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Dragon Quest Builders

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Dragon Quest Builders

Als „Dragon Quest Builders“ angekündigt wurde, waren selbst die Fans der JRPG-Reihe sprachlos. Schließlich konnte sich kaum einer vorstellen, dass der von „Minecraft“-inspirierte Titel in die Welt der Monster und Helden passt. Die große Überraschung kam dann jedoch mit der Veröffentlichung, denn das Spiel begeisterte sowohl die Presse als auch die Spieler. Nun steht die Veröffentlichung auf Nintendo Switch bevor, weshalb wir uns auf eine Reise begeben haben, um das Land Alefgard wiederaufzubauen. Ob die Portierung aber auch gelungen ist, erfahrt ihr im Test.

Das etwas andere „Dragon Quest 2“

Bereits die erste Szene dürfte Fans von „Dragon Quest“ begeistern. Diese stellt nämlich eine Schlüsselszene des ersten Serienteils dar, in der der Held entscheiden kann, sich mit dem Bösewicht zusammenzuschließen. „Dragon Quest Builders“ zeigt die Folgen des schlechten Endes, denn die Welt wird von Monstern eingenommen und die Menschheit verliert ihre Gabe, zu bauen. Das führt ebenfalls dazu, dass alle Städte vernichtet werden und sich die Überlebenden nicht zusammenschließen, sondern jeder nur an das eigene Wohl denkt.

In diese grausame Welt wird der Spieler hineingeworfen, der fortan den legendären Erbauer spielt. Dessen Vergangenheit bleibt ein Rätsel, er wird jedoch von einer göttlichen Stimme begleitet, die ihm den Auftrag erteilt, Dörfer aufzubauen und somit die Welt wieder zu einem friedlichen Ort zu machen. Dabei trifft er auf zahlreiche Charaktere und erfährt auch, was es mit seiner Vergangenheit auf sich hat. Die zahlreichen Quests bringen den Spieler sogar oft an Orte, die eigene Überraschungen beinhalten, wie eine Sekte oder ein Formwandler.

Überraschend charmante Handlung

Die Erwartung an eine spannende Geschichte sollte man herunterschrauben. Hier wird definitiv leichte Kost geboten, trotzdem dürfte sich für viele die Handlung als Überraschung herausstellen. Die Charaktere, denen man begegnet, sind liebevoll und verwickeln den Spieler zwar oft in unwichtige Dialoge, trotzdem hört man ihnen gerne zu. Besonders spannend sind die Quests, in denen man vor allem etwas über die Geschichte der Welt mitbekommt. Diese ist zwar in Menschen und Monster eingeteilt, doch schon früh erkennt man, dass nicht alle Monster dem Helden abgeneigt sind und einige sogar die Übermacht der eigenen Rasse als problematisch ansehen. Diese kleinen Abenteuer lassen die blockige Welt erstrahlen und zeigen, dass die Macher mehr als nur ein Aufbau-Spiel wollten. Auch der Humor kann manchmal zünden, auch wenn die meisten Witze nicht mehr als ein müdes Lächeln hervorbringen.

Spaß bereiten definitiv die Charaktere, die man für sein Dorf anwerben kann. Zwar kann es nervig sein, immer wieder zu hören, wie gefährlich es ist, das eigene Dorf auszubauen. Trotzdem unterhält man sich gerne mit den Stereotypen. Die Spannung des Spiels steigt hauptsächlich durch das große Geheimnis, das sich hinter dem Hauptcharakter verbirgt. Wieso er Träume hat, in denen andere Personen ihre Geschichten erzählen, wird erst später geklärt. Nichtsdestotrotz weiß jedes Kapitel, die Spieler mit einem liebevollen Twist an den Bildschirm zu fesseln, was man definitiv nicht von dem Spielkonzept erwarten würde. Die Geschichte mag vielleicht nichts Besonderes sein, funktioniert aber trotzdem sehr gut.

Blockabenteuer mit Ziel

Das Hautspiel wird in vier Kapitel unterteilt, die den Spieler jedes Mal vor die Herausforderung stellen, ein eigenes Dorf zu bauen. Natürlich haben die Ruinen, die man stets zu Beginn vorfindet, eigene Geschichten zu erzählen, weshalb man eigene Bastionen erbaut, um neue Bürger für sich zu gewinnen. Im Gegensatz zum Vorbild hat man jedoch stets eine Richtung, denn die Quests der Charaktere leiten den Spieler durch das Abenteuer. Mal müssen besondere Gebäude erstellt werden, manchmal wird das Crafting beansprucht und auch spezielle Wünsche haben die Bewohner. Die Belohnungen sind durchweg enttäuschend, wichtiger ist jedoch, dass man dabei oft neue Rezepte oder gar Portale erhält, um neue Inseln zu erforschen. Was wie Händchenhalten klingt, funktioniert sehr gut und somit hat jede Reise in die Weiten auch ein klares Ziel. Man erforscht die Weiten, sammelt Blöcke oder Items und findet im besten Fall dank Questmarker noch sein Ziel dabei. Diese Gameplay-Schleife macht dank zahlreicher Überraschungen und immer mehr Möglichkeiten, seine eigene Stadt zu erweitern, auch nach zahlreichen Stunden noch Spaß.

