeit und eben auch Schnelligkeit der „Warriors“-Spiele. Wer sich hier allerdings Experte nennt und ein risikoreicheres Erlebnis haben möchte, darf sich gerne diesen großen Stein in den Weg legen. Da es nur eine zusätzliche Option ist, können alle anderen einfach darüber hinwegsehen. Ebenfalls sehr schön ist die Möglichkeit, Charaktere zu verbinden. Dadurch wird einer nämlich stärker und der andere hilft direkt, ohne permanent auf dem Schlachtfeld zu sein. Ist die Beziehung zwischen den Helden gut, lohnt sich so eine Kombination umso mehr.

Helden und Ritter

Obwohl die strategischen Systeme spielerisch wichtiger sind, werden Fans wohl eher danach schauen, ob auch die Charaktere gelungen sind. Tatsächlich erhält man hier einen bunten Mix, jedoch liegt der Fokus eher auf „Fire Emblem: Awakening“, „Fire Emblem: Fates“ sowie „Fire Emblem: Shadow Dragon“ liegt. Das ist einerseits schade, da man somit tatsächlich einige Spiele komplett außen vor lässt. Dafür können sich die vorhandenen durchaus sehen lassen und wurden allesamt fantastisch animiert. So gut haben die Helden noch nie ausgesehen, und man darf sich auf viele Konfrontationen freuen, wenn man denn auch über die Qualität der Dialoge hinwegsehen kann.

Was das Moveset angeht werden sich die Geister scheiden. Während „Hyrule Warriors“ hier die Charaktere perfekt eingefangen hat und auch verrücktere Angriffe zuließ, ist das in „Fire Emblem Warriors“ allgemein bodenständiger. Tatsächlich ähneln sich viele etwas zu sehr, wodurch man nicht die Abwechslung erhält, die sich einige gewünscht hätten. Trotzdem lassen sich alle Charaktere sehr gut steuern und landen mitunter auch spektakuläre Attacken. Etwas mehr Kreativität hätten wir uns trotzdem gewünscht.

Die Geschichte angeschnitten

Nach einigen Stunden wird man natürlich die Geschichte beenden, weshalb neben dem freien Spiel der Historische Modus in den Fokus gerät. Man kann sich diesen ungefähr als abgespeckte Version des Abenteuer-Modus aus „Hyrule Warriors“ vorstellen, nur dass man hier deutlich kleinere Szenarien hat, in denen Schlachten der verschiedenen Spiele dargestellt werden. Wer allerdings nichts von der Reihe weiß, wird herzlich wenig verstehen und demnach den wenigen Dialogen nichts abgewinnen können. Auch ansonsten handelt es sich hier nur um eine Auswahl verschiedener Missions-Typen, die mal mehr, mal weniger abwechslungsreich einher kommen. 

Trotzdem ist der Modus ein echtes Highlight. Das liegt an der Kurzweiligkeit, denn man steht keiner schier riesigen Aufgabe entgegen, sondern Karten mit durchaus vielen Missionen, die man jedoch bewältigen kann. Auch müssen keine Items gesammelt werden um voranzukommen, weshalb man sich ganz auf den Loot konzentrieren kann. Im Lager werden dann nämlich natürlich Charaktere verbessert und Waffen ausgetauscht. Mit einem Meister-Siegel kann man sogar in einer Klasse aufsteigen, was die Charaktere erheblich mächtiger macht. Alles in allem entsteht ein wunderbarer Gameplay-Loop, den einige zu monoton finden werden, wohingegen „Warriors“-Liebhaber gar nicht genug davon bekommen.

Mehr Spaß mit Freunden

Ein wichtiger Punkt von Nintendo Switch ist der Multiplayer, weshalb auch dieses Spiel nicht daran vorbeikommt. Tatsächlich überrascht dieser sowohl am TV als auch im Handheld-Modus mit einer guten Leistung. Das Geschehen lässt sich mit einem Joy-Con solide steuern, während der Bildschirm geteilt wird. Die Bildrate sinkt zwar an einigen Stellen stärker, doch alles in allem ist ein flüssiges Gameplay möglich, das zufriedenstellt. Jede Mission lässt sich somit mit einem Freund lokal genießen, und man fragt sich nur, wo die Online-Komponente geblieben ist.

Switch-Mania

Ein spannendes Thema ist die Technik. Optisch kann das Spiel nämlich trotz Problemen in der Kantenglättung durch einen tollen Artstil punkten, der besonders die Charaktere in einem guten Licht dastehen lässt, auch wenn die Umgebungen zu langweilig und beliebig wirken. Ganz anders sieht es aber mit der Bildrate aus, die im Handheld-Modus durchaus solide ist, und trotz einiger Ruckler lässt sich jede Schlacht gut spielen, wenn man auch die Einbrüche verschmerzen kann. Am TV sieht das Spiel dann nochmal etwas schöner aus, trotzdem bleibt hier die wackelige Bildrate vorhanden. Zwar sehen die Charaktere nochmal besser aus, in Sachen Kantenglättung ist aber noch viel zu wünschen übrig. Aufploppende Gegner hingegen kennt man von der Reihe, und hier ist das im Vergleich noch relativ akzeptabel.

Als besonderes Feature kann man allerdings eine Einstellung vornehmen, solange die Switch im Dock steckt. Dann darf man den Modus auf Bildrate stellen, was die Auflösung verringert. Tatsächlich sieht das Geschehen dann kantiger aus, die Modelle sind weniger detailliert und ganze Gegenermassen tauchen erst auf, wenn man schon von ihnen umzingelt wird. Dafür steigt aber die Bildrate auf satte 60 Bilder pro Sekunde, was ein unfassbar flüssiges Gameplay ermöglicht. Zwar sind optische Einbüßen klar ersichtlich, wir haben aber gerne so gespielt, denn das fördert im Endeffekt die Action, auch wenn so ein Spiel nicht unbedingt von präzisen Eingaben lebt. Es ist auf jeden Fall schön, dass die Option zum Wechsel geboten wird, denn so darf jeder selber seine Prioritäten aussuchen.

Eine tolle Atmosphäre

Natürlich ist die Musik auch ein wichtiger Bestandteil von „Fire Emblem“, und genau dort wurde gute Arbeit geleistet. Man darf sich auf Abmischungen vieler Lieder freuen, die nun nochmal rockiger wirken, jedoch das Geschehen zu jeder Zeit gut untermalen. Auch die englische Sprachausgabe überzeugt mit guten Sprechern, während die Texte natürlich auf Deutsch übersetzt wurden. In Sachen Setting bleibt nur zu kritisieren, dass die Schlachtfelder alle sehr ähnlich wirken und ohne große Akzente daherkommen. Das ist aber leider den Ortschaften der Reihe geschuldet, wobei etwas mehr Abwechslung schon schön gewesen wäre.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Fire Emblem Warriors“ ist ein wunderbares Spiel, das Fans beider Reihen ein Lächeln ins Gesicht zaubern wird. Nicht nur wurde das klassische „Warriors“-Gameplay aufpoliert, die Einflüsse von „Fire Emblem“ sind jederzeit zu spüren und machen den Titel spielerisch erheblich vielfältiger. Hinzu kommen fantastische Zwischensequenzen, an denen wir uns gar nicht satt sehen konnten und die die etwas schwache Geschichte retuschieren können. Zwar werden diejenigen, die mit den großen Schlachten nichts anfangen konnten, auch hiermit nicht überzeugt. Alle anderen erhalten aber einen sehr guten Mix, der auch nach zahlreichen Stunden noch unterhält.

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