Nachdem das Entwicklerteam mit „Super Mario World 2: Yoshi’s Island“ einen bahnbrechenden Erfolg auf dem Super Nintendo Entertainment System feiern konnte, wollte man verständlicherweise möglichst gut darauf aufbauen. Mit „Yoshi’s Story“, das zuerst tatsächlich „Yoshi’s Island 64“ heißen sollte, erschien im Mai 1998 in Europa der Nachfolger, der die Erfolgsstory fortsetzen sollte. Nun ist es kein Geheimnis, dass viele Spieler mit dem Nintendo-64-Titel damals nicht so recht warm wurden, vor allem im Vergleich mit dem übermächtigen Vorgänger. Es sollte knapp 17 Jahre dauern, bis wieder ein neues Spiel rund um Marios Gehilfen für eine Nintendo-Heimkonsole erschien, nämlich „Yoshi’s Woolly World“. Ob unser Lieblingsdinosaurier mit „Yoshi’s Story“ retrospektiv tatsächlich einiges schuldig blieb oder das Spiel nicht doch aus heutigen Gesichtspunkten eine missverstandene Videospielperle ist, verrät unser Review.
Trouble in Paradise
Die Geschichte rund um das Hüpfspiel ist, wenig überraschend, sehr spartanisch gehalten, aber erfüllt dafür auch ihren Zweck. Die kleinen Yoshis leben dank des Happybaums in Frieden und Harmonie auf ihrer Insel und können die schönen Seiten des Lebens in vollen Zügen genießen. Doch die Missgunst lauert hinter jeder Ecke: Angesichts der Niederlage, die Baby Bowser im Vorgängerspiel erlitt, verwandelt er die Insel in ein Pop-Up-Buch und stiehlt den wichtigen Happybaum. Sich seines Sieges sicher, wurden jedoch sechs Yoshi-Eier von den fiesen Machenschaften des Baby Bowser übersehen. Aus diesen sechs Eiern schlüpfen nun unsere Helden und an diesen liegt es jetzt, mit vereinten Kräften gegen das Böse ins Feld zu ziehen und den Happybaum zurückzuholen sowie Baby Bowser das Handwerk zu legen.
Das große Mampfen
„Yoshi’s Story“ ist im Grunde genommen ein traditionelles 2D-Jump'n'Run, wie sie zu SNES-Zeiten Gang und Gäbe waren. Wenig überraschend, war das Spiel doch Nintendos Versuch, in Zeiten der 3D-Dominanz wieder ein waschechtes 2D-Abenteuer zu zaubern, das die Fans begeistern sollte. Zu Beginn des Story-Modus wählt man einen von sechs verschiedenen Yoshis. Diese unterscheiden sich lediglich in ihrer Farbe und damit der Anzahl der Punkten und der Menge an Energie, die beim Verzehr entsprechender Früchte und Shy Guys erzielt und wiederhergestellt werden, ansonsten sind sie identisch. Hier hat man durchaus etwas Potenzial verschenkt und hätte vielleicht weniger, dafür aber unterschiedlichere Yoshis einbauen können, die sich beispielsweise in ihren Fähigkeiten unterscheiden. Durch insgesamt sechs Welten müssen sich die kleinen Dinosaurier kämpfen, dabei orientiert sich jede Welt an einer anderen Thematik. Es reicht aus, in jeder Welt ein Level zu schaffen, um bereits in die nächste Welt vorzustoßen. Dadurch kann man das Spiel theoretisch sehr schnell durchspielen, doch selbst, wenn man jeden Level spielt, ist das Spiel zu kurz gehalten, was uns deutlich missfiel. In den Gebieten selbst bewegt man sich, anders als in vielen anderen Genrekollegen, nicht nur zwingend von A nach B. Es gilt, eine bestimmte Anzahl an Obst zu finden und zu konsumieren; nebenbei baut man seinen Punktestand damit aus. Zu Beginn wird eine „Glücksfrucht“ bestimmt, die beim Verzehr Yoshis Gesundheit regeneriert und zusätzliche Punkte bringt.