Obwohl man begrenzten Platz hat, ist es wichtig, viel zu erbauen, um den Rang der Stadt zu erhöhen. Recht früh wird dem Spieler deutlich gemacht, dass er kein Held ist, was sich auch auf das Spielsystem auswirkt. Im Gegensatz zur Hauptreihe kann der Erbauer nicht im Level steigen, dafür aber die eigene Stadt. Baut man mehr Räume, platziert wertvolle Gegenstände und verbessert das Baumaterial, steigt der Rang, was neue Quests und damit auch neue Möglichkeiten bringt. Irgendwann findet man lebendige Orte mit mehreren Stockwerken und Bürgern vor, die sogar eigene Arbeiten verrichten. Der Fortschritt ist stets spürbar, auch wenn man unfreiwillig häufig an den Punkt kommt, an dem man ganze Komplexe einreißen möchte, um diese neu zu gestalten.

Die weite, nicht zufällig generierte Welt

Befindet man sich nicht gerade im eigenen Paradies, darf man durch die bunten Umgebungen laufen und vor allem Blöcke abbauen. Die Macher haben hier einen tollen Stil gewählt, denn nur die Welt besteht aus Blöcken, nicht aber die Gegenstände wie Bäume oder Feinde. Diese kommen ganz nach „Dragon Quest“-Stil und versprühen damit einen wunderbaren Charme. Dennoch wird man viel abbauen, was anfangs noch etwas mühselig sein kann. Schon nach kurzer Zeit kann man jedoch mit einem Schlag gleich mehrere Bausteine abbauen, weshalb der Sammelwahn nicht zur Qual wird, sondern in kurzer Zeit große Erfolge einbringt. 

Besonders schön wird es aber erst, wenn man Verließe oder gar Burgen auffindet, die Schätze beherbergen. In normalen Rollenspielen würde man diese erforschen, Feinde besiegen und Truhen öffnen, um die Belohnungen zu erhalten. Das funktioniert bei „Dragon Quest Builders“ genauso, nur ist man zusätzlich damit beschäftigt, diese Orte abzubauen, um die wertvollen Steine, Lampen oder andere Schmuckstücke in der eigenen Stadt zu verbauen. Dadurch freut man sich noch mehr über Erfolge und wird ständig dazu angetrieben, in die Weiten zu laufen. Schade ist lediglich, dass die Welt einige leere Landschaften besitzt; der Abbau von Materialien wie Eisen oder Silber wird dadurch etwas nerviger, da diese meist zu weit verteilt sind, um alle in kurzer Zeit abzubauen.

Langweilige Kämpfe, tolle Bosse

Zwar bereiten das Bauen und Sammeln sowie das Erforschen wahnsinnig viel Freude. Leider ist es das Kampfsystem, das unausgereifter kaum sein könnte. Bis auf einen einfachen Schlag sowie eine Wirbelattacke gibt es nämlich keine Möglichkeit, die Monster zu besiegen, deshalb schlägt man auf sie ein und kann mangels Ausweichmechaniken nur um sie herumlaufen, um Attacken aus dem Weg zu gehen. Das fühlt sich überhaupt nicht dynamisch an und bei mehreren Feinden kann sogar die Übersicht darunter leiden. Die Wucht der Schläge fehlt, obwohl man mit der Zeit bessere Ausrüstungen schmieden kann. Auch die Action ist deshalb nicht unbedingt im Fokus. Bedenkt man aber, wie viel man eigentlich kämpfen muss, wird dies zum Stolperstein eines ansonsten fantastischen Spieles.

Die Vielfalt der Gegner ist hingegen lobenswert. Fans von „Dragon Quest“ werden diese zwar kennen, die Begegnungen in den Weiten ist dennoch immer schön und die Angriffsmuster ebenfalls abwechslungsreich. Zudem muss man die eigene Stadt vor Monstern verteidigen, was sich durch Abwehrvorrichtungen spaßiger gestaltet. Es gibt zudem Bosse, die den Spieler fordern und mehr Strategie verlangen. Leider ist deren Anzahl eher gering; mehr wäre definitiv wünschenswert gewesen. All das kann dennoch nicht verhindern, dass das Kampfsystem zu unausgegoren und langsam ist. Das Potential wird hoffentlich im Nachfolger besser ausgeschöpft.

Ein Spiel vom Feinsten

Wer bei anderen Blockspiel-Vertretern den Feinschliff vermisst, wird von „Dragon Quest Builders“ schlicht begeistert sein. Die Macher haben daran gedacht, viele kleine Systeme einzubringen, um den Ablauf möglichst angenehm zu gestalten. Allen voran entpuppt sich eine große Truhe als bester Freund. Einmal in der Stadt platziert, muss man gar nicht zu ihr gehen, um Gegenstände abzulagern oder mitzunehmen, sondern kann das von überall tun. Damit entfallen Situationen, in denen man wertvolle Gegenstände zurücklassen muss, nahezu komplett. Ebenfalls vorteilhaft ist, dass man alle Rezepte zum Bauen jederzeit abrufen kann. Selbst Gebäude lassen sich mithilfe von Vorlagen leichter erbauen, was den Einstieg erleichtert. All das sind mitunter große Systeme, die das Spiel zwar einfacher, dafür aber auch weniger frustrierend machen. In „Dragon Quest Builders“ geht es nicht um das Risiko der Reise, sondern den Spaß am Bauen und Erforschen. 

Kreativität mit kleiner Hürde

Wer sich nicht durch Story-Vorgaben einschränken lassen und frei bauen möchte, darf sich in „Terra incognita“ austoben. Hier stehen einem alle Rezepte, die man freigeschaltet hat, zur Verfügung, und man darf die beendeten Kapitel ebenfalls besuchen, um den gesamten Umfang zu nutzen. Kämpfe werden in diesem Modus nicht ausgetragen, wodurch man sich völlig auf die eigenen Bauwerke konzentrieren kann. Jedoch entfaltet sich der Modus erst, wenn man das gesamte Hauptspiel beendet hat, und einige Rezepte bleiben verschlossen, wenn man gewisse Herausforderungen nicht gemeistert hat. Nett ist allerdings, dass man in Terra incognita seine eigenen Kreationen hochladen oder sich sogar die von anderen Spielern anschauen kann. Wer nach dem Abenteuer noch nicht genug hat und verschmerzt, dass es keinen echten Multiplayer-Modus gibt, wird damit sicherlich noch Spaß finden.

Gute Portierung

Natürlich ist die Portierung auf Nintendo Switch immer ein Risikofaktor bei Spielen, die zuvor auf technisch stärkeren Konsolen erschienen sind. Jedoch zeigen die Macher, dass sie genau die richtigen Kompromisse eingehen können, um eine ebenbürtige Erfahrung abzuliefern. Das beginnt bei der Auflösung, die sowohl im TV- als auch Handheld-Modus bei 720p liegt. Dafür darf man sich in der Station über 60 Bilder in der Sekunde freuen. Zwar sinkt sie unterwegs auf eine Bildrate von 30, trotzdem lässt sich das Abenteuer wunderbar spielen und man wird keine Probleme mit Rucklern haben. Die gelegentlichen Slowdowns stören nie das Spiel selbst und fallen nur beim Drehen der Kamera negativ auf, da dabei die Ferne unschön dargestellt wird. Durch die Art des Spiels wird man also keinerlei Probleme mit der Technik haben. Punkten kann diese Version hingegen durch ihre Mobilität, da es sich als spaßig gestaltet, unterwegs kleinere Aufgaben zu erledigen. Gerade im Handheld-Modus überzeugt das Spiel insgesamt in ganzer Linie.

Das einzige Problem liegt in der Steuerung, die eine Eingewöhnungszeit verlangt. Vor allem das Platzieren der Blöcke mag erst fummelig wirken, ebenso wie die Nutzung der Schultertasten, durch die man hoch- und herunterbauen kann. Wieso man die Menüs nur über das Steuerkreuz bedienen kann, ist ebenso ein Rätsel. Das sind zwar alles Mechaniken, an die man sich gewöhnt, dennoch hätte es bei der Portierung ausgebessert werden können. Den Abschluss macht die Musik, die schöne Klänge abliefert, allerdings oftmals zu ruhig ist und die epischen Momente nicht passend untermalt.

Weiterführende Links: Forum-Thread

Fazit & Wertung

„Dragon Quest Builders“ ist auch auf Nintendo Switch ein voller Erfolg und sorgt für zahlreiche spaßige Stunden in der Blöcke-Welt. Nie war es schöner, sein eigenes Dorf zu erbauen und dabei eine Welt voller Geheimnisse zu erkunden. Ständig wird dem Spieler eine Motivation geboten, die Dörfer auszubauen, während man charmante Bewohner begrüßt und mehr über die Welt erfährt. Tatsächlich bereitet das so viel Spaß, dass man gerne auch nach dem Abschluss unzählige Stunden in „Terra incognita“ verbringt. Wer auch nur das geringste Interesse an „Dragon Quest Builders“ hat, darf sich auf fantastische Stunden in der Welt von Alefgard freuen.
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