Keine Herausforderung
Viele Spiele des Genres ziehen einen großen Teil des Reizes aus einem ansprecheden Schwierigkeitsgrad, der jederzeit fordernd, aber zu keinem Zeitpunkt unfair ist. Bei „Yoshi’s Story“ ist die Herausforderung quasi nicht vorhanden. Man merkt, in Kombination mit der optischen Gestaltung, dass das Spiel primär jüngere Zielgruppen im Fokus hat. Natürlich muss das Spiel kein „Donkey Kong Country: Tropical Freeze“ sein, aber hier hat uns die mangelnde spielerische Herausforderung das Spielerlebnis ganz schön vermiest. Dabei spielen wir mit der NTSC-Version noch die „schwierige“ Version, da das ursprüngliche Spiel in Japan nochmal eine Ecke einfacher war. Stellenweise bekommt man das Gefühl, dass Spiel spielt sich von selbst, denn die Hindernisse und Gegner neigen selten dazu, uns vor wirkliche Schwierigkeiten zu stellen. Im Trial-Modus kann man jedoch mit der Jagd nach Highscore zumindest etwas Herausforderung in das Spiel bringen. Dafür versucht der Titel, mit der Erforschung der Welt zu locken. Dementsprechend kann man gemütlich die verschiedenen Level nach Früchten und Geheimnissen erkunden, was tatsächlich zumindest ein wenig motiviert. An der Steuerung haben wir wenig auszusetzen, Yoshi hüpft und läuft im Grunde, wie er sollte und sorgt damit für ein flüssiges Spielerlebnis.
Technik
In der optischen Gestaltung kann man „Yoshi’s Story“, je nach Geschmack und persönlicher Präferenz, wenig bis viel vorwerfen. Durch das bunte, kindliche Aussehen und der Tatsache, dass es sich um ein 2D-Spiel mit vorberechneten Hintergründen handelt, konnte der Titel optisch gut altern, besonders im Vergleich mit den 3D-Spielen der Nintendo 64-Ära. Die Märchenbuch-Thematik kommt, dank kräftiger Farben, gut zur Geltung, auch, wenn es manchen vermutlich zu zuckersüß sein könnte. Natürlich sind viele Nintendo-Spiele eher bunt und kindgerecht gestaltet und das ist auch einer der vielen Pluspunkte in einer Videospielwelt, in der braun, grau und blutrot in vielen Spielen prädominant sind. Hier hat man es aber deutlich übertrieben und nicht den Spagat zwischen den Altersgruppen geschafft. Ein Spiel wie „Yoshi’s Woolly World“ ist dagegen ein gutes Beispiel, wie man ein Spiel wirklich für jedes Alter gestalten kann, ohne, dass man am Ende einen visuellen Zuckerschock erleidet. Verstärkt wird der Eindruck durch die musikalische Untermalung, der mittlerweile fast schon ein wenig berüchtigt ist. Knuddelige Töne und singende Yoshis dominieren die Tonpalette, ohne dabei wirklich allzu stark positiv im Gedächtnis zu bleiben. Uns persönlich war die audiovisuelle Gestaltung ein deutlicher Dorn im Auge, dafür kann man konstatieren, dass Nintendo heutzutage ein deutlich besseres Gespür für die kindliche Gestaltung mancher Spiele hat. Dafür erhielt mit „Yoshi’s Story“ erstmals auch Yoshi eine eigene Stimme. Der Sprecher, Kazumi Totaka, überzeugte hier bei außerordentlich und verleihte unserem Lieblingsdinosaurier zusätzlichen Charakter. Das charakteristische „Yoshi!“ sollte sich für viele Jahre in den Köpfen der Spielerschaft festsetzen.
Bisher gibt es elf Kommentare
Ist schon lange her als ich es zuletzt gespielt habe. Muss es nochmals angehen.
https://youtu.be/6yXRGYaOfeY
Damals habe ich das Spiel wirklich gerne gespielt aber aus heutiger Sicht stimmte ich zu, dass es schlicht nicht mehr zeitgemäß und vor allem eben zu eintönig, einfach und kurz ist. Als Kind war man vermutlich weniger kritisch